An die Mitglieder der KVB Aktuelle Lage bezüglich des Vorstands

KVB 80684 München
Vorstand
An die
Mitglieder der KVB
06.05.2015
Aktuelle Lage bezüglich des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem wir inzwischen mehrere besorgte Anrufe und E-Mails von Kolleginnen und Kollegen bezüglich der aktuellen Situation bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV) erhalten haben, möchten wir Sie in dieser Angelegenheit kurz und prägnant informieren. Die Vorgänge in Berlin rund um die Gründung von Parallelstrukturen im Abrechnungsgeschäft und die Einflussnahme in die Gesetzgebung sind hoch komplex und bedürfen dringend einer transparenten und umfassenden Aufklärung.
Im Kern geht es um die beiden folgenden Sachverhalte:
1) Der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Gassen, hatte sich kürzlich in
einem Schreiben gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer der Deutschen
Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, an den Bundesgesundheitsminister gewendet. In dem Brief hatten sie dafür geworben, den neuen Versorgungsbereich
der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) nicht nur wie vom Gesetzgeber geplant für schwere Verlaufsformen schwerer Erkrankungen, sondern
darüber hinaus für viele weitere schwere Erkrankungen, die sich auch ambulant
gut behandeln lassen, zu öffnen. Das Ergebnis davon wäre faktisch eine weitestgehende Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Behandlung der gesetzlich krankenversicherten Patienten. Finanziert würde dies auf Grund der Bereinigungsregelungen auch aus den Honoraren der niedergelassenen Fachärzte, die
an der ASV gar nicht teilnehmen können. Realistisch gesehen, würden wohl ma-
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zum Schreiben vom 06.05.2015
ximal 20 Prozent der niedergelassenen Fachärzte in Bayern die Teilnahmevoraussetzungen für die ASV erfüllen können. Die restlichen 80 Prozent der Fachärzte könnten sich zwar nicht direkt an der ASV beteiligen, hätten aber dennoch
deutlich spürbare Honorareinbußen zu verzeichnen.
2) Bis vor wenigen Tagen war Herr Dr. Gassen parallel zu seinem Amt als KBVVorstandsvorsitzender auch Vorsitzender des Spitzenverbandes Fachärzte
Deutschland e.V. (SpiFa). In dieser Eigenschaft war er - während seiner Vorstandstätigkeit bei der KBV - auch an der Gründung von Tochtergesellschaften
des SpiFa, wie der Sanakey Systems GmbH, beteiligt. Diese Tochtergesellschaften sollen das Abrechnungsgeschäft in der ASV übernehmen und damit in direkte
Konkurrenz zu den Kassenärztlichen Vereinigungen treten. Dabei bedient man
sich auch des Wissens und der Erfahrung eines leitenden Mitarbeiters der KBV,
der Mehrheitseigner und Gründer einer Firma, der ClinPath GmbH ist, die ihrerseits an der Sanakey Systems GmbH beteiligt ist. Eine von vielen offenen Fragen
lautet nun, ob dieser Mitarbeiter über eine entsprechende Nebentätigkeitsgenehmigung verfügt. Dies wäre - um es vorsichtig auszudrücken - doch eher unüblich, wenn es so offensichtlich um einen Konflikt mit den Interessen des eigentlichen Arbeitgebers geht.
Von Seiten des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns aus sind wir zutiefst befremdet von den Vorgängen, die sich derzeit in Berlin abspielen, und verlangen
eine lückenlose Aufklärung des Sachverhalts durch den Vorstand der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung.
Freundliche kollegiale Grüße
gez.
Dr. Krombholz
Dr. Schmelz
Dr. Enger
Vorsitzender des Vorstandes
1. stv. Vorsitzender des Vorstandes
2. stv. Vorsitzende des Vorstandes
Kassenärztliche Vereinigung Bayerns