Med- Regina Feldmann zur - Kassenärztliche Bundesvereinigung

Pressekonferenz
am 30. August 2016
Die Ergebnisse der
KBV-Versichertenbefragung 2016
Statement von Dipl.-Med. Regina Feldmann
Stellv. Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(Es gilt das gesprochene Wort.)
Kassenärztliche Bundesvereinigung
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Versichertenbefragung zeigt auch in diesem Jahr, dass viele Patienten sich auf
Modelle einlassen würden, in denen sie vor der Konsultation eines Facharztes immer
erst einen Hausarzt aufsuchen müssten. Selbst wenn damit keine finanziellen Vorteile verbunden wären, kann sich die Hälfte der Befragten eine solche Versorgungssteuerung vorstellen. Zwei Drittel würden sich darauf einlassen, wenn sie dafür spürbar ermäßigte Krankenkassenbeiträge erwarten könnten. Allerdings zeigen die Ergebnisse aus den Fokusgruppen auch, dass es bei diesem Thema einige Unsicherheiten und auch Missverständnisse gibt. So wurde zum Beispiel die Befürchtung geäußert, dass der Patient in einem solchen Modell von seinem Hausarzt nur noch zu
einem ganz bestimmten fachärztlichen Kollegen überwiesen werde. Davon kann natürlich nicht die Rede sein. Es ist also noch jede Menge Aufklärungsarbeit nötig.
Gleichwohl finde ich die Ergebnisse ermutigend, denn sie korrespondieren mit den
Vorschlägen aus dem Positionspapier KBV 2020, das die KBVVertreterversammlung beschlossen hat. Dort greifen wir eine bessere Koordinierung
der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen explizit auf.
Der Weg zu einer echten Versorgungssteuerung ist sicherlich noch weit und wir werden bei den institutionellen Partnern und bei der Politik noch viel Überzeugungsarbeit
leisten müssen. Die grundsätzliche Bereitschaft der Patienten für solche Modelle
zeigt mir aber, dass wir mit unserem Ansatz auf dem richtigen Weg sind.
Wie wichtig es ist, den ambulanten und stationären Sektor besser zu verzahnen,
zeigt das Nutzungsverhalten der Patienten hinsichtlich der Notaufnahme der Krankenhäuser. Es gibt die Tendenz, gerade am Wochenende eine Rund-um-Versorgung
im Krankenhaus in Anspruch zu nehmen. Viele dieser Fälle gehören aber in den
kassenärztlichen Bereitschaftsdienst und sollten die Notfallambulanzen nicht verstopfen, denn dort blockieren sie die echten Notfälle. Wir haben einige gute Erfahrungen
mit Portalpraxen oder anderen Instrumenten gemacht. Auch hier gilt, dass wir eine
sinnvolle Kooperation mit den Kliniken voranbringen müssen – in unser aller Interesse!
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Kassenärztliche Bundesvereinigung
Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Bemerkung zur Diskretion am Praxisempfang machen: Wenn knapp die Hälfte der Befragten den Schutz der persönlichen
Belange als nicht zureichend empfindet, dann muss uns das für die Praxisorganisation zu denken geben. Manchmal ist es schwierig, in einer vollen Praxis die optimale
Beratungssituation herzustellen, zumal sich der Empfang heute als zentraler Sammelpunkt einer Praxis etabliert hat. Ich selber habe in früheren Jahren noch eine andere räumliche Separierung von Praxisräumen erlebt. Wir sollten uns deshalb alle
stärker ins Bewusstsein rücken, dass Sensibilität im Umgang mit den Daten unserer
Patienten eine wichtige Größe ist, auf die wir besonders achten müssen.
Vielen Dank.
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