Offener Brief - Hartmannbund

Hartmannbund – Landesverband Sachsen
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An die
Vorstände und Vertreterversammlungen der
Kassenärztlichen Vereinigungen /
Vorstand und Vertreterversammlung der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Landesverband
Sachsen
Der Vorsitzende
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Unser Zeichen: sbe
Bedauernswerte Zustände herrschen innerhalb der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV) und ein entsetzlich trauriges Verständnis
von den Aufgaben und der Bedeutung einer ärztlichen Selbstverwaltung. Ein fundamentales Versagen vieler Mandatsträger hinsichtlich
ihres eigentlichen Auftrages, die Interessen der Ärzteschaft zu vertreten, zwingt uns, deutliche Worte zu sprechen.
Berlin, 13. Oktober 2015
Die Niedergelassenen sind seit langem entsetzt, brüskiert und zunehmend selber betroffen von dem unwürdigen Erscheinungsbild
der KBV, die eigentlich als Machtinstrument und Interessensvertreter der mehr als 150.000 Niedergelassenen fungieren sollte, als ein
ausgleichendes Instrument im oft von außen nicht einfach nachzuvollziehenden Interessenskonflikt der einzelnen Fachgruppenverbände.
Doch bei realer Betrachtung: Welche Tragödie bietet dieses Gremium sowohl im Plenum als auch im Vorstand. Ausgeräumt schienen
zunächst die diversen (offenbar) Schein- und Stellvertretergefechte
um Herrn Gassen. Wirkliche Altlasten kamen dafür zu Tage, die man
berechtigt den früheren KBV-Vorständen vorwerfen kann – nein, sogar muss und soll. Aber bitte, meine Damen und Herren, die Aufarbeitung erfolgt dilettantisch, peinlich und in unangemessener Weise
öffentlich. Denn es vergeht kaum eine Woche, in der nicht neue Querelen von unterschiedlichster Seite einer inzwischen schon fast müden Öffentlichkeit von den verschiedenen, intern zerstrittenen Lagern zugespielt werden. Und schlimmer noch, es scheint gar nicht
um die Aufarbeitung von Fehlern zu gehen, sondern offenbar um die
Sicherung persönlicher Macht und Pfründe.
Deutlich gesagt: Unwürdig ist dieses Erscheinungsbild einer KBVSpitze und vieler Mitglieder der Vertreterversammlung, die ihrem
Mandat keine Ehre erweisend, in einer Kakophonie und mit lautem
Gezänk eine zerstrittene Ärzteschaft allen in einer Art vorführen, die
wir so nicht mehr ertragen wollen.
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Wir fordern alle KV-Vertreterversammlungen auf, die nächsten Vertreterwahlen in den KVen und zur KBV zu nutzen und konsequent
diese Kollegen nicht mehr in die Gremien zu wählen bzw. von der
weiteren Zusammenarbeit mit ihnen abzusehen. Es gilt all denen,
die das Gesamterscheinungsbild der KBV nachhaltig stark beschädigen und damit jedem einzelnen Niedergelassenen schaden, die Rote
Karte zu zeigen und ihnen Amt oder Mandat zu entziehen. Ansonsten befürchten wir, dass bei diesem Zustand unserer Selbstverwaltung am Ende gar seitens der Politik das Einsetzen eines Staatskommissars als bessere Lösung konstatiert werden muss.
Wir müssen die Vertreter und damit Kollegen stärken, die frei von
eigenen Partikularinteressen, zukunftsgerichtet und ohne vordergründige Ambitionen nach Macht und Geld ihren eigentlichen Auftrag wahrnehmen wollen. Es gilt die wenigen KV-Chefs zu stärken,
die den Auftrag Ihrer KV-VV ernstnehmend versuchen, in der KBV ihre
Stimme an der richtigen Stelle zu erheben.
Wir brauchen starke und rational arbeitende KV Vertreterversammlungen, die in Abstimmung und enger Zusammenarbeit mit den KV Vorsitzenden, Positionen sachorientiert in der KBV vertreten und zur
Abstimmung bringen. Nur so kann die für alle notwendige Transparenz, Kontrolle und Handlungsfähigkeit in den Entscheidungsprozessen gewahrt werden. Ggf. muss an dieser Stelle auch über eine
entsprechende gesetzliche Stärkung der Vertreterversammlungen
gegenüber den Vorständen nachgedacht werden.
Mit Blick auf die Gesamtsituation mutet es jedenfalls fast seltsam
an, dass es nicht bereits zu einem Aufstand der niedergelassenen
Kolleginnen und Kollegen gekommen ist. Vielleicht braucht es da nur
noch einen, der dazu aufruft und die Truppen formt.
Mit Blick auf die bundesweiten KV-Wahlen im nächsten Jahr ist in
jedem Fall genau jetzt der richtige Zeitpunkt, das Bestehende auf
den Prüfstand zu bringen.
Wie steht es mit Ihnen, sind Sie dabei?
Dr. Thomas Lipp
Hartmannbund LV Vorsitzende Sachsen, Mitglied KV-VV Sachsen
Dr. Hanjo Pohle, Hartmannbund LV Vorsitzender Brandenburg, Mitglied KV-VV Brandenburg
Dipl.-Med. Bruno Jung, Hartmannbund LV Vorsitzender SachsenAnhalt
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