Stahlschrottpreise im September 2015 weiter auf Talfahrt

11.09.2015 Ausgabe 111 / 2015
Stahlschrottmarkt
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Stahlschrottpreise im September 2015 weiter auf Talfahrt
Das
Bundeswirtschaftsministerium
(BMWi)
glaubt, dass sich die Deutsche Wirtschaft in
einem soliden Aufschwung befindet. Die Industrieproduktion habe im Juli 2015 moderat zugenommen und sei auch in der Tendenz leicht aufwärts gerichtet. Auch im Eurogebiet habe sich
eine moderate konjunkturelle Erholung festgesetzt. Das Ministerium verweist allerdings auch
auf die Turbulenzen an den Rohstoff- und
Finanzmärkten, die sich dämpfend auf die Realwirtschaft auswirken könnten. Man rechne daher
im weiteren Verlauf kaum mit einer Beschleunigung des globalen Wirtschaftswachstums.
Deutlich unter Druck stehen dagegen unsere Abnehmer. China drückt erhebliche Stahlmengen in
den Weltmarkt. Mittlerweile produziert China mit
mehr als 800 Mio. t Rohstahl im Jahr soviel wie
der Rest der Welt. Da die chinesische Wirtschaft
Konjunkturschwächen zeigt, rechnet die Wirtschaftsvereinigung Stahl mit dortigen Überkapazitäten von rund 300 Mio. t. Das sei fast doppelt
so viel Rohstahl wie Europa im Jahr verbraucht.
In der Folge sei ein Preiskampf entstanden. Im
Januar 2014 habe der Preis für eine Tonne
Warmbreitbandstahl noch bei rund 450 €/t
gelegen – im August 2015 sei er dagegen auf
370 €/t gefallen.
Redaktion:
Dr. Rainer Cosson
Ulrich Leuning
Detlef Cohrs
Beate Kölling
Daniela Entzian
Cord C. Schulz
Redaktionsassistenz:
Martina Raub
Nicole Adolphs
Karin Ha
Herausgeber:
BDSV Bundesvereinigung Deutscher
Stahlrecycling- und
Entsorgungsunternehmen e. V.
Berliner Allee 57
40212 Düsseldorf
www.bdsv.org
Diese Situation – aber auch die extrem niedrigen
Preise für Kokskohle und Eisenerz – machen der
Schrottwirtschaft erheblich zu schaffen. Der
Markt zwingt die Stahlhersteller zu verstärktem
Einsatz der günstigsten Rohstoffe – und der
Schrott gehört nicht mehr dazu. So hilft es wenig,
wenn die Rohstahlerzeugung im August 2015 um
11 % (3,4 Mio. t) im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen ist, und auch die bisherige
Jahresproduktion mit 29,2 Mio. t schon 0,5 %
über dem Vergleichszeitraum liegt. Die für den
Schrottbedarf wichtige Elektrostahlproduktion ist
im August um 10 % und von Januar bis August
um 4,5 % gefallen. Auch beim Schrottexport gibt
es kaum Bewegung. Zwangsläufig sind beim
Schrott weitere Preisrückgänge zu verzeichnen –
im Schnitt zwischen 10 und 20 €/t. Der
Preisverfall gilt insbesondere auch für Stahlspäne.
Die Regionen im Einzelnen:
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß
§ 6 MDStV:
Dr. Rainer Cosson
•
Im Westen ist ein Großverbraucher nicht
im Markt – ein anderer hat nur wenig
Bedarf. Die Preise wurden zwischen 10
und 20 €/t reduziert.
•
Im Norden ist der Bedarf ebenfalls überschaubar. Die Preise wurden um bis zu 15 €/t
zurückgenommen.
•
Die ostdeutschen Werke haben den Preis
zwischen 5 und 17 €/t gesenkt. Ein Werk hat
einen deutlich niedriegeren Bedarf – sonst ist
die Nachfrage normal.
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Im Süden wurden die Preise um bis zu 10 €/t
gesenkt. Der Bedarf ist normal. Im SüdWesten wurden die Preise zwischen 10 und
15 €/t reduziert. Der Bedarf ist gering – der
Zulauf nimmt weiter ab. An der Saar lagen die
Preisanpassungen zwischen -5 und -10 €/t, je
nach Sorte und Qualität. Der Bedarf ist noch
ordentlich – eine gewisse Verunsicherung
wird aber erkennbar.
•
Auf den europäischen Nachbarmärkten gibt
es ebenfalls weitere Preisrückgänge. Die
Niederlande und Belgien haben Preisreduzierungen zwischen 10 und 20 €/t je nach
Sorte und Qualität vorgenommen. Der Bedarf
ist überschaubar. In Frankreich lagen die Abschläge bei bis zu 15 €/t und in Luxemburg
zwischen 10 und 15 €/t. Der Bedarf ist auch
hier überschaubar. Österreich hat die Preise
für Altschrott im Inland um 10 €/t gesenkt.
Neu- schrotte und Importschrotte blieben
unver- ändert. Der Bedarf ist normal. Die
Schweiz hat die Inlandspreise bei normalem
Bedarf nicht geändert. In Italien zeichnet sich
ein Preis- minus von 10 bis 15 €/t ab. Zum
Teil
gibt
es
zeitweise
Produktionseinstellungen. Polen hat den
Preis um 8 €/t für Schrottsorten und für
Vormaterial im Inland um 14 €/t gesenkt. In
Tschechien ist der Trend ähnlich. Spanien ist
ferienbedingt überwiegend nicht im Markt. Die
Türkei zeigt auf dem EU-Festland kaum
Bewegung. Seit Jahresanfang sind die Preise
um ca. 100 USD gefallen. Schrott wird zum
Teil im UK ein-gedeckt – zu sehr niedrigen
Preisen. Hier spielen auch Knüppel aus
China eine starke Rolle.
•
Der Gießereimarkt folgt derzeit aufgrund von
Vereinbarungen häufig der Preisentwicklung
beim Stahlschrott.
11.09.2015
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