Trends und zukünftige Entwicklung der Freiwilligenarbeit

Schweizerisches Netzwerk freiwillig.engagiert: Fachtagung 2015. Hauptsache Suchen
und Finden, 2. November 2015, Hotel Arte, Olten
Trends und zukünftige
Entwicklung der
Freiwilligenarbeit
Prof. Dr. Markus Freitag
Universität Bern
Institut für Politikwissenschaft
[email protected]
*Begriff und Form der
Freiwilligkeit
>  Freiwilliges Engagement
—  als freiwilliges Engagement wird allgemein jede unbezahlte
Aktivität verstanden, bei der Zeit (oder Geld) aufgewendet wird,
um einer ausserhalb des eigenen Haushaltes lebenden Person,
einer Gruppe oder einer Organisation zu nutzen
—  drei Abgrenzungen:
– 
– 
– 
unbezahlte Aktivität (im Gegensatz zur Erwerbsarbeit)
für Personen ausserhalb des eigenen Haushaltes (im Gegensatz
zur Hausarbeit)
bewusste produktive Leistung (im Gegensatz zu reinen
Vereinsaktivitäten oder reaktiven Leistungen)
2
*Begriff und Form der
Freiwilligkeit
3
*Relevanz der Freiwilligkeit
5.5%
700‘619‘896 Stunden
4
*Freiwilligkeit 2015
> 
Profil des typisch freiwillig Tätigen:
—  Zwischen 40 und 64, Deutschschweizer(in), gebildet und sozial
eingebunden, gehört der protestantischen Konfession an und
lebt eher auf dem Land
—  Motivation als Mix aus Beweggründen des Altruismus und
individueller Selbstverwirklichung
—  90 Prozent des formellen Engagements lokal ausgerichtet,
wenig Hinweise auf Voluntourismus
5
*Freiwilligkeit im Vergleich
6
Freiwilligkeit im Vergleich
7
*Warum? Sechs mögliche Erklärungen
> 
Veränderung traditioneller Familienrollen
—  Frauen mit steigender Bildungsnachfrage und Erwerbstätigkeit
fallen als frühere Garanten freiwilliger Tätigkeiten zunehmend
weg
—  Männer mit stärkerem Engagement in der Haus- und
Erziehungsarbeit
> 
Veränderung der soziostrukturellen Zusammensetzung der
Bevölkerung
—  Zunehmender Anteil von Immigranten
—  Kriterium Nationalität: Immigranten sind weniger in Vereine
eingebunden als Schweizer
8
Warum? Sechs mögliche Erklärungen
> 
Zeitgeist
—  Individualisierung, Ungebundenheit und Flexibilität statt
Gemeinwohl, Verpflichtung und Regelmässigkeit
—  Zivilgesellschaftliche Risse vor allem überall dort, wo das
spassige Miteinander pro-soziale Verpflichtungen und
gemeinwohlorientierte Verbindlichkeiten einfordert
> 
Technologische Entwicklungen
—  technologische Transformation der Freizeit (elektronisch
vermittelte Vielfalt vermag individuelle Präferenzen besser zu
befriedigen)
—  Facebook-Account statt Vereinsbeitritt
—  Wegfall lokaler Begegnungsstätten (Einkaufsladen, Schalter
etc.)
9
Warum? Sechs mögliche Erklärungen
> 
Globalisierung
—  Verlust von Raum und Zeit steigert Ansprüche an Individuum
—  Erhöhte Abrufbarkeit und Konkurrenz im Beruf
—  Verlust lokaler Identität im internationalen Umfeld und damit
auch am Anspruch lokalen Engagements
> 
Staatliche Aktivität und Wohlstand
—  «wenn aufgrund von Wohlstand, staatlicher Unterstützung oder
irgendeines anderen Faktors Personen weniger aufeinander
angewiesen sind, wird weniger soziales Kapital
geschaffen» (Coleman 1991, 417)
10
*Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit? Online Freiwilligkeit
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
> 
Freiwilligkeit im
Internet
—  rund 25% online
(aber auch
realweltlich
freiwillig)
—  rund 3% (nur
online freiwillig
tätig)
11
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit? Online Freiwilligkeit
> 
Profil der ausschliesslich Online-Freiwilligen
—  Junge Männer (15-34) mit obligatorischer Schulausbildung,
konfessionslos und in Agglomerationen zuhause
> 
Profil der ausschliesslich realweltlich-Freiwilligen
—  Frauen mittleren bis hohen Alters, abgeschlossene
Sekundarstufe, konfessionell gebunden und eher in ländlicher
Umgebung zuhause
12
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit? Online Freiwilligkeit
Wahl und Abstimmungsteilnahme als Bürgerpflicht
13
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit?
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Freiwilligkeit von Migranten
14
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit?
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Freiwilligkeit von Migranten
15
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit?
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Freiwilligkeit von Migranten
16
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit?
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Freiwilligkeit von jungen Menschen
17
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit?
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Freiwilligkeit von jungen Menschen
formell
informell
18
Was nun? Was tun? Wie weiter mit
der Freiwilligkeit?
Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016
Freiwilligkeit von jungen Menschen
19
*Schluss
> 
Wie steht es um die Freiwilligenarbeit in der Schweiz?
—  Schweiz gehört im europäischen Vergleich zu den Ländern mit
den höchsten Freiwilligenraten
—  diese Position wackelt in Zukunft vielleicht, da es Signale und
Hinweise einer schrumpfenden Zivilgesellschaft gibt
Ø  Diskussion um die Zukunft der Freiwilligkeit unumgänglich
ausschliesslich online Freiwillige spezifische Gruppe
Ø  Ausländer und Eingebürgerte wie auch junge Menschen
anspruchsvoller und fordernder, was die ihr Engagement angeht
Ø  Egotaktische Freiwilligkeit als Modell der Zukunft?
Ø 
20
Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
21