ICH BIN, WEIL WIR SIND. WIR SIND, WEIL ICH BIN.

ICH
BIN
BIN, WEIL WIR SIN
SIND, WEIL ICH B
WIR SIN
ICH BIN, WEIL WIR SIND.
WIR SIND, WEIL ICH BIN.
EHRENAMT UND FREIWILLIGKEIT IN DEN KULTUREN DER WELT
BEREND HARTNAGEL (Hg.)
GLOBAL PARTNERSHIP e.V.
5
Vorwort
Berend Hartnagel
6
Die Kümmerer
Heribert Prantl
8
Fotogeschichte Deutschland
Iris Klöpper
14
Frauen helfen Frauen
Luise Metzler
18
Fotogeschichte Israel
Varda Polak Sahm
24
Erste Hilfe für die Seele
Misha Leuschen
26
Zivilcourage ehrenamtlich
Tom Waurig
30
Ohne Freiwillige geht nichts
Benjamin Kumpf
34
Jugend für fairen Handel
Xenia Ivanova/ und Maria Jacob
38
Erdbeben in El Salvador
Moritz Hartnagel
42
Fotogeschichte Brasilien1
Octavio Cardoso
48
Solidarität wird gefeiert
Luz Marina Gutierrez
52
Massen-Minga an Schulen
Gustavo Sarmiento
56
Fotogeschichte Südafrika
Peter McKenzie
62
Mit HIV leben
Ärzte ohne Grenzen
64
Ehrenamt in Afrika und Europa
Fidele Mutwarasibo
74
Michaela May in Indien
Brigitte Schmitz
76
Fotogeschichte Indien
Pablo Bartholomew
82
Mit den Augen der anderen
Hanning Voigt
84
Fotogeschichte Brasilien2
Andre Luppi und Gui Guimaraens
92
Ehrenamtliche bewahren Kulturgüter Kathi Petras und Ursula Wöst
100 Zur Belohnung unbezahlt
Ralf Grötker
106 Schlusswort
107 Impressum
108 Autorenverzeichnis
Anhang
EKD Kundgebung Synode 2009
I
N
H
A
L
Charta des Ehrenamtes
3
Blicke auf die Ausstellung „Von Mensch zu
Mensch - volunteers for man´s dignity“ in der
Themenhalle Globalisierung, Deutscher Evangelischer Kirchentag 2005
Diese Ausstellung war ein Programmbeitrag
des Vereins Global Partnership Hannover e.V.
Kuratorin war die Hannoveraner Fotografin
Iris Klöpper:
„Ich habe FotografINNen aus verschiedenen
Kulturen der Welt gebeten, mit mir gemeinsam
dieses Thema künstlerisch zu interpretieren.
Im Fokus stehen die Menschen, die ihre
Arbeitskraft für ihre Mitmenschen einsetzen,
Werte schaffen, ohne Materielles zu erwarten.“
VORWORT
BEREND HARTNAGEL
Die Europäische Union hat recht daran getan, mit der Ausrufung des Jahres 2011 zum ‚European Year of Volunteering‘ das Thema Ehrenamt und Freiwilligenarbeit in den
Vordergrund öffentlicher Diskussion zu rücken. Zweifellos
ist das Interesse an ehrenamtlichen Aufgaben in den letzten Jahren in erfreulichem Umfang gewachsen. Insbesondere junge Menschen entdecken für sich den „Gewinn“,
den sie für sich und andere aus einem „bürgerschaftlichen
Engagement“ mit in das weitere Leben nehmen. Beides
ist guter Anlass für die Herausgabe des vorliegenden Buches, dessen Entstehungsgeschichte schon ein paar Jahre
zurückliegt. Das Buch möchte nicht nur einen Beitrag zur
Diskussion über ehrenamtliches Engagement leisten, sondern insbesondere den Blick über Europa hinaus richten
und Beispiele für engagierte Freiwilligenarbeit in ganz
unterschiedlichen Kulturen der Welt aufzeigen.
Die ursprüngliche Idee zu diesem Buch entstand im
Frühsommer 2005 als in Hannover der 30. Deutsche Evangelische Kirchentag stattfand -fünf Jahre nach dem Ende
der Weltausstellung. Die damalige Landesbischöfin Margot Käßmann hatte den Wunsch, auch eine internationale
Themenhalle mit in das Programm aufzunehmen. Damit
verband sie die große Hoffnung, es möge in Hannover
erneut ein Treffen nicht nur von Christen und anderen
Religionen aus Deutschland werden, sondern auch die Begegnung vieler Kulturen aus den unterschiedlichen Regionen der Welt.
Der Verein Global Partnership Hannover e.V. griff diese
Idee gerne auf. Unter dem Titel „Pfad der Visionen“ realisierte der Verein ein Ausstellungsprogramm mit Partnerprojekten der nachhaltigen Entwicklung aus verschiedenen Ländern der Welt. In Ergänzung zu dieser Ausstellung
lud die Hannoveraner Fotografin Iris Klöpper fünf KollegINNen aus unterschiedlichen Kulturen ein, die das Thema
Ehrenamt und Freiwilligkeit aus ihren Kontexten heraus
photographisch interpretierten. Daraus entstand „Von
Mensch zu Mensch –volunteers for man´s dignity“. Beide
Beiträge sollten zeigen, dass eine gerechte Gestaltung der
Globalisierung beides erfordert: Visionäre Projekte nach
dem Motto –„machen wir das Unmögliche möglich“- und
eine herausragende Rolle der Zivilgesellschaft. Und dabei
sind Ehrenamt und Freiwilligkeit ein unerlässliches Instrumentarium.
Margot Käßmann sagt zu Recht, dass es keine Rolle spielt,
ob man das Engagement Ehrenamt nennen möchte oder
den erwähnten, vermeintlich „moderneren“ Begriff des
Bürgerengagements wählt. Für Heribert Prantl sind die
„Ehrenamtlichen die Unbezahlbaren der Gesellschaft; sie
bilden die Zivilgesellschaft“. Wie der Beitrag von Fidele
Mutwarasibo zeigt, mutet eine Diskussion wie sie in Europa über Sinn und Unsinn, Aufwand und Ertrag der Freiwilligenarbeit geführt wird im außereuropäischen Kontext
eher seltsam an. In seiner vergleichenden Betrachtung
zeigt er, wie sehr das Verständnis von Freiwilligenarbeit
in Ostafrika von dem Sprichwort der Zulu geprägt ist „Ich
bin, weil wir sind. Wir sind, weil ich bin“, das zum Titel
dieses Buches geworden ist.
Das vorliegende Buch präsentiert nun die erfolgreiche und
zeitlose Fotoausstellung sowie Texte aus verschiedenen
Kulturen die ganz unterschiedliche Blickwinkel einnehmen und unterschiedliche Erfahrungen widerspiegeln.
Damit wird das Thema des Ehrenamtes in seinen unterschiedlichen Ausprägungen und auch Widersprüchlichkeit
dargestellt. So sind ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe
und Engagement für das Gemeinwesen in Brasilien auch
immer Anlass zum Feiern und sich auszutauschen, wie
Luz Marina Gutierrez betont. Hierzulande hingegen muss
gefragt werden, wer eigentlich davon profitiert, wenn Ehrenamtliche unbezahlte Arbeit leisten, die die Gesamtgesellschaft eigentlich bereits über den Sozialstaat finanziert
hat, ein Thema, das Ralf Grötker aufgreift.
Ehrenamt und Freiwilligkeit hat viele Facetten und weder
wollen noch können die Fotos und Texte diese wiedergeben. Aber, und dies ist der Anspruch des Buches: Es möchte durch die Auswahl der Texte, die unterschiedlichen Formen der textlichen Präsentation und die Veröffentlichung
der Fotos die Vielfalt der Erscheinungsformen freiwilliger
Arbeit über die Grenzen Europas hinweg darstellen und
damit die Diskussion über Ehrenamt und Freiwilligenarbeit anregen und bereichern.
5
In den USA wird schon in Schulzeugnissen festgehalten, wo Jugendliche sich
freiwillig engagieren. Auch in Bewerbungen spielt solch bürgerschaftliches
Engagement eine Rolle. Vielleicht sollten wir das einführen, denn es bedeutet auch einen Schritt auf dem Weg zu einer Kultur der Anerkennung und Wertschätzung. (...) Ob das nun als Ehrenamt oder als
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einen Menschen, wenn er ein solches Amt übernimmt.
Margot Käßmann
Die Krise der öffentlichen Haushalte hat die Erkenntnis gefördert, dass all das,
was mit dem alten Wort „Ehrenamt“ oder dem modischeren „bürgerschaftlichen Engagement“ erfasst wird, Wertschöpfung ist für das Gemeinwohl (...) Die
Ehrenamtlichen sind die Unbezahlbaren der Gesellschaft; sie bilden die
Zivilgesellschaft.
Heribert Prantl
Der MUTIRÃO der Eingeborenen Brasiliens mit Gesängen und Trommeln
ist auch heute noch ein Akt des Feierns, des Zusammenkommens
und der Partizipation. MUTIRÃO wird mit einer kostenlosen Arbeit oder
Aktion zu Gunsten einer Person, einer Familie oder einer Gemeinschaft
assoziiert …. Man arbeitet nicht für Geld, sondern aus Solidarität; man tauscht
Arbeit gegen Arbeit.
Luz Marina Gutierrez
EUROPEAN YEAR OF VOLUNTEERING 2011
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