ein Schrecken ohne Ende?

Meinung
AutomatenMarkt
Nachgefragt
Finanzhungrige Kommunen –
ein Schrecken ohne Ende?
Schon in den Fünfziger- und Sechzigerjahren klagten die A
­ utomaten­unternehmer über teils viel zu hohe Vergnügungssteuern. Der D
­ reh­
an der Steuerspirale wurde in den folgenden Jahrzehnten immer ­­
kräftiger und folgenreicher. Nehmen die Exzesse kein Ende?
D
avid Corleis (rechts), Automatenunternehmer
aus Dorf Mecklenburg/Mecklenburg-Vorpommern, mit Abdul Wase Orfani: Viele Kommunen haben noch halbwegs moderate Steuersätze.
Aber Städte wie Rostock oder Schwerin setzen uns
Automatenkaufleuten mit 20 Prozent Vergnügungssteuer mächtig zu. So zwingt man uns, einzelne
Spielstätten quer zu subventionieren, wenn wir die
Arbeitsplätze und Standorte erhalten wollen. Wir
haben aktuell gerade einen Vergnügungssteuerprozess vor dem Verwaltungsgericht Schwerin in der
ersten Runde verloren. Jetzt gehen wir in Berufung.
Längerfristig müssen wir wohl mit tendenziell weiter
steigenden Vergnügungssteuern leben. Der Druck auf
die finanzschwachen Kommunen, oft verstärkt von
Wirtschaftsberatungsgesellschaften, ist sehr groß.
R
einhard Bellach (Mitte), Automatenunternehmer aus Detmold, mit den Berufskollegen Jens
Runge (links) und Marc Wöhler vor dem
Detmolder Rathaus: Die 19 Prozent Vergnügungssteuer
auf die Bruttokasse in einer Stadt wie Detmold sind
einfach nicht mehr zu schultern. Ich werden unsere
über viele Jahre gut eingeführte Spielstätte schließen
müssen. Auch die Mehrfachkonzession in Celle steht
mit dort 20-prozentiger Vergnügungssteuer unter
Druck. Ich habe meine Berufskollegen, die DAVRechtsanwältin Caroline Wassen, IHK-Vertreter, den
Bund der Steuerzahler und Parteienvertreter mobilisiert und Zahlen vorgelegt, aber in der Sache sind wir
bisher keinen Schritt weitergekommen. Ich hoffe
immer noch auf einen Dialog auf Augenhöhe.
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AutomatenMarkt
April 2015
Spiegel der Branche
A
ndreas, Markus und Robert Starz, Automatenunternehmer aus
Neu-Ulm/Bayern: Wir haben hier die absurde Situation, dass wir,
wenn wir über die Donaubrücke gehen, von dem vergnügungssteuerfreien Neu-Ulm/Bayern nach Ulm/Baden-Württemberg mit einer
Vergnügungssteuer-Last
von 22 Prozent (auf die
Nettokasse) hinüber
wechseln. Ein Problem
ist auch, dass Minuskassen
nicht verrechnet werden
und jede Gemeinde einen
eigenen Abrechnungsmodus einfordert. Leider
ist unsere Hoffnung sehr
gering, dass die Gerichte
die teils erdrosselnden
Steuern kippen werden.
R
alf Schaper, Automatenunternehmer aus Emmerthal/Niedersachsen: Gerade hat die Stadt Hameln die Vergnügungssteuer
von zwölf auf 18 Prozent angehoben – für Spielhallen ebenso
wie für die Geräte in der Gastro-Aufstellung. Als Gastro-Aufsteller
können wir unter solchen
Bedingungen natürlich
keine stabile Rendite
mehr erwirtschaften.
Auch sind wir nicht in
der Lage, die steigenden
Kosten an unsere Spielgäste weiterzugeben.
Ein Fakt, den die Politiker
gerne ausblenden. Sinkt
der wichtige Erlös für die
Wirte, werden weitere
Existenzen vernichtet.
R
olf Mahnke, Automatenunternehmer aus Hamburg: Wir kleinen
Mittelständler werden regelrecht in die Zange genommen. Auf
der einen Seite eine desaströse Spieleinsatzsteuer in Hamburg,
auf der anderen Seite ein rigides Spielhallengesetz, dass uns kaum noch
Luft zum Atmen lässt. So
dürfen wir hier nur noch
acht statt wie bisher zwölf
Geräte aufstellen. So
laufen uns die Kosten
davon, und der Spielhallenmarkt ist regelrecht
eingebrochen. Eigentlich
wollte ich mich mit meinen
67 Jahren zur Ruhe setzen.
Unter diesen Umständen
fällt es mir schwer, meinen
Optimismus zu behalten.
AutomatenMarkt
April 2015