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Baselbieter Winzer in „20minuten“
23. Juni 2015
Spitzenweine unter widrigen Bedingungen
Die Baselbieter Blauburgunder zählen mittlerweile zu den Spitzenweinen.
Gourmetrestaurants wissen das. Jetzt soll ein Staatswein auch die Masse
überzeugen.
Die Baselbieter Weinprofis haben Freude an ihrer Ernte: Weinproduzenten Verbandschef
Paul Leisi mit den Winzern Fredy Löw, Monika Fanti, Thomas Engel, Urs Jauslin und Ulrich
Bänninger. (Bild: 20 Minuten/lha)
Bei der unabhängigen Schweizer Weinprämierung von La Sélection heimsten die Baselbieter
Winzer gleich 20 Medaillen ein, davon vier goldene. Auffällig: Vor allem Pinot Noir
überzeugten die Juroren. Diese bestehen auch im internationalen Vergleich mit den besten
ihrer Klasse. «Wir sind eine Spitzenweinregion», sagt Paul Leisi, Präsident des
Weinproduzentenverbands Region Basel.
Eine Einschätzung, die Bruno-Thomas Eltschinger, Präsident des Schweizer
Sommelierverbands, teilt: «Die Qualität der Baselbieter Weine ist in den letzten Jahren stark
gestiegen.» Das führt er auf zwei wesentliche Faktoren zurück: Das Klima wurde wärmer und
die Winzer sind heute besser ausgebildet. Auch die bekannte Zürcher Weinautorin Chandra
Kurt sagt: «An der Qualität der Baselbieter Weine würde ich nicht zweifeln.»
Guter Wein unter schlechten Vorzeichen
Dass auch 2014 ein ausgezeichneter Jahrgang wurde, ist nicht selbstverständlich. Die Winzer
hatten gleich an mehreren Fronten mit Problemen zu kämpfen. «Es war kein
unproblematisches Jahr und ein sonnenarmer Sommer», sagt Andreas Buser vom
Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain. Neben dem Wetter brachte aber auch ein Schädling
die Ernte in Gefahr: die asiatische Kirschessigfliege. «Es brach beinahe ein Hysterie aus und
der Bund erlaubte ungeprüfte Pflanzenschutzmittel», so Buser.
Den Ertrag haben die widrigen Umstände um rund 20 Prozent geschmälert, nicht aber die
Qualität. Urs Jauslin, der mit seinem «Hohle Gasse» auch schon Pinot-Noir-Weltmeister
wurde, betont die Wichtigkeit der Veredelung in der Kelterei. Selbst hat er in seinem Keller
rund 80 französische Barrique-Fässer. «Jedes ist ein bisschen anders», sagt er. Darin werden
die Trauben nach Lage und Klon veredelt. «Der Pinot Noir braucht sehr viel Wissen und
verzeiht kaum Fehler.» Der Muttenzer legt viel auf die Kunst des Kelterns. Hier entscheide
sich, ob es einen guten oder einen Spitzenwein gebe.
Staatswein als Botschafter
Die Erzeugnisse von den Baselbieter Reben sind mittlerweile auch in der regionalen
Spitzengastronomie auf jeder Weinkarte zu finden – aber nicht an offiziellen Anlässen der
Baselbieter Regierung. «Schon nächstes Jahr soll es aber einen Staatswein geben», verkündete
Paul Leisi am Montag. Dieser soll von einer unabhängigen Jury erkoren werden und als
Botschafter nicht zuletzt die Baselbieter Bevölkerung für die heimischen Weine begeistern.
«Wir wollen auch vom Trend für regionale Produkte profitieren», meint Leisi.
«Der Markt dafür ist da», ist Chandra Kurt überzeugt. Oft würden zwar die Preise der lokalen
Weine bemängelt, aber zu Unrecht, wie sie sagt. «Für 20 bis 30 Franken erhält man eine
Wahnsinns-Qualität, dafür bekommen sie im Burgund nur sauren Wein.»