DER BESUCH DER ALTEN DAME von Friedrich Dürrenmatt Regie Viktor Bodó Mit Klaus Brömmelmeier, Benedict Fellmer, Gerrit Frers, Philippe Graff, Christian Heller, Henrike Johanna Jörissen, Claudius Körber, Julia Kreusch, Matthias Neukirch, Nicolas Rosat, Friederike Wagner, Amine Yacoubi, Milian Zerzawy Ins Theater mit Sabine Gisiger Die Dokumentarfilmerin Sabine Gisiger widmete sich in ihrem jüngsten Film, der im Oktober letzten Jahres in die Kinos kam, Friedrich Dürrenmatt – einem Denker, der sie schon seit Langem begleitet. In „Dürrenmatt. Eine Liebesgeschichte“ erzählt sie von Dürrenmatts Beziehung zu seiner ersten Frau Lotti, durchwandert die alten Schauplätze, zeigt Archivmaterial und Gespräche mit Zeitgenossen und Hinterbliebenen. Der Film sucht Friedrich Dürrenmatt in Film- und Tonaufnahmen neu und dabei entsteht ein wunderbares, beeindruckendes Porträt – 25 Jahre nach seinem Tod. Die Regisseurin Sabine Gisiger, der dieses wunderbare Filmporträt gelungen ist, nennt es eine „fiktive, dokumentarische Autobiografie“. Sie war zur Premiere „Der Besuch der alten Dame“ im Zürcher Pfauen – wir haben ihr anschliessend ein paar Fragen gestellt. Von woher kamen Sie zu der Premiere ins Schauspielhaus? Was ist Ihnen aufgefallen? Von zu Hause, ich wohne nah. Ich habe gestaunt, dass Herbert Grönemeyer da war. Kannten Sie das Stück vorher gut? Die „alte Dame“ beeindruckt mich seit ich sie in der Mittelschule gelesen habe, also seit Jahrzehnten. In der heutigen Zeit, in der in der Schweiz allerorts die direkte Demokratie mystifiziert wird, hat der demokratische Beschluss der Güllener, Ill zu ermorden, für mich eine andere Bedeutung bekommen. Die Güllener beschliessen Mord, rechtfertigen ihn mit der Wiederherstellung der Gerechtigkeit und legitimieren ihn mit einer Abstimmung. In welcher Stimmung waren Sie in dem Moment, als im Zuschauerraum das Licht ausging? Schläfrig und erschöpft, die intensive Inszenierung des Grotesken hat mich aber schnell hellwach gemacht. Haben Sie während der Vorstellung gelacht? Am meisten gelacht habe ich bei der grossartigen Performance von Loby und Koby bei ihrem Auftritt. Haben Sie sich in die Aufführung vertieft oder blieben Sie distanziert? Dürrenmatt hat die Dinge aus Distanz betrachtet, das hat seine „Diagnosen der Welt“ so scharf gemacht und gibt ihnen gleichzeitig etwas Zeitloses. Das ging mir einmal mehr durch den Kopf. Welchen Eindruck hatten Sie vom Premierenpublikum? Die Stimmung war vor allem im ersten Akt sehr heiter; es wurde von Anfang an viel gelacht. Haben Sie auf dem Heimweg noch daran gedacht – oder hatten Sie es schon vergessen? Auf dem Heimweg haben wir uns vorgenommen, wieder mehr ins Theater zu gehen. Welche Frage würden Sie dem Regieteam dieser Produktion gerne stellen? Welche Reaktion die Inszenierung in Ungarn auslösen würde. Welches Stück würden Sie gerne das nächste Mal am Schauspielhaus sehen? „Frank der Fünfte“ von Friedrich Dürrenmatt. 43
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