OECD-FAO Agricultural Outlook 2015 - 2024 Studie, Juli

K-Ö
Marktinformation der AgrarMarkt Austria
OECD-FAO Agricultural Outlook 2015 - 2024
Studie, Juli 2015
BIOKRAFTSTOFFE
Zu diesem Text gibt es auch zahlreiche Tabellen als Ergänzung, die im englischen Originalbericht
zu finden sind.
Die Aussagen in diesem Text sind PROGNOSEN; die Prognosezahlen beziehen sich auf den Zeitraum 2015 bis 2024.
DIE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE DER PROGNOSE
Diese Prognose geht davon aus, dass der Ethanol-Verbrauch in den USA durch den maximalen
Beimischungssatz von 10 Prozent eingeschränkt sein wird. Für die Europäische Union besteht die
Annahme, dass für das Erreichen der Ziele der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie der Anteil von Biokraftstoffen im Jahr 2019 bei 7 Prozent liegen wird. Für Brasilien wird vorausgesetzt, dass die Benzinpreise zu Beginn der nächsten Dekade geringfügig über dem internationalen Preisniveau liegen
werden. In allen anderen Teilen der Welt wird ein Mix aus Preistrends und effizienten politischen
Maßnahmen zu den Treibern des Biokraftstoff-Sektors gehören. Die vorliegenden Produktions- und
Verbrauchsziele variieren beträchtlich und haben ein breites Spektrum an Wachstumsaussichten in
den einzelnen Ländern zur Folge. Zu Beginn der Untersuchungsperiode werden die Ethanolpreise
aufgrund niedriger Rohölpreise und niedriger Biokraftstoff-Rohstoffpreise noch zurückgehen. Allmählich wird es allerdings wieder zu einer Preiserholung kommen und nominell sollten diese nahe
am Niveau des Jahres 2014 zu liegen kommen. Der weltweite Handel von Ethanol und Biodiesel
wird in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich nicht steigen. Die Politik wird über die Frage des
Beimischungsgrades von Biotreibstoffen zu Transportkraftsoffen eine Schlüsselrolle über die zukünftige Entwicklung des Sektors ausüben.
Markttrends und Aussichten
PREISE
Die Entwicklung der Ethanolpreise ist eng mit der Entwicklung der Rohölpreise verknüpft. Ausgehend vom Rückgang der Rohölpreise ist davon auszugehen, dass die Preise für Ethanol von 59,7
USD/hl im Jahr 2014 auf 51,7 USD/hl im Jahr 2015 fallen werden. Damit sollte gleichzeitig die
Preisuntergrenze erreicht sein. Anschließend sollte es zu einer Preiserholung kommen und bis in
das Jahr 2024 ein Anstieg auf nominell 60,3 USD/hl möglich sein. Berücksichtigt man hingegen
die Inflation, wird auf realer Basis im Jahr 2024 der Preis um 17 Prozent niedriger liegen als 2014.
Längerfristig wird zum Ende des Untersuchungszeitraumes von einer relativ flach verlaufenden
Preiskurve ausgegangen. Eine moderat steigende Importnachfrage unterschiedlicher Länder kann
von Brasilien und den USA auch ohne Preiserhöhungen bewerkstelligt werden.
PRODUKTION
Grobgetreide und Zuckerrohr sind weiter der wichtigste Rohstoff in der Ethanolproduktion, hingegen
bleibt bei Biodiesel Pflanzenöl die erste Wahl. Ligno-Zellulose wird mit einem Anteil von 2 Prozent
auch 2024 nur eine untergeordnete Bedeutung in der Ethanolproduktion haben. Für 2024 wird erwartet, dass in die Produktion von Biotreibstoffen weltweit 10,5 Prozent der Grobgetreideproduktion
und 13 Prozent des Pflanzenöls fließen werden. Für die Ethanolproduktion wird 2024 voraussichtlich ein Viertel der weltweiten Zuckerrohrproduktion aufgewendet werden. Im Jahr 2014 waren es
noch 21 Prozent. Insgesamt wird die Ethanolproduktion bis 2024 weiter wachsen, ausgehend von
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114 Milliarden Liter (Mrd. L) im Jahr 2014 auf 134,5 Mrd. L im Jahr 2024. Die USA und Brasilien
werden ihre dominierende Stellung als Produzenten behalten. Gefolgt von Europa und China.
Die weltweite Biodiesel-Produktion könnte bis 2024 um 27 Prozent auf 39 Mrd. L steigen. Es ist davon auszugehen, dass die EU der mit Abstand größte Biodiesel-Produzent sein wird. Andere wichtige Produktionsländer sind Indonesien, die USA, Brasilien und Argentinien. Politischen Einflussfaktoren wird in der weiteren Produktionsentwicklung eine größere Rolle als wirtschaftlichen Gegebenheiten eingeräumt.
VERBRAUCH
Die Prognosen für den Ethanolverbrauch sagen eine weltweite Steigerung von 21 Mrd. L voraus,
wobei davon alleine auf Brasilien 55 Prozent entfallen werden. Hier sind vor allem verpflichtende
Regelungen über die Höhe des Beimischungsgrades (27 Prozent) und steuerliche Maßnahmen von
Bedeutung. In den USA sind Verbrauchssteigerungen durch die Beimischungsgrenze limitiert. Diese
dürfte im Beobachtungszeitraum auf 10 Prozent verharren. Zusätzlich ist über niedrige Rohölpreise
die Entwicklung von Autos mit gemischten Treibstoffsystemen eingeschränkt. Damit dürften die
USA weiter ein Nettoexporteur von Bioethanol bleiben. Für die EU wird für Ethanol eine Verbrauchssteigerung von 3,4 Mrd. L vorausgesagt. Das würde einem Anteil von 7,8 Prozent bei
Transportbenzin entsprechen. In Argentinien liegt die Zuwachsrate über den Untersuchungszeitraum voraussichtlich bei 0,5 Mrd. L.
Der Biodiesel Verbrauch sollte weltweit bis 2024 um 8,3 Mrd. L steigen. Für die EU als insgesamt
größten Verbraucher wird noch von einem ansteigenden Verbrauch ausgegangen, allerdings nur bis
in das Jahr 2020. Mit dem Auslaufen von RED (Erneuerbare-Energie-Richtlinie) im Jahr 2020 wird
der Verbrauch wieder zurückgehen. Ein Verbrauch von 13,4 Mrd. L zum Ende des Beobachtungszeitraumes entspricht einem Biodieselanteil von 6,4 Prozent. Für Indonesien wir ein kontinuierliches
Wachstum erwartet und der Verbrauch dürfte 2024 etwa 5,6 Mrd. L erreichen. In den USA ist mit
dem Auslaufen von Steuerbegünstigungen vorerst einmal von einem Rückgang des Verbrauchs
auszugehen. Ab 2017 sollte es wieder zu einem Anstieg kommen und der Verbrauch auf 6,6 Mrd. L
im Jahr 2024 steigen. In Brasilien liegen die Vorgaben für den Beimischungsgrad bei 7 Prozent und
durch einen kontinuierlich ansteigenden Verbrauch wird dieser 2024 bei 5 Mrd. L liegen.
Gesetzliche Vorgaben über die Höhe des Beimischungsgrades von Biodiesel werden in einigen
Entwicklungsländern entsprechende Auswirkungen auf die Verbrauchsentwicklung haben. Länder
wie Indien, Kolumbien, Thailand, Malaysien, Pakistan und Vietnam weisen teilweise bereits heute
einen nennenswerten Biodieselverbrauch auf. Die Beimischungsprozentsätze liegen noch bei 1-3
Prozent. Von einigen dieser Länder wird allerdings erwartet, dass diese am Ende der Untersuchungsperiode bereits bei 10 Prozent liegen könnten.
WELTHANDEL
Für den Zeitraum 2014 bis 2024 wird der Handel mit Ethanol weltweit stabil bleiben. Die USA werden mit einem Volumen von 2 Mrd. L auf Mais basierendem Ethanol ein Nettoexporteur bleiben.
Von den USA wird aber auch in einem geringeren Umfang aus Zuckerrohr gewonnenes Ethanol
importiert. Der bilaterale Handel zwischen den USA und Brasilien wird sich in den nächsten 10 Jahren nicht in diesem Umfang fortsetzen. Die Ethanol-Exporte Brasiliens auf Zuckerrohrbasis dürften
moderat auf 3,5 Mrd. L im Jahr 2024 steigen. In Summe bleiben die Entwicklungsländer Nettoexporteure. Argentinien entwickelt seine Ethanolindustrie und könnte 2024 ein Exportvolumen von 0,6
Mrd. L erreichen. Die EU, Japan und China sind die größten Ethanol-Importeure. In Summe erreicht
das Importvolumen dieser Länder 1,1 Mrd. L. Für die EU wird prognostiziert, dass zum Ende des
Beobachtungszeitraumes 14 Prozent des Verbrauchs über Importe gedeckt werden müssen.
Der Handel mit Biodiesel sollte ebenfalls stabil bleiben. Der wichtigste Exporteur ist Argentinien,
gefolgt von Indonesien. Das Exportpotential dieser Länder erscheint allerdings aufgrund von nationalen Zielen und Normen sowie Nachhaltigkeitserfordernissen der EU Beschränkungen unterworfen
zu sein. Der Importbedarf der EU dürfte bis 2024 auf 0,3 Mrd. L sinken. Die USA werden ebenfalls
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ein Nettoimporteur von Biodiesel bleiben. Für Indonesien wird der Export von aus Palmöl gewonnenem Biodiesel weiter ein wichtiges Exportprodukt bleiben. Die Exporte könnten nach dem Höhepunkt im Jahr 2012 wieder an Volumen gewinnen und ein Ausmaß von 1,1 Mrd. L erreichen. Malaysia dürfe sein Exportvolumen in der Höhe von 0,3 Mrd. L Biodiesel halten können, sich aber weiterhin auf den Export von Palmöl konzentrieren. Tansania und Mosambik haben kleinere Exportkapazitäten aufgebaut und es wird eine Verstärkung der Aktivitäten erwartet. Indien hat erst begonnen
kleinere Mengen an Biodiesel zu importieren, vorerst wird aber keine stärker steigende Nachfrage
erwartet.
RISIKEN UND UNSICHERHEITEN
Die Entwicklung des Biokraftstoff-Marktes stand in den letzten Jahren in enger Beziehung mit bestehenden Biokraftstoff-Regelungen, dem wirtschaftlichem Umfeld und dem Rohölpreis.
Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen geht diese Studie von niedrigeren Energiepreisen aus.
Damit bestehen ungünstige Voraussetzungen für die kurz- und mittelfristige Weiterentwicklung von
Biotreibstoffen der ersten Generation, Investitionen in Forschung und Entwicklung von fortgeschrittenen Biokraftsoffen auf Ligno-Zellulose Basis, Abfall oder von auf nicht auf Nahrungsmitteln basierenden Rohstoffen.
Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor besteht über die künftige Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dadurch die Prognosen nach unten revidiert werden müssen. Die Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen könnte zugleich
ein Hindernis darstellen, wenn neue Investitionsentscheidungen über die Entwicklung fortgeschrittener Biokraftstoffe anstehen.
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