Mein Auslandssemester in Australien

Mein Auslandssemester in Australien
von Sina Gebers
Mein Name ist Sina Gebers und ich studiere Anglistik und Germanistik an der Universität Vechta, doch ich habe das Sommersemester 2015 an der University of South Australia
in Adelaide absolviert. Schon seit über 15 Jahren träumte ich davon, einmal nach Australien
zu gehen. Durch die Wahl des Studienfachs Englisch war ich gezwungen, mindestens drei
Monate im englischsprachigen Ausland zu verbringen. Ich ergriff also die Gelegenheit, meinen Traum zu verwirklichen und entschied mich für ein Auslandssemester in Australien. Die
Bewerbung erfolgte über die Organisation GOstralia!, welche mir vom International Office
der Universität Vechta empfohlen wurde. Diese schickte mir nach erstmaliger Kontaktaufnahme zunächst einige Vorschläge und Informationen zu, über Universitäten in Australien,
welche zu meinem Studiengang passten. Nach kurzer Überlegung, entschied ich mich für
die University of South Australia. Dies hatte verschiedene Gründe. Zum Einen war der Kostenfaktor für mich entscheidend, da das Studieren in Australien sehr teuer ist, und die Studiengebühren dieser Universität und auch die Lebenshaltungskosten in Adelaide die günstigsten waren. Zum Anderen hat mit die Stadt sehr zugesagt, da es eine kleine Großstadt ist
mit Kleinstadtflair und kurzen Wegen, vielen Stränden und atemberaubender Natur in der
Umgebung. Diese Informationen erlangte ich durch die Webseite von GOstralia! und durch
eigene Internetrecherche. Darauf folgte die Bewerbung, die von der Organisation weitergeleitet wurde. Ich musste einige Dokumente, wie zum Beispiel eine selbst übersetzte Notenübersicht meines bisherigen Studiums, erstellen oder anfordern, was einige Wochen dauerte. Eine wichtige Voraussetzung für ein Studium in Australien war darüber hinaus eine Bescheinigung über meine Englisch-Kenntnisse, welche mir ein Dozent aushändigte. Dies war
allerdings nur möglich, weil ich die Sprache an meiner Heimatuniversität studierte, anderen-
falls hätte ich einen Toefl-Test oder einen Camebridge Test absolvieren müssen. GOstralia!
teilte mir zudem mit, dass ein Notendurchschnitt von mindestens 3,0 (bezogen auf das bisherige Studium) für australische Universitäten Voraussetzung sei. Dies erwies sich für mich
zu Glück als unproblematisch. Bei der Bewerbung musste ich außerdem einige Kurspräferenzen für das Auslandssemester angeben. Ich wählte die Module unter Berücksichtigung
meines Studiengangs. Da ich im Optionalbereich noch Credit Points benötigte, entschied ich
mich, ein Italienisch A1 Modul zu belegen, da ich mir diesen recht problemlos an meiner Heimatuniversität in Vechta anrechnen lassen konnte. Dies lies ich mir durch die Ausstellung eines entsprechenden Dokuments versichern. Die anderen beiden Module wählte ich in Hinsicht auf mein Englisch-Studium. Sie befassten sich mit der Australischen Gesellschaft und
Kultur. Ich belegte insgesamt 3 Module, die jeweils Seminar und Vorlesung beinhalteten. Der
Universitätsalltag und die Unterrichtsweise an der University of South Australia erwiesen
sich als sehr ähnlich zu der an meiner Heimatuniversität Vechta. Die Notenermittlung war jedoch auffallend anders, da es in jedem Kurs, zusätzlich zur Abschlussprüfung über das Semester hinweg verteilt einige Tests und Aufsätze gab, aus denen sich die Note mit zusammen setzte. Es gab über das Semester hinweg einiges zu tun, doch ich lernte in den verschiedenen Vorlesungen und Seminaren nicht so viel, wie ich mir erhofft hatte. Themen wurden nur oberflächlich angeschnitten und zu schnell durchlaufen. Dafür war allerdings das Arbeitsklima an der University of South Australia sehr angenehm. Die Dozenten wurden mit
Vornamen angesprochen und gingen mit den Studenten sehr freundlich und offen um, sodass hier keinerlei Scheu aufkam, Fragen zu stellen oder allgemein mit den Dozenten in
Kontakt zu kommen. Die Universität und deren Bibliothek waren zudem sehr gut ausgestattet, sodass das Lernen hier sehr leicht viel.
Ich stellte jedoch schnell fest, dass die besuchten
Module mich in meinem Lernprozess (besonders bezogen
auf die englische Sprache) nicht so sehr förderten, wie der
Alltag und das soziale Leben darüber hinaus. Ich habe sehr
viel über Menschen aus fremden Kulturen gelernt, habe
außerhalb der Universität viele kulturelle und soziale
Erfahrungen gemacht, welche für mein weiteres Studium
und das darauffolgende Berufsleben hilfreich sind. Das
Auslandssemester war für mich eine neue und sehr
wertvolle Erfahrung, da ich das erste Mal in meinem Leben
alleine insgesamt ein halbes Jahr in einem fremden Land mit
einer fremden Sprache verbracht habe. Mir wurde sehr
schnell bewusst, wie wichtig meine bisherigen Englisch-Kenntnisse waren, da ich darauf
zurückgreifen musste, um mich überhaupt ausdrücken und verständigen zu können. Die
Erfahrung, dass mich mein Umfeld nicht versteht, wenn ich mich in meiner Muttersprache
ausdrücke, war für mich vollkommen neu und hat mir verdeutlicht, wie Sprache als Mittel zur
Kommunikation fungiert. Dies wurde dadurch verstärkt, dass ich alleine anreiste, kaum
Kontakt zu anderen Deutschsprachigen hatte und mich somit wirklich niemand verstand,
wenn ich deutsch sprach. Für jeden menschlichen Kontakt musste ich auf das Englische
zurückgreifen. Nicht selten habe ich mir gewünscht, ich hätte im Englischunterricht besser
aufgepasst und einige Vokabeln besser verinnerlicht. Ich möchte nun versuchen, diese
Erkenntnis als zukünftige Lehrerin weiterzutragen und meinen zukünftigen Schülern zu
vermitteln. Mir wurde zudem bewusst, wie wichtig Lernen ist und dass ohne die
Fremdsprache erlernt zu haben, keine Verständigung möglich gewesen wäre. Ich habe in
meiner Zeit in Australien sehr vieles dazu gelernt, insbesondere bezüglich der englischen
Sprache. Mir ist mein eigener Lernprozess bewusst geworden, durch neue Ausdrücke, die
ich kennen lernte, durch meine wachsende Ausdrucksfähigkeit und den Mut, zu sprechen
und Fehler zu erlauben, und vor allem dadurch, dass meine Gedanken zunehmend vom
Englischen beherrscht wurden. Bis auf den Kontakt zu Freunden und Familie in Deutschland
(der sich im Übrigen sehr in Grenzen hielt, weil ich in Australien viel Neues erleben wollte,
anstatt meine Zeit dort am Telefon zu verbringen) habe ich während des Semesters fast
ausschließlich englisch gesprochen. Ich habe zudem sehr viel über Kultur und Sprache
reflektiert, sowohl alleine als auch gemeinsam mit Menschen aus aller Welt, sodass ich
einiges über die englische Sprache und auch über meine eigene deutsche Muttersprache
gelernt habe. Zudem hatte ich das Glück, viel mit (überwiegend amerikanisch-) englischen
Muttersprachlern zu unternehmen, sodass wir gemeinsam über die Sprachunterschiede und
Gemeinsamkeiten des britischen, australischen und amerikanischen Englisch reflektiert
haben. Dies war besonders hilfreich für mein Englisch-Studium. Vieles, was ich bereits im
Studium gelernt habe, konnte ich nun an Beispielen aus dem englischsprachigen Alltag
wiedererkennen. Der Aufenthalt in Australien hat mir somit selbstverständlich für das
zukünftige Studium sehr geholfen. Zudem habe ich mich auch persönlich weiterentwickelt,
durch die vielen neuen Erfahrungen und Eindrücke. Die zahlreichen unterschiedlichen
Herausforderungen, mit denen ich konfrontiert wurde, haben mich gelehrt, spontaner,
selbstbewusster und mutiger zu sein und meine eigenen Ängste zu überwinden. Dies und
noch vieles Weitere nehme ich aus dem Auslandsaufenthalt mit: sprachliche, kulturelle,
soziale und menschliche Kompetenz, sowie das ausgeprägte Bedürfnis und die Fähigkeit zu
reflektieren (über mich selbst, andere Menschen, das gesellschaftliche miteinander Leben,
Sprache, Kultur, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, kurz gefasst über das Leben). Ich
habe unzählige internationale Freundschaften geschlossen und atemberaubende Orte
gesehen, allesamt Begegnungen und Erfahrungen, die ich in Deutschland so nie erlebt
hätte.
Abschließend kann ich sagen, dass ich unglaublich viele schöne
Erinnerungen behalte an das beste halbe Jahr meines Lebens, von dem
ich keine Minute missen möchte.