Alice Gärtner, Egbert Löer Pfannkuchens Reise zu den Muskeln Angekommen! Aber wo? Der Weg der Nahrung durch den Körper ist für Kinder ein So sprach der Pfannkuchen … spannendes Thema. Dennoch ist es schwer zu verstehen, da Zum Einstieg wird eine Geschichte (M 1) vorgelesen, man die „Verwandlung“ der Nahrung in einen undefinierbaren in der ein verspeister Pfannkuchen seine abenteuer- Brei nicht direkt sichtbar machen kann. Die folgende Unter- liche Reise durch den menschlichen Körper beschreibt. richtsreihe für die Jahrgangsstufe 3/4 soll zu einem tieferen Auf Grund ihres märchenhaften Charakters enthält die Verständnis der Thematik beitragen. Die Schüler verfolgen den Geschichte eine Reihe von Animismen. Diese helfen Weg der Nahrung durch den Körper und gewinnen erste Ein- den Kindern, eine Vorstellung von den chemischen sichten in den Ablauf der chemischen Prozesse. Ein mit den Abläufen zu entwickeln, müssen aber in einer zwei- Schülern entwickelter Bewegungsparcours festigt die erwor- ten Sequenz reflektiert und damit auf eine sachliche benen Kenntnisse. Ebene übertragen werden. Dies geschieht durch eine Ganzheitlichkeit als Prinzip arbeitsteilige Gruppenarbeit (M 3). Die Lernchancen des hier vorgestellten Unterrichts liegen in seiner fächerübergreifenden und ganzheitlichen Ausrichtung. Die Schüler werden über unterschied- Jede Gruppe eignet sich durch Textarbeit (M 4–7) und lichste Lerneingangskanäle angesprochen. Sie werden Experimentieren (M 8–10) Spezialwissen zu einem Ver- unter anderem experimentieren, präsentieren und sich dauungsorgan an. In anschließenden Präsentationen bewegen. Die Einheit erstreckt sich über ca. acht Un- tauschen die Schüler ihr erworbenes Wissen unterei- terrichtsstunden. Vorwissen zum Thema Nährstoffe nander aus. Wenn die Klasse in kleineren Gruppen wird vorausgesetzt oder kann mit dem Arbeitsblatt effektiver arbeitet, können einige oder auch alle Or- „Nährstoffe im Pfannkuchen“ (M 2) aktiviert werden. 38 Vier Organe – vier Arbeitsgruppen gane doppelt besetzt werden. DENK(T)RÄUME Mobilität Band 5: Chemie und Sport Gemeinsame Planung Die 4. Klasse der Fichteschule in Hannover, in der wir die Einheit erprobt haben, hat sich für die einzelnen Abläufe des Verdauungsvorgangs tragfähige sportliche Aufgaben ausgedacht (Planungstabelle: M 11). Diese sollten natürlich Spaß machen, mussten aber auch ohne größeren Materialaufwand zu realisieren sein. Nach einer konstruktiven Diskussion verschiedener Vorschläge hielt der Lehrer das Ergebnis auf einem Planungsplakat fest (siehe Foto). Der Bewegungsparcours Der erste Teil (Mundhöhle bis Magen) bestand aus Aufgaben mit Bällen. Durch Dünn- und Dickdarm ging es auf dem Rollbrett. So liegt der sportliche Lernzuwachs neben der sensomotorischen Grundausbildung sowohl im Bereich des Erfindens und der Erprobung von Spielregeln als auch in der Raumorientierung beim Durchlaufen des insgesamt recht komplexen Parcours. Planungsplakat UNTERRICHTSPRAXIS CHEMIE/SPORT Nr. Organ 1 Mundhöhle Ablauf/ Funktion Aktion/ Darstellung Material/Aufbau (für 20 Kinder) Anzahl Schüler • Zerkleinerung • Einspeicheln • enzymatische • Das Transportkind (TK) wirft den Basketball zwischen zwei • 1 Basketball 2 • 3 Gymnastikbälle • 1 umgedrehter 6 (flexibel) Vorverdauung 2 3 Speiseröhre Magen • Muskeln befördern den Nahrungsbrei zum Magen • enzymatische Vorverdauung 4 5 Dünndarm Dickdarm Kinder (Ober- und Unterkiefer), die sich den Ball mehrmals zuwerfen, wobei sie ihn einmal zwischen sich auf der Erde aufprellen lassen. • Sechs Kinder stehen sich paarweise gegenüber, halten sich an den Händen und bilden so eine Art Förderband (Speiseröhre). • Das TK legt die drei Gymnastikbälle nach und nach auf die Arme. • Die Bälle werden auf den Armen weitergegeben. Sie dürfen nicht herunterfallen. Die letzten Kinder gehen in die Knie und lassen die Bälle in den Magen rollen. • Die vier Kinder werfen sich die Bälle untereinander zu. Das jeweils freie Kind muss angespielt werden. Kasten als Behältnis für die Bälle • Seile zur Begrenzung • enzymatische • Das TK legt sich auf das Rollbrett, klemmt sich die Verdauung (Galle, Pankreasenzyme) • Resorption von Inhaltsstoffen durch die Darmwand Tücher unter den Körper (das braune Tuch ggf. auf den Rücken) und durchfährt einen Slalom aus Kegeltoren (Dünndarm). • Fünf Kinder (Blut, ggf. mit roten Leibchen) stehen an den Slalomtoren, zupfen dem TK die bunten Tücher heraus und bringen sie zurück in den Kasten (zu den Organen). • Rückresorp- • Das TK durchfährt auf seinem Rollbrett einen Tunnel aus • 4 Mittelelemente tion von Wasser • Speicherung des Stuhlinhaltes 4 Kastenelementen, die mit einer großen Matte abgedeckt sind (Dickdarm). • Von außen greifen 2 Kinder (weitere Blutkörperchen) durch die Kastenelemente, entnehmen die blauen Tücher (Wasser) und bringen sie zurück in den umgedrehten Kasten (in den Körper). • Das braune Tuch verlässt mit dem TK den Tunnel (Stuhl). eines länglichen Kastens • 1 große oder mehrere kleine Matte(n) DENK(T)RÄUME Mobilität Band 5: Chemie und Sport 4 des Magens • 1 Rollbrett • Tücher: 5 bunte für 5 (flexibel) Inhaltsstoffe, 2 blaue für Wasser, 1 braunes für unverdaulichen Rest • 1 umgedrehter Kasten als Behältnis für Tücher • Kegel für Slalomtore 2 39 Aus Bällen werden Tücher bestandteile und Nährstoffe an ihren Bestimmungsort Ein Kind, das Transportkind, begleitete den Basket- im Körper. Nur nach dem braunen Tuch wurde nicht ball, der den Pfannkuchen repräsentierte, auf seinem gegriffen. Es verließ gemeinsam mit dem Transport- Weg durch den Körper. Entsprechend seiner Zerklei- kind den Dickdarm, einen kurzen dunklen Tunnel nerung wurde er gegen drei Gymnastikbälle und später aus Kästen und Matten. gegen farbige Tücher eingetauscht, die die einzelnen Nahrungsbestandteile symbolisierten. Festgeklemmt zwischen dem Transportkind und seinem Rollbrett durchliefen die Tücher nun eine lange Slalomstrecke, den Dünndarm, und wurden unterwegs von anderen Kindern hervorgezupft. Die Rolle des Blutserums übernehmend, brachten diese Kinder die Nahrungs- Über die Autoren Alice Gärtner, Jahrgang 1946, ist Grundschullehrerin und unterrichtet Sachunterricht, Kunst und Englisch an der Adolf-Grimme-Schule in Barsinghausen. Als Fachseminarleiterin für Sachunterricht ist sie zudem am Studienseminar Wunstorf tätig. Egbert Löer, Jahrgang 1977, ist Grundschullehrer und unterrichtet Mathematik, Englisch und Sachunterricht an der Fichteschule in Hannover. Darüber hinaus leitet er das Fachseminar Sachunterricht am Studienseminar Hannover I für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen. INFO-BOX Die roten Blutkörperchen holen die Nährstoffe. B E Z U G Z U M C U R R I C U L U M M O B I L I TÄT • Baustein 1: Regeln und geregelt werden Wegbeschreibung: Weg der Nahrung durch den Körper inhaltlich nachvollziehen und in Bewegungsspielen nacherleben. • Baustein 2: Einsteigen – Umsteigen – Aussteigen Sensomotorische Grundausbildung: gehen, laufen, fangen, werfen, Rollbrettfahren, Reaktionstraining, Gleichgewichtsübungen • Baustein 3: Miteinander – Gegeneinander Spielregeln und Spielverlauf zum Bewegungsparcours selbst erfinden Bezug zum Kerncurriculum Sachunterricht (Perspektive Natur) • • • • • Den eigenen Körper wahrnehmen Verdauungsorgane kennenlernen Weg der Nahrung durch den Körper nachvollziehen Verdauung als Verbrennungsvorgang kennenlernen Experimente durchführen Bezug zum Kerncurriculum Sport • Sensomotorische Grundausbildung (s. o.) • Spielregeln selbst erfinden • Raumorientierung Variationsmöglichkeiten • Baustein 4: Verdammt in Rausch und Drogen Den eigenen Körper wahrnehmen, gesunde Ernährung ist wichtig Die Kinderzahl kann an einigen Stationen entsprechend der jeweiligen Klassengröße variiert werden. Den Schulhof könnte man ebenso für einen Bewegungsparcours nutzen. 40 DENK(T)RÄUME Mobilität Band 5: Chemie und Sport
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