Tücher aus Literatur

KLEINE WIRTSCHAFTSWUNDER
Tücher
aus Literatur
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für gute Ideen
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und so stark der Wille
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Zahlreiche Erfolgsgeschichten zeigen: Es lohnt
sich, an eine gute Idee zu
glauben – und mit einem
starken Partner ist der
Weg in die Selbständigkeit gar nicht so schwer.
Lenka Kühnertová bringt Geschichten zu Stof:
Die Kommunikationsdesignerin bedruckt Tücher mit literarischen Motiven –
und schaft so echte Unikate mit poetischen Botschaften.
b elegant, verspielt oder schlicht – Tücher
O sind beliebte Accessoires, die jedes noch so
schlichte Outit aufwerten. Bei Lenka Kühnertová sind sie noch mehr als das: Ihre Tuchkreationen sind individuelle Kunstwerke, die ihre eigene
Geschichte erzählen. Denn die studierte Kommunikationsdesignerin lässt sich von Romanen,
Kurzgeschichten, Gedichten oder Sprüchen zu
ihren Kollektionen inspirieren. Die literarischen
Vorlagen bestimmen Motive, Formen, Farben
und Stofe ihrer Tücher. „Ich möchte bestimmte Inhalte, etwa die beschriebene Atmosphäre,
sicht- und fühlbar machen“, sagt Kühnertová.
Die gebürtige Tschechin kam über ihr Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart „zum Tuch“. In ihrer
Abschlussarbeit analysierte sie, wie britische
Dandys Halstücher als „Kommunikationsmittel“
nutzten. „Dabei lernte ich, dass ein Tuch allein
durch seine Art, es zu tragen, gesellschaftlich
wirksame Signale senden kann“, sagt Kühnertová. Diese Ausdruckskraft faszinierte sie. Im März
2014 eröfnete sie mit Unterstützung der Grenke Bank und ihres persönlichen Beraters Volker Hofmann von der Unternehmensberatung
Handel ihre eigene Manufaktur am östlichen
Rand von Stuttgart-Mitte. Hier skizziert sie die
Motive für ihre Stücke, mischt die Farben und
Pigmente an und bedruckt die Tücher in einem
aufwendigen Siebdruckverfahren. Vier bis sechs
Wochen dauert der reine Produktionsprozess
KÜNSTLERISCHER
DRUCK
Lenka Kühnertová
fertigt ihre Tücher
in einem aufwendigen Siebdruckverfahren. Dazu stellt
sie die Filme für die
Belichtung und die
passenden Siebrahmen selbst her und
presst anschließend die gemischte
Farbpaste durch
das Gewebe des
Siebrahmens. Der
mehrstuige Druckprozess gibt ihr die
Möglichkeit, auch
nach dem Entwurf
noch einzugreifen
und zu experimentieren.
für eine Kollektion mit zehn bis 15 Modellen und
insgesamt fast 200 Tüchern. Doch der Aufwand
lohnt sich: Anfangs kamen zu den Vernissagen,
bei denen Kühnertová ihre jeweils aktuelle Kollektion präsentiert, weniger als zehn Interessenten. Mittlerweile inden sich regelmäßig bis zu 60
Neugierige im „Showroom“, dem zweiten Raumbereich der Manufaktur, ein. Hier bietet die Designerin außer Gastvorträgen und Lesungen einmal
monatlich Workshops zu rund 30 verschiedenen
Tuchbindetechniken an. Dabei können die Teilnehmer Tücher der aktuellen Kollektion anprobieren. Kühnertová erhält zudem Anfragen von
Kunst- und Kulturinstitutionen. Künftig will sie
deshalb noch mehr Termine anbieten.
Die Manufaktur-Inhaberin ist gut vernetzt
und arbeitet unter anderem mit dem Verein zur
Förderung von Architektur, Engineering und
Design (AED) zusammen. Für das kommende
Frühjahr sind weitere Kooperationen mit der
Kulturgemeinschaft Stuttgart und der Staatsgalerie geplant. „Als Start-up braucht man gerade im
zweiten Geschäftsjahr viel Mut“, sagt Kühnertová.
„Denn hier muss man Durchhaltevermögen beweisen, seine Ziele hartnäckig verfolgen und seine
Marke nachhaltig aubauen.“ Das ist ein mehrjähriger Prozess, den Kühnertová mit viel Elan vorantreibt. Den derzeitigen Verkauf von etwa zehn
Tüchern pro Monat will sie künftig verdreifachen.
Dazu plant sie beispielsweise, mit ihren Kollektionen auch Männer stärker anzusprechen.
TEXT Lea
8
Mittelpunkt 04 | 2015
www.grenkebank.de
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1
Himmelsbach
FOTOS Joel
Micah Miller
3
www.kuehnertova.de
Tuch-Künstlerin Lenka Kühnertová
2 Aktuelle Tuchkollektion „Rue de l’Odéon“
4
3
3 „Showroom“ in der Manufaktur
4 Stofbahnen zum Experimentieren
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