Spaß auf dem - Banger Service

Spaßaufdem
Rollbrett: „Mit dem Jeep
auf den Gipfel!“
Das Spielen mit und auf dem Rollbrett erfreut sich bei Kindern großer Beliebtheit und lädt zum spontanen Ausprobieren, Experimentieren und Kooperierenein.DabeizeichnetsichdasaufdenerstenBlickrechtunscheinbareSpielgerätdurcheinensehrgroßenEinsatzbereichaus.DieindiesemArtikel vorgestellten Spiel- und Bewegungsangebote zeigen am Beispiel der
Bewegungslandschaft„MitdemJeepaufdenGipfel!“dieVielseitigkeitdes
Rollbretts.
D
er Umgang mit dem Rollbrett ist dem Lern- und Erfahrungsfeld „Gleiten, Fahren, Rollen“ zuzuordnen,
welches mittlerweile Bestandteil in vielen Lehrplänen des
Sportunterrichts in der Grundschule ist. Der besondere
Fahrspaß auf Rollgeräten ergibt sich aus einem permanenten Spiel mit Risiko und Wagnis sowie dem hiermit verbundenen Erleben von Geschwindigkeit. Rollen und Fahren stellen hierbei spezifische Herausforderungen an den
Piloten des Rollgerätes, wie die Rücksichtnahme auf Hindernisse und andere Fahrer, das Steuern des Gerätes oder
die Kontrolle von Tempo und Richtung. Diesbezüglich
kann eine Förderung von Gleichgewichtsgefühl, Wahrnehmungsfähigkeit sowie Orientierung im Raum erreicht
werden.
Unter der Voraussetzung einer wachsenden Heterogenität
der Schülerschaft gilt es, im Sportunterricht einen Weg zu
1+2/2014
finden, Kindern jeglicher motorischer, kognitiver Voraussetzung den Zugang zum Lern- und Erfahrungsfeld „Gleiten, Fahren, Rollen“ zu ermöglichen. Das Spiel mit dem
Rollbrett erfordert kaum bewegungstechnische Voraussetzungen und ist somit auch für Kinder mit motorischen
Schwächen mit positiven Erfahrungen besetzt. Die Möglichkeiten der Fortbewegung auf dem Rollbrett sind dabei
vielseitig: In Abhängigkeit von Fahrposition (sitzend,
Bauchlage, Rückenlage), Fahrtrichtung (vorwärts, rückwärts, seitlich) sowie Antriebsart (mit den Händen, mit
den Füßen, Abstoßen von der Wand, mit Hilfsmitteln wie
beispielsweise „Paddeln“, Sich-Entlangziehen an Bänken,
Seilen etc.) können Spielideen nach Belieben und Können
abgewandelt werden, woraus sich immer neue Anforderungen und Bewegungserlebnisse ergeben.
39
Bewegungslandschaft
„Mit dem Jeep auf den Gipfel!“
Sprungbrettern und der Übergang zwischen Sprungbrett
und Boden birgt die Gefahr des „Steckenbleibens“. Eine
darüber gelegte Matte schafft hier Abhilfe.
Im Rahmen einer Bewegungslandschaft können Schüler
an verschiedenen Stationen die unterschiedlichen Herausforderungen und Möglichkeiten des Sich-Bewegens auf
dem Rollbrett selbsttätig erkunden. Mithilfe verschiedener Gerätschaften werden an Stationen Bewegungsaufgaben inszeniert, die zum einen unterschiedliche, differentielle Anforderungen beinhalten und zum anderen die Kinder zum eigenständigen und kooperativen Finden von Lösungen anregen. Hierbei geht es nicht um das Finden der
perfekten Lösung – das freie Bewältigen und der individuelle Nutzen der angebotenen Spielsituationen je nach eigenem Können und Risikobereitschaft stehen im Vordergrund. Dabei eröffnen sich an vielen Stellen Gelegenheiten zur Kommunikation und kooperativem Handeln: Einige Aufgaben sind weitaus einfacher mithilfe anderer zu
bewältigen.
Station 3: Im Gebirgswald
Material: Turnkegel, Schaumstoffwürfel, weitere Materialien
Aufgabe: Umfahren unterschiedlicher Hindernisse, möglichst ohne diese zu berühren.
Station 4: Durch den Gebirgs-Wasserfall
Material: Turnpferd, Turnbock, Turnseile und Streifen aus
Zeitungspapier
Aufgabe: Fahren/gegenseitiges Schieben durch die Beine
des Turnbocks/Turnpferdes (Abb. 1).
Station 5: Rafting durch den Gebirgsfluss
Material: Turnmatten, Gymnastikstäbe
Aufgabe: Durchfahren einer Gasse aus Turnmatten, hierbei mit „Paddel“ (Gymnastikstäbe) vom Boden abstoßen –
es funktioniert am einfachsten im Sitzen oder Knien auf
dem Rollbrett!
Variationsmöglichkeiten: Vorsichtiges „Rafting“ auf dem
Rollbrett im Stehen.
Methodische Hinweise
Die im Folgenden vorgestellte Bewegungslandschaft ist
für den Sportunterricht der Primarstufe konzipiert. Bestenfalls sollte jedes Kind über ein eigenes Rollbrett verfügen, alternativ ist die Bewegungslandschaft jedoch auch
in Partnerarbeit (zu zweit ein Rollbrett) denkbar, woraus
sich neue kooperative Fortbewegungsmöglichkeiten (gegenseitiges Ziehen, Schieben) ergeben. Der Fahrspaß auf
dem Rollbrett bringt ein Gefährdungspotential mit sich,
das nicht unterschätzt werden darf. Diesbezüglich hat
sich das Einführen von Sicherheitsregeln bewährt, welche
zuvor mit Kindern erarbeitet werden sollten. Die zehn Stationen müssen nicht gezwungenermaßen in einer bestimmten Reihenfolge überwunden werden, sondern können von den Schülern frei genutzt werden.
Station 6: Über die Schlucht
Material: Taue, Matten
Aufgabe: Hinüberschwingen im Stehen oder Sitzen auf
dem Rollbrett an den Tauen von einer Markierung (Turnmatte) zur anderen – gegenseitig helfen!
Station 7: Durch den Felsspalt
Material: Langbänke oder obere Kastenteile
Aufgabe: Durchfahren einer Gasse (Ziehen mit den Armen)
aus Langbänken oder oberen Kastenteilen (Abb. 2).
Station 1: Vollgas-Start
Material: Hallenwand zum Abstoßen, freies Areal zum
Ausrollen
Aufgabe: Abstoßen mit den Füßen von der Hallenwand
auf freier Fläche: Wie weit kommen die Teilnehmer?
Hinweis: Auf ausreichend Ausrollfläche achten. Je nach
Platz sollten nicht mehr als drei Kinder parallel starten, um
Zusammenstöße zu vermeiden.
Variationsmöglichkeiten: Ausprobieren ver­
schiedener
Sitzpositionen: Im Sitzen, auf dem Bauch etc. Abstoßen
mit dem Rücken zur Fahrtrichtung
Station 8: Im Bergtunnel
Material: Langbänke, Turnmatten
Aufgabe: Durchfahren eines dunklen, schmalen Tunnels
(enger, flacher Tunnel entsteht aus über eine Gasse aus
Bänken gespannte Matten; Abb. 3).
Variationsmöglichkeiten: Gebirgshöhle aus zwei großen
Kästen und einem Schwungtuch am Ende des Tunnels.
Station 9: Durch die Gletscherspalte
Material: Weichbodenmatten, kleine Kästen zum Fixieren
Aufgabe: Fahren im Stehen durch zwei parallel eng nebeneinander aufrecht stehende Weichbodenmatten (Abb. 4).
Station 2: Über Stock und Stein:
Fahrt durchs Gelände
Material: Turnmatten, Zeitungen, Teppichfliesen etc. als
unterschiedliche Untergründe, 2 frontal aneinandergelegte Sprungbretter als Hügel
Aufgabe: Fahren über unterschiedliche Untergründe. Auf
welchem Untergrund kommt man gut voran, wo rollt es
sich weniger gut? Wo benötigt man Anschubhilfe durch
einen Partner? Ausprobieren unterschiedlicher Antriebsarten: mit den Armen, mit den Füßen, mithilfe eines Partners (gegenseitiges Schieben, Ziehen).
Hinweis: Der Spalt zwischen den aneinandergelegten
Station 10: Am schmalen Grat – Kletterstieg
Material: Sprossenwand, Tau
Aufgabe: Entlangziehen an einem an einer Sprossenwand
befestigten Tau.
40
1 + 2/2014
Fahren, Rollen, Gleiten
1
4
2
3
1 + 2/2014
41
5
Kooperative Spiele
mit dem Rollbrett
Spielidee 1: Schneeballwerfen
Material: Zu zweit ein Rollbrett, große Anzahl an Papierbällen (z. B. aus Zeitungen) als „Schneebälle“
Aufgabe: Die Kinder bilden Paare, ein Kind sitzt auf dem
Rollbrett und wird von seinem Partner geschoben. Ziel des
Spiels ist es, die anderen Paare mit Schneebällen abzuwerfen, wobei nur das sitzende Kind die Schneebälle werfen
darf (Abb. 5). Die Treffer werden gezählt. Es darf nicht auf
den Kopf geworfen werden!
Variationsmöglichkeiten: Das auf dem Rollbrett sitzende
Kind hat die Augen geschlossen. Es bekommt die Schneebälle von seinem Partner angereicht und wirft auf dessen
Kommando.
Spielidee 2: Schiefer Turm von Pisa
Material: Schaumstoffklötze, 4-6 Rollbretter
Aufgabe: Die Schüler werden in 4 bis 6 Gruppen aufgeteilt. Auf einer Seite der Halle befindet sich
eine große Anzahl an Schaumstoffklötzen
6
(Abb. 6). Die Spieler der einzelnen Gruppen
fahren nacheinander auf die gegenüberliegende Hallenseite und transportieren die
Klötze zu ihrer Gruppe, die die Klötze als
„Baumaterialien“ für einen Turm verwenden.
Pro Spieler darf immer nur ein Klotz transportiert werden. Wer baut am Ende den höchsten/schönsten Turm (Abb. 7)?
Variationsmöglichkeiten: Variiert werden
kann mit verschiedenen Fortbewegungsarten (gegenseitiges Schieben/Ziehen, Fahren
im Sitzen/auf dem Bauch, rückwärts etc.).
Aufgabe: Die Lehrkraft verteilt überall im
Raum Bier­deckel. Die Schüler fahren quer
durch den Raum und sammeln den „Müll“
ein. Welche Gruppe schafft es, möglichst viel
Müll (Bierdeckel) einzusammeln?
Variationsmöglichkeit: Die Bierdeckel werden auf ihrer Rückseite farbig markiert (Plastikmüll gelb, Papiermüll blau etc.) und umgedreht hingelegt. Die Markierung ist nur durch
das Umdrehen sichtbar. Die Schüler dürfen
nur „ihren“ Müll einsammeln und zu ihrem
Container transportieren.
Stets sind weibliche Adressaten gleichermaßen und
gleichberechtigt gemeint, auch wenn der Text aus Gründen der Kürze und Lesbarkeit nur die männliche Form anführt.
Literatur
Lange, A. (2009): Erfolgreiche Spiele für Rollen, Gleiten und
Fahren. Limpert Verlag Wiebelsheim.
Scherer, H.-G. (2009). Gleiten, Fahren und Rollen. In R. Laging
(Hrsg.), Inhalte und Themen des Bewegungs- und Sportunterrichts (S. 214 – 242). Hohengehren: Schneider.
Nicola Böhlke ist als Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Sportwissenschaften der GeorgAugust-Universität Göttingen beschäftigt und in der
Lehre u. a. für das Bewegungsfeld „Auf Rollen und Rädern“ zuständig.
Spielidee 3: Aufräumaktion
Material: Bierdeckel als „Müll“, pro Kind (bei
wenigen Rollbretter zu zweit) ein Rollbrett,
kleine Kästen als „Müllcontainer“
7
Fotos: Autorin