Fachkräftemangel in der IT-Branche St. Gallen

«Es hilft niemandem, wenn statt dem Richtigen der am
schnellsten Verfügbare eingestellt wird»
Der Fachkräftemangel in der IT-Branche ist in St. Gallen kein neues Thema. Neu wird aber die
St. Galler Regierung aktiv Massnahmen ergreifen, um diesen zu bekämpfen. Claudia Grolimund,
Head of Human Resources von Adcubum, erzählt im Interview, wie Adcubum diesen Fachkräftemangel wahrnimmt und wie damit umgegangen wird.
Die Regierung des Kantons St. Gallen stuft den Fachkräftemangel in der IT-Branche als
«prekär» ein (Quelle: Netzwoche). Wie nehmen Sie diesen wahr?
Claudia Grolimund: Wir sind uns gewohnt, dass die Rekrutierung unserer sehr anspruchsvollen
Profile generell eine grosse Herausforderung darstellt. Möglicherweise stellen wir deshalb einfach
die für uns normalen Wellenbewegungen fest, das heisst wir haben einmal praktisch keine passenden Bewerbungen und dann wieder mehrere sehr gute auf einmal.
Welche konkreten Schwierigkeiten ergeben sich für Sie als Head of Human Resources?
Die grösste Herausforderung stellt die „Geduld“ dar, wenn es darum geht, auf den „richtigen“
Kandidaten zu warten und damit vermeintlich Zeit zu verlieren. Es hilft aber mittelfristig niemandem, wenn wir anstatt der Richtigen, die am schnellsten Verfügbaren einstellen.
Wo sehen Sie die Ursachen des Fachkräftemangels?
Zum einen kann man sich fragen, ob genügend Leute ausgebildet werden und ob daraus genügend ausgezeichnete Fachkräfte entwickelt werden. Weiter ist die Region St. Gallen / Bodensee
durch eine relativ grosse Konkurrenzsituation geprägt, die den Fachkräftemangel weiter verschärft.
Die Strategie der Regierung: Mehr Informatik-Studiengänge an den Hochschulen der Region. Der richtige Weg?
Das könnte zu einer Entspannung der Lage beitragen, ich bin jedoch nicht sicher ob dadurch
auch effektiv viel mehr Interessenten für die Studiengänge gewonnen werden könnten. Ich denke,
dass man gezielt früher ansetzen sollte – so könnte man beispielsweise Programme in Schulen
anbieten um das Interesse am Thema IT zu wecken und so sehr gezielt technische Fähigkeiten
zu entwickeln.
Wie gehen Sie bei Adcubum mit dem Fachkräftemangel um? Welche weiteren Massnahmen ergreifen Sie?
Wir konzentrieren die klassischen Mittel wie Ausschreibungen und Hochschulmarketing auf wenige, dafür sehr bewusst ausgewählte Plattformen/Anlässe. Dazu involvieren wir unsere Mitarbeitenden aktiv und nutzen gezielt deren Netzwerke. Wir setzen Wert auf ein attraktives und fortschrittliches Arbeitsumfeld, vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten und eine gute Firmenkultur. Zudem verwenden wir auch moderne Tools wie Social Media. Auf sozialen Netzwerken können wir
unsere Zielgruppen sehr gut erreichen, da gerade IT-Fachleute als technik-affine Menschen Twitter, Xing oder LinkedIn aktiv nutzen. Stelleninserate lassen sich online schnell verbreiten und wir
können auch auf diesem Wege unsere Mitarbeitenden involvieren. All das zahlt sich aus und ich
bin überzeugt, dass je länger je mehr die Attraktivität des Arbeitgebers das eigentlich entscheidende Kriterium für eine erfolgreiche Rekrutierung sein wird. Dem zugrunde liegen zufriedene
Mitarbeiter, welche den eigenen Arbeitgeber positiv repräsentieren und weiterempfehlen. Ergänzend pflegen wir ein paar wenige, sehr wertvolle Partnerschaften, welche uns sehr gezielt und
unseren Bedürfnissen entsprechend in den Bereichen Recruiting, Coaching, Entwicklung unterstützen und auf die wir uns verlassen können.
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Was ist Ihre persönliche Einschätzung für die Zukunft? Wird sich die Situation bessern?
Wir blicken positiv in die Zukunft. Wir haben eine gute Geschichte, interessante Herausforderungen und attraktive Anstellungsbedingungen. Wir sind offen für neue Ideen und zuversichtlich,
dass wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden auch weiterhin alles schaffen, was wir uns vornehmen. Mal etwas schneller und mal mit etwas mehr Geduld, aber auf jeden Fall erfolgreich.
Link zum Thema:
„Ostschweiz bekämpft Fachkräftemangel“, Netzwoche vom 25. Januar 2016
http://www.netzwoche.ch/News/2016/01/25/Ostschweiz-bekaempft-Fachkraeftemangel.aspx?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
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