Briefing-Dokument Bildung

SEF.CEO-DIALOG
BRIEFING-DOKUMENT
BILDUNG
Die Richtigen richtig ausbilden
Die Schweiz verfügt über ein ausgezeichnetes Bildungssystem. Doch werden wirklich
die Fähigkeiten ausgebildet, die es in der zukünftigen Arbeitswelt benötigt? Dem Arbeitsmarkt fehlen zunehmend Fachkräfte. Eine klare bildungspolitische Roadmap muss
diese Herausforderungen lösen, damit die Schweiz wettbewerbsfähig bleibt.
Öffentliche Bildungsausgaben in Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) und
der öffentlichen Gesamtausgaben (ÖGA) im internationalen Vergleich, 2012
100 000
6.1
FI
SE
CH
4.9
FR
4.8
US
4.8
KR
4.8
Personen haben im Jahr 2014
die berufliche Grundausbildung abgeschlossen.
15.3
8.8
11.6
14.5
9.8
3.7
8.8
3.6
IT
61 000
12.0
4.3
JP
Die gymnasiale Maturitätsquote ist in der Schweiz
zwischen 1985 und 2014
von 12 auf 20 Prozent
gestiegen.
9.6
5.0
CA
DE
20 %
10.8
5.0
AT
7.4
4.8
OECD
0 %
In % der ÖGA
11.9
5.1
NL
Mitarbeitende gehen in der
Schweizer Industrie bis 2020
in Pension. Nur jede vierte
Person kann ersetzt werden.
11.7
5.4
GB
In % des BIP
11.2
5.9
11.5
10 %
5 %
15 %
20 %
OECD 2015
Eintritte in Fachhochschulen nach Fachbereichsgruppe, 2015
Frauenanteil
Frauen
Männer
Gesundheit
84.9 %
Angewandte Linguistik
78.2 %
Angewandte Psychologie
78.0 %
Soziale Arbeit
75.4 %
Lehrkräfteausbildung
73.2 %
Design
66.4 %
Musik , Theater und andere Künste
55.0 %
Wirtschaft und Dienstleistungen
46.4 %
Chemie und life sciences
41.6 %
Land- und Forstwirtschaft
41.1 %
Architektur, Bau- und Planungswesen
30.9 %
Sport
13.9 %
Technik und IT
11.0 %
0
1 000
2 000
3 000
4 000
BFS 2015
Bildung als Schlüssel für zukünftigen Erfolg
Bildung ist die grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Volkswirtschaft. Das Bildungssystem der Schweiz
zeichnet sich durch eine hohe Durchlässigkeit in alle tertiären Bildungsstufen, Chancengleichheit und vielfältige Ausund Weiterbildungsmöglichkeiten aus. Auch die freie Studienwahl, wie sie die Schweiz kennt, ist eine internationale
Besonderheit. Eine weitere Stärke ist die duale Berufsbildung – ein schweizerisches Erfolgsmodell. Den hohen
Stellenwert der Bildung verdeutlichen die Ausgaben: Mit rund 15 Prozent stellen die Bildungsausgaben nebst den
Sozialausgaben den grössten Posten des öffentlichen Haushaltes dar. Auf dem bildungspolitischen Parkett wird oft
nach Lösungen zu anderen gesellschaftlichen Themen gesucht, wie zum Beispiel die Integration von Frauen in den
Arbeitsmarkt durch Tagesstrukturen in den Schulen.
Bildungssystem im Wandel
Das Bildungssystem der Schweiz wird kontinuierlich an Entwicklungen und Trends angepasst. Prominente Beispiele sind die Bologna-Reform (1999) zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums sowie der
Bildungsverfassungsartikel (2006), wodurch dem Bund erweiterte Zuständigkeiten im Bildungsbereich zugesprochen wurden. Im Bereich der obligatorischen Schulbildung postuliert das EDK-Konkordat HarmoS eine Gliederung
der Schulstufen, einheitliche Lehrpläne nach Sprachregion, verbindliche Basisstandards und ein systematisches
Bildungsmonitoring. Obwohl die föderale Schulpolitik als Qualitätsmerkmal des schweizerischen Bildungswesens
verstanden wird, zeigen die neusten Reformen eine zunehmende Vereinheitlichung auf.
Internationaler Wettbewerb
Die PISA-Studien haben länderübergreifende Steuerungswirkung erlangt, geben Anstoss zur Harmonisierung des
Schulsystems und zur national einheitlichen Ausrichtung der Bildungspolitik. Kritische Stimmen sehen darin den Abbau lokaler und nationaler Traditionen zugunsten der Standardisierung und Vergleichbarkeit. Mit dem Wettbewerb
geht ein weltweiter «Wissens- und Bildungsmarkt» einher, was wiederum Herausforderungen für die vielfältigen
Schweizer Systeme darstellt. Forschungsergebnisse zeigen, dass für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen nicht nur Akademiker, sondern auch Fachkräfte mit Berufslehre und tertiärem Berufsbildungsabschluss entscheidend sind: Sie machen Innovationen markttauglich und setzen sie um. Die Berufslehre bleibt somit
ein wichtiger Teil des Schweizer Bildungssystems.
Fachkräftemangel
Die Demographie sowie die Digitalisierung sind Haupttreiber für Veränderungen in der Arbeitswelt und werden zu
einem Fachkräftemangel führen. Dies bringt im Inland Chancen für junge und ältere Arbeitnehmende, aber es führt
auch zu einem Bedarf an Immigration. Durch die technologische Entwicklung gewinnt der gekonnte Einsatz von
technischem Sachverstand, welcher insbesondere in den MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) erarbeitet wird, immer mehr an Bedeutung. Schätzungen gehen von 75 000 fehlenden Fachkräften
im Jahre 2020 aus. Dazu kommt, dass Frauen in den MINT-Berufen stark untervertreten sind. Dadurch wird die
dauerhafte Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Volkswirtschaft und der Wohlstand gefährdet.
Quellen
Akademie der Wissenschaften Schweiz, Avenir Suisse, economiesuisse, NZZ, OECD, SBFI, Die Volkswirtschaft, Lehrplan 21, BFS.
Fachhochschulen stärken
Der zentrale Vorteil der
Fachhochschulen ist ihre Arbeitsmarktorientierung. Doch
diese ist aufgrund der zunehmenden Akademisierung (im
Zuge der Bologna-Reform)
in Gefahr. Es ist zentral,
dass die Fachhochschulen
ihre Kernkompetenzen nicht
vernachlässigen und sie sich
gegenüber den Universitäten
klar positionieren.
Harmonisierung fördern?
Die Harmonisierung des
Lehrplanes verbessert laut
Befürwortern die Chancengleichheit, die internationale
Wettbewerbsfähigkeit der
Schweiz und sorgt für eine
Qualitätssteigerung. Kritische
Stimmen halten dagegen,
dass mit dem Lehrplan 21
der Föderalismus als Qualitätsmerkmal untergraben
wird.
5
1
Fachkräfteproblematik
lösen
Im Zusammenhang mit dem
zu erwartenden massiven
Fachkräftemangel gilt es
Wege zu finden, wie nebst
der Politik auch Firmen zu
einer Lösung beitragen können: Wie gelingt eine Integration von Immigranten? Wie
kann das inländische Potenzial ausgeschöpft werden?
MINT: Interesse wecken
Der Schlüssel zu einem
nachhaltigen Wirtschaftswachstum liegt in der Stärke
der technischen Fachkräfte.
Es gilt zu prüfen, wie neue
technologische Entwicklungen (bereits auf Primarstufe)
in den Lehrplan aufgenommen werden können. Hier ist
die Zusammenarbeit zwischen Bildung und Wirtschaft
gefordert.
Handlungsfelder
6
2
Weiterbildung fördern
Das für den Arbeitsmarkt
relevante Wissen muss stets
aktualisiert werden. Gute
Weiterbildungsmöglichkeiten können den Fachkräftemangel vermindern und
auch ältere Arbeitnehmende
und Frauen besser in den
Arbeits­markt integrieren. Wie
kann betriebliche Bildung
effizient und effektiv gestaltet
werden?
Liberalisierung zulassen
In der Schweizer Bildungslandschaft finden Liberalisierungs-Anstösse (z.B.
freie Schulwahl) kaum Platz.
Dabei könnten Innovationen
in der Volksschule wie mehr
Transparenz und Wettbewerb die Qualität erhöhen.
Allerdings muss sichergestellt
sein, dass die soziale Durchmischung gewährleistet
bleibt.
7
3
Lehrberuf würdigen
Die Grundlage für ein hochwertiges Bildungssystem ist
ihr Personal. Besonders im
MINT-Bereich besteht Handlungsbedarf, den Lehrkräften
geeignete Weiterbildungskurse anzubieten. Zudem ist die
Wertschätzung des Lehrberufs zu stärken. Diese wichtige Schlüsselposition sollte
auch der gesellschaftlichen
Stellung entsprechen.
Duale Bildung gewährleisten
Die duale Berufsbildung
ist ein Erfolgsmodell: Das
System ist kostengünstig,
selbsttragend und marktorientiert. Wichtig ist, dass
die Berufsbildung stets auf
die Nähe zum Arbeitsmarkt
überprüft wird. Zudem gilt es,
die nationale und internationale Anerkennung zu prüfen
und sicherzustellen.
8
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