Vortrag Ueli Nef

Die Gämse
Appenzeller Gamstagung
Kronberg
06.06.2015
Quellen: Martin Baumann BAFU
Bearbeitet durch: Ueli Nef J&F AI
Gliederung
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Kurzer Blick in die Geschichte
Die Gämse in der Schweiz
Körperbau, Sinne und Anpassungen der Gämse
Sozialverhalten
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Kennen Sie die Antworten auf folgende Fragen?
Warum...
... lebt das Gamswild im steilen Gelände?
... pfeift sie bei Gefahr?
... hat sie eine weiss-schwarze Gesichtsmaske?
... säugen Geissen keine fremden Kitze?
... tragen beide Geschlechter Hörner?
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Systematik der Gämse
Ordnung:
Unterordnung:
Familie:
Unterfamilie:
Gattung:
Paarhufer
Wiederkäuer
Hornträger
Ziegenartige
Gämsen
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Kurzer Blick in die Geschichte der Gämse
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Stammesgeschichtlich asiatischer Herkunft (4-5 Mio. Jahre)
Ausbreitung wurde stark durch Eiszeiten geprägt.
Erster Gamsnachweis in Europa vor etwa 500`000 Jahren
Heute kennen wir vier Gattungen (Gämsartige)
■  Gorale (Ostasien)
■  Seraue (Südostasien & Japan)
■  Schneeziegen (Nordamerika)
■  Gämsen (Europa)
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Kurzer Blick in die Geschichte der Gämse
Erster Gamsnachweis in Europa vor ca. 500`000 Jahren
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Kurzer Blick in die Geschichte der Gämse
Gemeinsamkeiten der 4 Gattungen:
■  Sehr ursprüngliche Ziegenartige (Caprinae)
■  Gute Kletterer (Körpergewicht Goral = 22-32 kg, Schneeziege = 75-140 kg)
■  Habitatwahl stets im steilen Gelände
■  Häufig Gebüsch und Wald bewohnend (Schutz)
■  Nahrungswahl abhängig vom Angebot an Pflanzen (Gräser, Kräuter, Blätter, etc.)
■  Geringer Geschlechtsunterschied (Körpergrösse und Aussehen)
■  Beide Geschlechter tragen kurze, spitze Hörner
■  Ressourcenverteidiger (Distanztiere)
■  Horneinsatz gegen Artgenossen und Prädatoren (Bären, Luchs, Steinadler)
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Kurzer Blick in die Geschichte der Gämse
Entwicklung der Gämsen in Europa
■  Von grosser Bedeutung waren die Wechsel von Kalt- und
Warmzeiten
■  Während Kaltzeiten zum Rückzug in Eisfreie Refugien führte,
bewirkten Warmzeiten eine erneute Ausbreitung.
Eispanzer Würm Kaltzeit = 115`00 bis 10`000 vor heute
Eispanzer Riss Kaltzeit 300`000 bis 130`000 vor heute
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Kurzer Blick in die Geschichte der Gämse
Entwicklung der Gämsen in Europa
Nördliche Gämsen: Rupicapra rupicapra
R.r. asiatica
R.r. balcanica
R.r. carpatica
R.r. cartusiana
R.r. caucasica
R.r. rupicapra
R.r. tatrica
Türkei
Balkan
Rumänien
Chartreuse F (150)
Kaukasus
Alpen
Slowakei (850)
Polen
Südliche Gämsen: Rupicapra pyrenaica
R.p. ornata Abruzzen (400)
R.p. pyrenaica Pyrenäen
R.p. parva
Spanien
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Die Gämse in der Schweiz
1876
Populationsfragmente mit wenigen tausend Tieren.
1938
Verbreitungsgrenze Hauptalpenkamm.
Einzelgämsen im Jura.
1950
Diverse Aussetzungen im Jura.
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Körperbau der Gämse
Anpassung an rennende und kletternde Fortbewegung im Gelände
Feste Verbindung zwischen
Wirbelsäule und Becken
Lose Verbindung
Schulterblatt/Wirbelsäule
Kleiner Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel
Kein Schlüsselbein
Eindimensionale,
feste Gelenke
Unterschenkel und Mittelfuss
sind verlängert
„Mittelhand“ verschmolzen
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Körperbau der Gämse
Anpassung an rennende und kletternde Fortbewegung im Gelände
.
Körpergewicht:
♀ = 25-40 kg
♂ = 35-50 kg
à  Idealer
Bereich für
Kletterer
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Körperbau der Gämse
Anpassung an rennende und kletternde Fortbewegung im Gelände
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Stark spreizbar 90° (bremsen, Schneeschuheffekt) „Zwischenzehenband“
Spitz und schmal harter Schalenrand kombiniert
mit gummiartigem, weichem Sohlenpolster
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Körperbau der Gämse
Anpassung an Sauerstoffarmut und hohe physikalische Leistung
.
Herzleistung:
Grosses Herz mit hoher Leistung
Mensch = ca. 0.5 % kg (ca. 350g)
Gämse = ca. 1.2 % kg (ca. 280g)
25 Ruhepuls
200+ maximal Puls
Gastransport:
viele Erythrozyten (= rote Blutkörperchen)
Mensch= ca. 5 Mio / µl
5cm
Gemse = ca. 13.5 Mio / µl
Rotwild = ca. 10 Mio / µl
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Körperbau der Gämse
Anpassung an variable Aussentemperaturen
.
Gämsen schützen sich im Winter vor Wärme- und Wasserverlust durch
ein Gegenstromprinzip im Nasenraum. Im Sommer kühlen sie damit
ihr Blut.
Rentier im Winter:
Aussentemperatur:
Kerntemperatur:
Luft b. Ausatmen:
-5°
39°
18°
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Körperbau der Gämse
Anpassung an variable Aussentemperaturen
.
Gämsen schützen sich im Winter vor Wärmeverlust des Blutes durch
Gegenstromprinzip im Bein. Im Sommer kühlen sie damit ihr Blut.
Bei Umgebungskälte à Wärmekonservierung
Bei Umgebungswärme à Wärmeabstrahlung.
! reguliert durch variable Durchblutung der
Extremitäten
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Körperbau der Gämse
Anpassung an variable Aussentemperaturen.
.
Der Pansen generiert sehr viel Abwärme (Vergärungsvorgänge)
Wärme“verlust“ bei der Verdauung:
Wiederkäuer:
30-70 kcal / 100 kcal verdaute Nahrung.
Mensch:
5-7 kcal / 100 kcal verdaute Nahrung.
Die Wärmegenerierung des Pansens trägt im Sommer zum Hitzestress
der Gämsen bei. Gämsen benötigen kühle Ruheplätze (Schneefelder,
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Wald, etc.)
Körperbau der Gämse
Sinnesleistungen
.
Gämsen sichern optisch regelmässig aus 2 Gründen:
(1) Zur Feindvermeidung
à sichern häufiger bei Prädationsgefahr (z.B. Luchs)
(2) Zur Vermeidung von Artgenossen
à Gämsen sind Distanztiere mit klarer Rangordnung. Distanz unter
2-3 m führt zu sofortiger Aggression.
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Körperbau der Gämse
Sinnesleistungen
.
Früher vermutete man,
dass das Sehen der Huftiere sich hauptsächlich am Erkennen von Prädatoren ausbildete. Heute geht man
davon aus, dass eher das Erkennen des Geländes bedeutend war.
Gämsen haben eine oval langgezogene
Pupille die stets grundparallel ist.
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Sozialverhalten der Gämse
Geschlechter leben ausserhalb der Brunft meist getrennt
.
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Gämsgeissen:
Rudel = verwandte
Gämsgeissen mit ihren Kitzen
und weiblichen Jährlingen.
Gämsböcke:
•  Junggesellen Bockrudel
•  Alte Böcke Einzelgänger
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Sozialverhalten der Gämse
Leben im Rudel aber bitte mit Distanz
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Danke für die Aufmerksamkeit.
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