KRANKHEITEN BEIM GAMSWILD

KRANKHEITEN BEIM GAMSWILD APPENZELLER GAMSTAGUNG 6.6.2015 Mirjam Pewsner Marie-­‐Pierre Ryser, Zentrum für Fisch-­‐ und WildOermedizin, Universität Bern Übersicht Vortrag •  Was ist eine Krankheit? •  Was für Ursachen kann eine Krankheit haben? •  Krankheiten bei der Gämse Übersicht und ausgewählte Krankheiten Arbeitsposten am Nachmi4ag •  Wie erkenne ich eine Krankheit? •  Bedeutung der Überwachung von WildOerkrankheiten? •  Was ist meine Rolle als Jäger? DefiniBon Krankheit „Als Krankheit wird das Vorliegen von Symptomen und/oder Befunden bezeichnet, die als Abweichung von einem physiologischen Gleichgewicht oder einer Regelgröße interpreOert werden können und die auf definierte Ursachen innerer oder äußerer Schädigungen zurückgeführt werden können.“ Schmidt und Unsicker, 2003 Krankheiten der Gämse Krankheiterreger KondiOon der Tiere Überleben von Erregern Konkurrenz Ausscheidung von Erregern Störung Management Lebensraumqualität Vorkommen von Vektoren à InfekBon ≠ Krankheit z.B Parasitenbefall AdapOert nach M.P. Ryser Ursache von Krankheiten InfekOös Vererbt / angeboren z.B. Missbildungen ©Urner Wochenblai ©FIWI Ernährungungsbedingt DegeneraOv «durch Verschleiss bedingt» Nicht infekOös Tumore Trauma ©FIWI gutarOg BösarOg = KREBS ©FIWI z.B Verletzungen, Stromschlag Vergigungen ©FIWI Ursache von Krankheiten Bakterien InfekOös Parasiten Pilze Viren Nicht infekOös Prionen Bakterielle Erkrankungen der Gämse BAKTERIEN Haut Gehirn Lunge Magen-­‐
Darm Gamsblindheit Dermatophilose Salmonellose Chlamydiose Augen +++ + x Paratuberkulose Tuberkulose SCHWEIZ* x «Pasteurellose» Brucellose Anderes ++ x x x x ? Geschlechts-­‐
organe, Gelenke, Augen, Niere nn x nn x nn Augen, Reprod. + * nn = nicht nachgewiesen + -­‐ +++ Grad des Vorkommens M.P. Ryser Gamsblindheit InfekBöse KeratokonjunkBviBs (IKK) Mild •  Entzündung der Binde-­‐ und Hornhaut •  Bakterium: Mycoplasma conjunc.vae •  Augenausfluss à Hornhautveränderungen à Auslaufen des Auges •  Blindheit à Kreiswandern, unsicherer Gang, Verhungern, Abstürze Mi4el •  Übertragung durch Kontakt und «Nähe» Fliegen? Schwer Gämse, Steinbock, Mufflon, Schaf, Ziege ©M.-­‐P. Ryser-­‐Degiorgis Gämsblindheit •  WildBere, v.a. Gämsen und Steinböcke: –  Seuchenhab –  Erkranken z.T. schwer > Blindheit → Mortalität 5-­‐30 % Spontane Heilung möglich, solange Hornhaut intakt •  Schafe: –  Milde Erkrankung, spontane Heilung ©M.-­‐P. Ryser-­‐Degiorgis Gamsblindheit •  Gesunde Träger beim Schaf, häufige Kontakte und hohe PopulaOonsdichte •  Interspezifische Übertragung nachgewiesen, mit InfekOonsversuch und Nachweis der gleichen Mykoplasmenstämmen bei verschiedenen Tierarten auf den selben Weiden •  ABER: Gesunde Träger bei WildBeren: Erhaltung des Erregers in WildpopulaOonen. Neuaufflammen von Epidemien ohne Schaqontakte. •  Krankheitsdynamik beeinflusst durch Topographie und Biologie (Sozialverhalten) und GeneBk des Wirtes sowie Eigenschagen der Mykoplasmen Mavrot et al. 2012 Gelormini et al. 2015 in press
Dermatophilose •  KrusBge Entzündung der Haut •  Bakterium Dermatophilus congolensis •  Übertragung durch kleine Hautwunden, Ektoparasiten •  Warmes, nasses Weier begünsOgend •  Haarausfall, Krusten → Räude-­‐ähnlich! •  CH Einzelfälle, selten
Parasitäre Erkrankungen der Gämse PARASITEN Haut Räude Gehirn Lunge Magen-­‐
Darm Anderes x Coenurose nn x Babesiose Lungenwürmer Bauchhöhle + Blut, Milz + x Magen-­‐Darm-­‐
Würmer +++ x Leberegel Sarkozystose SCHWEIZ* x +++ Leber + V. a. Muskulatur +++ Herz + Gehirn Haarlinge x ++ Herbstgras-­‐
milben x + Andere Ektoparasiten x + * nn = nicht nachgewiesen + -­‐ +++ Grad des Vorkommens M.P. Ryser Gamsräude à  Bis jetzt keine Räudefälle bei Gämsen in CH •  Viele Todesfälle, v.a. bei Erstaugreten der Krankheit •  Juckreiz, unruhiges Verhalten •  Später Haarausfall und krusBge Verdickung der Haut •  Grabmilben Sarcoptes rupicaria Kann wie alle Räudemilben auch auf den Menschen übertragen werden. Gamsbabesiose 2005-­‐09: 8 Fälle •  Untersuchungsbefunde: •  blasse Schleimhäute und Leber
•  Gelbsucht
•  Geschwollene, weiche Milz
•  Blutiger Harn
• Blutparasiten: Babesia capreoli Durch Zecken übertragen «Reservoir» «Spill-­‐over Host» «Drehkrankheit» Zerebrale Coenorose •  Auffälliges Verhalten, im Kreis drehen •  Larvenstadien des Hundebandwurmes: Taenia mul.cepts W10_2982 ©FIWI ©FIWI Hauptwirt Zwischenwirt •  CH sehr selten. Fälle im Zusammenhang mit imporOerten Hirtehunden aus Italien ©FIWI Virale Erkrankungen der Gämse VIREN Haut Lippengrind x Papillomatose x PesOvirose x Gehirn Blauzungen-­‐
krankheit * nn = nicht nachgewiesen + -­‐ +++ Grad des Vorkommens Anderes SCHWEIZ* Maulhöhle, Speiseröhre + + x Respiratory SincyOal virus InfekOon Herpesvirus InfekBon Lunge Magen-­‐Darm x x x Blut, Reprod. Nur subklinisch? x + Bedeutung? x ++ Bedeutung? x PesOvirose: Marco et al., Spanien Blutgefässe, Füsse, Gesicht Selten, nur subklinisch M.P. Ryser Lippengrind •  Pusteln, feuchte Krusten an Lippen, Gaumen, Zunge, Speiseröhre, Klauen, Euter •  Parapoxvirus, überlebt mehrere Jahre auf Weiden •  Übertragung durch direkten Kontakt, indirekt via Gegenstände und Boden, Eindringen durch kleine Wunden Schaf, Ziege, Gämse, Steinbock, Rothirsch M. Brülisauer
Lippengrind ZOONOSE: • InfekOon über kleine Wunden nach Kontakt mit infiziertem Tier • Meist spontane Heilung nach ca. 3 Wochen Lippengrind ≠ Papillomatose ©FIWI ©FIWI W14_3195 •  Warzen an Lippen, Maulschleimhaut, Haut •  Papovavirus (Genus Papillomavirus) •  Wunden als Eintriispforte •  Gämse, Steinbock, Rothirsch, Reh, Hauswiederkäuer ©FIWI Lungenentzündungen •  «Gämsensterben» in verschiedenen Gebieten •  Starker Parasitenbefall: –  Kleine und grosse Lungenwürmer –  Magen-­‐Darm-­‐Parasiten: MDS, Nematodirus, Eimeria, Monezia, Trichuris, Hämonchus, … •  Verschiedene Bakterien: Pasteurella, Manheimia, Bibersteinia Moraxella, E. coli, Streptokokken, … ! SekundärinfekBonen •  Teilweise mit Hirnentzündungen FIWI, nicht publ. Daten Lungenentzündungen Sind Viren die Wegbereiter? Viren: Fälle TG 2008 – 
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Bovines Respiratorisches SynzyOalvirus: Coronavirus: Adenovirus: Parainfluenzavirus-­‐3: 0/21 0/21 1/21 5/21 –  Rupicapra rupicapra Gammaherpesvirus 1 6/9 Aber zahlreiche «KontrollOere» (Jagd) ebenfalls posiOv à Zusammenhang Krankheit-­‐Herpesvirus nicht überzeugend FIWI & IVV ZH, nicht publ. Daten Lungenentzündungen Ursache?? Erreger verpasst? MulOfaktoriell? Krankheiterreger KondiOon der Tiere Überleben von Erregern Konkurrenz Ausscheidung von Erregern Störung Management Lebensraumqualität Vorkommen von Vektoren AdapOert nach M.P. Ryser VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT! FRAGEN? Bedeutung von WildOerkrankheiten Bedeutung für die WildBere (Artenschutz) Überwachung der Wildtierkrankheiten
Bedeutung für den Menschen (Zoonosen) Bedeutung für die HausBere (EpizooOen) M.P. Ryser Wie erkennt man eine Krankheit? 1.  Von Aussen erkennbare Veränderungen ANSPRECHEN -­‐  Verlust der Scheu, Kreislaufen, Ziiern -­‐  Aggression -­‐  Veränderungen an Nase, Augen (Ausfluss, Linsentrübung) -­‐  Fellveränderungen? -­‐  Nährzustand? -­‐  Husten, Blutungen, Verletzungen? -­‐  Umfangvermehrungen? -­‐  Lahmheit © Urs Büchler M. Wyler Wie erkennt man eine Krankheit? 2. Erlegtes Tier genau ansehen VON AUSSEN UND INNEN SICHTBARE AUFFÄLLIGKEITEN Haut, Körperöffnungen Nährzustand Körperhöhlen Innere Organe: -  Lunge, Herz -  Leber, Milz, Niere -  Magen-­‐Darm-­‐Trakt -  Muskulatur (Fleisch) - 
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FARBE FORM BESCHAFFENHEIT WichOge Rolle des Jägers à Überwachung der WildOergesundheit à Verantwortung Wildbrethygiene! BEURTEILUNG