SCHWINDEL Patienteninformation Schwindel Warum dreht sich alles? Das Symptom „Schwindel“ entsteht, wenn die Wahrnehmung, die unser Lagesinn dem Gehirn von Außen meldet, nicht mehr mit den gewohnten Empfindungen zusammenpasst. Das Gehirn gibt dann die Meldung „Störung“. so dass gleich der richtige Spezialist zum in Beispiel: Bei der Fahrt auf hoher See Zuge kommt. schwankt der Untergrund. Die EinTypische Ursachen für Schwindel drücke über das Auge und die Lagerücksind etwa eine Polyneuropathie, die zur meldung der Beine ergeben ganz ungeRaumorientierung besonders im Dunkeln wohnte Erfahrungen an unsere zentrale eine Gehilfe nötig macht, oder die ParkinVerarbeitungsstelle, das Gehirn, weiter. Das Gehirn muss sich erst daran gewöhnen. Haben wir uns nach längerer Seereise hingegen schon an das Schaukeln gewöhnt, „schwanken“ uns wiederum beim dem nun kurz ungewohnten Landgang die Beine. Schwindel ist also erst einmal nichts Krankhaftes und wird subjektiv ganz unterschiedlich empfunden. Die richtige Behandlung einer Schwindelkrankheit setzt die genaue Diagnose voraus. Haben Sie bitte etwas Geduld. Es können aber auch krankhafte Verson-Erkrankung, bei der die Wendigkeit änderungen die „Telefonleitung“ zwider Körperbewegungen nicht mehr schen der „Peripherie“ und der „Zentrale“ gegeben ist. Schwindel kann aber auch stören. Dann kommt dem Signal „Schwinim Rahmen eines Anfallsleidens (Epilepdel“ wegweisende diagnostische Bedeusie) auftreten oder Anzeichen für eine tung zu. Daher ist es von außerordentVergiftung bei zu hoher Medikamentenlicher Wichtigkeit, dass Sie als Patient dosis sein, um nur einige Beispiele zu dem Arzt schildern, wie Sie den Schwinnennen. del wahrnehmen. Hier helfen SchwindelNötig sind wahrscheinlich neurologiFragebögen. Notieren Sie, welche sche Untersuchungen wie: Störungen Ihnen außerdem aufgefallen ➜ die körperliche Untersuchung, sind (Hörminderung, Müdigkeit, Seh➜ die Frenzel-Brille (Untersuchung auf störungen, Muskelschwäche usw.). Vor ungewöhnliche Augenbewegungen) – allem sollten Sie dem Arzt sagen, welche genauer noch das ENG (Elektro-NystagMedikamente Sie (jetzt und früher) eingemogramm) als Spezialuntersuchung, nommen haben. ➜ die EEG (Elektroenzephalographie – Je nach Ort der Schädigung werden Messung der Hirnströme), Untersuchungen verschiedener Fach➜ die DSG (Dopplersonographie – richtungen nötig sein: Zum Beispiel: Gefäßuntersuchung mittels UltraHNO, Neurologie, Innere Medizin, Kardioschall), logie, Augen, Orthopädie, Radiologie oder ➜ die bildgebenden Verfahren der Radioauch Psychiatrie. Denn hilfreich ist die Einlogie. teilung des Schwindels nach der Ursache, Diese Verfahren sind schmerzlos. Sie brauchen daher keine Angst davor zu haben. Ferner kann per Lumbalpunktion Rückenmarkwasser, etwa zum Ausschluss entzündlicher Prozesse, entnommen werden. Auch diese Untersuchung ist für Sie ungefährlich. Zum Ausschluss von Lähmungen kann auch ein EMG (Elektromyogramm) erforderlich sein. So genannte evozierte Potenziale (AEP, VEP, SSEP) können gewissermaßen den Ort des Defektes der „Telefonverbindung“ vom Körper zum Gehirn aufspüren. Falls Sie bereits von anderen Ärzten untersucht wurden, bringen Sie doch die Befunde gleich mit. Auch die Psyche geht in die „Telefonverbindungen“ mit ein. Bei schlechter psychischer Verfassung ist das Gehirn möglicherweise mit der Verarbeitung vielfältiger Reize überfordert, es „streikt“ erst einmal und sendet das Signal „Schwindel“ aus. Wenn Ursachen ausgeschlossen sind, die ein therapeutisches Eingreifen erfordern, bleibt, das Gehirn behutsam wieder an die neue Situation zu gewöhnen (Schwindeltraining). Hingegen verschlimmern sich fast alle Schwindelformen durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln oder tagelanges Liegen im Bett. Das Gehirn stellt sich nämlich als Verarbeitungsorgan auf diese Lebensform ein und empfindet sie dann ■ als „normal“. (Dr. S. Eisenmeier) SELBSTHILFE Internet: ➜ http://www.tinnitus-liga.de ➜ http://www.sh-meniere.de Bücher: ➜ Schaaf H: Morbus Menière. Ein psychosmatisch orientierter Leitfaden; Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 3. aktualisierte u. überarb. Aufl. 2001, ISBN: 3540677143, EUR 27,95 ➜ Schaaf H et al. (Hg.): Schwindel psychosomatisch gesehen, Profil München 1999, ISBN 3-89019-475-5, EUR 15,30 ➜ Tinnitus-Klinik Arolsen, K.I.M.M., DTL (Hg.), Die Menièrsche Krankheit – ein Einstieg für Betroffene und Angehörige. Profil München 2000, ISBN 3-89019477-X , EUR 12,80 | Patienteninformation Diese Patienten- und Angehörigeninfos bitte heraustrennen und für Ihre Patienten kopieren E FORTBILDUNG 4/02 · DNP · 31
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