WIKIMEDIA.ORG/COMMONS/CC BY-SA 3.0 Schweigekartell Am 24. März 1976 putschte in Argentinien das ultrarechte Militär. Zehntausende Oppositionelle wurden während der Diktatur ermordet – darunter auch Deutsche wie der Student Klaus Zieschank. Von Elvira Ochoa und Frieder Wagner SEITEN 12/13 GEGRÜNDET 1947 · DONNERSTAG/FREITAG, 24./25. MÄRZ 2016 · NR. 71 · 1,50 EURO · PVST A11002 · ENTGELT BEZAHLT WWW.JUNGEWELT.DE Nächster Krieg Nächste Generation Nächster Skandal Nächster Boom 3 4 5 9 EU und USA wollen Libyen mit Zwangsmitteln zur Anerkennung der »Einheitsregierung« nötigen Computerspiele, Comics, Filme: BunPrivatisierung: Im Landkreis Börde wird Prächtige Profite dank 2,3 Millionen deswehr lässt sich ihre Rekrutenunprofitable medizinische GrundHäftlingen. US-Gefängnisbranwerbung etwas kosten versorgung eingestampft che macht dickes Plus Abschiebung in den Krieg Israel sperrt Palästinenser aus Jerusalem. Israel verwehrt über die örtlichen Karnevalsfeiertage allen Palästinensern aus dem besetzten Westjordanland die Einreise. Die Massenaussperrung trat in der Nacht zum Mittwoch in Kraft und soll bis mindestens Samstag abend aufrecht erhalten werden, wie die Armee am Mittwoch mitteilte. Sie erfolge auf Anordnung der Regierung und stütze sich »auf eine aktuelle Lagebeurteilung«. Betroffen sind insbesondere die fast 60.000 palästinensischen Pendler, die eine Arbeitserlaubnis für Israel haben. Ob die Palästinenser aus den Besatzungsgebieten danach wieder die Kontrollpunkte in Richtung Israel passieren dürfen, soll erst am Samstag abend entschieden werden. Ausnahmen würden nur in humanitären oder medizinischen Notfällen gemacht, gab eine Armeesprecherin an. (AFP/jW) Amnesty International: Türkei transportiert abgefangene Flüchtlinge nach Afghanistan. Helfer verurteilen Pakt zwischen Brüssel und Ankara. Von André Scheer D Flüchtlinge warten am Dienstag im Hafen von Mytilene auf Lesbos auf ihre Weiterfahrt in das Aufnahmelager Moria dokumentiert. So wurden Flüchtlinge an der westlichen Grenze aufgegriffen und ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand nach Syrien oder in den Irak abgeschoben. Die EU-Kommission versprach damals, sich mit dieser »ernsten Angelegenheit weiter befassen« zu wollen. Passiert ist nichts. Scharfe Kritik am Verhalten der EU äußerte auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR. Man habe bisher die »Hotspots« auf den griechischen Inseln unterstützt, in denen Flüchtlinge empfangen und registriert wurden, teilte die Organisation auf ihrer Homepage mit. Nach dem Abkommen zwischen Brüssel und An- kara seien diese »Hotspots« nun jedoch zu »Hafteinrichtungen« geworden. Als Reaktion darauf habe das U NHCR seine Arbeit teilweise ausgesetzt. Helfer auf der griechischen Insel Lesbos berichteten, dass neu ankommende Flüchtlinge seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts wie Kriminelle behandelt würden. Wenn sie im Auffanglager ankommen, werden ihnen demnach Schnürsenkel, Gürtel und Handys abgenommen, meldete die Deutsche Presseagentur. Anschließend würden sie in einem ehemaligen Gefängnis in Baracken untergebracht, die sie nicht verlassen dürften. »UNHCR wird jedoch weiterhin vor Ort präsent sein, um sicherzustellen, dass Schutzstandards beachtet werden«, kündigte das Hilfswerk an. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen beendet ihre Arbeit auf Lesbos dagegen vollständig, »weil uns die Fortführung der Arbeit zu Komplizen eines Systems machen würde, das wir als unfair und unmenschlich ansehen«, erklärte Landeskoordinatorin Marie Elisabeth Ingres. »Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe für eine Massenabschiebung instrumentalisiert wird. Wir weigern uns, Teil eines Systems zu sein, das keine Rücksicht auf die humanitären Bedürfnisse oder die Schutzbedürfnisse von Asylsuchenden und Migranten nimmt.« Immer mehr fürs Militär Im Haushalt für 2017 beschließt die Bundesregierung einen höheren Etat der Bundeswehr D ie Bundesregierung hat Eckpunkte für den Haushalt 2017 beschlossen. Das wurde am Mittwoch aus Regierungskreisen bekannt. Demnach will der Bund im kommenden Jahr 325,5 Milliarden Euro ausgeben. Mehr als in diesem Jahr, für das 316,9 Milliarden vorgesehen sind. Neue Schulden sollen im kommenden Jahr nicht aufgenommen werden, Mehreinnahmen durch Steuern würden das erlauben. Ebenfalls gebilligt wurde eine mittelfristige Finanzplanung. Ihr zufolge sollen die Ausgaben bis 2020 auf 347,8 Milliarden Euro steigen. Über ihren Beschluss zeigten sich alle Koalitionsparteien erfreut. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) lobte etwa die weitere Militarisierung der Bundesrepublik. In den kommenden vier Jahren soll der Wehretat um 10,2 Milliarden Euro aufgestockt werden. Im Jahr 2020 würden den Militärs dann 39,2 Milliarden Euro statt bislang 34,2 Milliarden im Jahr zur Verfügung stehen. Von der Leyen sprach von einer »Trendwende«. Dennoch soll die Aufrüstung noch darüber hinaus weitergehen. Von der Leyen sprach in diesem Zusammenhang NATO-Vorgaben an: Das Militärbündnis legt seinen Mitgliedsstaaten nahe, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Armee zu investieren. Für die BRD wären das über 60 Milliarden Euro im Jahr. Auch die SPD gab sich mit dem Haushalt zufrieden. Es sei ein Paket »für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Integration« verankert worden, sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Fünf Milli- arden Euro seien für den Zweck vorgesehen. Wie die sozialen Vorhaben der Sozialdemokratie aussehen dürften, wurde ebenfalls deutlich. Nahles kündigte an, »Arbeitsgelegenheiten« für Geflüchtete schaffen zu wollen. Ab kommendem Jahr stünden dafür 300 Millionen Euro bereit. Eine Beschäftigung nach dem Mindestlohn ist mit einer solchen Summe nicht zu finanzieren. Das ist aber auch nicht vorgesehen: Hinter dem Begriff »Arbeitsgelegenheiten« verstecken sich Ein-Euro-Jobs. (dpa/jW) KARL-JOSEF HILDENBRAND/DPA Ver.di ruft zu neuen Streiks bei Amazon auf REUTERS/ALKIS KONSTANTINIDIS ie Warnungen von Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingsinitiativen, dass der Deal zwischen der EU und der Türkei Menschenleben in Gefahr bringt, hat sich bestätigt. Wie Amnesty International am Mittwoch berichtete, wurden nur wenige Stunden nach Unterzeichnung des Abkommens zwischen Brüssel und Ankara etwa 30 Flüchtlinge, die an der Überfahrt nach Griechenland gehindert worden waren, von der Türkei nach Afghanistan abgeschoben. »Die Tinte der Unterschriften unter dem EU-Türkei-Deal war noch nicht ganz getrocknet, als mehrere Dutzend afghanische Asylsuchende gezwungen wurden, in ein Land zurückzukehren, in dem sie sich in Lebensgefahr befinden könnten«, sagte Amnesty-Experte John Dalhuisen. Wie die Organisation informierte, erreichte sie am vergangenen Freitag um 23.40 Uhr ein Anruf. Der Gesprächspartner habe völlig verängstigt erklärt, dass er sich in einem Flugzeug nach Istanbul befinde. Etwa eine Stunde später, bei einem Zwischenstopp in Ankara, rief er erneut an und sagte, dass man ihn und etwa 30 weitere afghanische Männer, Frauen und Kinder nach Kabul abschiebe. Ihre Anträge, zum Asylverfahren in der Türkei zugelassen zu werden, seien abgelehnt worden. Seinen Angaben zufolge hatte er zu einer Gruppe gehört, die versucht hatte, über den Seeweg Griechenland zu erreichen. Sie wurde von der türkischen Küstenwache abgefangen und anschließend in der Küstenstadt Izmir inhaftiert. »Wenn wir zurückgehen, werden uns die Taliban töten«, erklärte er am Telefon. Schon im Dezember 2015 hatte Amnesty International Menschenrechtsverstöße durch die Türkei Berlin. Vor Ostern hat die Gewerkschaft ver.di erneut zu Streiks beim US-Onlinehändler Amazon aufgerufen. In dem Tarifstreit gehe es um eine »grundsätzliche Auseinandersetzung«, erklärte ver.di-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Mittwoch: Amazon wolle die Arbeitsbedingungen weiterhin »willkürlich und einseitig diktieren«. Seit über zwei Jahren ringt ver.di mit Amazon um die Einführung eines Tarifvertrages auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels. Am Mittwoch streikten Beschäftigte in den Versandzentren Bad Hersfeld und Leipzig. Am Donnerstag sind dann die Mitarbeiter in Rheinberg und Werne in Nordrhein-Westfalen dazu aufgerufen. Ihr Ausstand soll bis Sonnabend dauern. Der Flächentarifvertrag im Einzel- und Versandhandel NRW sehe zum 1. Mai eine Erhöhung der Löhne um zwei Prozent vor. »Wir erwarten, dass Amazon diese Erhöhung an die Beschäftigten weitergibt«, forderte der ver.di-Landesbezirk. (AFP/jW) wird herausgegeben von 1.817 Genossinnen und Genossen (Stand 11.3.2016) n www.jungewelt.de/lpg
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