Kommen und gehen, manchmal bleiben

Kommen und gehen, manchmal bleiben
Predigt zum Sonntag „Jubilate“ | Taufe Maren Schnitzer & Suwila Bartsch
Evangelische Bergkirche Wiesbaden
26. April 2015 | 10.00 Uhr
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
die Liebe Gottes des Vaters
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch. Amen
Der „Winzer“ (Joh 15,1), der „Weinstock“ (Joh 15, 1.4.5), die „Reben“ (Joh 15,2.4.5.6), die
„Frucht“ (Joh 15,2.4.5.8) des Weinstocks. Die Rahmenhandlung des heutigen Predigttextes
hat in dieser Kirche und Gemeinde einen deutlicheren „Sitz im Leben“ als anderswo. Und
darum geht es doch bei allem, was wir hier hören und predigen: dass es Platz greift in unsrem
Leben, dass es nicht vorbeigeredet ist an dem, was wir er-leben, sondern den Glauben – ich
zitiere Luther „ynsz leben zihet“, so dass wir ihn - nochmals Luther - “ym leben vben“ (Luther WA 7,574)
Nicht nur dass stilisierte Weinreben die Wände und zwei der Chorfenster unserer Kirche zieren. Nicht weit von hier wachsen in einem deutschlandweit einzigartigen „Weingarten“ – es
ist der Boden, der ihn unvergleichbar macht - Weinstöcke, die - von der Sonne beschienen im Herbst reiche Frucht bringen und im kommenden Jahr gekeltert, vergoren und geklärt diesen Wein hervorbringen werden: „Wiesbadener Neroberg“. (Flasche „Wiesbadener Neroberg“
hochhalten) Ein sogenanntes „großes Gewächs“, das dem Territorium der Bergkirchengemeinde ent-wachsen oder aus ihm er-wachsen ist. Der Jahrgang 2015 wird erst noch aus ihm
erwachsen.
Hören wir aus dem Mund zweier Angehöriger des Konfirmandenjahrgangs 2015 den Predigttext aus dem Evangelium des Johannes im 15. Kapitel Verse 1-8, den ins Leben zu ziehen ich
anschließend versuchen will.
Konfirmandin Maren:
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die
keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen,
dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich
selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Konfirmandin Suwila:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel
Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen
wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen
brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr
wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht
bringt und werdet meine Jünger.
Meine Schwestern, meine Brüder,
ich weiß nicht, ob Ihnen während des Hörens aufgefallen ist, dass das „Haupt-Wort“ des jesuanischen Gleichnisses neben den Nominativen „Frucht“ / „Weinstock“ /„Reben“ das Verb
„bleiben“ ist: „Bleibt in mir!“ (Joh 15,5)
Dass man jemanden bittet zu bleiben, beschreibt offensichtlich eine Grundsehnsucht des
Menschen, dass jemand bei einem nicht nur ist oder war, sondern bliebe. Dass „Leben“ in der
Moderne eher ein „Kommen und gehen“ und nur „manchmal“ ein „Bleiben“ (Christoph Peters) ist, wächst sich zu einer Beschreibung jener Phänomene aus, die mit der sogenannten
mobilen Gesellschaft einhergehen. Es ist kein Bleiben. Es sind viel eher Aufbruch, Flexibilität
und Mobilität gefragt.
Dabei sehnen wir uns unsererseits nach Verstetigung, nach einer Bleibe, nach einer Beziehung, in der wir uns gehalten und aus-ge-halten wissen, nach einer An-Bindung, die jenseits
des Kommens und Gehens Bestand hätte.
Zu den bittersten Erfahrungen unseres inneren, aber auch äußeren Lebens gehört es, dass wir
uns trotz dieser unserer Sehnsucht nicht ohne weiteres und unter allen Umständen in der Lage
sehen zu bleiben. Ungeahnte Entwicklungen, nicht erwartete Irritationen, schleichende Enttäuschungen oder Frustrationen legen es hin und wieder schmerzhaft nahe (das ist nicht leicht
und erfordert Mut) eben nicht zu bleiben, sondern zu gehen, neue Schritte zu wagen, sich zu
trennen, aufzubrechen zu neuen Ufern, auszubrechen aus überlebten Mustern, Schluss zu machen mit diesem oder jener. Wir machen also immer und immer wieder die Erfahrung, dass
eben „nichts bleibt wie es war“ (Hans Wader). Wir sind stetiger Veränderung unterworfen.
Demgegenüber macht der johanneische Christus das „Bleiben“ stark. So als ermutigte er uns,
entgegen unserer Erfahrung, dass kein Bleiben sei, unserer Sehnsucht nach einer „Bleibe“ zu
trauen.
Mit dem „Bleiben“ aber ist das so eine Sache. Man verbindet mit „Bleiben“ so etwas wie
Stagnation. Oder gar geistige Unbeweglichkeit: „Ich bleibe dabei!“ Wer will schon dieser
Weise insistierend „bleiben“? Wer in diesem Sinne bliebe, bleibt auf der Strecke, weil Leben
nicht “Bleiben“, sondern „Entwicklung“ ist.
Es ist irgendwie so als bedürfe es einer bestimmten (ich nenne es einmal) Infrastruktur, die es
uns erlaubte zu bleiben. Was braucht es, um bleiben zu können? Bei einem Menschen. In einer Gemeinschaft. In einer Gemeinde. In einer Kirche. In einer Stadt, bei mir und zuletzt - das
steht hier doch auch in Frage - bei Gott?
Es ist nicht damit getan unangefragt zu bleiben und dieses „Bleiben“ selbstgerecht als einen
Ausdruck von Treue zu reklamieren. Nicht umsonst fragt der johanneische Christus ein paar
Kapitel vor der gehörten Mahnung „Bleibt in mir!“ seine Jünger: „Wollt auch ihr gehen?“
(Joh 6,68) Was dann folgt, klingt wenig überzeugt: „Wohin sollten wir gehen?“ (Joh 6,68).
Das klingt wie: (Geste!) „Dann bleiben wir halt bei Dir!“ Das hat niemand verdient, dass
man „halt“ bei ihm bleibt.
1
Ich ziehe also in einem ersten Zugang zum gehörten Gleichnis das „Bleiben“ in das Leben
derer, die miteinander leben und sich vielleicht hin und wieder fragen: „Müßte ich mich nicht
doch von ihm / von ihr trennen?“ Ich ziehe es in das Erleben derer, die inmitten einer stabilen
Partnerschaft den kurzen Anflug eines Gefühls kennen wie „Ich müsste mich eigentlich von
ihm, von ihr trennen, mich, ihn, sie befreien. Es „geht“ nicht mehr. Es „läuft“ nicht mehr zwischen uns. Wir haben uns festgefahren. Ich hänge viel zu sehr an ihm, an ihr. Ich kann mich
nicht, er kann sich nicht, sie kann sich nicht (weiter)entwickeln. Da ist keine Luft zum Atmen
mehr!“ Das könnte man auch in Richtung eines entwicklungsfeindlichen „Gottes“ formulie-
ren, den wir mit dem „Lebendigen“ verwechselten, der sich immer neu zu dem entwickelt,
was er immer schon ist.
Und dann aber doch: (Geste!) „Nun ja, ich bleibe halt bei ihm / bei ihr“ Wie viele Beziehungen und zwar jeglicher Art bis hin zu unserer Gottesbeziehung vegetieren auf diese Weise
eher dahin als dass sie wirklich und im wahrsten Sinne des Wortes „gelebt“ würden.
Jesu Frage „Wollt auch Ihr gehen?“ stellt sich konkret. Und es kann und muss in dem ein
oder anderen Fall sein und sein dürfen, dass ich statt „halt“ zu bleiben, aus gutem Grund gehe.
Wenn es aber darum ginge statt „halt“ authentisch bei einem Partner, einer Partnerin und
vielleicht auch bei dem „Nachbar Gott“ (Rilke) zu bleiben, hörte sich das für mich so an:
„Es gäbe viele Gründe zu gehen. Wie es immer viele Gründe gibt, das oder jenes zu tun. Ich
bleibe aber trotz all dieser Gründe, die ich Dir gegenüber und die Du mir gegenüber benennen könntest, bei Dir, weil ich an das Potential glaube, das wir haben, weil ich an den Menschen glaube, der unter dem nervigen Typen lebt, den ich tagtäglich erlebe und hin und wieder ertragen muss; weil ich glaube, dass wir hin und wieder beieinander Schätze heben, die
niemand in mir und in Dir heben könnte als Du in mir und ich in Dir. Ich bleibe, weil ich
durch dich bin, weil ich durh Dich sein werde, der ich bin; weil ich in all den Auseinandersetzungen weiterkam; weil die Enttäuschungen, die wir erlebten und hin und wieder Mühe haben
zu bewältigen, weiterführten; weil ich in dem Bemühen mich zu mir selbst zu befreien nur
weiterkomme, indem ich mit dir und an dir „Ich“ werde, so wie ich den Eindruck habe, dass
du mit mir und an mir immer mehr „Du“ werden wirst. Ich bleibe bei Dir, weil ich erleben
durfte, dass Du mich von manchem Irrtum über mich selbst befreit hast. Ich bleibe bei Dir,
weil Du unter all den Missverständnissen, unter der Sprachlosigkeit, die hin und wieder zwischen uns herrscht und der tausend Worte, die ich nicht mehr hören kann, hin und wieder
Worte findest, die in mir eine ungeheure Lebenslust wecken, eine Perspektive eröffnen oder
wach halten, die mich ermutigt und mir Zukunft verspricht.“
Spüren Sie welche Infrastruktur das „Bleiben“ brauchte? Ich wünschte mir, dass wir so miteinander und bei aller Unvergleichbarkeit der Kommunikationsstruktur mit dem verborgenen
Gott („Deus absconditus“) sprechen könnten und aufgrund dieser Gesprächskultur eine Chance hätten beieinander und bei IHM zu bleiben.
2
Ein zweiter Versuch Jesu Gleichnisrede vom Bleiben in unser, in Euer der Konfirmandinnen
und Konfirmanden, der Neugetauften und ihrer Eltern Leben zu ziehen, bleibt näher am Text.
Das ganze Geflecht vom Weinstock, vom Weingärtner, vom Bleiben hat doch nur den Sinn,
dass die Reben „Frucht“ bringen. Das zweite Hauptwort des Textes.
So sehr es also von Bedeutung ist, dass Ihr Euren Eltern verbunden bleibt, dass Ihr einen Bezug zu Eurem Ursprung bewahrt; so sehr es wahr ist, dass Ihr aus Euren und wir aus unseren
Wurzeln leben und die Lebenskraft, die Kraft unsrer Träume und unseres Denkens aus unserem Ursprung zogen und ziehen; so sehr es lebensfördernd ist, dass Eure Eltern Euch bestärken, ermutigen, Euch hegen und korrigieren; so sehr darf und muss man sich die Frage stellen: „Wozu?“ Doch nicht dazu, dass Ihr später nichts ohne sie tun könntet. Das Gleichnis hat
über das „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ ein extratextuales „Später“, das sich in seinem
letzten Vers andeutet: „Darin wird mein Vater geehrt, dass ihr viel Frucht bringt.“ (Joh 15,8)
Es bleibt nicht beim Bleiben. Das „Bleiben“ hat ein Ziel: die Ent-Wicklung oder besser noch:
das Er-Wachsen der keimenden Rebe zur Frucht, die geerntet und genossen werden will. Ohne dass sie geerntet würde und jenseits des Weinstocks als gereifte Frucht fruchtete, vertrocknete sie und verfehlte sie das Ziel, zu dem hin sie der Weinstock nährte. Will sagen: Darin,
dass die, die ihm verbunden sind, sich entwickeln und Frucht bringen und sich entfalten sieht
Jesus von Nazareth den eigentlichen Willen und die „Herrlichkeit“ des Vaters zum Ausdruck
gebracht. Das will Gott. Nicht dass ein Mensch - in einer Bindung verfangen - verkümmert.
Nicht dass er sich in seiner Entfaltung durch wen und was auch immer behindert, sondern sich
durch was und wen auch immer zum Leben gefördert und befreit weiß. Dazu verhilft das
Bleiben in IHM, der nicht im statischen Sinne blieb, sondern aufbrach: aus seinem Himmel in
Richtung Erde, aus Kafarnaum anderswohin, aus Galiläa nach Judäa, von der Höhe Golgotha
an den heimatlichen See, von der Erde zum Himmel. Also: Entwickelt Euch! Erwachst aus
Euren Bindungen zu Euch selbst! Bleibt nicht (am Weinstock) hängen, wo es an der Zeit wäre, sich in guter Weise zu trennen, um sich angstfrei und voller Neugier in neue Bindungen zu
geben.
Wenn diese Jugendlichen aus der Verbindung zu Ihnen, zu dieser Gemeinde und zu IHM zu
als „gerade, klare Menschen“ er-wüchsen, wäre das nicht nur, wie die Frucht in Jesu Gleichnis, ein „schönes Ziel“, sondern wirklich „herrlich“. Wenn das die Frucht ist, die diese – entschuldigt das despektierliche Wort, das ich nur in seinem besten Sinne gebrauche - Wenn das
die Frucht ist, die diese „Früchtchen“ bringen, dass sie als freie Menschen lebten, dass sie,
weil sie diesem Weinstock entwuchsen - sich zu selbstbestimmten und menschlichen Menschen entwickelten, dass sie das Geschenk ihrer selbst annähmen und genössen, dass sie in
der „Freiheit eines Christenmenschen“ ihr Leben gestalteten, dass sie gelernt und erfahren
hätten, dass ein dynamisches „Bleiben“ in IHM nicht einschränkt, sondern ermutigt und die
Entwicklung des eigenen Selbst befördert, wäre Ihnen, den Eltern, wäre uns als deren Gemeinde, wäre Gott „Ehre getan“ (so übersetzt Luther Joh 15,8), denn: „Gott anhängen“ - so
der Evolutionstheoretiker Teilhard de Chardin - der unter den inneren und äußeren Kräften
verborgen ist, die unser Sein beseelen und in seiner Entwicklung tragen, heißt letzten Endes,
sich dem Atem des Lebens öffnen und anzuvertrauen.“ (Das göttliche Milieu. Olten 1979, 77).
3
Ich lese das Weinstockgleichnis in diesem Sinne als Lebensgleichnis. Und Leben heißt Entwicklung. Ich bin ganz sicher, dass nur wer den „Weinberg des Herrn“ als „fröhlichen
Weinberg“ (Zuckmayer) erlebt hat, wird „fröhlich“ bei sich, bei einem Menschen, bei Christus und in dieser Kirche bleiben können. Ich hoffe, dass Ihr diese Gemeinde als ein „Biotop“,
also einen „Lebensort“ erlebt habt und erlebt, in dem Ihr Euch habt fröhlich entwickeln dürfen.
Wenn Sie mich – nicht als Vikar, sondern als Gemeindemitglied, das inzwischen an dieser
Gemeinde „hängt“ – fragten, wie ich mir vorstellte, dass der heute zu wählende Kirchenvorstand mit uns allen Gemeinde gestalten sollte oder Gott die Möglichkeit geben sollte, dass ER
sie gestalte, so dass hier für Viele, für uns und noch Ungekannte ein Bleiben wäre, ich würde
ein letztes Mal das johanneische Weinstockgleichnis bemühen, das man im Laufe der langen
Auslegungsgeschichte als Bildrede über die Kirche glaubte verstehen zu dürfen.
.
Wo wäre kirchlicher Weise ein Bleiben? Für mich? Für Sie? Für Euch? Für irgendwen? Ich
formuliere zugestandener Weise meine Vermutungen, meine Wünsche, die, wenn sie sich
erfüllten, es mir ermöglichten zu bleiben, die vielleicht aber doch auch die anderer „Ankömmlinge“ sein könnten, die sich fragen, ob sie hier eine Bleibe fänden. Wo also wäre kirchlicher
Weise ein Bleiben? In einer Gemeinde, die den und die Einzelne so wertschätzte, dass jeder
und jede das Gefühl hätte, auf seine und ihre ganz eigene und unvergleichbare Weise Christus
anhängen zu dürfen. In einer Gemeinde, in der sperrige und unangepasste Überzeugungen
nicht unter den Tisch gekehrt, sondern als Bereicherung erlebt würden. In einer Gemeinde,
wo nicht eine Lesart des Evangeliums herrschte, sondern die Vielfalt der Meinungen, der Zugänge und der Engagements gleichberechtigt Platz hätten. In einer Gemeinde, in der der oder
die Einzelne mit seinen und ihren Widersprüchen, mit seinen und ihren Lebensbrüchen, mit
seinen und ihren Traurigkeiten, mit seinen und ihren Fragen und Fraglichkeiten, aber auch mit
seinen und ihren Freuden und Hoffnungen zu Hause wäre. In einer Gemeinde, in der das Bewusstsein herrschte, dass der „Vater“ und nicht irgendanderswer als „Weingärtner“ fungierte.
In einer Gemeinde, in der unter dem Abendmahlswort Jesu die Frucht des Weinstocks jedem
und jeder gereicht würde, der oder die sich danach sehnt, in der niemand aus-, sondern viele
eingeschlossen würden. In einer Gemeinde, die besingt, was sie nur ahnt, die glaubt, was
kaum zu glauben ist, die davon träumt, dass eine neue Welt möglich ist. In einer Gemeinde,
die sich nicht genug ist und die Grenzen ihres Weingartens offen hielte. In einer Gemeinde,
die vor allem und allen Christus anhinge, der tröstet, ermutigt, der Auferstehungen iniziiert,
der uns aufrichtet und hochbringt, wo wir am Boden sind. Ohne den eine Gemeinde verdorrte
und im weltanschaulichen Wettbewerb zu Recht auf dem Kehrichthaufen der Bedeutungslosigkeit landete.
Wo wäre kirchlicher Weise ein Bleiben? In einer Gemeinde, die Christus im Blick behält. ER
hält uns hier. ER macht uns bleiben. Das ist das Vermächtnis derer, die uns diese Kirche hinterließen. Ganz oben im Zenit des Zentralfensters der Apsis positionierten sie das Bild Christi.
Um uns zu sagen – ich zitiere Dietrich Bonhoeffer - : „Christliche Gemeinschaft heißt Gemeinschaft durch Jesus Christus und in Jesus Christus. Es gibt keine christliche Gemeinschaft, die mehr und keine, die weniger wäre als dieses. Von der kurzen einmaligen Begegnung bis zur langjährigen täglichen Gemeinschaft ist die christliche Gemeinschaft nur dieses.
Wir gehören einander allein durch und in Jesus Christus.“
Zum Ende ein ganz persönliches Bekenntnis: Ich mag keine Rosinen, sondern viel lieber saftige, süße Trauben und freilich die Frucht des Weinstocks, die ich Euch, Maren und Suwila, in
Form einer Flasche „Wiesbadener Neroberg“ zur Unzeit überreiche. Sie ist etikettiert mit einem ganz individuellen Panel, das Euren Namen trägt, ein Details unseres Rebenfensters wiedergibt, das Weinstockgleichnis Jesu zitiert und Euch mit dem Datum des heutigen Tages an
Eure Taufe erinnern soll. Noch ist es zu früh den klaren Tropfen zu genießen. Er will reifen.
Genießt diesen Euren „Taufwein“, wenn Ihr - volljährig geworden - Eurer Konfirmandinnenzeit entwachsen und aus dieser Gemeinde zu klaren geraden Menschen er-wachsen sein werdet. Wir trauen Euch und uns - von IHM und voneinander ermutigt ermutigt und genährt - im
„Bleiben“ Entwicklung zu.
Ich ende meine erste Predigt von dieser Kanzel in der Manier fröhlicher Selbstkritik mit Luther: „Der Prediger steige auf die Kanzel, / öffne seinen Mund / höre aber auch wieder auf.“
So soll es sein. Und weil ich’s nicht lassen kann überreiche ich Euch auch noch Euren Taufwein mit einer lutherischen Sentenz: „Jugend ist wie ein Most. Der lässt sich nicht halten. Er
muss vergären und überlaufen“.
Und der Friede Gottes,
welcher höher ist, denn alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu.
Maren und Suwila erhalten je eine Flasche „Wiesbadener Neroberg“