Interview mit Nicole Just Was verstehen Sie unter „Superfoods“ und warum machen sie uns glücklich? Superfoods sind Grundnahrungsmittel mit besonderen Inhaltsstoffen und Vorteilen für die Gesundheit, zum Beispiel Blaubeeren, Grünkohl oder Pastinaken. Ich lege in meinem neuen Buch den Fokus auf Zutaten, die regional wachsen und mische sie mit einigen Lieblingszutaten, die ursprünglich nicht in Deutschland zu finden sind, allerdings mittlerweile sehr leicht im Bioladen oder Supermarkt in der Nähe erhältlich sind. Daraus ergibt sich eine saisonale, vorzugsweise regionale Küche in der ich auf Industriezucker und Auszugsmehle verzichte. Die Rezepte sind einfach nachzukochen, die Zutaten leicht erhältlich und alles ist vollwertig und ausgewogen. Ich habe festgestellt, dass mich diese Art der Küche sehr glücklich macht, weil sie satt macht, aber nicht so sehr beschwert. Wer sich in seinem Körper wohlfühlt und bunt sowie ausgewogen isst, ist einfach glücklicher! Wie haben sich Ihr körperliches Befinden und Ihre Lebensweise durch die vegane Ernährung verändert? Zu Beginn habe ich festgestellt, dass ich nach dem Essen nicht mehr so müde bin wie zuvor. Ich habe mich zuvor immer sehr auf tierische Produkte in meiner Ernährung konzentriert. Die pflanzliche Ernährung hat mir die Augen für die vielen Zutaten geöffnet, die vorher eher „Beilagen“ waren und kulinarisch zu kurz kamen. In der Folge habe ich viele Zutaten neu entdeckt und bin beim Kochen sehr viel kreativer geworden. Außerdem bin ich achtsamer geworden, weiß Lebensmittel heute mehr zu schätzen und fühle mich rundum wohl und fit. Es ist gar nicht so einfach, sich auf vegane Weise vollkommen ausgewogen zu ernähren – man braucht das nötige Wissen, um dem Körper alle für ihn wichtigen Nährstoffe zu geben. Inwieweit stimmen Sie dem zu? Eigentlich ist es nicht so schwer, sich ausgewogen vegan zu ernähren, solange der Speiseplan nicht nur aus Fertigprodukten und Süßigkeiten besteht. Wer sich vegan ernährt isst automatisch mehr Obst und Gemüse sowie Grundnahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Getreide und Nüsse. Einzig Vitamin B12 sollte man zuführen. Allerdings wird dieses Vitamin den Tieren aufgrund ihrer Haltung in geschlossenen, engen Ställen mittlerweile ebenfalls künstlich – über das Mastfutter – zugeführt. Ich nehme die gesündere Abkürzung und erhalte mein Vitamin B12 über eine Zahnpasta aus dem Bioladen. Dass es dieses Vorurteil von fehlenden Inhaltsstoffen gibt ist allerdings gar nicht schlecht, denn wer sich mit der veganen Ernährung beschäftigt informiert sich in der Regel über Grundsätze der Ernährung aus Sorge, etwas falsch zu machen. Ich bin heute viel besser über Vitamine, Mineralstoffe und Co. informiert als noch vor einigen Jahren und habe mehr Achtsamkeit im Umgang mit meinem Körper als früher. Mit welchen Vorurteilen gegenüber veganer Ernährung haben Sie zu kämpfen? Ich höre oft, dass in der veganen Ernährung viele Nährstoffe fehlen (tatsächlich ist es aber wirklich nur Vitamin B12), dass man nicht satt wird, dass sie kompliziert ist oder es schwierig ist genug Proteine aufzunehmen. All diese Vorurteile stimmen nicht. Dass man satt wird, beweise ich Interessierten regelmäßig in meinen Kochkursen und kompliziert ist es mittlerweile wirklich nicht mehr, denn Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte...all das gibt es in jedem Supermarkt. Meine Rezepte lassen sich mit einfachster Küchenausstattung bewerkstelligen und die Zutaten findet man im Supermarkt und Bioladen. Sie sagen häufig, Sie möchten die Menschen nicht zu einer veganen Lebensweise bekehren. Warum? Weil das nichts bringt. Ich hätte mich früher auch nicht bekehren lassen wollen. Der Wille, sich mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen, muss von Innen heraus kommen, jeder Mensch hat da seinen eigenen Rhythmus. Ich zeige, wie lecker, einfach und bunt die pflanzliche Küche ist und gebe Anregungen. Sie haben Bücher geschrieben und auch einen Blog. Wo ist der Unterschied für verschiedene Medien zu schreiben? Mein Blog ist von spontanen Ideen geprägt, die ich schnell zu meinen Lesern transportieren kann. So spontan sind meine Bücher natürlich nicht, allerdings habe ich hier die Möglichkeit, grundlegende Techniken im Umgang mit veganen Lebensmitteln zu vermitteln und mit dem Verlag gemeinsam ein haptisches Nachschlage- und Ideenwerk zu entwickeln, das meine Leser immer wieder zur Hand nehmen können. Welches ist Ihr Lieblingsrezept bzw. Lieblingslebensmittel? Im Moment eine Zucchini-Zwiebel-Tarte. Ich baue selbst Gemüse an und habe Zucchini und Zwiebeln im Überfluss in meinem Garten. Die Tarte ist ganz schnell und einfach gemacht, sieht sehr gut aus und schmeckt natürlich lecker. Die Zutaten dafür sind sehr übersichtlich. Es braucht neben den beiden Gemüsesorten nur ein paar Nüsse, Kräuter, etwas Öl und Vollkornmehl. Das sind Zutaten, die ich immer zu Hause habe.
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