CHANTEN Endlich wieder Mittwoch, lange war ich fort, hatte

CHANTEN
Endlich wieder Mittwoch, lange war ich fort, hatte wunderbare Zeiten, doch ich liebe diesen Ort. Spürte bei der Rückkehr, was mich hier so glücklich macht, warum ich gern verweile, oft bis in die Nacht. Warmes Licht begrüßt mich, Nähe ist im Raum, Stimmen murmeln sanft, doch man hört es kaum. Begrüßung, Umarmung, gehalten sein, lachen, erzählen, so viel fällt uns ein. Gitarre erklingt, lockt uns zur Mitte, noch ein Scherz, ein paar Schritte. Dann wird es still und jeder hört, wie Wolfgang Heilung und Frieden beschwört. Das erste Lied schwingt auf, alles stimmt ein und gleich ist klar: wir singen nicht allein. Viele Wesen jubeln hier mit, tanzen und begleiten jeden Schritt, kennen den Ort, kommen gerne vorbei, genießen wie wir das bunte Allerlei. Ein Raum, in dem jeder willkommen ist, ob Moslem, Jude, Hindu oder Christ, Schamane, Guru, Heilerin, Buddhist, Lehrerin, Hausfrau, Baby, Umweltaktivist, viele Frauen und so mancher Mann, jeder singt, so gut er kann. Die Kulturen der Welt reichen sich die Hand, Musik und Tanz schenkt uns jedes Land, Götter und Göttinnen lassen sich gerne besingen, Afrikas Hymne darf freudig erklingen, in vielen Sprachen ertönen die heiligen Lehren, sie gemeinsam zu chanten, heißt, sie zu ehren. Wir lieben die Sufis und ihren Tanz, Jerusalem und Taizé in festlichem Glanz, Mit Romas und Spaniern wirbeln wir mit, Gospels und Oldies sind der Hit, Niguns und Bhajans kennen wir gut, Kraft‐ und Heilungslieder machen uns Mut. Dem Jahreskreis folgen, der Natur uns verbinden, im Blick des anderen das Göttliche finden. Rituale feiern, die Einheit bedenken, Liebe und Mitgefühl verschenken, Sorge tragen für eine gemeinsame Welt, sie so gestalten, dass sie uns allen gefällt. Illustre Gäste bringen neue Lieder, und auch Wolfgang komponiert mal wieder. Satte Polyphonie hüllt uns ein, wie schön, eine Stimme im Gefüge zu sein, mal getragen, sanft und leise oder auf großartig tönende Weise. Dunkler Wohlklang, wenn nur die Männer singen, helle Freude, wenn wir die Hüften schwingen, tanzen, schweben, lachen, leben, Freunde treffen, Bande weben, Südsee und Sonne, Feuer und Meer, Tänze und Rhythmen wogen umher. Trommeln und Shaker, wer will ist dabei, Stimmen wagen, neue Töne ganz frei, Klänge spüren, Harmonien genießen, Gesänge und Mantren sollen fließen, dann darf der große Gong erklingen, alle Wesen im Raum zur Stille bringen. Innehalten, bei mir verweilen, spüren, annehmen und heilen, Verbundenheit fühlen, geschehen lassen, tönen, lauschen, Hände fassen, strahlende Augen, Menschen ganz nah, jetzt wissen es alle – wir sind gerne da. (Silke Knote ‐ 2015)