Erfahrungsbericht Auslandssemester Istanbul – Wintersemester 2013 – ITÜ Schon kurz nachdem ich mit meinem Studium der Geowissenschaften in Bremen begonnnen hatte, war mir gleich klar – „Ich will ein Auslandssemester machen.“ Dafür eignet sich in unserem Studium am besten das fünfte Semester. Im dritten Semester habe ich langsam angefangen, erste Pläne für mein Auslandssemester zu schmieden. Die erste Frage war natürlich WOHIN überhaupt! Da die nordeuropäischen Länder im Winter nicht so mein Ding sind, stand für mich schnell fest, dass Istanbul für mich das beste Ziel sei. Bis dahin hatte ich die größte Stadt Europas noch nicht wirklich auf dem Schirm, begann mich aber schnell über die Metropole zu informieren. Alles was ich las, hörte sich aufregend und spannend an. Im Winter 2012/2013 begann ich dann mit den Vorbereitungen auf das Erasmus Jahr. Welche Formulare und welche Anträge ihr dafür Ausfüllen müsst, erfahrt ihr sicher genauer an anderer Stelle. Ich kann euch nur einen Tipp geben: Fangt lieber früh als spät an, gerade in der Türkei läuft alles etwas langsamer. Gerade Auslandsbafög sollte man mindestens 6 Monate vorher beantragen. Alle, die in die Türkei wollen, sollten sich zudem rechtzeitig um ein Studentenvisum kümmern. Einfach mal googln und die benötigten Unterlagen mit zur zuständigen Behörde bringen. Ich erhielt sehr viel Unterstützung von meiner Erasmuskoordinatorin, sie hatte schon einige Studenten ins Ausland geschickt und konnte mir wertvolle Tipps geben. Kontaktiert am besten anfangs erstmal eure Koordinatorin, das kann sehr viel Zeit sparen. Außerdem kann ich nur jedem raten, sich eine Kreditkarte bei der DKB (ich glaube auch bei Wüstenrot) zu holen, da man mit der Kreditkarte im Ausland an jedem Automaten kostenlos Geld abheben kann und so nicht noch extra ein Konto eröffnen muss. Nachdem alles geplant, gepackt und gebucht war, ging es dann Ende August nach Istanbul. Die ersten Nächte habe ich in einem billigen Hotel verbracht, von wo aus ich mich an die Wohnungssuche gemacht habe. Da ich recht früh dran war, waren noch sehr viele Wohnungen frei. Ein paar Wochen später waren allerdings die Wohnungen schnell an die zahlreichen Erasmusstudenten vermietet. Ich habe meine Wohnung unkompliziert über die Website Craigslist gefunden. Die Wohnung lag im Stadtteil Sisli, welcher direkt an der Metro Linie zwischen Taksim und ITÜ-Campus liegt. Wer es weit zur Uni hat, dem kann ich nur empfehlen, sich eine Wohnung in der nähe der Metrolinie zu suchen. Ihr werdet schnell feststellen, wie brutal verstopft der Verkehr gerade zu den Stoßzeiten ist. Sisli ist ein eher traditioneller Stadtteil. Hier gab es zwar keine Kneipen, aber unzählige kleine Fisch-, Gemüse-, Fleisch- und Gewürzläden. Die Menschen waren alle unglaublich gastfreundlich, neugierig und hilfsbereit. Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt. Nachdem ihr in der Türkei angekommen seid, macht am besten so schnell wie möglich einen Termin auf der Polizeistation auf, damit ihr euch schnell euer Residentpermit beantragen könnt. Wer mal nach Griechenland oder in einer anderes Nachbarland fahren möchte, sollte sich hier schnellstmöglich drum kümmern. Auch würde ich mich genau informieren, welche Unterlagen ihr mitbringen sollt, ansonsten müsst ihr da fünfmal hin rennen. Und die Wartezeiten dort sind ordentlich (am besten einen Termin abends holen)! Unsere ITÜ-Campus lag im Norden Istanbuls, etwa 20 Minuten mit der Metro vom Taksim entfernt. Auf dem Campus war alles vorhanden was man brauchte, man konnte dort auch günstig und einigermaßen schmackhaft zu Mittag essen. Kurz noch was zu den öffentlichen Verkehrsmitteln: Es gibt Busse, Metrolinien, Straßenbahnen und klein Busse. Holt euch so schnell wie möglich eure Studentenkarte ab, dann ist das ganze wirklich günstig. Pro Fahrt zahlt man so ca 30 cent. Das Leben in der Türkei ist insgesamt eher günstiger als in Deutschland. Alle mediterranen Lebensmittel sind günstiger und auch Miete, Nebenkosten usw sind billiger. Außerdem ist es oft günstiger in den kleinen Restaurants essen zugehen, als selber zu kochen. Da die Lire immer schwächer wird, wird auch das Leben in der Türkei bezahlbarer. Relativ teuer ist allerdings das Nachtleben und auch eher untypische Lebensmittel. Nachdem die obligatorischen Einführungsveranstaltungen vorbei waren, ging es relativ zügig mit dem Unialltag los. Alle Vorlesungen waren in Englisch und die Dozenten waren alle sehr hilfsbereit und freundlich. Schnell musste ich aber feststellen, dass sich das türkische System ein wenig von dem deutschen unterschied. So gab es neben den Finalexams auch in jedem Fach Midterms, Hausaufgaben, Präsentationen und teilweise sogar unangekündigte Tests. Das war anfangs etwas gewöhungsbedürftig und anfangs auch etwas frustrierend, da man ja in dieser aufregenden Stadt viel Besseres zu tun hätte, als daheim Hausaufgaben zumachen. Nach ein paar Wochen hatte ich mich aber an das neue Unileben gewöhnt, zumal die Türkischen Studenten auch nicht gerade übermotiviert waren. So waren die eigenen Leistungen im Vergleich meist ziemlich gut und es blieb genug Zeit für Freizeitaktivitäten und Nachtleben: Ich will jetzt nicht zu viel vorwegnehmen, ihr solltet die Stadt am besten selbst erleben! Istanbul ist mit keiner anderen Stadt vergleichbar. Es gibt unendlich viel zu entdecken und zu besichtigen. Die außergewöhnliche Lage am Bosporus und das milde Klima weckten in mir immer Uralubsgefühle. An den heißen Tagen haben wir uns meisten ein paar Flaschen Bier eingepackt und sind auf die Princes Islands gefahren und haben dort den Nachmittag verbracht. Abseits von Verkehr und Lärm ließ es sich traumhaft das Leben genießen. Das Nachtleben in Istanbul gehört zu einem der besten in Europa. In der Taksim Gegend gibt es unzählige Bars und Clubs. Die Stimmung ist gut, die Preise in Ordnung und die Läden immer voll. Egal ob ihr Sonntagabend um 10, oder Mittwochnacht um 5 Uhr unterwegs seid, es ist immer die Hölle los, die Stadt scheint nicht zu schlafen. Überzeugt euch selbst! Das zweiwöchige Opferfest haben wir für einen Trip entlang der Westküste genutzt. Das kann ich jedem weiterempfehlen! Die Natur ist total schön, das Wasser türkis und die Menschen sehr nett. Es gibt viele alte Ruinen und Tempel aus der Antike zu besichtigen. Neben der Westküste gibt es noch zahlreiche andere interessante Landesteile wie die Schwarzmeerküste oder Kappadokien. Durch die vielen Feiertage sollte genug Zeit zum Reisen bleiben. Zurückblickend kann ich sagen, dass die sechs Monate wie im Flug vergangen sind. Ich habe viel neue Freunde kennengelernt und sehr viel über andere Kulturen gelernt. Die Türkei mit ihrem teils merkwürdigem aber sehr nettem Völkchen habe ich sehr schätzen gelernt. Ich werde sich nicht das letzte mal in der Türkei gewesen sein. Istanbul selbst ist vll nicht die hübscheste, aber mit Abstand aufregendste und interessanteste Stadt in der ich bis jetzt gewesen bin. Leider hatte ich nach den fünf Monaten immer noch das Gefühl, nicht alles gesehen zu haben, aber Istanbul ist ja zum Glück nicht zu weit entfernt für einen zweiten Besuch. Ach ja, wen die aktuellen Unruhe vor einem möglichen Auslandssemester abschrecken, den kann ich beruhigen. Ich habe mich nie unsicher gefühlt! Man sollte die Demonstrationen meiden, dann ist man auf der sicheren Seite. Ich kann nur jeden empfehlen, sein Auslandssemester in Istanbul und nicht wie jeder in Schweden oder Norwegen zumachen, ihr werdet es nicht bereuen!
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