Laufen im Winter

Freizeitsport
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Damit im Winter aus Läufern keine
Stubenhocker werden
Wenn es draussen kalt wird,
fehlt oft die Motivation zu
joggen. Dann lohnt es sich, die
Routine zu ändern – oder auch
einmal eine Pause einzulegen.
Von Robert Peterhans
G
ute Läufer werden im Winter
gemacht; dieses Credo aus der
Trainingslehre für Spitzensportler
haben in den letzten Jahren viele
Hobbyläufer übernommen. Für die breite
Masse der Gesundheitssportler ist der Winter
jedoch eine Herausforderung geblieben, um
dranzubleiben und die Joggingschuhe auch
dann zu schnüren, wenn es zur gewohnten
Trainingszeit nach dem Feierabend dunkel
und eiskalt ist. Was hilft gegen die Unlust,
sich draussen sportlich zu betätigen? Oder
soll man es einfach bleiben lassen, wenn sich
kein innerer Antrieb einstellt?
Eigentlich ist der Winter eine gute Zeit für
das Laufen. Während etwa Radtouren oder
das Schwimmen in offenen Gewässern an
höhere Temperaturen gebunden sind, ist das
Laufen weiterhin unkompliziert möglich.
Die frische Energie, die sich nach dem Laufen
einstellt, ist im Winter doppelt wohltuend;
auch wenn etwas Überwindung erforderlich
war und sich die ersten Meter hölzern anfühl­
ten. Bei sehr tiefen Temperaturen, nasskal­
tem Wetter, Eis oder Pflotsch müsse er sich
manchmal schon fürs Laufen motivieren,
sagt Dano Tamasy. «Aber diese Sportart fin­
det nun einmal draussen statt.» Dem haupt­
beruflichen Musikredaktor ist der Spass an­
zusehen, wenn man ihn beim Training oder
an einem Wettkampf antrifft. Laufen ist auch
im Winter sein Lieblingssport. «Durch ver­
schneite Landschaften zu joggen, ist doch
einfach herrlich.» Auf frühmorgendliche
Läufe verzichtet Tamasy im Winter aber.
Dafür ist er vermehrt mittags unterwegs. Mit
einer Laufgruppe aus Bürokollegen, was für
ihn eine zusätzliche Motivation ist. Fix ge­
plante Trainingstermine, allein oder in der
Gruppe, sind eine bewährte Stütze, um nicht
zum Stubenhocker zu werden.
Laufen ist längst ein Ganzjahressport.
Ausrüstung und Motivationshilfen gibt es
für jede Situation. Wäre im Winter jedoch
nicht einmal Zeit für eine Sportpause? «Aber
sicher», sagt Ewa Haldemann, ausgebildete
Turn­ und Sportlehrerin, Sportwissenschaf­
terin sowie Swiss­Athletics­Trainerin, «Über­
training ist heute bei Hobbyläufern zu einem
häufigen Thema geworden.» Die ehemalige
Leistungssportlerin als Hürdenläuferin plä­
diert für den Mut zur Lücke im persönlichen
Trainingsplan. Und dafür, die sportfreie Zeit
Joggen ist ein Ganzjahressport: Wer
warm eingepackt
ist, kann sich auch
im Winter nach
draussen wagen.
D
Sportberatung
Natina Schregenberger
Schwanger
und doch aktiv
zu geniessen, ohne sich Sorgen um die Form
oder das Gewicht zu machen. Selber ist Hal­
demann rund zweimal pro Woche als Jogge­
rin unterwegs. Termine, die sie als Mutter
von zwei Kleinkindern bewusst als Zeit für
sich beansprucht. Auch im Winter. Dann
allerdings nicht im Dunkeln. Das mache
ihr keinen Spass. So nimmt sie sich die Zeit
meist am Vormittag. «Nicht lange überle­
gen», lautet ihr Motto gegen allfällige Zweifel
vor dem Start. Die Belohnung ist das gute
Gefühl, das sich nach dem Joggen immer
einstellt. Von ausgeklügelten Motivations­
tricks für das Sporttreiben hält Haldemann
dagegen nichts. «Als Basis sollte eigentlich
ein innerer Antrieb vorhanden sein.»
Im Alltag von Volksläufern steht Sport in
der Regel nicht an erster Stelle. Neben Arbeit,
Familie und Freunden ist das Laufen aber für
ie Frage nach Intensität und
Art der sportlichen Betätigung
während Schwangerschaft und
Stillzeit ist ein Thema, welches
trotz Möglichkeit der Selbst­
information übers Internet
vor allem bei erstgebärenden Frauen viele
Fragen aufwirft und in der Sprechstunde oft
zum Thema wird.
Ich erlebe viele schwangere sportlich
aktive Frauen in der Sprechstunde, welche
aufgrund von Bemerkungen ihres privaten
Umfeldes stark verängstigt und verunsichert
werden, was sportlich gefälligst nun zu tun
und zu lassen sei in der Schwangerschaft.
Hierzu vorweg: Die Schwangerschaft ist
keine Krankheit. Sie ist ein natürlicher Ver­
änderungs­ und Adaptationsvorgang des
Körpers. Eine gewisse Belastungstoleranz ist
ihr von Natur aus gegeben, sonst wäre wohl
die Menschheit, die erst seit wenigen Gene­
rationen einen sesshaften Lebensstil pflegt,
schon längst ausgestorben.
Klar, man muss hier etwas differenzieren.
Es gibt sicherlich gewisse Risikoschwanger­
schaften und Frauen mit komplexer medizi­
nischer Vorgeschichte. Hier empfehle ich,
das Thema Sport gleich zu Beginn mit dem/
der behandelnden Gynäkologen/Gynäko­
login anzusprechen und konkrete Fragen
aufzuschreiben, die man dann in der Erst­
konsultation bei einer Schwangerschaft
durchgehen kann.
Eine vorhandene gute Grundlagenaus­
dauer wie auch eine gut trainierte Rumpf­
Die Schwangerschaft ist keine
Krankheit.
Sie ist eine
natürliche
Veränderung
des Körpers.
Varianten im Winter
Es muss nicht immer Joggen in der freien
Natur sein. Ausdauersportler können im
Winter auf die Langlaufski umsteigen. Auch
Spinning und Schwimmen im Hallenbad
bieten sich als weitere Möglichkeiten
an. Gerade beim Schwimmen lässt sich die
Aktivität oft mit einem Dampfbad- oder
Saunabesuch abrunden.
viele Hobbysportler eine persönliche Frei­
heit oder sogar eine Leidenschaft geworden,
auf die man in der dunklen Jahreszeit nicht
verzichten möchte. Gefragt sind aber Flexibi­
lität und Ideen. Wenn sie abends von der
Arbeit nach Hause komme, müsse sie sich
und vor allem Rückenmuskulatur sind
ideale Voraussetzungen für eine Schwan­
gerschaft, da durch das grössere Blutvolu­
men das Herz mehr leisten muss und durch
die Gewichtszunahme sowie die veränder­
ten Körperproportionen die Haltemuskula­
tur insbesondere des Rückens und des
Beckens stark gefordert werden. Da haben
Sportlerinnen einen grossen Vorteil. Dies­
bezügliche Defizite lassen sich nämlich
während und gerade nach der Schwanger­
schaft nicht mehr gross aufholen, man
zehrt sozusagen vom «Vorrat».
Was Ausdauerbelastungen anbelangt
wie auch Kontaktsportarten, appelliere ich
an die Entwicklung einer gesunden und
sensitiven Selbstwahrnehmung, was der
schwangere Körper in seinem Verände­
rungsprozess noch verarbeiten kann. Was
vorher nicht ging, geht nun schon gar nicht.
Klar, es wurden schon Olympiamedaillen in
der Frühschwangerschaft errungen, doch
bei diesen Sportlerinnen hat sich der Körper
über Jahrzehnte an die Extrembelastungen
angepasst. Ehrgeizige sportliche Leistungs­
ziele und vor allem auch eine (zu) rigorose
Gewichtskontrolle durch Sport sollte man
bis auf unbestimmte Zeit nach der Schwan­
gerschaft verschieben und sich generell
körperlich als auch mental genug Raum für
eine angemessene Regeneration gönnen.
Natina Schregenberger arbeitet als Sportärztin in der Stadt Zürich und ist Mutter von
zwei Töchtern.
jeweils schon einen Ruck geben, um im
Dunkeln nochmals nach draussen zu gehen,
sagt Allegra Schiesser. Darum versuche sie
im Winter, über Mittag zu laufen, was sie in
den anderen Jahreszeiten nicht mache, da
ihr die Mittagspause eigentlich zu kurz sei
für Sport. Die Wissenschaftliche Mitarbeite­
rin an der Universität St. Gallen reduziert ihr
Laufpensum im Winter. «Ich probiere neue
Routen aus, variiere mein Tempo und gehe
nicht nach Trainingsplan laufen, sondern
einfach nach Lust und Laune.» Dies kann
auch einmal zu einer längeren Joggingpause
führen. «Besonders im Winter achte ich
darauf, dass Joggen für mich vergnüglich ist
und ich Glücksmomente habe», sagt Schies­
ser. Manchmal läuft sie darum mit einem
Hörbuch. Die Fortsetzung gibt es jeweils
exklusiv auf der nächsten Joggingrunde.
Gadget
Beim Sporttreiben
den Akku laden
Siva Atom USB-Lader
Das Ladegerät inklusive Ersatzbatterie ist
auf Fancy.com für 130 Dollar erhältlich
Das Smartphone ist mittlerweile essenzieller
Begleiter auf vielen Radtouren; ob als Routenplaner, Fitnesstracker oder Kilometerzähler.
Dumm nur, wenn der Akku des Geräts während
der Aktivität keinen Strom mehr hat. Das
kann mit dem «Siva Atom USB-Lader» nicht
mehr passieren. Das wasserfeste Gerät wird an der
Radnabe festgemacht,
funktioniert wie ein Dynamo und
lädt den Akku während des
Radfahrens. (abb.)