Einsteiger-Trainingsplan für Sportler mit Down-Syndrom Für die Anpassungsfähigkeit der Muskeln, Sehnen, Bänder und des Stoffwechsels bei Menschen mit Down-Syndrom gibt es noch keine sportwissenschaftlichen Studien. Der Laufclub 21 hat sich deswegen seit 2007 vorsichtig voran getastet. Die Tatsache, dass sich unsere Marathons durch das Training noch keine Verletzungen zugezogen haben, zeigt uns dass wir mit unserer Trainingsintensität richtig liegen. Folgende Aspekte finden bei unseren Anfängern Berücksichtigung: I. II. III. IV. Anpassung an die Trainingsroutine Grundfitness zu Beginn Koordinationsübungen - Lauf ABC Zuführung von Flüssigkeit und Nährstoffen beim Training I. Anpassung an die Trainingsroutine Mit unterschiedlicher Ausprägung benötigen unsere Sportler etwas mehr Zeit, um sich an die Trainingsroutine anzupassen. Unter Trainingsroutine verstehen wir schlicht: ankommen, anziehen, zuhören war ansteht und dann loslaufen. Während diese Aspekte in anderen Sportvereinen vorausgesetzt werden, benötigen unsere Sportler hier Unterstützung. Wir holen die Sportler also da ab, wo sie kognitiv und mit ihrer sozialen Kompetenz stehen. Also werden dem Sportler bei einem Kennenlernen diese Aspekte erst mal aufgezeigt und besprochen. Menschen mit Down-Syndrom haben die grosse Gabe den Augenblick zu geniessen. Eine Eigenschaft die ich mir immer wieder in hektischen Zeiten vor Augen führe und von der ich profitieren kann. Allerdings steht genau diese Gabe dann schon mal einem pünktlichen Trainingsbeginn im Wege. Denn wenn die Marathonis ankommen und mit Freude ihre Kollegen sehen, dann würden sie sich im Zweifel auch schon mal 10 Minuten Zeit für eine Begrüssung nehmen. Und so wer- den die Regeln des Trainings ausführlich besprochen. Je nach Auffassungsgabe wiederholen wir diese Regeln ab und an bzw. erinnern einzelne Sportler an diese. Im Großen und Ganzen sind diese Regeln für die meisten Sportler nach drei bis fünf Woche integriert. Bei den Sportlern, wo dies in dieser Zeit nicht klappt, klappt es meist nie. Hier begleitet dann der Coach den Trainingsbeginn, in dem er den Sportler an diese Regeln erinnert. II. Grundfitness zu Beginn Wie auch in anderen Vereinen bringen die Anfänger eine unterschiedliche Grundfitness und Figur mit. So werden Sportler deren BMI über 28 liegt, deutlich langsamer an das Joggen herangeführt und die Gelenke nicht zu überstrapazieren. Sportler die bisher das wöchentliche Kegeln als Sport alleine hatten werden eine längere Zeit benötigen, um das Kreislaufsystem anzupassen. Sportler hingegen, die bisher Rad fahren, Fussball spielen oder im Zumba Kurs waren, passen sich schneller an. Für alle aber gilt CAVE die Sehen und Bänder passen sich langsamer als die Muskulatur und der Kreislauf an. Letztlich können wir Ihnen es nicht abnehmen ganz individuell zu planen aber hier wäre schon mal ein Leitfaden, den wir bisher immer verletzungsfrei umsetzen konnten. Einsteiger-Trainings-Plan-Leitfaden Woche 01 Zweimal 30 Minuten flott walken. Alle fünf Minuten 30 Sekunden joggen. Die Trainingszeit liegt dann bei 32:30 Minuten jeweils. Woche 02 Zweimal 30 Minuten flott walken. Alle fünf Minuten 60 Sekunden joggen. Die Trainingszeit liegt dann bei 35 Minuten jeweils. Woche 03 Zweimal 30 Minuten flott walken. Alle vier Minuten 60 Sekunden joggen. Die Trainingszeit liegt dann bei 30 Minuten. Allerdings sind nun die Erholungspausen kürzer geworden. Woche 04 Zweimal 30 Minuten flott walken. Alle vier Minuten zwei Minuten joggen. Trainingszeit bei 30 Minuten lassen. Woche 05 Zweimal 30 Minuten flott walken. Alle drei Minuten zwei Minuten joggen. 30 Minuten nicht überschreiten. Woche 06 Zweimal 30 Minuten flott walken. Im Wechsel zwei Minuten walken zwei Minuten joggen. Keinesfalls die Jogging Sequenzen jetzt schon verlängern, um Sehnen- und Bänder Reizungen zu vermeiden. Woche 07 Zweimal die 45 Minuten flott walken. Wieder im Wechsel zwei Minuten walken - zwei Minuten joggen. Woche 08 Das Programm von Woche 07 wiederholen. Woche 09 Zweimal 45 Minuten im Wechsel eine Minute walken - zwei Minuten joggen. Woche 10 Zweimal 30 Minuten joggen bei Bedarf kurze Gehpause einlegen. Sollte eine Woche nicht plangemäß abgearbeitet werden können, dann die vorherige Woche nochmal wiederholen. Sollte die Woche 10 erfolgreich absolviert sein, können Sie von Fall zu Fall die Ausdauer weiter ausbauen. Je Woche steigern wir im Laufclub max. 5 Minuten. Konsolidierungswochen alle vier Wochen unbedingt einhalten. Woche 01 Woche 07 Woche 02 Woche 08 Woche 03 Woche 09 Woche 04 Woche 10 Woche 04 Woche 05 Woche 06 90 68 45 23 0 Joggen Walken Trainingszeit III. Koordinationsübungen - Integration von zu automatisierenden Bewegungen ins Gehirn Jede neue Bewegung muss der menschliche Körper erlernen. So auch das Joggen. Sie erinnern sich evtl. noch an Ihre Führerscheinprüfung und das anschließende Fahren. Bis Sie alle Bewegungen integriert hatten wie schalten, Gas geben, kuppeln usw. dauerte es einige Zeit. So ist es auch für den Körper mit dem Joggen. Das EPMS - Extrapyramidale Motorische System im Gehirn, welches für automatisierte Bewegungen zuständig ist, muss erst mal eine Weile gefüttert werden. Wir konnten beobachten, dass dieser Prozess bei den Menschen mit DownSyndrom etwas länger dauert und mehr Unterstützung benötigt. Sag mal Stefan sollten wir hier auf DOC Check verweisen wegen dem EPMS oder geht das auch ohne? Abgeschrieben habe ich es nicht, das ist erworbenes Wissen. Folgende Übungen können dabei helfen, die neue neuen Jogging -Bewegung zu integrieren. *Bewusste und etwas überzogene seitliche Pendelbewegungen mit den Armen. *Bewusste und etwas überzogene seitliche Gegenbewegungen mit Armen und Beinen. Rechter Arm und linkes Bein vor. Linker Arm und rechtes Bein vor. Das ganze sprachlich unterstützen und erst mal ganz langsam. Alle paar Minuten im Training Wiederholungen anbieten. *Bewussten öffnen der Hand beim Laufen und Strecken der Finger, um einer Verkrampfende Haltung vorzubeugen. *Diese Übungen können wunderbar mit Musik unterstützt werden. Das lockert übriges auch die Stimmung auf. Lauf ABC Info: Lauf ABC sind grundlegenden Übungen zur Schulung eines ökonomischen Laufstils und zur Verletzungsprophylaxe. Nicht alle klassischen Übungen sind für Sportler mit Down Syndrom nach unseren Erfahrungen geeignet und durchführbar. Wir verzichten hier auf eine generelle Vorstellung aller möglichen Übungen, denn diese können Sie in jedem guten Leichtathletik Buch nachschlagen. Folgende Übungen empfehlen wir nicht: * Hoppser-Lauf - wegen der Gefahr hier umzuknicken. * Sprunglauf - wegen der hohen Belastung für die Gelenke, Sehnen und Bänder und der Gefahr um zunicken. * Steigerungslauf - Wegen der hohen Belastung der Muskulatur und der Gefahr sich zu verreisen. Folgende Übungen können wir empfehlen und empfinden wir als hilfreich: * Knie-Hebelauf und Anfersen - zur schnelleren und bewussten Integration der Laufbewegung. * Seit-Schritte und Wechselschritte zur Unterstützung der Koordination und Schulung des Ausweichens vor Hindernissen. Etwa Wurzeln oder Bodenlöcher beim Laufen in der Natur oder anderen Läufern im Wettkampf. * Rückwärts-Laufen - zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit Der Laufclub 21 baut immer wieder phasenweise Lauf ABC Übungen ins Training ein. Zuführung von Flüssigkeiten und Nährstoffen im Training Ein Wassergurt ist bei uns Pflicht. Nun werden Sie evtl. sagen: „Das ist doch nicht außergewöhnlich“. Dann beobachten Sie doch bitte einmal die Laufgruppen in Ihrer Umgebung. Sie werden feststellen, dass nicht einmal 10 % der Läufer Getränke im Training mit sich führen. Interessanterweise bekommt beim Nachfragen der Gründe die Antwort, dass sie das nicht nötig haben. Sie schaffen das auch ohne. Das mag sein, aber gesund ist das nicht, soviel steht fest. Im laufe eines Trainings von nur einer Stunde verliert ein Jogger rund einen Liter Flüssigkeit, gar nicht zu reden von den Salzen und Nährstoffen. Diese Flüssigkeit fehlt dem Körper und führt mit der Zeit zu Leistungseinbußen oder zum Leistungsabbruch. Natürlich kann man sich auch daran gewöhnen, im Training wenig zu trinken, aber wie gesagt es ist ungesund. Hallo Stefan sollte ich hier die Osmose und die Verschiebung zwischen Zellen, Gefäßsystem und Interstitium darstellen ? Das wäre schon komplex oder meinst Du es reicht so wie eben angerissen? Bei unseren Marathonis hat es sich im Laufe der Zeit bewährt feste Regeln aufzustellen, dabei entscheidet jeder ob er einen großen oder kleinen Schluck zu sich nimmt, aber alle 15 Minuten fordern wir im Training zu kollektiven Trinken auf. Sind Läufe geplant, die länger als 60 Minuten dauern, so beginnen wir nach 30 Minuten damit Riegel oder Gels zuzuführen. Dieses Systematik hat sich bewährt und führt uns sicher und gesund auch durch längere Läufe.
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