14.Predigt zu Hebräer4, 14-16 von Prädikant Christian Lange Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns nun festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise (wie wir) doch ohne Sünde. So lasst uns nun mit Freimütigkeit hervortreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe. In der Zeit des Alten Testamentes ging einmal im Jahr der Hohepriester in das Allerheiligste des Tempels. Er durchschritt dabei drei Bereiche: Den Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste. Er tat das einmal im Jahr. Um für das ganze Volk das Sühneopfer darzubringen. Das geschah am Großen Versöhnungstag, dem Jom Kippur. Doch dieses Opfer für die Sünde des Volkes war nicht vollkommen, denn es musste jedes Jahr wiederholt werden, um immer wieder neu die Sünde des Volkes zu sühnen. Im dritten Buch des Mose, Kapitel 16, wird Aaron, der Bruder Moses, angewiesen, wie das Sühneopfer ausgeführt werden soll: Er selbst, Aaron (oder später der Hohepriester), muss zuerst ein reinigendes Bad nehmen und heilige Kleider anlegen. Und dann für sich selbst und sein Haus einen Jungstier als Sündopfer darbringen. Und nur er allein (in seiner Nachfolge dann die Hohepriester) durfte einmal im Jahr das Allerheiligste betreten. Die normalen Priester durften nur bis in den Vorraum des Zeltes. So wie Aaron, damals noch im Zeltheiligtum, so galt diese Reinigungspflicht später allen Hohepriestern. Zuerst noch im Zelt, nach dem Bau des Tempels unter Salomon, im Tempel in Jerusalem. Weil eben der Hohepriester selbst ein Mensch war, der nicht ohne Sünde war. Erst nachdem er sich selbst gereinigt hatte, durfte er vor das Angesicht Gottes treten in den Raum, wo die Bundeslade aufbewahrt stand- dem Allerheiligsten. Und dort erschien ihm Gott in einer Rauchwolke. Nur dort war Gott gegenwärtig, einmal im Jahr! Dann folgten die Opfer für das Volk. Zwei Ziegenböcke wurden von der Gemeinde Israel gebracht. Der Hohepriester warf über die beiden Tiere das Los: Eines wurde geschlachtet als Opfer für das Volk, eines wurde als Sündenbock hinaus in die Wüste geschickt. Der Schreiber des Hebräerbriefes( der Brief wurde vermutlich in der Zeit 67-69 nach Christus geschrieben), ist uns leider unbekannt. Der Verfasser des Briefes setzte aber dieses Wissen bei seinen Empfängern voraus. Vermutlich waren demnach die Adressaten jüdische Christen, einige von ihnen noch in den Kinderschuhen des christlichen Glaubens. Ihnen wird der Wert des Opfers Christi als einmaliges und endgültiges Sündopfer erklärt. Jesus ist jetzt der neue, wirkliche Hohepriester, der nicht irgendein Tier für die Sünde des Volkes opferte, sondern sich selbst als Opfer gegeben hat. Und das, obwohl er keine Sünde an sich hatte. Jesus, der wahre Hohepriester hat die Himmel durchschritten, nicht die drei Bereiche des Tempels. Er war ein Mensch wie wir, aber er hat allen Versuchungen widerstanden. Ich denke an Jesus. Seine Fastenzeit in der Wüste, vierzig Tage lang. Mach dir doch Brot aus diesen Steinen, hat ihm der Teufel zugeflüstert. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. So bestand Jesus in dieser Versuchung. Wir haben in Jesus jetzt nicht mehr eine Hohepriester, der selbst Sühneopfer für sich selbst braucht. Es ist kein menschlicher, kein irdischer Vertreter oder Anwalt unserer Angelegenheiten mehr. Sondern wir haben einen der Himmlischen auf unserer Seite. Und der ist uns gnädig gestimmt. Der Mitleid hat mit unserer Schwachheit. So gibt es trotz allen Versagens Hoffnung. Da ist einer, der zu mir hält, der mich versteht, der meine Sünde kennt, der um mein Sorgen weiß, der mich nicht links liegen lässt. Dem ich nicht egal bin. Es tut so gut, zu wissen, da ist jemand, der mich versteht. Der kennt zwar auch alle meine Fehler, mein verborgenes und offensichtliches Versagen. Aber dennoch. Obwohl er selbst all diese Prüfungen bestanden hat,die ich meistens vermassele. Dennoch liebt er mich. Bleibt mir treu. Wartet auf mein Gebet. Ich denke noch einmal an Jesus, als er auf dem hohen Berg stand, um der Macht zu widerstehen, die Welt zu retten nach dem Verstand, so, wie es menschlich am vernünftigsten gewesen wäre, so, wie wir uns das vorstellen würden. Ich denke an Jesus, der vor der Menschenmenge wegging, die ihn zu ihrem Brotkönig machen wollten, als er die fünftausend Menschen gesättigt hatte. Der Hohepriester im Alten Testament durfte nur einmal im Jahr in das Allerheiligste, vor Gottes Thron auf Erden treten. Uns ist gesagt, dass wir mit Freimütigkeit vor den Thron der Gnade im Himmel treten dürfen. Und das nicht einmal im Jahr, sondern Gnaden finden zu rechtzeitiger Hilfe. Wir dürfen jeden Tag, jede Stunde vor Gott treten. Gott ist uns so nahe, dass wir es spüren in unserem Leben. Wir haben sein Wort: Er ist unser Fürsprecher beim Vater im Himmel. Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen.
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