Neujahr 2016. Höpfigheim . Jesus, hilf mir. Bitte. Amen. Pfarrer

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Neujahr 2016. Höpfigheim . Jesus, hilf mir. Bitte. Amen.
Pfarrer Manfred Baral
Jakobus 4,13 – 17
Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt
gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen
-, und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr,
der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.
Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das
tun.
Nun aber rühmt ihr euch in eurem Übermut. All solches Rühmen ist böse.
Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde.
Liebe Gemeinde,
ein neues Jahr hat angefangen. Wir Menschen machen uns Gedanken und das ist
recht so; denn wir sind so geschaffen, dass wir uns auch überlegen, was wir getan
haben, wie wir uns immer wieder entschieden haben, wie wir uns entscheiden
wollen, was wir tun wollen und was zu lassen ist.
Dankbar können wir sein, dass wir viele Möglichkeiten haben, die wir haben. Es
gibt ja Länder, wo wenig persönliche Entscheidung gefragt ist und wenig
Möglichkeiten da sind, zu handeln. Denken wir zum Beispiel an Nordkorea, wie da
die Menschen entmündigt sind. Ihnen wird im Grunde alles vorgeschrieben. Und
wer Christ ist, dessen Schicksal ist ein ganz schlimmes. Das ist ja wieder da, ganz
stark in unserer Welt, dass, wer Christus als Sohn Gottes bekennt, dass der verfolgt,
verachtet und oft sogar mit dem Tode bedroht wird.
Ich hatte im Vikariat einen Dekan, der lange Zeit in russischer
Kriegsgefangenschaft war. Er war dann erst mit 43 Jahren im Dienst unserer
Landeskirche. Und er sagte:
Er genieße die Freiheit. Nachdem in der Gefangenschaft fast jeder Handgriff
vorgeschrieben war, freue er sich bei aller Arbeitsfülle doch sehr darüber, dass er
soviel Freiheit habe, seine Zeit einteilen könne und sich in vielen Bereichen selbst
entscheiden kann, was er jetzt tun und was er lassen soll. Ihm war nichts zu viel. Er
hat nie gestöhnt, - nein, Dankbarkeit war Regent in seinem Leben, dass ihm das
Leben geschenkt war.
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Auch die Leute damals hatten relativ große Freiheit. Es war ja das ganze Spektrum
von Menschen in der Gemeinde zusammen: Arme, Sklaven, Freie, Reiche und
Arme.
So soll es sein. Und da waren auch Unternehmer da, die materiell gut ausgestattet
waren, und die planten, wie es dann weitergehen könnte in der Zukunft. Und da
gab es feste Vorstellungen und Absichten, um Gewinne zu erzielen und um
Geschäfte machen zu können, was ja an sich eine gute Sache ist.
Doch, so meint unser Predigttext, ist richtiges Planen wichtig! (1.)
Auch wir planen, liebe Gemeinde. Auch wir denken an die Zukunft, - automatisch.
Das gehört dazu.
Sicher blicken wir auch zurück. Wir sehen Dinge, die falsch gelaufen sind. Wo wir
geplant haben, und es ging schief. Es war falsch unsere Absicht. Es gelang uns
etwas nicht. Wir bereuen und können es nicht mehr rückgängig machen.
Es kann uns Schuld drücken, die wir von uns aus nicht gut machen können.
Vielleicht haben wir einen Menschen sehr verletzt, ihn gehindert etwas zu tun, was
für ihn wichtig gewesen wäre, - und jetzt?
Wie geht es weiter?
Das kann sehr belasten und Menschen sogar verzweifeln lassen.
Doch da dürfen wir wissen, dass es Vergebung gibt. Vor einigen Jahren wurde für
das Abgeben von alten Autos eine Abwrackprämie bezahlt. Sie wurden entsorgt.
Man hat für sie sogar noch Geld erhalten, dafür, dass man sich von ihnen gelöst
hat.
Jesus lädt uns ein, unseren Schrott bei ihm abzuladen. Sünde zu bekennen und sie
abzuladen. Am Kreuz, an dem er gelitten hat, an dem er bezahlt hat. Es ist unsere
Verantwortung, - abzuladen, - auch heute Abend ist das möglich. Jederzeit ist das
möglich. Im heiligen Abendmahl kommt das besonders zum Ausdruck:
Christi Leib für dich gebrochen. Christi Blut für dich vergossen. Ein wunderbares
Angebot.
Doch das Leben geht weiter. Und wir Menschen planen. Was ist rechtes und
falsches Planen?
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Entschlossen sagen die Kaufleute in unserem Briefabschnitt, den wir gehört haben,
was sie vorhaben. „Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und
wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen“! (Jak. 4,
13)
Wir wissen, dass solches Planen schnell zunichte gemacht werden kann, durch
verschiedene Umstände. Denken wir an unsere Gesellschaft und unseren Staat. Da
kommen immer wieder Situationen, die nicht erwartet wurden. Jetzt der
Flüchtlingsstrom. Da wird unser Land plötzlich vor riesengroße Aufgaben gestellt.
Anderes muss zurücktreten. Wir Menschen können zwar planen, - doch wir kennen
sehr wenige Faktoren, die entscheidend sind, um unser Planen zur Durchführung
zu bringen.
„Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ So sagt das Sprichwort.
Oder in den Sprüchen Salomos steht:
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen
Schritt. (Spr. 16,9)
Leicht kann man falsch planen, - in der Meinung, man hätte alles im Griff und man
könne über alles verfügen. Ein gefährliches Unterfangen.
Wir sagen auch: „Man darf die Rechnung nicht ohne den Wirt machen.“
Man bedenke, dass lange nicht alles in unserer Hand ist und auch unsere Tatkraft
und unser Mut letztlich nicht von uns selber kommt, sondern ein Geschenk unseres
Gottes ist, dem wir Ehre schuldig sind.
Der junge Henri Dunant, der Begründer des Roten Kreuzes, hatte große Pläne.
In Nordafrika wollte er als Kaufmann gutes Geld verdienen und hatte gute
Aussichten. Doch es stellten sich ihm unerwartete Schwierigkeiten in den Weg.
Leute waren da, die ihn sabotierten und ihm den Erfolg nicht ermöglichen wollten.
Er wandte sich an Kaiser Napoleon. Doch auch der half ihm nicht wirklich, so dass
er finanziell eine schwere Bauchlandung machte. Seine Gläubiger verfolgten ihn
und er musste unendliche Demütigungen hinnehmen. Er hatte von sich aus keine
Chance mehr. Nein. Große Verzagtheit befiel ihn. Gott sei Dank war er ein
gläubiger Mensch geworden und konnte sich seinem Herrn anvertrauen und auf
seine Hilfe hoffen. Trotz allem wurde er für die ganze Menschheit zum Segen.
Denken wir an die Bedeutung des Roten Kreuzes. Wieviel Hilfe, gut organisierte
Hilfe ist da möglich. Jetzt auch, wenn die vielen Flüchtlinge da sind! Ohne das
Rote Kreuz würde gewiss sehr, sehr vieles nicht so möglich sein. Planungen.
Mache sie nie ohne den Wirt!
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(2.) Beziehe die ganze Wirklichkeit ein!
„…und ihr wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid
ihr,
der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.“ (Jak. 4,14) Eine sehr
ernüchternde Aussage!
Die Zukunft liegt nicht in unserer Hand. Nein. Sie liegt in Gottes Hand und von
ihm bin ich abhängig. Er hat mir Kraft und Mut und Hilfe bisher gegeben. Ohne
diese Hilfe in Zukunft bin ich hilflos.
Und auch unser Leben. Heute steht es in Kraft und Saft. Morgen schon kann es
anders sein. Ja, - schnell kann es zu Ende sein. Wie ein Rauch ist es, der eine Weile
zu sehen ist und dann ist er plötzlich vergangen.
Ich habe in der Schweiz an einem Gebäude einen Spruch gelesen, der sehr sinnig
ist.
Das Gebäude war eine Apotheke und es waren verschiedene Bilder von
Heilpflanzen auf der Giebelseite aufgemalt mit den Namen der entsprechenden
Pflanzen.
Und da stand der Spruch:
„Allerlei Kraut gegen Leibesnot, aber kein einziges wider den Tod.“
Ein wahres Wort. Unser Leben, - vergänglich.
Wir leben davon, dass uns Gott hält und erhält. „ … der dich erhält, wie es dir
selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?“ (EG 317 Vers 2)
Auf Gott kommt es an. Von ihm bin ich abhängig. Ihn gilt es einzubeziehen in
unser Planen und in unser Vorhaben. Ihm wollen wir uns anvertrauen!
Und deshalb:(3.) Es kommt auf seine Führung an!
Ihr sollt sagen, rät Jakobus: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder
das tun.“ (Jak. 4,15)
Dieser Satz drückt die richtige Einstellung aus! „Ich steh in meines Herren Hand
und will drin stehen bleiben, - … So heißt es im Lied. (EG 374,1)
Ja ich soll schon planen und vor - denken und mir etwas vornehmen. Doch die
Bedingung nicht aus dem Auge verlieren: „Wenn der Herr will, werden wir leben
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und dies und das tun.“
Wie heißt es so schön in den Sprüchen:
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf
deinen
Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht
führen.
(Spr. 3,6)
An den Herrn gedenken. Ihn einbeziehen in die Entscheidungen und Vorhaben im
Wissen unserer totalen Abhängigkeit.
… ich halte ihm im Glauben still und hoff auf seinen Segen. (aus EG 374,3)
Als Henri Dunant Napoleon in Norditalien aufgesucht hatte, um Hilfe für sein
Wirtschaftsprojekt zu bekommen, da kam er gerade am Abend an, als die große
Schlacht von Solferino stattgefunden hatte. Solferino liegt wenige Kilometer
südlich des Gardasees. Da lagen die Verwundeten unversorgt, allein gelassen, ohne
Hilfe. Da konnte Dunant nicht zuschauen. Er krempelte die Hemdsärmel hoch und
half, so gut er konnte. Er forderte die Leute von Solferino auf, ihm beizustehen.
Und da erkannte er seine Lebensaufgabe. Er bereiste die Fürsten- und
Königshäuser Europas und erreichte es, dass das Rote Kreuz entstand, das den
Kriegsopfern helfen und menschliche Not lindern sollte. Diese Aufgabe gelang
ihm, obwohl er lebenslang darunter zu leiden hatte, dass er die wirtschaftliche
Niederlage erleben musste. Gott hatte ihn anders geführt als gedacht. Zum Segen, aber auch durch viel Leiden und Not. Ein wichtiges Beispiel in diesem
Zusammenhang.
Er nahm das Wort sehr ernst:
„Wer nun weiß, Gutes zu tun und tut's nicht, dem ist es Sünde.“
Ja, auch nichts tun kann eine große Sünde sein. Es gilt die Gelegenheit nicht zu
verpassen, zu handeln. Adolf Schlatter schreibt dazu, etwa so:
Die eine („Lebenshaltung“ – vom Verfasser) zielt auf das Gute, zu dem wir
dadurch ausgerüstet werden, dass uns Gott den Blick dafür schenkt und uns zeigt,
wie es zu verwirklichen ist. Ist uns ein solcher Blick geschenkt, der wahrnimmt,
wie das für die anderen Wohltätige und Heilsame hergestellt werden kann, so liegt
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darin die Berufung zum entschlossenen Fleiß und zur rüstigen Tat. Damit ist uns
der Weg gewiesen, auf dem unsere Kraft für die anderen und für uns selbst
fruchtbar wird. (Schlatter Erläuterungen zum Neuen Testament Bd. 9 S. 204).
In meinen Worten:
„Wenn uns Gott zeigt, was gut ist, und wenn er uns auch einen Weg deutlich
macht, wie dies Gute verwirklicht werden kann, so dürfen wir darin Gottes
Berufung erkennen, es auch anzupacken, im Vertrauen auf die Hilfe unseres
Herrn.“
Wenn uns jetzt gerade etwas einfällt, wo wir einen Besuch machen könnten, sollten
oder jemanden etwas schenken sollten, für ihn da sein sollten, dann sollten wir das
ganz ernst nehmen. Das wirkt bestimmt Gott in uns.
So leben wir recht, liebe Gemeinde. Wir müssen nicht immer warten, dass ein
Engel vom Himmel kommt, um uns zu zeigen, was wir jetzt gerade tun sollen.
Nein. „Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.“
(Prediger 9,10).
Tu, was du weißt, was du tun sollst von Gott her. Dann wird dir auch das gezeigt,
was Gott mit dir vorhat.
Ja, richtiges Planen ist nötig.
Beziehe die ganze Wirklichkeit ein!
Es kommt entscheidend auf Gottes Führung an.
Amen.