Liebe Leukerinnen und Leuker Geschätzte Gäste Werte

Liebe Leukerinnen und Leuker
Geschätzte Gäste
Werte Vertreterinnen und Vertreter der Behörden
Als Leuker Botschafter 2015 fällt mir heute die Ehre und das Vergnügen zu, ein paar
Worte an Sie zu richten. Als Nichtpolitiker, politisch zwar sehr interessiert, werde ich
heute diese Themen ausklammern. Keine Seitenhiebe nach rechts und links. Als
Botschafter ist man ja auch Diplomat.
Im Jahr 1500 nach der Erwähnung des „Hof Leuk“ (gefälscht oder nicht gefälscht), im
Jahr einer Heimattagung, am 1. August, unserem Nationalfeiertag, bietet sich die
Gelegenheit an, über Heimat zu sprechen.
Heimat ist ein schönes Wort. Zu Hause steckt darin, Heimeligkeit, Vertrautheit,
Sicherheit, Geborgenheit und vieles mehr. In den Begriff Heimat fliesst auch ein:
Natur, Dorf, Familie, Gemeinschaft, auch das Läuten der Kirchenglocken oder der
Geruch von frisch gebackenem Kuchen kann Heimat sein.
Nach Duden wird Heimat folgendermassen definiert: die Heimat, (Plural
ungebräuchlich): das ist, wo jemand zu Hause ist; Land, Landesteil oder Ort, in dem
man geboren und aufgewachsen ist oder ständigen Wohnsitz gehabt hat und sich
geborgen fühlt oder fühlte.
Eine weitere Definition könnte sein: Heimat entsteht, wenn man die Fähigkeit hat,
sich wohl zu fühlen, dort wo man ist. Wer das nicht kann, ist nie daheim - selbst wenn
er seinen Geburtsort niemals verlassen hat. Heimat kann man sich machen. Egal wo.
Heimat! Sie sehen, das Wort hat viele Bedeutungen, viele Definitionen und alle sind
richtig. Heimat kann überall sein und Heimat kann sich im Laufe der Jahre
verändern. Jeder Schweizer Bürger hat einen Heimatschein, d.h. aber nicht, dass der
Heimatort, der auf dem Papier steht, auch mit dem Gefühl übereinstimmt. Cicero, bei
den alten Römern sagte: Heimat findet im Kopf statt. Ja, einverstanden, aber eben
nicht nur. Heimat findet auch im Bauch und im Herzen statt.
Nach Dr. Gerhard Handschuh, einem wissenschaftlichem Mitarbeiter der Universität
Bamberg, hat der Begriff Heimat 4 Dimensionen:
eine räumliche, eine zeitliche, eine soziologische und eine kulturelle.
Die räumliche Heimat! Diese ist uns am besten bekannt und am besten fassbar. Sie
bindet sich an Orte, Landschaften, Regionen oder auch Länder. In der
Walliserhymne heisst es ja auch im Refrain: …ist Wallis unser Heimatland. Heimat
kann aber überall sein und muss nicht wie eingangs erwähnt mit dem Ort auf dem
Heimatschein übereinstimmen. Viele sind in Leuk geboren und aufgewachsen, sind
aber Burger in anderen Orten. Auch ich. Aber man sagt auch: man ist heimisch
geworden. Ich hoffe, dass alle, die heute hier in der Gemeinde Leuk wohnen und
nicht Burger sind, heimisch geworden sind.
Die zeitliche Heimat! Ein Mensch kann im Laufe seines Lebens mehrmals eine neue
Heimat haben. Schon die eigene Kindheit kann im Erwachsenenalter Heimatgefühle
wecken. Mehrere Ortswechsel, z.B. bedingt durch die Arbeitswelt, können eine neue
zeitliche Heimat schaffen.
Die soziale Heimat! Sie bezieht sich auf andere Personen, aber auch auf die eigene.
Durch Bindung zu anderen Individuen, z.B. in Vereinen oder zur Nachbarschaft.
Deshalb ist heute auch in Industriequartieren oder grossen Ballungsräumen eine
Heimat möglich, im Gegensatz zur vormodernen Agrargesellschaft, die in der
Dorfidylle beheimatet war.
Die kulturelle Heimat! Diese Form von Heimat findet sich in Heimatfilmen und
Heimatvereinen. Diese pflegen das Brauchtum. So wird z.B. in den Walliservereinen
bestimmt Raclette gestrichen, Fendant getrunken und Walliserdeutsch geredet. Das
Kulturgut soll lebendig erhalten bleiben.
Zusätzlich zu den 4 eben genannten Dimensionen von Heimat gibt es aber auch
noch eine emotionale Heimat. Psychologisch gesehen ist Heimat ein subjektives
Empfinden. Es besteht aus individuellen Einstellungen zu Ort, Gesellschaft und der
persönlichen Entwicklung des Einzelnen.
Von Heimat abgeleitet sind unter anderem Heimatlosigkeit und Heimweh.
Die Heimatlosigkeit! Jeder sozial Entwurzelte ist heimatlos. Eine räumliche Trennung
vom Ort der Geburt oder des Aufwachsens ist für
diese Form der Heimatlosigkeit nicht erforderlich. Es kann sein, dass durch
Verschwinden der vertrauten Umgebung, z.B. Neu- oder Umbauten, Veränderung
des Landschaftsbilds, neue Verkehrswege - ein Gefühl der Entwurzelung entsteht.
Man fühlt sich nicht mehr „zu Hause“.
Wir haben heute aber auch Millionen von Heimatlosen durch eine räumliche
Trennung, da sie durch Krieg und Terror gezwungen sind, ihr Heimatland zu
verlassen.
Heimweh! Heimweh existiert nicht ohne Heimat. Wer fern der Heimat ist, hat
manchmal Heimweh, weil er etwas vermisst, sei es die Natur, die gewohnte
Umgebung oder Personen. Das Wort Heimweh war übrigens vom 17. bis zum 19.
Jahrhundert auf die Schweiz beschränkt und wurde in der offiziellen ärztlichen
Fachliteratur als die Schweizer Krankheit beschrieben. Erst zur Zeit der Romantik
wurde der Begriff auch in anderen deutschsprachigen Ländern benutzt. Der Name
„Schweizer Krankheit“ entstand zum Einen weil ein Schweizer Arzt, Johannes Hofer
aus Basel, als erster diese Krankheit, dieses Gefühl beschrieben hat, zum Anderen
durch Schweizer Soldaten, die im Ausland waren und unter Heimweh litten. In dem
Zusammenhang war es z. B. in Frankreich bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts
hinaus bei Todesstrafe verboten
ein bekanntes Hirtenlied, den Kuh-Reigen oder wie es damals hiess, den ChueReyen zu singen oder zu pfeifen. Es wurde unterstellt, dass die Schweizer Soldaten
beim Anhören des Lieds so von Heimweh ergriffen würden, dass es sie zur
Fahnenflucht verleite. Dies führte zu der damals weitverbreiteten Meinung,
Bergvölker seien anfälliger auf Heimweh als Bewohner von Flachlandgebieten.
Heimweh ist auch heute noch ein Thema: Die Oberwalliser Band „Üsserorts“ hat
letzten Samstag eine Single herausgegeben, mit dem Titel „Heimweh“ und wo sie
das Wallis besingen. Sie singen: “mis Härz blibt bi diär“ und im Refrain: „“ich cha nit
värstah, dass ich so wit ha chännu gha“.
Zurück zu Heimat! Sie sehen geschätzte Anwesende, Heimat ist ein vielfältiger
Begriff, wie bereits eingangs erwähnt, und jeder und jede empfindet sie anders.
Gemeinderätin Evelyne Pfammatter hat bereits an der Heimattagung gesagt: ubi
bene, ibi patria: wo es mir gut geht, da ist meine Heimat, mein Vaterland. Und wieso
soll nun gerade Leuk Eure Heimat sein? Gründe liessen sich viele aufzählen, kurz
und prägnant beschreibt es Roberto Schmidt am Ende von Band 2 „Blickpunkt Leuk“.
Er definiert oder visioniert Leuk folgendermassen:
L wie Lebensqualität
E wie Energie
U wie Umdenken
K wie Kultur
Die Ausführungen zu den einzelnen Punkten lassen sich im Blickpunkt Leuk
nachlesen.
Und bezogen auf Heimat habe ich ein Gedicht gefunden, das all das Gesagte
wunderbar wiedergibt und das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Vorgängig
wünsche ich Ihnen einen wunderschönen 1. August-Abend mit fröhlicher
Unterhaltung und guten Gesprächen.
Das Gedicht „Heimat“ stammt von Arnold Scherner, der von 1920 bis 1975 lebte. Er
ist in Deutschland geboren und nach Amerika ausgewandert.
Heimat, das sind die Menschen, die man kennt, die man Verwandte, Nachbarn und
Freunde nennt.
Heimat, das ist die Sprache, die man spricht, die man hört, liest und versteht wie ein
Gedicht.
Heimat, das sind der Hof, das Haus und die Räume, das sind das Feld, die Wiese,
der Garten, die Bäume.
Heimat, das sind die Wälder, die Berge und die Quellen, das sind die Bäche, die
Ufer und der Flüsse Wellen.
Heimat, das ist der Ort, seine Strassen und Brücken, das sind die Blumen, die wir
am Wegrand pflücken.
Heimat, das ist die Luft die wir atmen, das ist die Sonne, das Licht der Sterne, das ist
unsere Erde, die Nähe und die Ferne.
Heimat, das ist was wir lieben, ist all das Vertraute, was unser Vorfahr hier einst
erbaute.
Heimat, das ist die Vergangenheit von der unsere Väter berichten, in vielen alten
und fernen Geschichten.
Heimat, das ist die Gegenwart mit Freude und Sorgen, das ist unser Kinder
leuchtendes Morgen.
Heimat, das ist wo wir wirken, schaffen und streben, das ist wo wir lieben, leiden und
leben.
Heimat, viele Wege führen von dir hinaus, aber alle führen einmal zurück nach Haus.