An zwei Schreibtischen und mehreren Manuskripten zeitgleich arbeiten? Als ich eines Tages erfuhr, dass Isaac Asimov (1919-1992, russisch-amerikanischer Biochemiker, Sachbuchautor und Science-Fiction-Schriftsteller) mehrere Schreibtische hatte, um an mehreren Büchern und Projekten gleichzeitig zu arbeiten, hielt ich das für einen Spleen, den man lieber nicht nachahmen sollte. Ganz im Sinne von »mehrere Manuskripte gleichzeitig verderben den Brei« oder führen eben gerade zu Brei. Lieber alles immer schön der Reihe nach, dachte ich. Ich begann im Herbst 2013 mit meiner Arbeit an »12 Jahren Nonne«, eine Reportage über geistiges Üben und seine Auswirkungen und Nebenwirkungen. Ich arbeitete anfangs sporadisch daran, dann täglich, manchmal mehrere Stunden täglich, sah das Manuskript wachsen, gut und besser werden. Dann kamen aber auch erste Bedenken. Mein Buch ist ja keine Fiction, keine schnell erzählte Geschichte, sondern ein Weisheitsbuch. Anhand von autobiographischen Episoden aus meiner Zeit als buddhistische Nonne sowie einigen Themenabsätzen schildere ich Sinn, Zweck, Wirkungen, Nebenwirkungen und Konflikte die jemand erleben kann, der inmitten einer materiell beherrschten Welt geistig übt und sich weiterentwickelt (z.B. mit buddhistischen Methoden) es enthält auch Kompomissstrategien zwischen eigenen Übungszielen und der europäischen Umwelt. Ein sehr komplexes, tiefes Thema. Als ich merkte, dass ich mit dem Buch fast fertig war und dennoch immer noch wichtige, neue Aspekte dazukamen, beschloss ich, das Manuskript erst einmal abzulagern und reifen zu lassen. Wenn selbst eine Würzsauce wie z.B. Tabasco drei Jahre in Eichenfässer lagert, warum sollte ich ein so wichtiges Buch dann unter Eile schreiben? Aus diesem Grund begann ich, eine Novelle zu schreiben: »Willkommen in Parkland«. Das Buch wird mit Illustrationen etwas nur 120 Seiten lang sein. Es ist eine großteils heitere gesellschaftsutopische Novelle, philosophisch und doch unterhaltend. Es handelt von der Erkenntnis, dass man ein Paradies erst einmal verkraften können muss und dass man sich dabei selbst am meisten im Weg steht. Seit fast drei Monaten arbeite ich täglich an »Willkommen in Parkland« und etwa einmal in der Woche an »12 Jahre Nonne« Und siehe da: Es geht sehr gut. Eine Arbeitsweise, die ich anfangs für zerfasert, inkonsequent und aussichtslos hielt, fängst nun an Früchte zu tragen. Ich habe das Gefühl, ständig mit beiden Projekten verbunden zu sein. Unter welchen Voraussetzungen geht so etwas besonders gut? Ich denke, wenn ein Projekt ein Sachbuch ist, das andere Literatur, aber beide ein im weitesten Sinne umfassendes Thema behandeln. So führt das Schreiben an dem einen Projekt zu Fragen, die man im anderen Projekt abhandeln kann. Ob eine ähnliche Arbeitsweise auch bei zwei oder mehreren literarischen oder belletristischen Projekten verschiedenen Themas noch Sinn macht, bleibt die Frage. Wichtig für mich ist außerdem konsequentes tägliches Arbeiten. Manchmal sechs Stunden lang, manchmal vielleicht nur 15 Minuten, aber in jedem Fall täglich.
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