Ferkelzuchtanlagen der ehemaligen Straathof-Unternehmen weiterhin in der Kritik | Manuskript Ferkelzuchtanlagen der ehemaligen Straathof-Unternehmen weiterhin in der Kritik Bericht: Thomas Kasper Wir sind in Kleindemsin – Sachsen-Anhalt. Hier steht eine von elf Sauenzuchtanlagen der LFD. Das Besondere dieser riesigen Ställe: Sie befinden sich mitten im Dorf. Jörg Ballerstedt und Rainer Moritz wohnen in Kleindemsin, sie sind Nachbarn. „Kannste mal kommen?“ Das Grundstück von Rainer Moritz grenzt direkt an die Stallanlagen. „Hallo, sei gegrüßt.“ Seit Jahren leiden die Anwohner unter Gestank und Gülletransporten. „Da sieht man sie, die neuen Ställe.“ Pech für die Anwohner, im vergangenen Jahr wurde die Anlage massiv ausgebaut. Die Folge: Jetzt stinkt es noch mehr, besonders bei Wind aus der Hauptwetterrichtung. Jörg Ballerstedt „Wenn wirklich Westwind ist, dann stinkt es aus den Ställen dahinten, also das ist unwahrscheinlich. Das ist als wenn man mittenmang den Schweinen steht. Es ist wirklich manchmal kaum auszuhalten. Wäschewaschen ist dann gar nicht möglich. Wäschewaschen schon, aber nicht trocknen draußen. Es ist schlimm.“ Dabei sollte doch unter dem neuen Betreiber alles besser werden. Auf der Webseite heißt es: „Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Geruchsemission für die Anlieger so gering wie möglich zu halten. So sind ein Großteil unserer Stallanlagen mit Abluftreinigungsanlagen ausgestattet…“ Moderne Lüftungssysteme in den Ställen nutzen jedoch wenig, wenn die Dachfenster geöffnet sind. Ammoniakgeschwängerte Abluft wabert so ungefiltert durchs Dorf. Jörg Ballerstedt „Wir sind ja auch beide in der Landwirtschaft mehr oder weniger großgeworden. Wir wissen auch, dass es in der Landwirtschaft nicht nur nach Veilchen riecht, aber so wie hier, das ist wirklich nicht normal.“ Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 1 Ferkelzuchtanlagen der ehemaligen Straathof-Unternehmen weiterhin in der Kritik | Manuskript Wir fahren weiter. Ein anderer ehemaliger Straathof-Standort, der es immer wieder in die Schlagzeilen geschafft hat, ist dieser - Binde in der Altmark. Ställe für fast 38.000 Tiere, in großen Teilen schwarz gebaut, so wie auch diese Biogasanlage. Die Straathof-Nachfolger haben Transparenz versprochen. Doch an der riesigen Anlage findet sich noch nicht einmal ein Firmenschild, keine Briefkastenbeschriftung. Nichts deutet auf den neuen Eigentümer namens LFD hin. Reporter: „Hallo, wir hätten gerne jemanden von der Geschäftsleitung gesprochen!“ Mitarbeiter: „Gladau.“ Reporter: „Hier ist jetzt keiner? Wer ist denn der neue Betreiber dieser Anlage?“ „Gladau.“ Gladau – das ist der Ort, in dem sich die Firmenzentrale des neuen Betreibers befindet. Dieses Wort ist die einzige Information, die wir bekommen. Gülletransporte und Gestank auch vor dem dörflichen Frisiersalon von Petra Hennigs, nur einige hundert Meter weiter. Petra Hennigs leitet die örtliche Bürgerinitiative. Von einer veränderten Unternehmensstrategie der neuen Betreiber hat sie noch nichts gespürt. Petra Hennigs „Die Geruchsbelästigung ist extrem hoch. Und ich meine, das geht einfach nicht. Ich meine wir Dorfbewohner werden hier mega belästigt und der Landkreis muss sich jetzt ernsthaft bemühen, dass das weniger wird. Und das fordern wir auch vom Landkreis und das geht so nicht.“ „Das geht so nicht!“, sagten vor 15 Monaten auch die Behörden angesichts wiederholter, massiver Tierschutzverstöße in den Straathof-Ställen. Das verhängte Tierhaltungsverbot gegen ein Unternehmen dieser Größe –bisher einmalig in Deutschland. Die StraathofNachfolgerin LFD gelobt nun eine Kehrtwende. Ausgerechnet „Tierwohl“ sei jetzt wichtiges Unternehmensziel. Zitat: „Die Gesundheit unserer Tiere steht bei Züchtung und Haltung an erster Stelle.“ Alles Augenwischerei, glaubt Jürgen Foß. Der Tierschutzaktivist betreibt nördlich der Altmark eine Art Gnadenhof für geschundene Nutztiere. Die Charmeoffensive der StraathofNachfolgerin hält er schlicht für eine Werbestrategie. Jürgen Foß: „Es ist ja mittlerweile gang und gäbe, in der Tierindustrie, dass Tierwohl oder Tierschutz mit ein Verkaufsargument wird. Und die LFD-Holding macht es nicht anders und Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 2 Ferkelzuchtanlagen der ehemaligen Straathof-Unternehmen weiterhin in der Kritik | Manuskript schreibt auf ihrer Homepage viele tolle Sätze, dass es den Tieren jetzt besser geht und Wörter wie „Tierschutz“ und „Tierwohl“ werden eingestreut. Aber das hat überhaupt nichts mit der Realität zu tun.“ Was der Tierschützer behauptet, beweisen neue Aufnahmen, heimlich in der LFDSauenzuchtanlage in Gladau gefilmt. Jürgen Foß „Das sind die Aufnahmen vom Dezember 2015. Und hier sieht man diese typischen Kastenstandreihen, wo die Sauen drin fixiert sind. Und da sieht man auch die gigantischen Ausmaße dieser Anlagen. Und diese Kastenstände sind in dem Fall sogar noch so eng, dass sie nicht einmal ihre Gliedmaßen ausstrecken können.“ Schweine zu dicht gedrängt in schmalen Kastenständen, das ist Tierquälerei. Damals wie heute - die gleichen Bilder. Spätestens seit einem Urteil des Magdeburger Oberverwaltungsgerichts vom vergangenen Jahr sollten die Tiere ausreichend Platz bekommen. Aus den Ställen der LFD-Holding auch diese Bilder: Kadaverbehälter mit toten Tieren. Jürgen Foß: „Das ist der straathoftypische Kadavercontainer. Diese Art der Container habe ich bisher nur in Straathof-Unternehmen gesehen, die sind also gigantisch. Und die sind regelmäßig proppend gefüllt. Da kann man sehen, was da für ein sogenannter Ausschuss in diesen Tierfabriken zustande kommt.“ Also auch in Sachen Tierschutz offenbar nichts Neues bei der ehemaligen Straathof-Holding. Wir fahren nach Gladau, der Firmenzentrale des neuen Schweine-Imperiums. Fünf Interviewanfragen hatte exakt gestellt. Die Reaktion der LFD: Hinhalten, Abwimmeln, am Ende dann : Absagen. Wir versuchen es noch einmal vor Ort. Es bleibt dabei: Kein Interview, keine Aufnahmen in den Ställen. An der versprochenen Transparenz der neuen Betreiber ist offensichtlich nichts dran. Fassen wir zusammen: Straathof ist weg, die neuen Betreiber geben sich ein modernes Image, doch in den Dörfern stinkt es noch immer, in den Ställen leiden die Tiere und von Transparenz, keine Spur. Übrigens: Bei der Staatsanwaltschaft Stendal sind Buß- und Zwangsgeldverfahren der alten Straathof-Holding von über zwei Millionen Euro anhängig, von denen das Land mehrere hunderttausend zurückgezahlt hat. Wer die offenen Forderungen begleicht - bis heute unklar. Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 3
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