Sommersemester 2015 - Universität Bremen

Erfahrungsbericht
Auslandssemester an der La Trobe University
Melbourne (Bundoora Campus)
Sommersemester 2015
Erfahrungsbericht Auslandssemester La Trobe University Melbourne (SoSe15)
1. Vorbereitung
Die Bewerbungsfrist für die online Bewerbung (für das deutsche Sommersemester) an der La
Trobe University (LTU) Melbourne war in meinem Fall der 15.10.. Wichtig ist jedoch anzumerken,
dass die Deadline an der Uni Bremen zur Auswahl für den Austauschplatz wesentlich früher
anzusetzen ist. Meine Unterlagen musste ich nach Rücksprache mit Dr. Mehul Bhatt Anfang
August in Bremen einreichen. Trotzdem sollten die jeweiligen Deadlines in Australien, sowie der
Abgabezeitpunkt in Bremen für das jeweilige Jahr
vorher noch einmal überprüft werden.
Für die Bewerbung in Bremen müssen die selben
Unterlagen, welche später selbstständig online
bei der LTU eingereicht werden müssen,
vorgelegt werden. Diese waren für das SoSe 15:
-2 Empfehlungsschreiben (je ein akademisches
und ein privates)
-Motivationsschreiben (eine Seite darüber
weshalb man gerne an der LTU studieren
möchte)
-Eine offizielle, aktuelle Notenübersicht
-Sprachnachweis für die englische Sprache
Um alle nötigen Unterlagen, insbesondere die
Empfehlungsschreiben, rechtzeitig anzufertigen,
ist es ratsam mit der Bewerbung so früh wie möglich anzufangen und auch die Semesterferien
bzw. die für Studierenden, sowie für Dozent*innen stressigen Klausuremphasen mit
einzukalkulieren.
2. Formalitäten
Im Zuge der Vorbereitungen für das Auslandssemester ist es wichtig sich rechtzeitig mit
Angelegenheiten wie dem Bafög, der Untervermietung der Wohnung und anderen Themen
auseinander zu setzen. Abgesehen von diesen generell zu berücksichtigenden Punkten ist zu
beachten, dass für ein Gaststudium in Australien ein Visum nötig ist. Dieses kann beantragt
werden, sobald die offizielle Zusage der Gasteinrichtung vorliegt. Die Beantragung erfolgt online
und das Visum wird elektronisch verschickt, sodass kein Gang zur Botschaft erforderlich ist.
Generell ist die Beantragung des Visums (im Vergleich zu Ländern wie etwa den USA) relativ
unkompliziert, mit ca. 300€ jedoch auch verhältnismäßig teuer.
Abgesehen vom Visum ist es außerdem wichtig im Vorfeld die jeweiligen Kurse an der LTU zu
wählen und diese mit der oder dem Koordinator*in in Bremen zu besprechen und sicher zu gehen,
dass diese zurück in Bremen auch anerkannt werden. Zu beachten ist dabei, dass ein normales
Pensum (wie in Amerika) bei 4 Kursen liegt und jeder Kurs damit 7,5 CP in Deutschland entspricht.
Auf Grund der ungewöhnlichen Umrechnung ist ein Learningagreement und eine verbindliche
Absprache mit dem jeweiligen Fachbereich im Vorfeld dringend erforderlich.
3. Allgemeine Informationen
Der Hauptcampus der La Trobe University liegt in Bunddora, einem Vorort von Melbourne. Mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln ist dieser je nach Tageszeit und Verkehrslage vom Stadtzentrum in
30-60 Minuten zu erreichen. Auf dem gesamten Gelände gibt es eine gute W-lanverbindung und
zu Beginn des Semesters bekommt jede/r Studierende einen Studienausweis der gleichzeitig als
Kopierkarte und Bibliotheksausweis gilt. Neben diesem Dokument ist es möglich eine
Concessioncard zu bekommen, welche einem vergünstigten oder freien Eintritt in viele Museen
oder zu Veranstaltungen bietet. Außerdem kann der Nahverkehr in und um Melbourne zum halben
Preis genutzt werden.
In der Orientierungswoche geht es hauptsächlich um die Vermittlung von relevanten Informationen
für das Studium. Abgesehen von der Stadtrallye (dem „amazing Race“) gibt es keine von der
Universität organisierten Veranstaltungen um andere Studierende kennen zu lernen, jedoch kann
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man einer Vielzahl von Studentenclubs und Vereinigungen beitreten und dabei schnell viele neue
Leute kennen lernen.
Der Abschluss einer zusätzlichen Versicherung in Deutschland ist nicht nötig, da alle
ausländischen Studierenden die so genannte OSHC (Overseas Student Health Cover) kaufen
müssen um sich an der Uni einzuschreiben. Wegen der hohen Gebühren beim Geldabheben oder
transferieren nach Australien ist es meiner Meinung nach ratsam eine Kreditkarte zu besitzen,
welche keine Gebühren berechnet (z.B. DKB) und zusätzlich ein australisches Konto zu eröffnen.
Auf dem Campus gibt es mehrere Bankfilialen und ich habe mir ein für Studierende kostenloses
Konto bei der „Commonwealth Bank“ eingerichtet. Mit dem Service dort war ich sehr zufrieden und
kann diese Bank, auch auf Grund der zentrale Lage direkt auf dem Campus, sehr empfehlen.
Eine Mensa wie in Bremen gibt es leider nicht. In der „Agorra“, dem Innenhof in dem sich viele
Kioske und Imbisse sowie Coffeeshops befinden, kann man sich jedoch relativ gut, wenn auch auf
Dauer teuer verpflegen. Generell muss man sich von deutschen Preisen verabschieden wenn man
ein Auslandssemester in Australien antritt, da die meisten Dinge und insbesondere Lebensmittel
fast das doppelte kosten. Aus diesem Grund ist es sehr ratsam sich rechtzeitig mit dem Bafög und
Stipendien wie etwa PROMOS auseinander zu setzen.
4. Akademisches Leben
Wie bereits erwähnt, werden im Normalfall vier Kurse an der LTU belegt. Diese werden bereits in
Deutschland gewählt und man erhält vorab Bescheid ob man für diese zugelassen wurde oder ob
man ggf. zusätzliche Nachweise erbringen muss. In meinem Fall muss ich jedoch anmerken, dass
auf Grund von Budgetkürzungen der Uni drei meiner vier gewählten Kurse nicht stattgefunden
haben, was ich erst vor Ort erfahren habe. Ich hoffe, dass es sich dabei nur um einen Einzelfall
handelt, jedoch ist es meiner Meinung nach wichtig anzumerken dass die LTU sich derzeit im
Wandel befindet, wodurch ein hohes Maß an Flexibilität der Studieren gefordert ist. Ansonsten
erfordert das Studium in Melbourne außerdem ein hohes Maß an Eigeninitiative da, im Gegensatz
zu den USA, viel selbst organisiert werden muss. Die Situation ist dabei ähnlich wie in Bremen,
jedoch ist zu beachten, dass es sich um eine neue Umgebung und ein anderes Land, sowie eine
Sprache, welche nicht die Muttersprache ist handelt, weshalb oftmals gerade bei administrativen
Prozessen ein wenig mehr Zeit und Geduld einkalkuliert werden muss.
5. Unterkunft
Das Leben in Australien ist teuer und die
Unterkunft ist davon leider nicht
ausgenommen. Ein Zimmer im
Studentenwohnheim ist dabei nicht
unbedingt billiger als in der Stadt. Man
bezahlt die Miete in der Regel pro
Woche, auf dem Campus liegt der Preis
dabei bei ca. 280AUS$, also ca. 750€ im
Monat. Ähnlich ist es im Stadtgebiet, je
nach Größe und Lage sogar teurer. Die
Uni bietet die Vermittlung von Zimmern
auf und außerhalb des Geländes an,
jedoch ist deren Anzahl begrenzt,
weshalb man sich rechtzeitig darum
kümmern sollte. Je nach dem worauf
man seinen Schwerpunkt in Australien
liegt, kann ein Zimmer im Wohnheim
einen schnellen Anschluss und viel Party
bedeuten, je nach Gebäude oftmals jedoch auch das Zusammenleben mit ausschließlich
Erstsemestern. Das Wohnen im CBD, also im direkten Stadtzentrum, ist meist noch teuerer und
der Weg in die Uni lang, weshalb es sich nach meiner Erfahrung anbietet ein WG-Zimmer in den
Stadtteilen zwischen dem Zentrum und dem Bundoora Campus zu mieten. Auf Plattformen wie
etwa gumtree.au oder in zahlreichen Facebook Gruppen gibt es viele Angebote, die meist aber
auch schnell weg sind. Die besten Erfahrungen haben in meinem Jahrgang die Leute gemacht,
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welche ein wenig früher nach Melbourne gefahren sind und dann vor Ort gesucht haben, da die
meisten Angebote eher kurzfristig sind und die Australier anders als die Deutschen oft nicht
Monate im Voraus planen.
6. Öffentliche Verkehrmittel
Für Exchange Students gibt es die Möglichkeit relativ
problemlos eine Concession Card zusammen mit dem
Studentenausweis zu beantragen. Mit dieser Karte erhält
man eine vergünstigte „Myke Card“, also das Ticket,
welches man nach dem Aufladen für alle öffentlichen
Verkehrsmittel in Melbourne benutzen kann. Durch die
Vergünstigung kosten alle Fahrten nur die Hälfte und sind
somit vergleichbar mir deutschen Preisen. Je nach
Wohnungslage ist es außerdem ratsam sich für den
Zeitraum des Aufenthaltes ein Fahrrad zu kaufen und
dieses am Ende wieder zu verkaufen.
7. Studentenjobs
Ich selbst habe aus Zeitgrünen nicht in Australien gearbeitet, mit dem Studentenvisum ist es
Austauschstudierenden allerdings möglich für eine begrenzte Anzahl von Wochenstunden einen
Job anzunehmen. Der Vorteil daran ist, dass wegen des generell hohen Preisniveaus in Australien
auch der Mindestlohn pro Stunde bei 16,50AUS$ liegt, je nach Job sogar noch höher. Die
Jobsuche erschein mir, zumindest nach den Erfahrungen meiner Freunde, auch einfacher als in
Deutschland. Letztendlich ist es eine gute Möglichkeit den teuren Lebensunterhalt Downunder
etwas besser zu gestalten, trotzdem sollte man es sich vorher genau überlegen ob man in seinem
Auslandssemester eine solche Verpflichtung eingehen möchte.
8. Nach der Rückkehr
Da bereits vor Antritt des Semesters ein Learning Agreement, zumindest aber eine Absprache mit
dem/ der jeweiligen Koordinator*in stattgefunden haben sollte, sollte die Anerkennung an der
Universität Bremen nach Erhalt des offiziellen Transkripts, welches per Post an die Uni geschickt
wird, kein größeres Problem darstellen.
9. Probleme/ Anregungen/ Sonstiges/ Persönliche Empfehlungen/ evtl. Hinweise zur
Sicherheit
Da ich in meinem Bachelorstudium bereits in den USA studiert habe, kann ich diese beiden Länder
gut mit einander vergleichen. In Amerika wird man im Studium sehr strak an die Hand genommen,
beinahe schon bemuttert, wohingegen man an der LTU ein sehr hohes Maß an Eigeninitiative und
Flexibilität benötigt. Die La Trobe University hat, sowie alle australischen Universitäten, derzeit mit
großen Budgetkürzungen zu kämpfen, weshalb die Durchführung der vorab angekündigten Kurse
zumindest zu der Zeit meines Auslandssemesters nicht immer gewährleistet werden konnte.
Dieser Umstand sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden, falls Pflichtkurse für den Abschluss in
Deutschland zu absolvieren sind.
10. Besondere Erlebnisse im Gastland
Das Reisen Innerhalb von Australien ist sehr einfach und günstige Flüge in alle Ecken des Landes
werden oft angeboten. Tasmanien, die Goldcoast oder auch das Landesinnere sind absolut zu
empfehlende Reiseziele innerhalb des Landes und „wenn man schon mal da ist“, sollte man sich
so viel wie möglich von der atemberaubenden Natur Australiens ansehen.
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Auch die Clubs an der LTU bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten sich sportlich,
naturwissenschaftlich, kulturell oder anderweitig zu beschäftigen oder zu engagieren. Ich selbst
war Mitglied im Mountaineer Club, Surfclub und beim „Footy“. Der Mountaineer Club bat eine gute
und günstige Möglichkeit für Wochenendausflüge zum Klettern, Kayaken, Wandern oder Campen.
Der Surfclub ermöglicht außerdem Fahrten an Traumsurflocations inklusive Surfstunden und
Equipment für relativ wenig Geld. Generell gilt es einfach alles auszuprobieren und mitzumachen,
weshalb ich auch Aussie Rules Football („Footy“), den beliebtesten Sport in Melbourne, sehr zum
ausprobieren, mindestens aber zum Anschauen im Stadion empfehlen kann.
11. Fazit
Meine Zeit in Australien und an der LTU war wirklich eine außergewöhnliche Chance, die ich jedem
weiterempfehlen kann. Trotzdem ist es jedoch wichtig sich vorher mit den aus meiner Sicht drei
größten Hürden auseinanderzusetzen. Man sollte sich 1. vorher klarmachen, dass die
Lebenshaltungskosten fast doppelt so hoch sind wie in Deutschland und alleine das Visum (ca
300€), die Pflichtversicherung (auch ca 300€) sowie der Flug bereits vor Antritt der Reise ein sehr
kostspieliges Unterfangen sind. Deshalb ist es es in jedem Falle ratsam rechtzeitig zu sparen und
sich um eine Finanzierung und Stipendien zu kümmern. 2. ist zu beachten, dass die Organisation
an der Uni teilweise mit der des Bremer Prüfungsamtes zu vergleichen ist, weshalb man viel
Geduld und Spontanität einplanen sollte. Zuletzt ist die Wohnungssituation erwähnenswert, da die
Australischen Standards, zumindest die, die man sich mit einem durchschnittlichen deutschen
Studierendenbudget leisten kann, nicht vergleichbar mit Bremen sind. Es werden vermutlich
Abstriche bei der Wohnungssituation gemacht werden müssen, worüber man sich vorher im Klaren
sein sollte.
Nichtsdestotrotz möchte ich die Zeit in Melbourne definitiv nicht missen wollen und hatte insgesamt
ein großartiges Semester Downunder. Durch die Nennung einiger möglichen Probleme möchte ich
lediglich darauf aufmerksam machen, dass man bereit sein sollte flexibel und vollem
eigenverantwortlich sein Leben in Australien zu organisieren. Lässt man sich darauf ein ist, ein
Erfahrungsbericht Auslandssemester La Trobe University Melbourne (SoSe15)
Semester an der LTU mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis, welches nicht nur das Studium
und den Lebenslauf bereichert, sondern in erster Linie auch die persönliche Entwicklung.
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