Stolperfallen bei der Einführüng der EAkte vermeiden Autoren: Christine Siegfried, Vitako Dr. Lydia Tsintsifa, Bundesministerium des Innern Lilly Kramer, Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft Rheinland-Pfalz Volker Rombach, Kommunale Datenverarbeitungszentrale Citkomm Iserlohn Claudia Kauffmann, Stadt Erlangen Stolperfallen, die man bei der Einführung der E-Akte vorausschauen und überwinden sollte, waren das Thema unseren Workshops im Rahmen des 3. Fachkongresses des ITPlanungsrates. Der Fokus lag dabei auf den drei Themenbereichen: organisatorische Aspekte, Rolle der Führung beim Kulturwandel und ersetzendes Scannen. Auf Basis der Erfahrungen von rund sechzig Teilnehmern aus der öffentlichen Verwaltung haben die Teilnehmer Fehler bzw. falsche Vorgehensweisen identifiziert und Lösungswege aufgezeigt. Die Stolperfallen und Lösungswege, die in den jeweiligen Themenbereichen die Diskussionen dominiert haben, sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Organisation Nr. Stolperfalle Lösungswege / Aspekte zu beachten im Bereich der Organisation 1 Sowohl auf organisatorischer als Entwicklung gemeinsamer, sinnvoller Standards, auch auf technischer Ebene fehlen die die Prozesse unterstützen und Nutzung Standards. Die Folge sind stark gemeinsamer Lösungen. customisierte Lösungen, die in der Pflege sehr teuer und nicht 1 Stolperfallen bei der Einführung der E-Akte vermeiden Organisation Nr. Stolperfalle Lösungswege / Aspekte zu beachten im Bereich der Organisation interoperabel sind. 2 Papier-orientierte Prozesse werden Prozesse vor der Digitalisierung analysieren und ungeprüft eins zu eins auf die die Möglichkeiten der neuen Medien dabei digitale Welt übertragen. berücksichtigen. Hierfür ist eine Zusammenarbeit Ineffiziente und ineffektive von Organisation und Technik erforderlich. Lösungen sind die Folge. 3 Die E-Akte wird häufig separat vom Die E-Akte als „Ganzes“ konzipieren. Aus Fachverfahren oder von der Haupt- Nutzersicht bedeutet dies eine gute Integration Arbeitsumgebung der der E-Akte in die Standard-Arbeitsumgebung. Beschäftigten konzipiert. Die Aus technischer Sicht ist darauf zu achten, dass Übertragung der Informationen die erforderlichen Schnittstellen, z.B. zu erfordert so zusätzlichen Aufwand Fachverfahren, gut aufeinander abgestimmt und ist fehlerbehaftet. sind. 4 Die E-Akte hat erhebliche Auswirkungen auf die Anforderungen der Nutzerakzeptanz wurden bei den organisatorischen Regelungen zu wenig berücksichtigt. Arbeitsweise der Beschäftigten. Sie sollten daher frühzeitig in die Planungen der E-Akte eingebunden werden. Ein transparentes Vorgehen, das die Vorteile der E-Akte aufzeigt und sich nach den Anforderungen und Bedürfnissen der Beschäftigten richtet, ist entscheidend für die Akzeptanz der Lösung. 2 Stolperfallen bei der Einführung der E-Akte vermeiden Führung / Kulturwandel Nr. Stolperfalle Lösungswege / Aspekte zu beachten im Bereich der Führung / des Kulturwandels 1 Fehlendes Engagement der Leitung Die Einführung der E-Akte kann nur dann für die E-Akte. erfolgreich sein, wenn es ein Projekt der Behördenleitung ist. Wichtig ist dabei auch, dass auch die mittlere Führungsebene die E-Akte unterstützt, bewirbt und auch selber nutzt. 2 Es wird häufig übersehen, dass die Einführung der E-Akte vor allem ein organisatorisches Projekt ist. Die mit der Einführung der E-Akte verbundenen organisatorischen Veränderungen wirken sichstark auf die Arbeitsweise der Beschäftigten aus. Sie sollten deswegen organisatorisch gut durchdacht, mit allen Interessensgruppen abgestimmt und mit der Unterstützung der Leitung realisiert werden 3 Die erforderlichen Ressourcen Die Einführung der E-Akte ist ein Projekt, das werden häufig nicht ausreichend Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen zur Verfügung gestellt. erfordert (u.a. Organisation, IT, Registratur, Datenschutz usw.). Durch die Einrichtung einer entsprechend ausgestatteten Projektgruppe können diese Kompetenzen arbeitsteilig zusammengeführt werden. Voraussetzung ist dabei, dass die Leitung das Projekt unterstützt und als prioritär ansieht. Erfahrungsaustausch bzw. Zusammenarbeit mit 3 Stolperfallen bei der Einführung der E-Akte vermeiden anderen Behörden können den Aufwand reduzieren. Auch das Organisationskonzept EVerwaltung1 bietet eine erste Orientierung und Unterstützung. 4 Die für die Digitalisierung Bevor eine Vorgangsbearbeitung bzw. ein erforderliche prozessorientiertes Workflow eingesetzt werden kann, sind die Denken fehlt. entsprechenden Prozesse zu analysieren und geeignet in einer digitalen Lösung abzubilden. Fachwissen im Bereich Prozessanalyse und ITProzessmanagement ist dabei erforderlich. Hier kann ein Erfahrungsaustausch bzw. Zusammenarbeit mit anderen Behörden, die ähnliche Verfahren digitalisiert haben, hilfreich sein. 5 6 Ungewissheit über die Die Nutzung der E-Akte als führendes System Verbindlichkeit der E-Akte. sollte verbindlich beschlossen werden. Fehlende Akzeptanz der Die Vorteile der E-Akte (z.B. orts- und Beschäftigten. zeitunabhängiger Zugriff auf die E-Akte, schnelle Suche, …) aufzeigen. Die Einführung der E-Akte sollte nicht mit Einschränkungen verbunden werden, die die Beschäftigten verunsichern (z.B. Abschaffung von Druckern). 7 Medienbrüche führen zu Prozesse sollten auch unter dem Aspekt Verwirrung, E-Akte enthält häufig durchdacht sein, dass Medienbrüche vermieden nicht die aktuellsten werden. Informationen. Wenn es nicht möglich ist, Medienbrüche komplett zu vermeiden, dann sollte der Medienbruch möglichst am Ende des Prozesses 1 http://www.verwaltunginnovativ.de/DE/E_Government/orgkonzept_everwaltung/orgkonzept_everwaltung_node.html; 4 Stolperfallen bei der Einführung der E-Akte vermeiden und nur an einer Stelle erfolgen. 8 Existenz von Silos, Teilbereichen, Die E-Akte verändert die Arbeitsweise auch in die miteinander die Informationen Bezug auf die Öffnung von Informationen bis hin nicht teilen möchten. zur Transparenz des Verwaltungshandelns. Dies ist auch mit Vorteilen verbunden, die aufzuzeigen sind. Der Willen und die Unterstützung der Leitung sind für die Akzeptanz solcher Änderungen essenziell. Ersetzendes Scannen Stolperfalle Lösungswege / Aspekte zu beachten beim ersetzenden Scannen 1 Fehlende Rechtsgrundlage, Durch eine Pilotregelung für eingeschränkte Unsicherheit über die rechtlichen Bereiche (bspw. mit niedrigen Risiken) kann das Konsequenzen. ersetzende Scannen erprobt werden. Risiken können gegen mögliche Kosteneinsparungen oder Prozessverbesserungen abgewogen werden. 2 Es entstehen Fragen, wie Dies sind Fragen, deren Beantwortung ggf. ersetzend zu scannen ist. Der aufwändig sein kann, die aber grundsätzlich organisatorische Rahmen muss eindeutig geklärt werden können. geschaffen werden. Auch hier kann ein Erfahrungsaustausch mit Behörden, die ähnliche Anwendungsfälle haben, hilfreich sein. 3 Unklarheit über die Risiken in Die Rechtsfolgen der Digitalisierung sind zu Bezug auf den Erhalt des klären. Grundlegend dafür sind die Beweiswertes. Rahmenbedingungen im konkreten Einsatzbereich, u.a. die zu digitalisierenden 5 Stolperfallen bei der Einführung der E-Akte vermeiden Inhalten und der rechtliche Rahmen. Die Technische Richtlinie TR RESISCAN2 des BSI unterstützt dabei methodisch und beschreibt Maßnahmen für den Erhalt des Beweiswertes in Abhängigkeit von den konkreten Rahmenbedingungen. . 4 5 Unklarheit, ob ein Einsatz von Der Schutzbedarf im konkreten Einsatzbereich qualifizierten elektronischen sollte geprüft werden3. Auch die Durchführung Signaturen notwendig ist und einer Risikoanalyse kann hilfreich sein. Die daher über den damit verbundenen Technischen Richtlinien TR RESISCAN und TR Aufwand bei der ESOR4 des BSI enthalten detaillierte Langzeitspeicherung. Informationen zu diesen Themen. Qualifikation des Personals. Die Anforderungen an das Personal für das ersetzende Scannen sollten geprüft und entsprechend geplant werden. Dabei sollten auch entsprechende Fortbildungsmaßnahmen vorgesehen werden. Wichtig ist dabei, die Vorstellungen, Bedürfnisse und Eignung der Beschäftigten zu berücksichtigen und das Personal bei den Entscheidungen mitzunehmen. 6 Unsicherheit, ob extern, zentral oder dezentral gescannt werden sollte. Es gibt keine „Patentlösung“. Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle sind auf Praktikabilität und Effizienz für den konkreten Einsatzbereich zu prüfen5. 2 Technische Richtlinie des BSI TR RESISCAN: https://www.bsi.bund.de/DE/Publikationen/TechnischeRichtlinien/tr03138/index_htm.html; 3 Entsprechende Vorgehen sind im Kapitel 2 des Bausteins „Scanprozess“ des Organisationskonzeptes EVerwaltung beschrieben: http://www.verwaltunginnovativ.de/DE/E_Government/orgkonzept_everwaltung/orgkonzept_everwaltung_node.html 4 Siehe https://www.bsi.bund.de/DE/Publikationen/TechnischeRichtlinien/tr03125/index_htm.html 5 Siehe Baustein „Scanprozess“ des Organisationskonzeptes E-Verwaltung, Kapitel 4 und 5: http://www.verwaltunginnovativ.de/DE/E_Government/orgkonzept_everwaltung/orgkonzept_everwaltung_node.html 6
© Copyright 2024 ExpyDoc