Zum aktuellen Cannabiskonsum in Deutschland und Europa

Zum aktuellen Cannabiskonsum
in Deutschland und Europa
(und ein bisschen in der Welt)
Tim Pfeiffer-Gerschel
IFT Institut für Therapieforschung, München
Cannabis - eine andauernde Kontroverse
Veranstaltung des Arbeitskreises Suchthilfe der Universität Würzburg
in Kooperation mit der
Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS)
17. Juni 2015, Würzburg
Institut für
Therapieforschung
München
„Alle nehmen das…“
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Prävalenzen.
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Konsum in der Bevölkerung
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Trends der 12-Monats-Prävalenz
Erwachsene
(18 – 64 Jahre)
Epidemiologischer
Suchtsurvey 1980 - 2012
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Alter bei Erstkonsum
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Junge Menschen: Konsumtrends
BZgA 2014
*1993 bis 1997: zehnmal oder häufiger in den
letzten zwölf Monaten. Ab 2001: häufiger als
zehnmal in den letzten zwölf Monaten.
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Längerfristige Entwicklungen
 2012 hat in Deutschland jeder dreizehnte Jugendliche im
Alter von 12 bis 17 Jahren (7,8 %) mindestens einmal im
Leben Cannabis genommen, 5,6 % in den letzten zwölf
Monaten vor der Befragung.
 1,3 % haben in den letzten zwölf Monaten „regelmäßig“, d.h.
mehr als zehnmal, Cannabis genommen.
 Bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist
der Cannabiskonsum deutlich weiter verbreitet: Etwa ein
Drittel (34,8 %) hat Cannabis zumindest einmal ausprobiert,
knapp ein Sechstel (15,8 %) in den letzten zwölf Monaten
und 3,9 % konsumieren „regelmäßig“ Cannabis.
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Längerfristige Entwicklungen
 Mehr männliche als weibliche Jugendliche und junge
Erwachsene neigen zum Cannabiskonsum.
 Der regelmäßige Cannabiskonsum der Jugendlichen und
junger Erwachsener ändert sich trotz variabler Prävalenzen
in den Jahren 1993 bis 2012 nur wenig.
 Außerhalb der Sekundarstufe I spielt auch der Migrationshintergrund eine Rolle. Bei Menschen mit dem Migrationshintergrund Türkei/Asien sind die Lebenszeit- und die 12Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums deutlich geringer
als in den anderen Gruppen.
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ESPAD – 30-Tage Prävalenzen
ESPAD:
Jungen 8%
Mädchen 5%
Deutschland:
Jungen 10%
Mädchen 4%
30-Tage Prävalenz des Cannabiskonsums 15- bis 16-Jähriger in Europa
European School Project on Alcohol and Other Drugs 2011; Hibell et al., 2012
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ESPAD – Problematischer Konsum
Geschlecht
Gesamt Jungen Mädchen
Schulform
Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule
Gesamt
2007
1,4
2,1
0,7
0,7*
1,6
1,1
2,6*
2011
1,4
1,9
1,0
2,9
1,8
0,7
0,4
2007
8,2
10,2
5,5
5,0*
9,9
6,2
13,7*
2011
8,3
8,5
8,0
17,0
9,7
4,5
2,2
Konsumenten
* p<.05 für Vergleich mit Referenzjahr 2011; logistische Regression zur Vorhersage der Prävalenzen mit Jahr, Alter,
Bundesland, (Geschlecht)
Kraus et al 2012.
 Häufiger Konsum von Cannabis ist eher selten, in den letzten 30 Tagen
öfter als 5 Mal Cannabis konsumiert zu haben, gaben 2,5 % der
Jugendlichen an.
 Bezogen auf die Konsumierenden von Cannabis fand sich bei 13,3% ein
häufiger Konsum von mindestens 20 Mal im letzten Monat. Besonders
häufig war dieses Konsummuster in Hauptschulen.
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Regionale Daten – Hamburg (14-17 Jahre)
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Regionale Daten – Frankfurt (15-18 Jahre)
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Cannabis Prävalenz: International
Trends der Lebenszeitprävalanz des Cannabiskonsums: European School Project
on Alcohol and Other Drugs 1995-2011: 15 und 16 Jahre (EMCDDA, 2012)
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Unterschiedliche Entwicklungen
Last year prevalence of cannabis use among young adults (15-34):
countries with statistically significant increasing trends
 Ansteigende Trends z.B.
in Frankreich, Bulgarien
und nordischen Ländern
 In einigen Ländern mit
hohen Prävalenzen stabile oder sogar sinkene
Trends (z.B. Deutschland,
Spanien und Großbritannien)
EDR 2015 (EMCDDA: Lissabon)
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Konsumprävalenz in den USA (>=12 Jahre)
Substance Abuse and Mental Health Services Administration survey of the United States
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Beratung und
Behandlung.
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Vergleichende Epidemiologie
Sucht (Störung/ Abh.) – Erwachsene (18-64 Jahre; D: 50,5 Mio.)
Anzahl
Nikotin (Störung/Abh.*)
5.456.000 / 5.456.000
Alkohol (Störung/Abh.*)
3.318.000 / 1.733.000
Medikamente (Störung/Abh.*)
6.770.000 / 684.000
Cannabis, Kokain und Amphetamine (Störung/Abh.*)
588.000 / 312.000
Insgesamt Minimalschätzung (Störungen/ Abh.*)
12.484.000 / 8.035.000
(Mehrfachnennungen berücksichtigt!)
Hinzu kommen:
Opiatabhängige
150.000 - 300.000
Path. Glücksspiel
300.000 - 600.000
Problematischer Medienkonsum (inkl. Dunkelziffer)
600.000 (1.200.000)
Jugendliche, alte Menschen, …
* Störung / Abh. definiert entsprechend DSM IV
Quellen: Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung (2012) / Statistisches Bundesamt (2011) / Epidemiologischer Suchtsurvey (2012)
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Ambulante Beratung/Behandlung
Braun et al. 2014
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Zugänge zu ambulanter Beratung
% 240
220
Opioide
Cannabis
Kokain
Stimulanzien
231%
200
180
160
140
131%
120
100
83%
82%
80
60
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
(=100%)
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Behandlungsaufnahme
Häufigste Substanz bei
erstmaligen drogenbezogenen Behandlungen
EDR 2015 (EMCDDA: Lissabon)
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Ambulante Beratung/Behandlung
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Stationäre Behandlung
Braun et al. 2014
23
Stationäre Drogenbehandlung
24
Angebot und
Strafverfolgung.
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Cannabisangebot
Inländische Produktion
steigt weiter
Innovative Verfahren
Kultivierung hochpotenter
Pflanzen
Potenz steigt für Kraut und
seit kurzem auch für Harz
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Sicherstellungen in der EU
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Straftaten
Straftaten (Besitz)
Straftaten (Handel)
Europa (EMCDDA 2014)
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Straftaten
Straftaten (Besitz)
Straftaten (Handel)
Deutschland (BMI 2014)
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Strafverfolgungsstatistiken
 Über eine Million drogenbezogener Straftaten in der
EU/Jahr
 63% für den
Besitz/Konsum von
Cannabis
EDR 2015 (EMCDDA: Lissabon)
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Gemischtes.
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Neue psychoaktive Substanzen
Insgesamt werden >350
Substanzen beobachtet
Größte Gruppe –
Synthetische Cannabinoide
30 ‘andere’ Substanzen
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Cannabis: Effekte der Drogenpolitik
Untersuchung der Beziehung zwischen Strafmass und Cannabiskonsum
Zugrunde liegende Hypothese: Gesetzliche Veränderungen führen zu
Veränderungen der Konsumprävalenz
EMCDDA, 2011
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Öffentliche Meinung
 Uruguay: Zwei Drittel der Bevölkerung waren
gegen die geplanten Veränderungen (Room, 2013)
 USA: Veränderung der Meinung (Gallop, 2013)
 Deutschland: Mehrheit gegen freie Verfügbarkeit
(Spiegel, 13.6.2015)
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Dr. Dipl. Psych. Tim Pfeiffer-Gerschel, PP
DBDD/IFT München
Parzivalstrasse 25 – 80804 München
[email protected]
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