Anhaltende Frankenstärke drückt auf Geschäftsklima

Medienmitteilung
Michael Wiget
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«EY Unternehmensbarometer 2016»
Anhaltende Frankenstärke drückt auf Geschäftsklima – Schweizer
Unternehmen rechnen mit Konjunkturrückgang
Die anhaltende Frankenstärke hinterlässt Spuren: Die mittelständischen Schweizer
Unternehmen schätzen die eigene Lage kritischer ein als in den Vorjahren. Im Vergleich
zur Umfrage kurz nach der Aufhebung der Währungsuntergrenze zum Euro wird die
Geschäftslage zwar wieder leicht positiver eingeschätzt, allerdings befinden sich aktuell
mehr Unternehmen in einer kritischen Lage. Die Zukunft sieht nicht besser aus, erstmals
seit 2012 überwiegen gemäss dem EY-Unternehmensbarometer die
Konjunkturpessimisten. Die grosse Mehrheit der Unternehmen hat nach einem Jahr
Frankenstärke Massnahmen ergriffen: Jedes fünfte der 700 befragten Unternehmen baut
Personal ab oder verlagert Tätigkeiten ins Ausland. Weiter stehen Innovation, Qualität
und Effizienz sowie die Erschliessung neuer Märkte im Fokus.
ZÜRICH, 28. JANUAR 2016 – Ein Jahr nach dem Entscheid der Schweizerischen
Nationalbank zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses zeigen sich weitere Auswirkungen bei
den Schweizer Unternehmen. Das Geschäftsklima in der Schweiz hat sich gemäss dem
halbjährlichen Unternehmensbarometer der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY merklich
eingetrübt. Zwar bewertet die grosse Mehrheit der Unternehmen (86 Prozent) ihre aktuelle
Geschäftslage als positiv, und auch die Prognosen zur Umsatz- und Geschäftsentwicklung
bleiben knapp zuversichtlich. Die Unternehmen schätzen ihre eigene Lage aber als weniger
stabil ein und rechnen für das laufende Jahr mit einem Abschwung.
Der Anteil der Konjunkturpessimisten hat sich gegenüber Januar 2015 von 13 auf 26 Prozent
verdoppelt, während der Anteil der Optimisten leicht, auf 23 Prozent, gesunken ist. Erstmals
seit Januar 2012 überwiegt damit wieder der Anteil der Skeptiker, die von einer
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Verschlechterung der Wirtschaftslage für die kommenden sechs Monate ausgehen. Neben der
Währungsstärke ist denn auch die stotternde Konjunktur in der Schweiz die Hauptsorge der
Unternehmen. «Der starke Franken geht nicht spurlos an den mittelständischen Unternehmen
vorbei. Es wurden zwar die richtigen Entscheide getroffen und rasch Massnahmen eingeleitet,
diese sind aber oft mit spürbaren Einschnitten verbunden», schätzt Bruno Chiomento, CEO
von EY Schweiz, die Resultate ein.
Bei der Auswertung zeigen sich klare regionale Unterschiede: Während in der Italienischen
Schweiz 48 und in der Westschweiz 44 Prozent der Befragten mit einer verbesserten
Geschäftslage rechnen, sind es in der Deutschschweiz nur 31 Prozent. Zudem geht einzig die
Deutschschweiz von einer Verschlechterung der Wirtschaftslage aus.
Moderates Umsatzwachstum prognostiziert
Obwohl gewisse Zukunftsängste spürbar sind, rechnen von den 700 befragten Unternehmen
für das laufende Jahr nur 11 Prozent mit tieferen Umsätzen, das ist beinahe derselbe Wert wie
vor Jahresfrist und liegt deutlich unter der pessimistischen Einschätzung vom Mai 2015, als
fast ein Drittel mit Umsatzrückgängen gerechnet hatte. Beinahe zwei von drei Unternehmen in
der Schweiz legen ihren Fokus in den kommenden Monaten auf Stabilität. Bei 28 Prozent der
Unternehmen bestimmen wachstumsorientierte Strategien die Unternehmensagenda, im
Vorjahr waren es noch 33 Prozent. «Diese Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass die
Unternehmen darauf aus sind, ihre Umsätze möglichst halten zu können und keine Kunden zu
verlieren. Das dürfte sich aber negativ auf die Unternehmensgewinne auswirken», sagt
Chiomento.
Investitionsdynamik geht zurück
Trotz der durchwachsenen Konjunkturerwartungen wollen die Unternehmen weiterhin
vorsichtig investieren und rechnen sogar damit, zusätzliche Stellen zu schaffen. Allerdings
sinkt die Investitionsdynamik auf den niedrigsten Wert seit 2009. Im Gegensatz dazu dürfte die
Beschäftigungsdynamik im Vergleich zum Vorjahr leicht steigen. Die
Dienstleistungsunternehmen wollen am meisten neue Leute anstellen. Der Fachkräftemangel
bleibt trotz einer leichten Entspannung ein Problem: Gut jedem zweiten Unternehmen fällt es
schwer, geeignete Fachkräfte zu rekrutieren, vor allem im technischen Sektor.
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«In schwierigen Zeiten konzentrieren sich die Unternehmen auf die wichtigsten Investitionen.
Es ist aber beruhigend zu sehen, dass sie weiterhin neue Arbeitsplätze schaffen wollen. Der
Fachkräftemangel scheint sich langsam wieder zu entschärfen, je nach Zuwanderungsregulierung und Konjunkturentwicklung kann dies aber schnell ändern. Es ist nach wie vor
wichtig, flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten und die Diversität der Arbeitenden zu fördern»,
sagt Chiomento.
Personalabbau und Auslagerungen
Obwohl nicht alle der 700 befragten Unternehmen gleich stark von der Frankenstärke betroffen
sind und nur ein Drittel im Ausland tätig ist, haben viele Unternehmen Massnahmen eingeleitet.
Ein Grossteil begegnet der Frankenstärke mit gezielten Programmen zur Verbesserung von
Qualität und Innovationskraft, zur Senkung der Kosten beziehungsweise Steigerungen der
Effizienz. Viele Unternehmen haben diese Massnahmen bereits kurz nach dem plötzlichen
Erstarken des Schweizer Frankens ergriffen. Über die Hälfte der Unternehmen will neue
Märkte oder Kundensegmente erschliessen.
Viele Unternehmen setzen auch bei den Personalkosten an: 30 Prozent stellen keine neuen
Mitarbeitenden mehr ein, 22 Prozent wollen dieses Jahr Personal abbauen oder sind bereits
dran. Bei 15 Prozent aller befragten Unternehmen sind Lohnkürzungen ein Thema und 21
Prozent wollen im 2016 Kurzarbeit umsetzen: Beide Massnahmen werden doppelt so häufig
genannt wie noch im Mai 2015. «Auch die Mitarbeitenden bekommen den starken Franken zu
spüren. Viele Geschäftsführende haben nach dem Frankenschock nicht sofort beim Personal
angesetzt. Inzwischen rechnen sie aber nicht mehr mit einer relevanten Aufwertung des
Frankens und haben darum einschneidende Massnahmen ergriffen und umgesetzt. Dieses
Vorgehen ist bei vielen Unternehmen sinnvoll, um den langfristigen Erfolg oder gar das
Überleben zu sichern», beurteilt Chiomento die Ergebnisse der Umfrage.
Preissenkungen und finanzielle Entlastungen
Weiter hat über ein Drittel der Unternehmen die Preise der eigenen Produkte und
Dienstleistungen gesenkt oder ist daran, dies umzusetzen. Und ein knappes Drittel will
vermehrt im Ausland Waren und Dienstleistungen beschaffen, um der Frankenstärke zu
trotzen. Die Behörden sollen die Bemühungen der Unternehmen konkret unterstützen; und
zwar mit finanzieller Entlastung der von der Frankenstärke betroffenen Branchen sowie mit
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Förderprogrammen, um Innovation zu ermöglichen und neue Arbeitszeitmodelle zu promoten.
Rund 35 bis 40 Prozent fordern dies. Gleichzeitig sollen aber auch Regulation und
Administration abgebaut werden, wie über ein Drittel der Unternehmen befürwortet. Immerhin
ein Viertel verlangt von der Nationalbank, dass sie die Kursschwankungen wieder ausgleichen
soll. Die Unternehmen rechnen nicht mit grösseren Kursschwankungen und gehen für Ende
2016 von einem Eurokurs von rund CHF 1.08 aus.
«Das EY-Unternehmensbarometer zeigt, dass die Unternehmer sorgfältig und selbständig auf
die Frankenstärke reagieren und nicht nach Hilfe vom Staat verlangen. Die Situation ist nach
wie vor eine Belastung für viele Branchen und wird den Strukturwandel der Schweizer
Wirtschaft beschleunigen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Talsohle bis Ende des
laufenden Jahres durchschritten sein wird», so der CEO von EY, Bruno Chiomento.
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer
Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die
Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir
dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und
Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist
es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die
Gesellschaft.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited
(EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für
das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited
ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für
Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.
Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in
Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser
Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global
Limited.