Hermann Bollmann schreibt zum besseren Verständnis der Gebetsanliegen folgendes: Hinter mir an einer Supermarktkasse höre ich zwei alte Männer. Offenbar haben sie sich lange nicht mehr gesehen: „Wie isset?“- „Muß! Und selbst?“ - „Bin allein. Schon zwei Jahre. Schluss gemacht. Schnauze voll.“ Wurde ich hier Ohrenzeuge, wie jemand seine gescheiterte Beziehung auf den Schrottplatz unbewältigter Erinnerungen schmeißt? Schnauze voll! Mehr bleibt nicht übrig? Wahrscheinlich hat die Beziehung doch einmal aufregend und hoffnungsvoll begonnen. Doch Flitterwochen-Erfahrungen lassen sich nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Auch Beziehungen haben ihre Zeit. Dennoch sind sie keine Episoden. In ihnen können Chancen und Gaben entfaltet werden, von denen der oder die Einzelne keine Ahnung hat. Gelingt das, dann kann auch nach ihrem Ende die Dankbarkeit lange leuchten. Misslingt sie, dann haben wir eine wunderbare Chance: Aus dem Scheitern können wir lernen, denn durch nichts anderes lernen wir so gründlich wie durch die eigenen Fehler; vorausgesetzt, dass wir sie uns eingestehen. Tun wir das nicht, dann bestimmen Vorwürfe und Verbitterungen das Klima. Unzählige Menschen machen dadurch ihr Leben klein. Sie verlieben sich in ihre Verbitterungen und möchten sie auf keinen Fall missen, denn dadurch bekommen sie das wohltuende Gefühl, recht zu haben. Die Folge: In Familien herrscht die Zugluft kleinlicher Streitereien und Mäkeleien. Gefürchtete Begegnungen werden sorgsam vermieden. Unter Nachbarn und in Gemeinden herrschen distanzierte Höflichkeit und Korrektheit. Manchmal tritt auch ein unaufhaltsamer Redefluss, an die Stelle des einen Wortes, welches die Not wenden könnte. Aber die einen wollen sich nicht an das erinnern, was andere nicht vergessen können. Doch kennen die Sehnsucht, aus dem Kreislauf der Vorwürfe und Selbstrechtfertigungen heraus zu kommen. Wie kann die Seelenwüste bewässert werden? Lasst uns am 5. Juni beim Gebet für die Stadt darüber sprechen und um die Gabe der Heilung von Beziehungen beten.
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