Stilgemetzel mit Niveau

Kunst.
BaZ Kompakt | Dienstag, 21. Juni 2016 | Seite 11
Kunst
Kinderbuch
Der Elefant
und die Ratte
Von Beat Hutter
Bommelböhmer ist ein Elefant.
Ein lieber Elefant mit einem
mondgrossen Herzen. Aber was
soll ein Elefant tun, der sich
kaum aus dem Haus wagt, weil
ihn alle im Dorf wegen seiner
Grösse fürchten. Er trinkt Kakao,
liest Zeitung und wartet auf
Besuch. Ja und eines Tages klingelt es an der Tür. Schnauze,
eine kleine freche Ratte, steht
vor der Tür und bittet um Hilfe.
Sie ist auf der Flucht vor allen
Katzen dieser Welt. Der unverhoffte Besuch bringt Bommelböhmers Leben aus den Fugen.
Die vorwitzige Ratte, die kein
Benehmen hat und immer rumbrüllt, nistet sich einfach ein,
zuerst in seinem Schlappen und
dann in seinem Herzen.
Schnauze ist aber auch lustig,
dichtet Lieder und erzählt, was
so alles vor der Haustür los ist.
So werden sie schnell Freunde.
Schliesslich fasst Bommelböhmer einen Entschluss. Er wird
Schnauze helfen, sich gegen die
Katzen zu wehren. Er kocht
Kraftsuppe, besorgt Vitaminpillen und kauft Boxhandschuhe.
Jetzt kann das Training beginnen! Bald ist es so weit und
Schnauze zieht tatsächlich in die
Welt hinaus, um es den verhassten Katzen zu zeigen. Doch sie
kommt nicht zurück. Bommelböhmer wird vor Sehnsucht
krank – bis er weiss, was zu tun
ist. Eine Rettungsaktion beginnt.
Dabei findet Bommelböhmer
nicht nur Schnauze, sondern
auch sein Leben zurück.
Brigitte Werner:
«Bommelböhmer und Schnauze»,
illustriert von Claudia Burmeister,
80 Seiten, gebunden,
Verlag Freies Geistesleben 2016.
ISBN 978-3-7725-2795-1
Ab 6 Jahren.
Auch als Hörbuch erhältlich.
Beat Hutter, Mitarbeiter der Kinderbuchabteilung bei Bider & Tanner
www.biderundtanner.ch
Seitenblicke auf eine verregnete Kunstwoche
«Cramer for president»
Von Raphael Suter
Jetzt ist sie also auch schon wieder
Geschichte, die Art Basel 2016. Das
Wetter war so schlecht wie die
Stimmung bei einigen Galeristen,
die einsehen mussten, dass die Zeiten des Kunstbooms vorbei sind.
Während an der Muttermesse Art
Basel immer noch Millionenverkäufe vermeldet wurden, herrschte
an manchen Parallelmessen die
grosse Flaute. Die Galeristen des
Solo Project auf dem Dreispitz flehten um Aufmerksamkeit, weil die
Messe scheinbar nicht beachtet
wurde. Es hat allerdings inzwischen
auch zu viele Shows und auf einige
kann getrost verzichtet werden.
An der Art Basel mussten sich
die Besucher an die verschärften
Kontrollen gewöhnen und manch
eine Dame reagierte brüskiert, weil
sie ihre Designertasche abgeben
musste. Ansonsten funktionierte die
Organisation der weltbesten Kunstmesse gut. Chaotisch ging es höchstens in der Collectors Lounge zu,
wenn um die Mittagszeit Stühle begehrter waren als die First Choice
Card. Dafür wurde der vom Basler
Architekten Peter Steinmann neu
gestaltete Innenhof zu einer Oase
der Ruhe und Erholung.
Gastrokunst
Auch das neue Catering-Konzept
fand viel Anklang. Originell waren
die entlang der Isteinerstrasse aufgereihten Imbisswagen, die von der
Currywurst bis zum Palestine Grill
verschiedenste Gelüste befriedigten.
Der Macher des Palestine Grill hatte
im Singerhaus auch das Pop-up-Restaurant «Boxklub» eingerichtet, wo
Starkoch Pascal Schmutz unkonventionelle Schweizer Küche auftischte.
Der «Boxklub» mauserte sich schnell
zum In-Place, wo beispielsweise der
frühere Art-Direktor Lorenzo Rudolf
(heute Art Stage Singapore) mit seiner ganzen Familie speiste. Die
Kunsthalle wurde wieder einmal zur
Grosskantine der Galeristen und ihrer Sammler und im «Chez Donati»
wurde die Karte verkleinert, dafür
wurden die Preise erhöht. Business
as usual eben.
Die internationalen Promis
machten sich in diesem Jahr rar.
Stammgast Leonardo DiCaprio flog
nicht ein. Keanu Reeves immerhin
kam erneut nach Basel. Er war letztes Jahr an der Eröffnung der gros-
Kunstinteressierte Politiker. LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein
und Regierungsratskandidat Conradin Cramer an der First Choice der Art.
sen Gauguin-Ausstellung in der Fondation Beyeler. Der sympathische
Hollywoodstar ohne Starallüren
stieg im Hotel Nomad ab und liess
sich die Küche des «Rhyschänzli»
schmecken. Dort war auch sein Kollege Adrien Brody Gast.
Vielen Basler Gesichtern begegnete man an den verschiedenen
Events rund um die Messen. Nur die
Regierung, die beim Maibock jeweils fast in corpore präsent ist, liess
sich nirgendwo blicken. Regierungspräsident und Kulturchef Guy
Morin fand nicht einmal Zeit für
den Frühstücks-Empfang im Kunstmuseum. Dafür tauchte hier und
auch an der First Choice
Regierungsratskandidat Conradin
Cramer auf – stets in Begleitung seiner Parteipräsidentin Patricia von
Falkenstein. Schnell wurde da der
Ruf «Cramer for president» laut. Offenbar ist er der einzige Politiker mit
Regierungsambitionen, der sich für
Kultur interessiert. Vielleicht hatten
Baschi Dürr und Elisabeth Ackermann, die sich als kulturaffin profilieren sollten, schlicht und einfach
keine Einladung, da sie bislang auch
nur selten ins Museum gefunden
haben.
Die Basler Verkehrsbetriebe
machten aus dem Aeschenplatz genau zur Messezeit eine Grossbaustelle, was zu Verspätungen auf
allen Linien und auch zu Staus auf
den Hauptverkehrsachsen führte.
Dass die Kollision zweier Trams am
Freitag eine Kunst-Performance der
BVB gewesen sein soll, muss allerdings als Gerücht eingestuft werden.
Kulturmetropole
Es ist und bleibt ein Phänomen,
wie sich die Kleinstadt Basel während einer Woche zur Kulturmetropole wandelt. Und wie sich die grossen Kunstinstitutionen mit guten bis
grossartigen Ausstellungen auf das
internationale Publikum einstellen.
Der Besuch des erweiterten Kunstmuseums war in diesem Jahr sicherlich ein Muss für viele Art-Besucher,
wobei sich der Andrang an der Museumskasse in Grenzen hielt.
Das Erfolgsrezept der Art Basel
liegt vor allem auch darin, dass die
Kunstmesse von der ganzen Bevölkerung mitgetragen wird. Die
Art-Woche ist so etwas wie ein grosses Stadtfest. Doch wer nicht millionenschwerer Sammler ist, hat immer weniger Chancen, an eine Einladungskarte zu kommen. Auch die
anderen Messen und Shows ziehen
nach und fokussieren sich fast ausschliesslich auf die vermeintlichen
VIPs aus aller Welt. Immerhin ist
der Art Parcours frei zugänglich,
doch sonst bleiben die Kunstmessen
vor allem den Schönen und Reichen vorbehalten.
Es war diesmal eine
durchschnittliche Art-Woche, bei
der die grosse Euphorie nie aufgekommen ist. Nur am schlechten
Wetter alleine lag es wohl nicht.