Die Deutsche Botschaft Skopje für Deutsche Welle 17.03.2015 1

Die Deutsche Botschaft Skopje für Deutsche Welle
17.03.2015
1. Ein Vertreter Ihrer Botschaft nahm an der Tribüne der SDSM im Univerzalna Sala teil. Was
ist der Eindruck zu dem, was dort durch die Opposition präsentiert wurde?
Die Bundesregierung ist sehr besorgt über die eskalierende Auseinandersetzung zwischen
der Regierung Gruevski und der oppositionellen SDSM.
Die Veröffentlichung der Telefonmitschnitte geht einher mit dem von der Opposition
erhobenen Vorwurf gravierenden Fehlverhaltens der Regierung. Diese schwerwiegenden
Vorwürfe müssen in transparenten rechtstaatlichen Verfahren gemäß internationaler
Standards aufgeklärt werden.
Durch die Strafverfolgung von Zoran Zaev und weiterer Beschuldigter wird die
Funktionsfähigkeit der demokratischen Opposition in Frage gestellt.
Wir rufen die mazedonischen Stellen dazu auf, die schwerwiegenden Vorwürfe gegen
Oppositionsvertreter in fairer und transparenter Weise und gemäß internationaler
Standards, die selbstverständlich auch die Unschuldsvermutung einschließen, zu
untersuchen. Die Unabhängigkeit der Justiz und der Strafverfolgungsbehörden muss dabei
sichergestellt werden.
Die Bundesregierung wird genau wie unsere europäischen Partner die weiteren
Entwicklungen mit großer Aufmerksamkeit verfolgen.
2. In einer Situation, in der das Parlament und die anderen Institutionen tief kompromittiert
sind (nicht nur wegen der Inhalte der Telefonmitschnitte), welche ist die "Institution", unter
deren Hut ein politischer Dialog geführt werden könnte, der zu einem Ausweg aus der Krise
führt?
Die mazedonischen Institutionen haben die Aufgabe, in fairer, transparenter Weise und gem.
internationalen Standards mit der ihnen gestellten Herausforderung umzugehen. Die
Aufgabe kann ihnen niemand abnehmen. Deutschland und andere Staaten haben mehrfach
darauf hingewiesen, dass sich für die mazedonischen Institutionen hier auch eine große
Chance eröffnet, ihre demokratischen und rechtsstaatlichen Kapazitäten zu zeigen.
Als Grundlage für diesen Prozess ist wichtig eine politische Einigung, die die Glaubwürdigkeit
von Institutionen und Personen beschädigenden Vorwürfe in rechtsstaatlicher Weise
aufzuklären.
Das Unterstützungs- und Vermittlungsangebot der EU liegt auf dem Tisch. Wir rufen beide
Seiten auf, das Angebot anzunehmen und mit der EU daran zu arbeiten, es in gegenseitigem
Einvernehmen zwischen allen Parteien zu konkretisieren.
3. Vor dem Hintergrund, dass bereits mehrere Parteien Bedarf an einer internationaler
Vermittlung in Bezug auf einen Krisenausweg erklärt hatten, kann denn Mazedonien auf
eine solche Unterstützung aus Deutschland hoffen und in welchem Bereich; bei der
politischen Vermittlung, im Justizbereich im Sinne eines juristischen Monitorings und
Expertenhilfe oder auf beiden Gebieten?
Deutschland unterstützt die von der EU angebotene Vermittlung nachdrücklich. Beide Seiten
sollten mit der EU jetzt rasch in einen ernsthaften Dialog über ein Vermittlungsmandat,
Vermittlungsziele sowie über eine Überwachung der Umsetzung möglicher erreichter
Vereinbarungen eintreten. Wir sind bereit, diesen Prozess zu unterstützen, wo dies von der
EU und den Parteien gewünscht wird.
4. Inwieweit könnte ein noch stärkeres Engagement der Stiftungen Friedrich Ebert und Konrad
Adenauer in dieser Richtung wichtig sein, die bereits seit einigen Jahren im Land sind und in
Sachen Demokratie und Rechtsstaat, wirtschaftlichen, sozialen und Menschenrechten sehr
aktiv waren?
Die deutschen politischen Stiftungen in Skopje arbeiten kontinuierlich an der Verankerung
europäischer Werte in Politik und Gesellschaft. Sie genießen auf beiden Seiten und auch
zueinander großes Vertrauen. Auf der Basis dieses Vertrauens, das in der mazedonischen
Politik derzeit nicht vorhanden ist, bieten die Stiftungen beiden Seiten die Möglichkeit,
politische Gespräche wieder aufzunehmen. Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen,
treffen jedoch nicht die Stiftungen, sondern die politischen Parteien in Skopje.