Rede Herr P. Renoth

Platoprojekt 2015
20jähriges Jubiläum
08.10.2015
Sehr geehrte Festversammlung! Was für ein herrlicher Abend! Welch ein Feuerwerk an Ideen und Beiträgen! Wir erleben gerade den Höhepunkt zum 20. Geburtstag des Plato-­‐Projekts. Allerdings ist es gar nicht so lange her, da gab es in Bayern noch etwas Wichtigeres als den Geburtstag: den Namenstag. Gehen wir kurz 20 Jahre zurück. Dr. Klaus Wegmann sucht einen Namen für dieses Projekt; er schaut auf die große europäische Bühne und entdeckt drei antike Philosophen, die -­‐ ideal für ein Schulprojekt -­‐ selbst Lehrer und Schüler waren sowie zum Teil eigene Schulen gegründet haben: Sokrates, Platon, Aristoteles. Wen aber nun nehmen für das Projekt? Sokrates war bereits vergeben für ein europäisches Bildungsprogramm; außerdem musste er bekanntlich aus dem Giftbecher trinken, ein wenig motivierendes Ende. Aristoteles stand sich als Namenspatron selbst im Weg aufgrund seiner Ansichten über die Jugend, immerhin die zentrale Zielgruppe des Projekts: Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen. Blieb also Platon, dessen Einstellung gegenüber der Jugend zwar auch kritisch, aber keineswegs so negativ ausfiel. Lieber Klaus, die Namenswahl war perfekt und ich möchte zwei kleine Beweise dafür liefern: Während die Philosophen vor Platon ihre Einsichten gleichsam verkündet haben, entfaltet Platon sie in wechselseitigen Denk-­‐Prozessen, in Dialogen. Wenn zwei Knaben jeder einen Apfel haben und sie diese Äpfel tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder zwei neue Gedanken. Hier kommen mir Aksels Ausführungen ebenso in den Sinn wie die wertvollen Begegnungen der Jugendlichen im Plato-­‐Projekt. Immer wieder geht es um die Auseinandersetzung mit bedeutenden Themen, ich erinnere nur an Suchtprävention oder Umweltschutz. -1-
Platoprojekt 2015
20jähriges Jubiläum
08.10.2015
Gefordert wird das Verhandeln von Sachfragen und das treffliche Argumentieren, an dem Platon seine Freude hätte. Nicht kritikloses Nachplappern stärkt die Jugend, sondern das Hinterfragen, auch wenn es uns Alten nicht immer passt. Zum zweiten äußert sich Platn auch zum Untertitel des Projekts "cooperation across borders": Dem Untergang ist oft der Staat geweiht, den Eisen und Erz bewachen. Auch wir wollen kein Europa mit Stacheldrahtzäunen und Mauern, die gerade erst vor einem Viertel Jahrhundert eingerissen worden sind. Um wie viel besser wäre es, wenn Europa die grenzenlose Zusammenarbeit wirklich lebte, nicht nur, wenn es um Milliardentransfers für Banken und Wirtschaft geht, sondern gerade jetzt, wo Menschen aus tiefster Not zu uns kommen. Dazu aber müssen wir die richtigen Ziele formulieren, denn Platon mahnt: Wenn Du das Ziel nicht kennst, ist kein Weg der richtige. Wenn nun gleich alle Mitwirkenden des Projekts zum großen Finale auf die Bühne kommen und gemeinsam das Lied "We are the world" anstimmen, wird ein Ziel klar ausgesprochen: There are people dying, it's time to lend a hand to life, the greatest gift of all. Der Weg dahin muss gesäumt sein von Menschlichkeit und Solidarität, aber auch von Verantwortung und Vernunft. Das Plato-­‐Projekt beschreitet seit 20 Jahren solche Wege im Kleinen mit eindrucksvollen Erfolgen; das erleben wir heute Abend wieder auf wunderbare Weise. Glückwunsch zum Geburtstag und auf die nächsten 20 Jahre. -2-