Fragen zum Arbeitspapier

Dr. Niko Strobach, WS 97/98, PS: Zentrale Passagen aus Platons Dialogen, Mi 14-16
Platons Spätphilosophie I – Die Infragestellung der Ideenlehre
Lesen Sie bitte die Zusammenfassung und die Textausschnitte.
Fragen:
Sie blättern in einer Buchhandlung in einer Philosophiegeschichte und stoßen auf folgende
Sätze:
„Zeitlebens hat Platon angenommen, daß die sinnlich wahrnehmbaren Dinge Abbilder von
ewigen Ideen sind, die als Urbilder fungieren. Ein sinnlich wahrnehmbares Objekt ist
demnach insofern schön, als es der Idee der Schönheit in gewissem Maße ähnlich ist.“
„Der Bereich der Ideen, die Platon annimmt, mag verwundern: Neben der Idee des Guten und
des Schönen kommt z.B. bei Platon auch eine Idee des Stuhls vor. Die Frage, wovon es
eigentlich Ideen gibt, hat sich Platon jedoch nie explizit gestellt. Man mag davon ausgehen,
daß er zeitlebens eher von der Ethik als von der Sprachphilosophie her motiviert war, Ideen
anzunehmen: Es sind doch vornehmlich positiv-evaluative Begriffe, als deren Korrelate
Platon Ideen für nötig hält.“
„Es war Platon klar, daß ‚Teilnahme‘ eines Dinges an einer Idee eine sehr abstrakte
Beziehung ist. Nie wäre er z.B. auf den kruden Gedanken gekommen, Teilnahme könne mit
räumlichen Begriffen beschrieben werden.“
„Ein entscheidendes Argument gegen die Ideenlehre ist dem Scharfsinn von Platons Schüler
Aristoteles zu verdanken. Es ist das sogenannte Argument vom Dritten Menschen. Es besagt:
Wenn die Ideenlehre stimmt, so erkennt man anhand von vielen Dingen mit der Eigenschaft F
die Idee der F-heit. Diese ist selbst wiederum F. Betrachtet man nun ein weiteres Mal alle
Dinge mit der Eigenschaft F (inclusive der F-heit), so wird man unvermeidlich auf eine MetaIdee der F-heit stoßen müssen. Dieses Argument ist unbestreitbar richtig. Platons Ideenlehre
muß daher als widerlegt gelten.“
Kaufen Sie das Buch? Bitte begründen Sie für einen Mini-Essay Ihre Entscheidung mit Bezug
auf einen der Ausschnitte!
Nachträge und Literaturtips:
Zur Frage, inwiefern Kunst vor dem 20. Jahrhundert Nachahmung der Wirklichkeit war:
Ernst Gombrich, The Story of Art.
Zu Aristoteles positiver Einschätzung der Nachahmung:
Poetik (Kap.) 1,1447a14f.; 4,1448b5-24, 6,1449b24-28 (Katharsis); 13, 1452b30-53a10; 14,
1453b12.
Zum Hintergrund des „Phaidros“:
K.J. Dover, Greek Homosexuality, London 1978
Epiphänomenalismus und rauchender Schornstein (eigentlich „Pfeife einer Dampflok“):
Karl R. Popper / John C. Eccles, The Self and ist Brain, Berlin / New York 1977,
Zitat von Thomas Huxley auf S.72. Zum Status von Artefakten (allerdings nicht Beethovens
9.!) vgl. S.56f.