Wir sind keine Arbeitssklaven

Wir sind keine
Arbeitssklaven
Rainer Gross
Überforderung,
Burnout,
Beschleunigung – zunehmend fühlen
sich Berufstätige den Bedingungen am Arbeitsplatz ausgeliefert.
Doch es gibt Strategien gegen die
Hilflosigkeit.
Lewis Carroll schickte seine Heldin
in einen seltsamen Kampf. Die mörderische Rote Königin zwingt Alice
im Wundeiland zu einem Wettlauf.
Kurz vor der totalen Erschöpfung bemerkt Alice, dass sie nicht vom Fleck
kommt: „ln unserer Gegend (sagte
Alice, atemlos) kommt man im Allgemeinen woanders hin, wenn man
so schnell und so lange läuft wie wir
eben.“ „Behäbige Gegend!“, sagte
die Königin. „Hierzulande musst du
so schnell rennen, wie du kannst,
wenn du am gleichen Fleck bleiben
willst. Und um woanders hinzukommen, muss man noch mindestens
doppelt so schnell laufen!“ Darauf
erwidert Alice: „Ich möchte lieber
nicht.“
Für immer mehr Menschen fühlt sich
ihr Berufsleben heutzutage so an
wie der Wettkampf zwischen Alice
und der Königin. Sie laufen immer
schneller, kommen aber trotzdem
nicht voran. Bestenfalls halten sie
die bereits erreichte Position. Trotzdem müssen sie weitertraben wie
auf einem Laufband, das von einem
sadistischen Trainer immer schneller gestellt wird. In diesem Bild zeigt
sich eine der häufigsten Klagen
in der Arbeitswelt von heute: das
hilflose Leiden an der Beschleunigung. Zeithunger und Zeitknappheit beherrschen den Alltag sehr
vieler Menschen. Es scheint, als sei
die Prophezeiung des Philosophen
Günther Anders wahr geworden, der
schon 1987 bemerkte: „Alles, was
dauert, dauert zu lange, und alles,
was Zeit beansprucht, beansprucht
zu viel Zeit.“ Nur der Ausweg der
höflichen Verweigerung, wie ihn
Alice im Wunderland wählt, steht uns
leider heute nicht mehr offen. Wir
bleiben im Hamsterrad, wir glauben
weitermachen zu müssen.
In der Doppelzange aus Markt und
Bürokratie
Wer im Jahr 2015 im Beruf, aber
auch im Privatleben halbwegs zurechtkommen möchte, von dem werden einige kulturgeschichtlich relativ
neue Kompetenzen erwartet. Ohne
Flexibilität, Offenheit für Veränderungen, Risikofreudigkeit, autonom-aktives und selbstverantwortliches
Handeln geht es nicht. Die Anforderungen ändern sich schliesslich fortlaufend, das Laufband wird
schneller gestellt; daran gilt es, sich
anzupassen. Doch zusätzlich zu
diesen neuen Qualitäten sollen die
meisten Arbeitnehmer immer noch
die alten Tugenden aufweisen: Verlässlichkeit, Ausdauer, Genügsamkeit und Loyalität. Der Balanceakt
ist schwierig, die Gleichzeitigkeit
des Ungleichzeitigen erleben wir oft
schmerzlich am eigenen Leib. Ein
Beispiel dafür ist die Situation vieler
Beschäftigter im öffentlichen Dienst,
etwa in Krankenhäusern. Sie fühlen
sich, wie es der Psychiater Klaus
Dörner beschreibt, hilflos „in der
Doppelzange aus Markt und Bürokratie“. Von den noch vor 20 Jahren
als so befreiend erlebten Chancen
durch Veränderungen ist oft nur
mehr die Überforderung geblieben
– und die Angst. Die Angst davor,
es irgendwann einmal nicht mehr zu
schaffen, nicht mehr mitzukommen.
Die Folgen sind bekannt. Zuletzt beschrieb sie der österreichische Sozialexperte Martin Schenk pointiert so:
„Burnout ist die Erzählung davon,
wie wir zusammenbrechen dürfen,
ohne uns dafür schämen zu müssen.“
In den vielen Zeitungsartikeln, Fernsehsendungen und Büchern zur Arbeitsbelastung fallen immer dieselben Schlagworte: Belastung durch
Beschleunigung,
Überforderung,
Erschöpfung, Depression und natürlich Burnout.
Deutlich seltener wird die diskrete
Vorstufe der Erschöpfung und der
meisten psychischen Erkrankungen
angesprochen: die Angst. Angst ist
wohl der zentrale negative Gefühlszustand in unserem Leben. Im Gegensatz zu depressiven, traurigen
Gefühlen, die eher auf die Vergangenheit gerichtet sind, also ein Leiden an bereits eingetretenen Verlusten sind, richtet sich die Angst immer
auf die Zukunft. Psychoanalytiker
und Verhaltenstherapeuten gehen
davon aus, dass jeder Mensch seine Angstbiografie hat: Wir haben
gelernt, in bestimmten Situationen
Angst zu haben. Das gilt auch am
Arbeitsplatz. Doch was bereitet Berufstätigen wirklich Sorgen?
Existenzängste – dazu zählen die
Angst vor Arbeitsplatzverlust, vor
Krankheit und Unfall und, speziell bei älteren Kollegen, die Angst,
überflüssig zu sein oder zu werden.
Soziale Ängste betreffen den zwischenmenschlichen Bereich: Angst
vor Konkurrenten, vor Mobbing
durch Kollegen und Vorgesetzte,
Angst vor Fehlinformation oder vor
Ausschluss von Informationen, Angst
vor mangelnder Wertschätzung und
Anerkennung. Immer öfter berichten
Arbeitnehmer auch von Angst vor Einengung des Handlungsspielraums
Leistungs- und Versagensängste
umschreiben die Angst vor Überforderung, Angst vor Innovation, Angst
vor Fehlern, vor Zeitdruck und neuen Technologien. Wenn ein Arbeitnehmer jahrelang zu viel Angst am
Arbeitsplatz erlebt hat – und meist
gleichzeitig zu wenig Anerkennung
erhalten hat –, wird er die Folgen
psychisch und auch körperlich spüren: Die meisten Betroffenen schildern ein umfassendes Gefühl von
Erschöpfung, Schmerzen und Enttäuschung. Spätestens zu diesem
Zeitpunkt fällt dann das vielstrapazierte Wort: Burnout! Von Burnout
sprechen wir, wenn die drei Symptome von Erschöpfung, Leistungsreduktion und Selbstentfremdung bei
einem Menschen auftreten und der
Zusammenhang dieser Symptomatik
mit seiner Arbeitssituation gesichert
ist. Zwar beklagen Psychiater und
Psychotherapeuten die inflationäre Verwendung der Selbstdiagnose Burnout. Doch den allermeisten
Betroffenen ist es herzlich egal, ob
Burnout nun ein von den Behandlern
anerkannter Befund ist – für sie passt
er, sie verwenden ihn.
Verzicht scheint keine Option zu
sein
Doch wenn das Problem in einem
Zuviel an Arbeit besteht – warum
gibt es dann keinen gesellschaftlichen Konsens, weniger zu tun? Ein
Rückblick ins 20. Jahrhundert erhellt
unsere gegenwärtige Situation: Als
sich 1929 die grosse Wirtschaftskrise infolge des Börsencrashs schon
abzeichnete, hielt der Ökonom John
Maynard Keynes im Political Economy CIub in Cambridge einen Vortrag darüber, wie er sich die Zukunft
des Menschen in hundert Jahren
vorstellte. Er war überzeugt davon,
dass aufgrund des technischen
Fortschritts, der kontinuierlich zunehmenden Produktivität und des
steigenden Vermögens „das wirtschaftliche Problem innerhalb von
hundert Jahren gelöst sein dürfte“.
Daher würden die Menschen lm Jahr
2030 von ihren drückenden wirtschaftlichen Sorgen erlöst sein, ihr
grösstes Problem werde vielmehr
darin bestehen, ihre Freizeit auszufüllen. Denn „Drei-Stunden-Schichten oder aber eine 15-Stunden-Woche“ würden dann völlig ausreichen,
um die absoluten Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Keynes Vision
hat sich bekanntlich bisher nicht
erfüllt und wird sich wohl auch in
den Jahren bis 2030 nicht erfüllen.
Warum eigentlich? Der Wiener Ökonom Stephan Schulmeister bemerkt
dazu lakonisch: Keynes habe sich
geirrt, weil er glaubte, dass die gesellschaftliche Entwicklung von Vernunft geprägt sei. Das aber sei, auch
in diesem Falle, eine irrige Annahme.
Der Keynes-Biograf Robert Skidelsky
sieht dies ähnlich: Keynes habe eine
menschliche Eigenschaft massiv
unterschätzt, nämlich die Gier. Sowohl die Gier der Unternehmer (die
Gewinne nicht weitergeben wollen)
als auch die der Arbeiter (die durch
immer mehr Arbeit immer mehr Geld
verdienen wollen).
Heute sei die Profitsucht auch noch
durch den ständigen neidvollen Vergleich mit den anderen grösser geworden: Früher verglich man sich mit
den Bewohnern des eigenen Dorfs.
Die Unterschiede waren relativ gering. Alle waren ähnlich arm, nur der
adelige Grossgrundbesitzer hatte so
viel mehr, dass man sich mit ihm gar
nicht erst verglich. Heute kann (und
muss?) man sich über das Internet
weltweit vergleichen. Dort gibt es immer jemand, dessen Kleidung noch
schöner, dessen Haus noch grösser,
dessen Urlaube noch fantastischer
sind als die eigenen. Und es ist nicht
nur die Gier nach Geld, also nach
materiellem Status, sondern auch
die nach Bedeutung, nach Lebenssinn. Jeder Einzelne von uns hat
wohl seine eigene psychologische
Motivation und Begründung für die
Überforderung, die er sich zumutet.
Denn die Idee, dass wir als völlig
durchschnittliche Kollegen gesehen
werden könnten, die vielleicht erst
daheim als liebevoller Vater oder
sensible Partnerin Erfüllung finden:
Eine solche Vorstellung fällt uns
schwer. Wir können mit ziemlicher
Sicherheit davon ausgehen, dass
uns die Arbeit nicht nur den materiellen Lebensunterhalt bietet, sondern
uns meist auch noch mit der psychologisch so nötigen Sinnstiftung
versorgt – weshalb wir auch fast
alle lieber mehr als weniger arbeiten
(wollen). Deshalb finden überforderte Arbeitnehmer oft keinen Ausweg;
eben weil kein anderer Bereich ihres
Lebens für sie auch nur annähernd
so sinnstiftend ist wie ihr Beruf.
Bis zuletzt versuchen sie, ihre Belastbarkeit zu erhöhen, statt den
Stress zu reduzieren. Im schlimmsten Fall wird dann die Angst vor dem
Zusammenbruch irgendwann zur
Realität. Aber schon die Jahre vor
einem Langzeitkrankenstand wegen
totaler Erschöpfung oder auch die
Zeit vor einer Kündigung sind sowohl für Betroffene als auch für ihre
Vorgesetzten höchst unerfreulich:
Die demoralisierten Angestellten finden nur schwer zu einem gesunden
Arbeitsstil, schlimmstenfalls leisten
sie – obwohl sie doch eigentlich an
ihrem Job hängen – nur noch Dienst
nach Vorschrift, sind dabei verbittert
und gleichzeitig angsterfüllt. Natürlich müssen sie dann durch ihre
verminderte Leistung tatsächlich befürchten, von der nächsten Restrukturierung oder Entlassungswelle betroffen zu sein. Sie haben also nicht
nur Angst, diese ist auch berechtigt.
Wir sprechen hier von einem weitverbreiteten Szenario: Einer repräsentativen Befragung der Beratungsfirma
Gallup zufolge leisten – Stand 2013
– 67 Prozent der Arbeitnehmer nur
Dienst nach Vorschrift; 17 Prozent
sind emotional ungebunden, haben
also innerlich bereits gekündigt.
In ganzen Zahlen ausgedrückt: In
Deutschland fühlen sich immerhin
fast sechs Millionen Menschen emotional von ihrem Unternehmen entfremdet.
Was hilft: Zurücktreten und Probleme erkennen
Eine grundlegende Therapie zum
Umgang mit dem heutigen Arbeits-
leben bleibt eine vorerst unlösbare
Aufgabe. Dennoch lohnt es sich,
auch über solche unlösbaren therapeutischen Probleme nachzudenken, weil erst auf diese Weise klar
wird, wie viele Aspekte der leidvollen
Situation wir in unserem Denken und
Fühlen bereits naturalisiert haben –
also als unabänderlich empfinden –,
weil wir sie ja auch bisher nie verändert haben. Im Sinne Bertold Brechts
gilt: „Wer A sagt, der muss nicht B
sagen. Er kann auch erkennen, das
A falsch war.“ Die meisten Patienten, die ich als Psychoanalytiker in
der Sozialpsychiatrischen Abteilung
des Landesklinikums Hollabrunn
behandle, meine Klienten in Supervision und Beratung, aber auch die
meisten Kollegen erleben die Realität ihrer Arbeitssituation als belastend. Sie empfinden ihre eigenen
Handlungen, aber auch Wünsche
und Fantasien als primär reaktiv: Ihr
Grundgefühl am Arbeitsplatz ist das
Handeln aus der Defensive.
Ein junger, sehr ehrgeiziger und
auch sportlicher Klient beschreibt
das prägnant: „Sie wissen, ich spiele
ganz gut Tennis. In meinem neuen
Job habe ich das Gefühl, dass ich
immer nur der Rückschläger bin –
ich komme nie zum Aufschlagspiel.
Da macht man immer mehr Fehler,
und irgendwann resigniert man.“
Ständig kommen neue Reize von
aussen – und am Arbeitsplatz meist
„von oben“ – auf uns zu, die wir als
überwiegend negativ erleben. Gesteigerte Anforderungen, Aufteilung
von mehr Arbeit auf weniger Mitarbeiter, gleichzeitig oft Einschränkung
von Handlungsoptionen. Dazu noch
mangelnde Wertschätzung und kein
oder nur negatives Feedback: Darauf muss man reagieren, hat ganz
selten das Gefühl, selbst eine Richtung vorgeben zu können. Ein solch
defensives Grundgefühl am Arbeitsplatz führt über längere Zeiträume
geradewegs in die Resignation, in
die innere Kündigung oder (seltener) in die aggressive Auflehnung
gegen solche Arbeitsbedingungen.
Erst durch ein Zurücktreten, Heraustreten aus der als belastend und freiheitseinschränkend empfundenen
Maschinerie ergibt sich die Chance, das gesamte Spielfeld eines Arbeitsplatzkonfliktes zu überschauen,
im Idealfall auch die Spielregeln zu
problematisieren. Ein erster Schritt
muss oft das beschämende Eingeständnis der eigenen Reaktanz
sein – das bewusste Akzeptieren
des Faktums, dass die verbliebenen
Handlungsalternativen minimal und
primär reaktiv sind. Dies werden sie
auch so lange bleiben, bis man einen archimedischen Punkt ausserhalb des Systems gefunden hat, um
Einschränkungen oder Begrenzungen im Idealfall auszuhebeln, zumindest aber auf ein erträgliches Mass
zu lindern.
Soweit der utopische Wunsch. Etwas
realistischer erscheint mir ein Etappenziel erreichbar zu sein: Wie kann
man innerhalb eines Betriebs zumindest Inseln des Rückzugs, der Entspannung, ja vielleicht sogar wieder
Ansätze von Solidarität finden oder
für sich neu schaffen? Gibt es Möglichkeiten eines kreativen Abschal-
tens, die ein gestärktes Zurückkommen ermöglichen? Abschalten in
einem umfassenderen Sinn bedeutet
nach meiner Einschätzung vor allem
ein Akzeptieren der schrecklichen
Wahrheit: Wir können die allermeisten Belastungsfaktoren unseres Alltags nur begrenzt kontrollieren und
beeinflussen. Dringend nötig für
Entspannung wäre also eher das
Gegenteil der hektischen Aktivitäten:
Toleranz für Passivität, Langeweile
– für ein Leermachen des Kopfes.
Die Neurowissenschaft sagt uns,
dass erst eine solche „passive Aktivität“, eine positive Leere wieder
Phasen von Kreativität ermöglichen
kann. Oft ist es verblüffend schwer,
auch nur kurze Phasen einer solchen
Ruhe passiv auszuhalten, ohne sich
sofort wieder in die nächste Aktivität
zu stürzen. Der Dichter John Keats
beschrieb eine solche negative capability als Vorbedingung jeglicher
schöpferischen Tätigkeit.
Dazu muss man kein selig lächelnder
Mystiker werden, braucht auch keine
jahrelange Meditationspraxis (obwohl diese dabei hilft). Dazu muss
man „nur“ die Blickrichtung ändern:
So wie auch der sprichwörtliche Esel
erst den Blick von der Karotte weglenken muss, die man ihm vor die
Nase hält, damit er trotz Müdigkeit
zum Weitergehen zu bewegen ist.
Wenn wir die Blickrichtung ändern,
können wir vielleicht das Ziel des
dauernden Erfolges, des lebenslangen Hochkletterns auf der Karriereleiter bis zum endlich erreichten
Glück als unsere moderne lllusionskarotte erkennen und uns die Fra-
ge stellen: Wozu brauche ich das?
Oder: Was bringt es mir (noch)? Wir
alle haben ja einen guten Grund, uns
selbst auszubeuten und von der Notwendigkeit dieser Selbstausbeutung
überzeugt zu sein. Im psychotherapeutischen Jargon gesprochen: Jeder Patient hat einen guten Grund
für sein Symptom. Jedes Symptom
hat einen Sinn, eine Funktion im
Seelenleben: Es hat uns früher vor
noch schlimmeren (befürchteten)
Katastrophen bewahrt. Daher wird
es erfahrungsgemäss erst dann aufgegeben, wenn der Leidensdruck zu
gross wird bzw. das Symptomverhalten nicht mehr der eigenen Persönlichkeit entspricht (ichsyntones
Verhalten), sondern mit der Erkenntnis verbunden ist: So bin ich nicht,
so will ich nicht sein (ichdystones
Verhalten).
Das Undenkbare denken
Was würde uns entgehen, was würde aus unserem Leben verschwinden, wenn wir nicht mehr das Ideal
hätten, effizient und dynamisch bis
zu zwölf Stunden am Tag arbeiten
zu können – und das am besten bis
ins hohe Alter? Würden wir nur auf
Geld verzichten müssen oder auch
(schlimmer?) auf lebenswichtige
tragende Elemente unserer Selbstwert-Konstruktion? Ich glaube, dass
erst durch eine solche Selbstbefragung und nach einer Anerkennung des sichtlich beträchtlichen
Krankheitsgewinns aus unserem
bisherigen Arbeitsverhalten sich die
Möglichkeit einer wirklichen Work-Life-Balance abzeichnen könnte: Erst
dann gibt es die Hoffnung, dass
Life sich nicht mehr genauso anfühlt
wie Work, und erst dann gibt es die
Hoffnung auf ein gelingendes, gutes
Leben. Wenn aber nicht mehr nur
die Arbeit im Zentrum unseres Lebens stünde – was dann? Trotz aller
Konzepte, Therapien und trotz allen
achtsamen Spürens: Vorerst werden wir noch innerhalb der globalen
Maschine weiterleben müssen. Wir
werden auch in den nächsten Jahren weder stressfrei noch angstfrei
leben, werden höchstwahrscheinlich
auch im Alter weiterarbeiten (müssen oder dürfen), manchmal sicher
auch gern!
Aber der Feind unseres guten Lebens, der Antreiber zur Hochleistung und zur Erschöpfung ist nicht
nur der böse Chef oder die entfesselte Ökonomie – der internalisierte
Feind ist tief in unsere Seelen eingeschrieben. Diese Erkenntnis allein
bewirkt natürlich noch lange keine
Änderung – aber sie kann vielleicht
wie der kleine Stein im Schuh wirken,
der uns drückt und darauf aufmerksam macht, dass wir etwas ändern
müssen. Das können wir sicher nicht
allein, nicht schon morgen und bestenfalls schrittweise erreichen. Die
Chancen auf Änderung unserer
konkreten Arbeitsverhältnisse aber
steigen deutlich, wenn unsere Ängste abnehmen. Angst macht nämlich
oft dumm. Bewusstgemachte Angst
hingegen macht uns denkfähiger,
dadurch auch fähiger zur Lösung
grosser und unlösbar scheinender
Aufgaben: Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der
Macht der anderen noch von der
eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.
Literaturangabe
Wolf, C. (2015). Das Gehirn ist anders, als wir denken. Psychologie
Heute, 7, 36-41.
INHABERIN GLÜCKSSCHMIEDE GMBH
Als Arbeits- und Organisationspsychologin sowie
als Klinische Psychologin M. Sc. verfüge ich über
wissenschaftlich fundiertes Know-how im Bereich
der Psychologie. Sowohl als Leiterin Produkte/
Entwicklung wie auch als Mitglied der Geschäftsleitung beim Coachingzentrum Olten setze ich
mich ständig mit dem Themenschwerpunkt Resilienz auseinander – Forschungen zu diesem Thema interessieren mich sehr: Welche Ressourcen
Menschen in schwierigen Situationen aktivieren
können, überrascht und berührt mich immer wieder. Daher sehe ich meine Aufgabe darin, Menschen in herausfordernden Lebenssituationen als
Coach (dipl. Coach SCA / CAS Coaching) und
Psychotherapeutin (Fachpsychologin für Psychotherapie FSP) zu begleiten.
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