KAIST | Daejeon, Südkorea Julius Physik – M.S. Physik – 08 Fachsemester 09.2014 – 07.2015 KAIST - Korea Advanced Institute of Science and Technology 1971 wurde KAIST von der koreanischen Regierung als erstes forschungsintensives Institut für Wissenschaft, Technik und Technologie gegründet. Seitdem hat sich KAIST zu einer der besten Universitäten der Welt mit einer Vielzahl von Studiengängen entwickelt. Im Jahr 2013 studierten 10.249 Studenten am KAIST. Für mich waren zwei Hauptkriterien ausschlaggebend zum KAIST zu gehen. Erstens wollte ich an einer Uni in Asien Physik studieren. Zweitens sollte die Uni die meisten Kurse in Englisch anbieten. Nach Sichtung der Partnerunis der TU Dortmund ergab sich somit KAIST als die optimale Universität für mich. KAIST | Daejeon, Südkorea 2 Daejeon, Südkorea Die Großstadt Daejeon mit über 1.5 Millionen Einwohnern liegt im Zentrum von Südkorea und dient unter anderem als Hauptverkehrsknotenpunkt Koreas. Seoul ist in ca. 50 Minuten mit dem Hochgeschwindigkeitszug KTX erreichbar. Daejeon ist wesentlich ruhiger als Seoul oder Busan, bietet aber dennoch Einiges zum entdecken und erleben wie Daecheongho Lake, Yuseong Hot Springs oder den Expo Park. Da es in der Stadt 18 Universitäten gibt, sind durchaus gerade am Abend sehr viele Studenten auf den Straßen anzutreffen. Folglich gibt es eine große Anzahl verschiedener Bars/Restaurants/Clubs gerade in Nähe der Unis. KAIST | Daejeon, Südkorea „South Korea physical map“ von Urutseg - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:South_Korea_physical_map.svg#/media/ File:South_Korea_physical_map.svg 3 Organisation Vor Ankunft in Korea erhielt ich vom KAIST, genauer vom ISSS, eine sehr detaillierte Beschreibung um von Incheon Airport nach Daejeon und zum Kaist zu kommen. Dadurch kam ich ohne Probleme am KAIST an. Dort erhielt ich im International Building (W2-1) direkt meinen Studentenausweis, der auch als Keycard für die Wohnheime dient, und andere wichtige Dokumente. Das Beziehen des vom KAIST bereitgestellten Wohnheimplatzes ging auch reibungslos vonstatten. Die nächsten Tage nach Ankunft gab es ein Orientierungsprogramm, in welchem ich meinen koreanischen Buddy kennen lernte und KAIST plus Umgebung vorgestellt wurde. Ich empfehle jedem früh genug anzureisen und an diesem Programm teilzunehmen. KAIST | Daejeon, Südkorea Durch die 2 Semester am KAIST bin ich auf jeden Fall sehr viel sicherer im Umgang mit Englisch geworden. Zudem habe ich nun eine gute Grundlage im Koreanischen gewonnen. Ich konnte leider so gut wie kein Koreanisch, bevor ich nach Korea kam. Doch durch die Teilnahme an den A1, und A2 Kursen kann ich nun einfache Konversationen auf Koreanisch führen. 4 Akademische Eindrücke Die Qualität der Physikkurse (alle in Englisch) schwankte stark und war sehr vom Professor abhängig. So war es in manchen Vorlesungen schwierig, dem Stoff wirklich zu folgen, da das Englisch des Dozenten nicht besonders gut war. Jedoch gab es auch sehr gute Vorlesungen (wahrscheinlich die besten die ich je hatte). Dort wurde der Stoff mit Elan und sehr gutem Englisch vorgetragen und man konnte sehr gut folgen. In allen Kursen am KAIST herrscht Anwesenheitspflicht, (Notenabzug bei unentschuldigtem Fehlen) und die manchmal sehr aufwendigen Hausaufgaben gehen in die Gesamtnote ein. Auf dem Gesamten Campus gibt es WIFI und eine der zwei Bibliotheken ist immer offen. KAIST | Daejeon, Südkorea Introductory Korean for Foreigners I Introduction to Plasma Physics* Quantum Optics* Topics in Solid State Physics II<Topological effects in condensed matter>* Introductory Korean for Foreigners II Advanced solid State Physics I* Advanced Plasma Physics* Introduction to Financial Engineering* Manche der Kurse werden in dieser Form in Dortmund in Physik nicht angeboten und bieten daher einen großen Mehrwert für das Studium. Gerade die Plasma Physik Vorlesungen waren sehr lehrreich und haben mir ein Gebiet eröffnet, welches mir in Dortmund unerschlossen geblieben wäre. 5 Soziale Integration Ich habe eine Vielzahl von Koreanern am KAIST und auch in der Umgebung kennen gelernt. Dies ist eigentlich sehr einfach, da viele Koreaner offen und freundlich sind. Einfach mit ein paar Freunden Abends rausgehen - auf den Straßen und in Bars trifft man sehr viele Studenten, die man einfach freundlich ansprechen kann. Oft erlebt man so sehr lustige Abende und findet neue Freunde. KAIST | Daejeon, Südkorea In den Orientierungstagen konnte man mit den anderen Austauschstudenten erste Kontakte knüpfen. Zu Beginn des ersten Semesters war es dann sehr hilfreich sich mit den koreanischen Buddies zu treffen, um das KAIST und Korea besser kennen zu lernen. In meinen Kursen war ich oft der einzige Ausländer, da es nur sehr wenige ausländische Masterstudenten in Physik am KAIST gab. Daher sprach ich dort einfach meine koreanischen Kommilitonen an und lernte so ein paar Freunde kennen, mit denen ich des Öfteren in meinen zwei Semestern Abends etwas unternehmen konnte. Auch empfehlenswert ist es, an den Veranstaltungen der International Student Clubs (KISA, ISO) teilzunehmen. Dort trifft man dann Koreaner, die großes Interesse 6 haben, Ausländer kennen zu lernen. Ihre „Werbeaktion“ für die TU Werbung für die TU Dortmund habe ich im ersten Semester bei der Mobility Fair und bei KAIST One Germany gemacht. Im zweiten Semester habe ich erneut Werbung bei der Mobility Fair gemacht. Die meisten Koreaner, die zu den Veranstaltungen erscheinen, haben bereits einen Platz an einer der beworbenen Universitäten für das nächste Semester. Daher übernimmt man oft eher die Funktion als Berater für die ersten Schritte in Dortmund. Jedoch erscheinen auch einige Koreaner, die sich noch auf der Suche nach Austauschunis befinden. Diese holen sich fast bei jedem Stand Informationen - also nett, freundlich und humorvoll sein - einen guten Eindruck für die TU Dortmund hinterlassen! KAIST | Daejeon, Südkorea Viele Koreaner kennen Dortmund und somit die TU Dortmund überhaupt nicht, außer sie sind Fans des europäischen Fußballs. Daher hoffe ich, bei einigen Koreanern das Interesse an einem Semester in Dortmund geweckt zu haben. Leider ergibt sich für viele Studenten das Problem der fast nicht existenten Kurse auf Englisch an der TU Dortmund. Deutsch mit Level B2 sprechen nur sehr, sehr wenige Koreaner am KAIST. 7 Kultur Südkorea ist einerseits sehr modern, in vielen Bereichen des Alltags achtet man andererseits stark auf traditionelle hierarchische Strukturen. So ist der Respekt vor älteren Mitmenschen immer noch fest in der Koreanischen Gesellschaft verankert. Es ist üblich, direkt nach dem man sich vorgestellt hat, nach dem Alter gefragt zu werden. Sehr überrascht war ich davon, dass wirklich jeder Koreaner den ich in U-Bahnen, auf der Straße etc. gesehen habe, ein Smartphone besitzt. Die Trink- und Essgewohnheiten der Koreaner sind etwas, das ich in Deutschland auf jeden Fall vermissen werde. So wird in Restaurants sehr häufig ein Gericht für alle bestellt, welches dann in der Tischmitte steht und geteilt wird, anstatt das jeder sein eigenes Gericht bestellt. Das Essen gewinnt so meiner Meinung nach eine soziale Komponente hinzu. Auch Koreanische Trinkspiele sind eine Bereicherung. KAIST | Daejeon, Südkorea Ein Kulturschock blieb aus. Ich war eher begeistert neue Leute, Ansichten, Gerichte, Getränke und Musik kennen zu lernen. Auch wenn K-Pop am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist, so bin ich nach einer Weile doch mit einigen Liedern und Bands warm geworden. 8 Tipps und Vorschläge für zukünftige Studierende Auf jeden Fall zumindest das Lesen der Koreanischen Schriftzeichen lernen, bevor es nach Korea geht. Besser: ein paar Grundlagen in Koreanisch mitbringen, um sich ein wenig verständigen zu können. Es erleichtert die Ankunft ungemein, da Stationsnamen oft nur in Koreanisch angegeben sind und es doch einige Koreaner gibt, die kein Englisch sprechen. Die Kurswahl am KAIST am besten schon vorher beim ersten Termin machen. Manche Kurse können sonst beim zweiten Termin direkt vor/im Semester schon voll sein. Belegt die „Korean for foreigners“ Kurse. (Natürlich eurem Niveau entsprechend) Hier lernt man nicht nur Koreanisch, sondern auch die Kultur ein wenig kennen. Schaut beim KI House vorbei. Dort könnt ihr umsonst zusätzlich Koreanisch lernen. Ihr könnt einen Lehrer für euch alleine oder zu Zweit haben, so wird man individuell sehr viel besser gefördert. An den Veranstaltungen des ISSS und IRT teilnehmen! Reisen, Essen und Abends ausgehen. Nicht zu viel Zeit in der Bibliothek und mit den Assignments verbringen KAIST | Daejeon, Südkorea 9 Das Leben danach... KAIST | Daejeon, Südkorea Zwei Semester am KAIST in Südkorea zu studieren war eine sehr bereichernde und unglaublich tolle Erfahrung. Die koreanische Kultur, geprägt durch Tradition und Moderne ist etwas faszinierendes, was ich so in westlichen Ländern noch nicht erlebt habe. Ich habe den gesamten Aufenthalt in Südkorea sehr genossen und Freunde von dort und aus unterschiedlichsten Ländern kennen gelernt. Ich konnte zudem Kurse belegen, die in Physik in Dortmund nicht angeboten werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen einmal in Korea zu arbeiten. Einen Doktor in Korea zu machen, kommt für mich allerdings aufgrund der verrückten Laborzeiten ( teilweise 8 Uhr morgens – 24 Uhr) und sieben Tagen Urlaub im Jahr nicht in Frage. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich durch das letzte Jahr noch mehr Interesse an anderen Kulturen, Ansichten und Lebensweisen gewonnen habe. So hat sich bestätigt dass ich auf jeden Fall einen Beruf ergreifen möchte, bei welchem ich auch mit unterschiedlichsten Kulturen Kontakt 10 haben kann.
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