Erfahrungsbericht - AAA

Erfahrungsbericht
Name: S t e f a n W e i s h a u p t
Studiengang und -fach: Geographie M. Sc.
Austauschjahr: SS 2015
Gastuniversität: Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM)
Stadt: Mexiko-Stadt
Land: Mexiko
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Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen.
Von Januar bis Juni 2015 realisierte ich über die Hochschulpartnerschaft zwischen der
Universität Augsburg und der mexikanischen Universität UNAM ein Auslandssemester in
Mexiko-Stadt. Für mich war es das zweite Auslandssemester auf dem lateinamerikanischen
Kontinent, zuvor 2012 in Medellin in Kolumbien. Somit war ich schon mit den Abläufen und
dem „sich zurechtfinden“ in einem neuen Land und in einer neuen Stadt vertraut, jedoch
nicht in einer Großstadt mit rund 20 Millionen Einwohnern wie Mexiko-Stadt, eine der
weltweit größten Metropolregionen. Die Aussicht auf die riesige flächenhafte Ausdehnung
der Stadt war bei der Landung in der Tat beeindruckend und auch die Fahrt zu meiner ersten
Unterkunft führte über 2 Stunden durch dieselbe Stadt.
Andere Austauschstudenten verbrachten die ersten Nächte nach Ankunft in einem der nahe
des Stadtzentrums gelegenen Hostels und suchten sich von dort aus eine Wohnung; ich
hatte glücklicherweise schon vor meiner Abreise eine Unterkunft für die ersten Tage bei
einem Freund, und innerhalb kurzer Zeit habe ich auch eine günstige Wohnung (ca. 2500
Pesos mit Nebenkosten und Internet) im Verwaltungsbezirk Tlalpan gefunden, welcher
südlich der UNAM liegt. Die meisten Austauschstudenten wohnten in der unmittelbaren
Umgebung zur Universität in Copilco oder auch Coyoacan – die Preise variieren dabei ca.
zwischen 2000 und 6000 Pesos. Wohnungen sind am leichtesten über Aushänge in der
Universität oder über ehemalige Austauschstudenten zu finden. Da zumeist kein fester
Mietvertrag besteht ist auch ein relativ spontaner Wohnungswechsel möglich, falls die erste
Wohnungswahl nicht zufriedenstellend sein sollte. Auf jeden Fall empfehle ich vor der
Annahme die Wohnung zu besichtigen, denn Fotos von Wohnungen entsprechen nicht
immer den tatsächlichen Bedingungen. Weitere bekannte, beliebte und sichere Viertel sind
die nördlich der UNAM gelegenen Verwaltungsbezirke Condesa und Roma, allerdings ist
hier mit vergleichbar höheren Mietpreisen zu rechnen.
Die Ciudad Universitaria liegt im südlichen Bereich des Destrito Federal und ist sehr gut mit
der Metro (“Copilco” und “Ciudad Universitario”), dem Metrobus oder den zahlreichen
Kleinbussen zu erreichen. Die Transportkosten innerhalb Mexiko-Stadt sind im Vergleich zu
Deutschland sehr niedrig. Die einfachste Fortbewegungsmöglichkeit sind die Metro (5
Pesos) und die Metrobusse (6 Pesos). Die zahlreichen Minibusse kosten zwischen 4 und 6
Pesos und halten quasi an jeder Straßenecke. Auch die Taxipreise sind mit Deutschland
verglichen recht günstig, allerdings sollte man die Streckenpreise grob kennen, um nicht
abgezockt zu werden.
Man hört über Mexiko viele Dinge von Entführungen und hohen Kriminalitätsraten. Ich hatte
diesbezüglich nie Probleme und fühlte mich stets sicher, obwohl ich oft auch alleine
unterwegs war. Wenn man einige Sicherheitsregeln einhält und sicht nicht nachts gerade in
gewisse Viertel verläuft oder nicht offiziel registrierte Taxis nutzt, dann kann man selbst das
Risiko gering halten. Die einheimischen Studenten oder Mitbewohner können die beste
Auskunft darüber geben, welche Viertel man meiden sollte.
An der UNAM studieren ca. 340.000 Studenten und die Größe des Campus ist
beeindruckend. Die Distanzen auf dem Universitätsgelände lassen sich mit dem kostenfreien
Transportsystem der Universität - dem sog. Pumabús (12 Buslinien) - oder auch dem
“Bicipuma” (ein kostenfreier Fahrradverleih) bewältigen. Des Weiteren verkehren auch Taxis
der Universität und externe Taxis (allerdings mit höheren Preisen) auf dem Campus der
Universität.
In vielen Bereichen der Universitätsgebäude kann man den kostenlosen Internetservice der
Universität (RIU - red inalámbrica universitaria) nutzen, für den man sich allerdings zuvor
registrieren muss.
In der Einführungswoche bekamen alle teilnehmenden Austauschstudenten erste Hinweise
und Informationsmaterial, um den Studieneinstieg an der Gastuniversität zu erleichtern. Aus
einem vielfältigen Kursangebot konnte ich in den ersten beiden Wochen meinen
Stundenplan zusammenstellen, allerdings habe ich aus meiner ersten Vorauswahl an
Lehrveranstaltungen, die ich in Deutschland getroffen hatte, einiges umgeändert, da einige
Kurse
nicht
angeboten
Lehrveranstaltungen
waren
wurden
sehr
oder
lebhaft
sich
und
die
Lehrzeiten
interaktiv
veränderten.
gestaltet
und
mit
Meine
einem
angemessenen fachlichen Niveau im Masterstudiengang, und auch während des Semesters
ist mit Projektarbeiten und Hausaufgaben zu rechnen, wodurch der Stundenplan meiner
Meinung nach nicht zu sehr überladen werden sollte. Ein gewisses Grundniveau der
Sprachkenntnisse ist dabei erforderlich, um im Unterricht gut folgen zu können; Fachtermini
lernt man während des Semesters hinzu. Die Endnote setzte sich bei mir neben den
Arbeiten während des Semesters aus einer Projektarbeit bzw. auch aus einer mündlichen
Prüfung (auf Spanisch) zusammen.
Das Essen in Mexiko ist relativ günstig; in den einfachen Restaurants an der Straße kann
man für 50 Pesos ein einfaches Tagesmenü mit Suppe, Vorspeise, Hauptspeise und
Getränk erhalten. Und es sind auch quasi an jeder Straßenecke günstige Tacos zu finden.
Am Anfang ist das Essen aufgrund der Schärfe ein wenig gewöhnungsbedürftig und auch die
Tortillas die nahezu täglich zu jeder Speise gegessen werden, doch nach ein paar Wochen
hatte ich mich zumindest an die mexikanischen Speisen gewöhnt. Die Preise in den
Supermärkten sind vergleichbar mit den Preisen in Deutschland; Obst und Gemüse wird in
den Märkten und Straßenständen deutlich billiger verkauft. Meistens habe ich mein Essen
selber zubereitet oder ging auch spontan zu den nahegelegenen Straßenständen, um
Tortas, Tacos, Hamburguesas oder ähnliches zu essen. Auch innerhalb des Campus der
UNAM sind verschiedene Mensen mit abwechslungsreichen und günstigen Menüs zu finden.
Mexiko-Stadt hat kulturell einiges zu bieten; neben den zahlreichen Museen der Stadt (z. B.
Museo de Antropología, Museo Nacional de Historia, Museo Nacional de Arte, etc.), dem
Schloss in Chapultepec, dem Zócalo u.a. ist auch das Kanalsystem von Xochimilco
sehenswert.
An
der
UNAM
wurden
von
mexikanischen
Studenten
speziell
für
Austauschstudenten über Facebook während des Semesters verschiedene Veranstaltungen
organisiert, an denen ich die Teilnahme vor allem am Anfang sehr empfehlen kann. Neben
dem Erhalt vieler nützlicher Ratschläge ist dies die beste Möglichkeit, um Kontakte zu
anderen Austauschstudenten zu knüpfen. Die Veranstaltungen reichen von einem Treffen in
einer Bar in Coyoacan oder im Zentrum, kleinen Ausflügen beispielsweise nach Xochimilco
bis zu mehrtägigen Ausflügen in umliegende Gegenden von Mexiko-Stadt (z.B. nach Valle
de Bravo, Piramides de Teotiuacan, Chiapas, etc.). Doch auch alleine oder in Kleingruppen
kann man schöne Ausflüge organisieren. So fuhr ich mit drei weiteren Studenten aus
Kolumbien und Chile für ein paar Tage in den Bundesstaat Oaxaca, wo wir die pazifische
Küstenregion und verschiedene Orte wie „Monte Albán“ oder „Cascadas de Hierve el Agua“
besuchten. Die Nächte verbrachten wir in günstigen Hostels oder zelteten auch am Strand.
Die einfachste und bequemste Art für längere Strecke sind die Fernbusse (ADO, ETN,
Omnibus, etc.), die von den Busterminals starten. Des Weiteren kann ich einen Besuch in
Guanajuato, Weltkulturerbe und eine der legenären Silberstädte, empfehlen. Sehenswert
sind dort neben dem Mumienmuseum und den Minen vor allem die historische Altstadt mit
den Gebäuden aus der Kolonialzeit wie Kirchen und das Theater (Teatro Juarez). Wer weiße
Strände und kristallklares Wasser in der Karibik zur Erholung sucht, für den empfehle ich
Cancún und die Halbinsel Yucatán. Dort befinden sich auch viele Pyramiden, unter anderem
das UNESCO-Weltkulturerbe – die Mayastadt Chichén Itzá. Beeindruckender fand ich
persönlich die Ruinenstätte „Cobá“ de Maya, welche sich in der Nähe von Tulum befindet.
Die Mexikaner sind im Allgemeinen sehr kommunikationsfreudig und offen, weshalb man
sehr schnell neue Kontakte knüpfen kann. Allerdings herrscht nach meinem Empfinden in
der Bevölkerung zugleich auch ein hoher Grad an Misstrauen und Freundschaften bleiben
oft nur oberflächlich. Gerade deshalb bin ich froh, auch tiefergehende Freundschaften
entwickelt zu haben.
Insgesamt kann ich ein Auslandssemester klar empfehlen. Ich empfinde es als sehr wichtig,
die Sprache einigermaßen zu beherrschen, um auch an dem dortigen Leben aktiv
teilzunehmen zu können und so viel über die Kultur und die Menschen zu lernen. Neben
dem weiteren Erwerb an Sprachkenntnissen und Erfahrungen mit einer anderen Kultur, stellt
man sich der Herausforderung, alleine in einem fremden Land zurechtzukommen. Diese
eigene Erfahrung, die während des Auslandssemesters gewonnen wird, ist für die persönliche Zukunft eine große Bereicherung und war für mich trotz einiger Umstände wieder ein
einschneidendes positives Erlebnis.