Liebstöckelpesto – selbst gemacht Als wir vor zwei Jahren in Rötteles Restaurant im Schloss Neuweier tafelten, hatte ich Rinderfilet mit Kartoffelpüree bestellt. Es war ein ganz besonderes Kartoffelpüree, verfeinert mit Liebstöckel (vulgo Maggikraut). Für mich an diesem Tag eine wahre Geschmacksexplosion, wenn ich so das Püree über das Filet strich und das ganze im Mund verschwinden ließ. Und mit Spätburgunder vom Schloss Neuweier nachspülte. Habe dem Lokal mit meinem Reisebericht hier auf dieser Homepage unter „Symbadisches“ bescheinigt, nie besseres Rinderfilet gegessen zu haben. Aber eigentlich war es das Püree, genau genommen das Maggikraut. Ein Versuch, im vorigen Jahr dieses Geschmackserlebnis mit Püree und Liebstöckelpaste nachzuvollziehen, verlief enttäuschend. Irgendwas fehlte im Geschmack. Jetzt sind wir ja insofern etwas privilegiert, einen kleinen Kräutergarten in unserem Reihenhausgärtchen integriert zu haben. Da steht natürlich ein Liebstöckel-Strauch. Er wächst wie Unkraut, verschwindet im Spätherbst und kommt im Frühjahr zurück. Dann dauert es nur ca. zwei Wochen und die Pracht ist da. Wir bedienen uns gerne, für Salat et cetera. Der Durchbruch kam in diesen Tagen, als die beiden Spaßvögel Schuhbeck und Elmar Wepper bei BR3 Forelle mit Pichelsteiner Gemüse zelebrierten. Zum Gemüse gab es Liebstöckelpesto. Weil die beiden mit ihrer bayerischen Mundart plus verschluckter Silben sogar für mich nicht so richtig zu verstehen waren, konnten wir nicht so gut nachvollziehen, wie sie eigentlich das Pesto hergestellt haben. Es reichte mir aber als Denkanstoß. Im Internet habe ich dann die gesuchte Anleitung gefunden. Warum ich nicht früher auf die Idee kam, liegt ganz einfach daran, dass mir der richtige Suchbegriff fehlte. Sage ich es halt weiter, man muss nur nach Liebstöckel-Pesto suchen. So bin ich denn nun mit der Gartenschere an den Busch gegangen und habe etliche Zweige abgekniffen. In den Rezepten steht, man könne die Stiele mitverwenden. Habe ich aber nicht gemacht, sondern nur die Blätter verwendet, wir haben ja einen Riesenstrauch. Als die Schale zum Handmixer damit voll war, hatte ich circa 200 g. So weit waren wir im vorigen Jahr auch gekommen, haben die Paste in kleine Gläschen gegeben und diese in die Kühltruhe gestellt. Jetzt würde aber alles besser werden. Bei unserem italienischen Feinkosthändler Casucci in Kaarst (von ehrenwerten Leuten beschützt), hatte ich frischen Parmesan geholt. Diesen mit der Küchenmaschine (Kartoffelreibe) gerieben und 150g davon zu der Paste gegeben. Dazu 50g geriebene Mandeln, drei Knoblauchzehen und Salz nach Gefühl. Mit Olivenöl aufgefüllt. Und dann ließen wir die Küchenmaschine ihre Arbeit tun. Als die Paste fertig war und wir mit einem kleinen Löffel eine Geschmacksprobe nahmen, haben wir beide gleichzeitig die Augen verdreht. Das war mir zuletzt vor fünfzig Jahren passiert, als ich nach der Entlassung von der Bundeswehr die hübschen Mädchen auf der Düsseldorfer Königsallee gesehen hatte. So ändern sich Zeiten und Ansprüche. Jetzt steht das Pesto im Kühlschrank und wartet auf den Verzehr. Freunde, die sich beeilen, kriegen davon vielleicht noch eine Prise mit. Die weitere Ausbeutung meines Liebstöckel-Strauches ist nun sorgfältig geplant. In den nächsten Tagen werde ich den Rest abschneiden und auch ihn zu Pesto verarbeiten. Wenn man nämlich die Blätter nicht erntet, vergilben sie. Weil wir nun erst Mitte Juni haben, wird der Stock komplett neu austreiben und frische zarte Blätter liefern. Der Strauch hat mehr als den Mindestlohn verdient, er wird immer schön gegossen. Düngen soll man ihn nicht, glaube ich. Übrigens, dass neben dem Strauch das Löwenbräu-Schild steht, ist reiner Zufall. Die bayerische Sau ist auch nur Dekoration. Es hat keinen Einfluss auf den Geschmack. Heinz Elflein 08.06.2015
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