Das Alter zählt nicht Carl Ernst Bürger, Leiter Konzernrechnungswesen und Rechnungskontrolle der Tönnies Holding „Die Branche hat mir immer imponiert“ M anchmal werden Kindheitsträume eben doch wahr. Schon in jungen Jahren hegte Carl Ernst Bürger den Wunsch, einmal im selben Unternehmen zu arbeiten wie sein Großvater. Den ostwestfälischen Fleischkonzern Tönnies lernte der Enkel in Ferienjobs und während eines Schülerpraktikums aus Mitarbeitersicht kennen und schätzen. Bei einem Fleischwarenhersteller tätig zu sein, der die Schlachtung, Zerlegung und Vermarktung von Schweinen, Sauen und Rindern als Kernkompetenz definiert, war für ihn nie ein Problem. Im Gegenteil: „Die Branche hat mir immer impo- niert“, sagt der in Weimar aufgewachsene Thüringer. Nach dem Abitur entschied sich der damals 17-Jährige für ein praxisorientiertes Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Staatlichen Studienakademie Thüringen in Gera. Den praktischen Teil der Ausbildung absolvierte Bürger natürlich bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück – als erster Student in dualer Ausbildung im Haus. Dort durchlief der Youngster diverse kaufmännische Abteilungen: als Assistent des Gesamtbetriebsleiters sowie der kaufmännischen Geschäftsleitung und besonders intensiv als Mitarbeiter in der Finanzbuchhaltung. Hier stellte der Jungdynamiker schnell fest, dass in der Unternehmensgruppe Handlungsbedarf zur Vereinheitlichung des Rechnungswesens sowie der Kostenrechnung bestand. In diversen Projektarbeiten, der Diplomarbeit und in den ersten Monaten der Festanstellung setzte sich Bürger intensiv mit der Thematik auseinander und führte eigenverantwortlich eine konzernweit einheitliche Buchführung ein. Nach knapp neun Monaten im Job wurde dem damals 21-Jährigen die Leitung des Bereichs Konzernrechnungswesen übergeben. Nach zwei weiteren Jahren kam die Abteilung Rechnungskontrolle hinzu. Heute führt der 24-Jährige insgesamt 21 Mitarbeiter. Obwohl er um einiges jünger an Jahren ist als viele seiner Teammitglieder, habe es nie Probleme gegeben, so Bürger: „Offenheit ist ein zentraler Teil der Unternehmenskultur, deshalb spielt das Alter eines Mitarbeiters keine Rolle.“ Freiheit und Eigenverantwortung seien nicht an Lebensjahre oder Unternehmenszugehörigkeit gekoppelt – wer Leistung bringe, werde mit verantwortungsvollen Aufgaben belohnt. Dieses Prinzip lebt er auch bei seinen Mitarbeitern. In der wenigen verbleibenden Freizeit findet Bürger noch Muße für einen Englischkurs. „Durch die Internationalisierung des Unternehmens steigt auch der Bedarf an speziellem Vokabular und routiniertem Umgang mit der Sprache“, erklärt der reisebegeisterte Zahlenfuchs. Um das dort Gelernte in der Praxis zu vertiefen, möchte Bürger sein Preisgeld für eine Hospitanz im angloamerikanischen Sprachraum verwenden. Besonders reizen würde es ihn, einmal die Abläufe in einem multinationalen Großkonzern kennenzulernen. Die neuen Ansätze und Impulse möchte er dann im Kleinen auf Tönnies übertragen. Denn Sehnsucht, woanders hinzugehen, verspürt das Nachwuchstalent nicht. „Auch wenn es aus der Mode gekommen ist – ich kann mir tatsächlich vorstellen, bei Tönnies in Rente zu gehen“, sagt der junge Mann lächelnd. Lena Bökamp/lz 44-11
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