Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 FORUM DER FLEISCHWIRTSCHAFT Osnabrück, 10./11. Juni 2015 VERANSTALTER Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 INHALT Europa: Der Markt bestimmt die Geschwindigkeit Dr. Gé Backus, Connecting Agri & Food BV, Universität Wageningen Seite 3 Deutschland: Zwischen Königsweg und praktikablen Lösungen Robert Römer, QS Qualität und Sicherheit GmbH, Initiative Tierwohl Seite 22 Ebermast: Das finanzielle Risiko liegt beim Landwirt Dr. Albert Hortmann-Scholten, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg Seite 36 Ebermast: Gibt es einen Kompromiss zwischen Tierschutz und Verbraucherschutz? Prof. Dr. Ulrike Weiler, Verhaltensphysiologie landwirtschaftlicher Nutztiere, Universität Hohenheim Seite 57 Schlachtung: Weder Bremse noch Gaspedal Jörg Altemeier, Leiter Bereich Tierschutz und Forschung der Tönnies-Gruppe Seite 102 Frischfleisch und Schinken vom Eber? Dipl-Ing. Jürgen Benner, Betriebsleiter Bedford GmbH + Co. KG, Osnabrück Seite 133 Verarbeitungsqualität von Eberfleisch Prof. Ralf Lautenschläger, Prof. Achim Stiebing und Prof. Matthias Upmann, Hochschule Ostwestfalen-Lippe Seite 165 Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Europa: Der Markt bestimmt die Geschwindigkeit Dr. Gé Backus, Connecting Agri & Food BV, Universität Wageningen EUROPA Der Markt bestimmt die Geschwindigkeit dr.ir. Gé Backus Direktor Connecting Agri & Food Versuchsleiter Boars 2018 and der Universität Wageningen Europäische Expertengruppe Kastration Osnabrück, 11 Juni 2015 Einhalt Vertrautheit Verbraucher mit Begriffen Androstenone und Skatole Niveaus Eber Produkionsanteile in der EU Europäische Erklärung 2010 Europäische Expertengruppe Erfahrungen variieren Chance und Risiken Negative Verbraucher Erfahrungen Sensorische Bewertung Wahl der Lebensmittel: Top-3 Motive Immuno-Impfung Stand der wissenschaft Lösungen und Roadmap Abschließende Bemerkungen Vertrautheit mit Begriffen (%) Ferkelkastration Immunokastration Immunovaccination Ebergeruch Keine von diesen 61.8 15.0 29.3 28.5 28.9 Skatole and Androstenone Niveaus Distribution Alt Weniger Alt Neuer Neuesten • • • • Walstra 1999, Tholen 2010, Baes 2011, Strathe 2013 Nicht Kastrierte Schweine (%) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 FR SE CZ PL DK UK ES AT BE Situation sehr unterschiedlich von Land zu Land Nicht kastrieren: Vereinigtes Königreich und Irland Ebermast auch in Spanien Belgien und Niederlanden! NL IT GE Europäische Erklärung 2010 Vertreter der europäischen Landwirte, Fleischindustrie, Einzelhändler, Wissenschaftler, Tierärzte und Tierschutz AMBITION 1. ab 1. Januar 2012, mit schmerzstillender Mittel, und / oder Vollnarkose Betaubung. 2. chirurgische Kastration von Schweinen in 2018 beendet. Maßnahmen Umsetzung nach Ebermast erforderlich, verfügbar und anwendbar (Zucht, Fütterung, Farm-Management, und ein Sicherheitsnetz für Ebergeruch durch Detektion am Schlachthof). Europäische Erklärung: der Markt soll das Problem lösen Europäische Expertengruppe Komplexität Themas Hausforderung für alle Beteiligten (Praxis, Vielschichtig) Expertengruppe Umsetzung der Europäischen Erklärung Transpartant, effizient, überschaubare Weise Erfahrungen variieren Ländern mit viel Erfharung (GB, Irland, Spanien, Portugal) Ländern mit kurzfristige Erfahrungen: NL, BE, FR, DE Ländern (wieder) am Anfang (Österreich/Dänemark) Ländern ohne Dringlichkeit (Osten EU) Erfahrungen Niederlanden • NGO’s – Druck auf Lebensmitteleinzelhandel • Erklarung von Noordwijk 2007: Betaubung • 2008-2010: Immer noch Druck – Seit 90-er Jahre mehr als 10.000 Eber pro Woche nach England – Probematerial fur Wissenschaftliche Arbeit Menschlicher Nase: 2011 mehr als 1 Million getestet, Aufbau von Vertrauen • Seit 2011 so gemacht im Rahmen Better Leben • Ebergeruch ist kein Thema in den Niederlanden • Lebensmitteleinzelhandel seit 2014 vollig umgeschaltet Chancen und Risiken • • • • • "Nicht-Kastration” >> Geschäfts Chancen und Risiken. Beiträge zur Lösung Tierschutz Problem Futterkosten reduzieren. Risiken des Verbrauchs von Schweinefleisch (Ebergeruch) Marktakzeptanz abhängig mehreren Faktoren, Ebergeruch am wichtigsten. Der aktuelle Stand der Dinge 1. In EU nicht überall schmerzstillender Mittel/Vollnarkose ; verwendeten Methoden nicht gegenseitig anerkannt 2. Komplexen Übergang mit Marktbarrieren, institutionellen, organisatorische und soziokulturelle Aspekte Negative Erfahrungen mit Schweinefleisch in der letzten 2 Monate (% der Verbraucher, Oktober - November 2013: N=11,294) 12 10 8 6 4 2 0 Sensorische Studie: Leitfaden für Verwendung von Ergebnissen Vorzugskarte für die Unzufriedenheit der Eber Fleischpasteten: Excess Prozentsätze der Verbraucher, die eine geringere Vorliebe für Eber Fleisch haben im Vergleich zu Fleisch von kastrierten Schweinen, abhängig von den Niveaus von Androstenon und Skatol (durchschnittliche Prozentsatz der Unzufriedenheit Fleischpasteten von Kastrieten Schweine gleich 14,8%) 5% Risiko Grenze 15% Risiko Grenze 0.16 27.9 32.6 36.3 39.4 42.0 44.2 46.2 48.0 49.6 0.18 31.2 35.5 38.9 41.6 43.8 45.8 47.5 49.1 50.5 0.2 34.5 38.3 41.2 43.6 45.5 47.2 48.7 50.1 51.2 0.22 37.5 40.8 43.4 45.4 47.1 48.5 49.8 50.9 51.9 0.24 40.3 43.2 45.4 47.1 48.5 49.7 50.8 51.7 52.6 0.26 43.0 45.4 47.2 48.6 49.8 50.8 51.7 52.5 53.2 0.28 45.6 47.5 48.9 50.1 51.0 51.8 52.5 53.1 53.7 0.3 47.9 49.4 50.5 51.4 52.1 52.8 53.3 53.8 54.2 0.32 50.2 51.2 52.0 52.7 53.2 53.6 54.0 54.4 54.7 0.34 52.3 52.9 53.4 53.8 54.2 54.5 54.7 54.9 55.1 0.36 54.2 54.5 54.8 54.9 55.1 55.2 55.3 55.4 55.5 0.38 56.1 56.0 56.0 56.0 56.0 56.0 55.9 55.9 55.9 0.4 57.8 57.4 57.2 57.0 56.8 56.6 56.5 56.4 56.3 Skatole (ppm) Insensitive 0.1 0.12 Dissatisfied (%) 16.0 18.5 0.14 20.8 0.16 23.0 0.18 25.0 0.2 27.0 0.22 28.8 0.24 30.5 0.26 32.1 0.28 33.7 0.3 35.2 0.32 36.6 0.34 37.9 0.36 39.2 0.38 40.5 0.4 41.6 Insensitive to Androstenone Androstenone 0.14 24.3 29.4 33.5 36.9 39.9 42.4 44.7 46.8 48.6 Sensitive to Androstenone Sensitive Skatole (ppm) Androstenone(ppm)0.1 0.12 0.47 16.8 20.6 0.67 22.2 25.9 0.87 26.9 30.4 1.07 31.0 34.2 1.27 34.7 37.5 1.47 38.0 40.4 1.67 41.0 43.0 1.87 43.7 45.4 2.07 46.2 47.5 5% Risiko Grenze 15% Risiko Grenze Top-3 Gründe für Kauf und Verzehr von Fleisch % Der Verbraucher die eines bestimmten Motiv Wahlen in Top-3 wichtigsten für Kauf und Verzehr von Fleisch Deutschland China USA S.Korea Höchste Alle Länder Niedrigsten China Russland China Polen Spanien Deutschland China China S.Korea Italien Russland Deutschland S.Korea S.Korea S.Korea Russland Polen Deutschland Haltung zugrunde Immuno-Impfung Zu kompliziert, um direkt zu fragen Mehrheit der Verbraucher nicht mit dem Begriff Immuno-Impfung vertraut Beschreibung von Alternativen zur chirurgischen Kastration unter Vorspannung Unterschiede in der Anzahl von Vorteilen und Nachteilen beschrieben Rahmung (Formulierung, Verwendung von audiovisuellen Medien) Detaillierungsgrad in der Beschreibung Verbraucherwahrnehmung von Immuno-Impfung hängt davon ab wie die Verbraucher dieses Produktionsaspekt auf einer allgemeinen Ebene Natürlichkeit – und auf einer spezifischeren Ebene - pharmazeutische Interventionen – beurteilen. Wenn Verbraucher Immuno-Impfung assoziieren mit Gesundheitsrisiken oder zur Natürlichkeit, vor allem auf einer allgemeineren Ebene würde dies der Akzeptanz verringern, da diese Aspekte, vor allem Gesundheit, von großer Bedeutung sind für die Verbraucher. Wissenschaftliche Publikationen mit dem Begriff "Ebergeruch" im Titel (5 Jahre Perioden: 1961-2015)* Lösungen und Road map • Einige Unternehmen >> Lösungen bereits gefunden Andere Unternehmen >> nicht • Komplexe Übergang >> einige Punkte noch in der Diskussion • Intensivieren Wissensaustausch über Engpässe und Richtungen für Lösungen • Gemeinsames Verständnis über das Phänomen Ebergeruch. • Entwicklung einer Roadmap durch die Europäische Expertengruppe (Zeitraum 2015 bis 2018) • Roadmap wird jetzt entwikkelt. Abschließende Bemerkungen Ebermast: Ready for take-off?? Chancen und Risiken Die Gesellschaft verlangt Lösungen, die wir nicht ignorieren können Ebergeruch: Sicherheitsnetz (Detektion an der Schlachtlinie) benötigt Markt bestimmt die Geschwindigkeit: Manchmal schwierig für Schweinehalter!! Tierfreundlichkeit in ihrer Top-3 Motiv bei 15% der Verbraucher Von 28% der deutschen Verbraucher bis zum 3% des russischen Verbraucher Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Für mehr Information: www.boars2018.com [email protected] [email protected] Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Deutschland: Zwischen Königsweg und praktikablen Lösungen Robert Römer, QS Qualität und Sicherheit GmbH, Initiative Tierwohl Verzicht auf Ferkelkastration – Deutschland zwischen Königsweg und praktikablen Lösungen Robert Römer QS Qualität und Sicherheit GmbH / Initiative Tierwohl Düsseldorfer Erklärung – Sep. 2008 ... auf die Ferkelkastration baldmöglichst verzichten zu können Der Deutsche Bauernverband (DBV), der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) und der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) haben sich für ein gemeinsames Vorgehen ausgesprochen. Ziel ist es, unter Ausschluss jeglicher Risiken für die Verbraucher und die Tiere auf die Kastration gänzlich verzichten zu können. Bis ein praxistaugliches Verfahren zur Verfügung steht, ist die Ferkelkastration in Verbindung mit einem schmerzstillenden Mittel durchzuführen. Die Umsetzung dieses gemeinsamen Vorgehens soll umgehend über die QS Qualität und Sicherheit GmbH erfolgen. [...] 25.06.2013 Fachtagung "Verzicht auf betäubungslose Ferkelkastration" 2 Koordinierungsplattform – Anfang 2009 "Verzicht auf Ferkelkastration" Vertreter aus Landwirtschaft, Schlachtunternehmen, Wissenschfaft, Tierärzte, Tierschutzverbände und Ministerium (BMELV) Koordination und Informationsaustausch Beauftargung von Studien (z.B. Sensorikforschung bei Jungeberfleisch) Praxishandbuch - Einstieg in die Jungebermast Expertenworkshop und Fachtagungen (2009, 2010, 2013) Abstimmung mit ausländischen Partnern (Bsp. Detektion am Schlachtband) Einsatz von Schmerzmittel bei der Kastration (seit April 2009 Anforderung im QS-System) [...] 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 3 Verzicht auf Ferkelkastration Forschung und Wissenschaft leisten ihren Beitrag (Auszug) Züchtung gegen Ebergeruch Entwicklung einer Zuchtstrategie gegen Ebergeruch Haltung & Management Fütterungsempfehlungen zur Skatol-Reduktion Haltungs- und Fütterungsempfehlungen sowie Tierverhalten Proteinversorgung von Jungebern Verarbeitung & Vermarktung Entwicklung einer Methode zur Schlachtkörperbewertung Verarbeitung von Jungeber-Schlachtkörpern Geruchsdetektion und Sensorik Aufbau eines Sensorikpanels / Konsumentenpanels Verifikation der humansensorischen Detektion 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 4 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 5 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 6 Aktueller Stand Deutschland ca. 85% der Landwirte kastrieren mit Verabreichung von Schmerzmitteln ca. 8% der Landwirte mästen Jungeber (~ 45.000 / Woche) gemeinsame Erklärung der Schlachtunternehmen Tönnies, Vion und Westfleischeinige: Abnahmegarantie für Jungeber ohne preislichen Abzug ca. 1% der Landwirte kastrieren unter Betäubung (spezielle Programme) Wirtschaftsbeteiligte haben die Europäische Erklärung über Alternativen zur chirurgischen Kastration bei Schweinen unterzeichnet. Ziel: auf freiwilliger Basis ab 1.1.2018 auf die Ferkelkastration verzichten Tierschutzgesetz: Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2019 Aufhebung Tierarztvorbehalt für die Durchführung einer Betäubung bei der Ferkelkastration unter bestimmten Voraussetzungen (§ 5 Abs. 1 Satz 4 neu) [...] ohne Beeinträchtigung des Zustandes der Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit mit einem Arzneimittel, welches für die Schmerzausschaltung bei diesem Eingriff zugelassen ist. 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 7 Jungebermast -> Maßnahmen im Schlachtbetrieb Identifikation des sogenannten Ebergeruchs Arbeitsanweisungen für die Erkennung von Ebergeruch im Schlachthof Alle relevanten Aspekte für die Erkennung von Ebergeruch durch die menschliche Nase müssen beschreiben sein Prüfverfahren für die Überwachung der Tester, Parallelkontrollen Mitarbeiter müssen ausreichend geschult (Erstausbildung und regelmäßiges Training) sein. Ausbildungsinhalte undfrequenz müssen dokumentiert werden. Seit 1. Juli 2012 Bestandteil der QS-Audits am Schlachthof 25.06.2013 Fachtagung "Verzicht auf betäubungslose Ferkelkastration" 8 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 9 Kriterienpakete für die Schweinehaltung Initiative Tierwohl Wahlkriterien Schweinemast Jungebermast Automatische Luftkühlung Organisches Beschäftigungsmaterial Saufen aus offenen Flächen Buchtenstrukturierung Scheuermöglichkeit Komfortliegefläche Klimareize (Offenfrontstall) Auslauf Ferkelaufzucht Mikroklimabereich Organisches Beschäftigungsmaterial Saufen aus offenen Flächen Scheuermöglichkeit Komfortliegefläche Klimareize (Offenfrontstall) Auslauf Sauenhaltung Kastration mit wirksamer Schmerzausschaltung Organisches Beschäftigungsmaterial Saufen aus offenen Flächen (Gruppenhaltung und/oder Abferkelbereich) Scheuermöglichkeit Gruppenhaltung ab 6. Tag nach Belegen 4-wöch. Säugezeit Abgedecktes Ferkelnest/ Ferkelschlupf Wühlerde für Ferkel Komfortliegefläche (Wartestall) Freie Abferkelung Klimareize (Offenfrontstall) Auslauf 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 10 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 11 Vermarktung von Eberfleisch – Königsweg und praktikable Lösungen Die meisten EU-Staaten werden in absehbarer Zeit nicht gänzlich auf die Ferkelkastration verzichten. Exportmärkte in Drittstaaten reagieren zumeist kritisch auf Jungeberfleisch (fehlende Information?) In Deutschland: Metzger lehnen Fleisch von nicht kastrierten Tieren ab. Verarbeitungsbetriebe z. Teil sehr zurückhaltend bis ablehnend. Forderung von geruchsUNauffälligem Verarbeitungsfleisch mit gleichen Eigenschaften, wie das Fleisch von kastrierten männlichen Schweinen. Jungeberfleisch wird heute schon erfolgreich (u.a. im LEH) vermarktet; Anteil steigend! 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 12 Eine starke Gemeinschaft. Jeder kann sich auf die Leistung des anderen verlassen. Lebensmittel aus guten Händen 11. Juni 2015 Forum der Fleischwirtschaft, Osnabrück 13 Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Ebermast: Das finanzielle Risiko liegt beim Landwirt Dr. Albert Hortmann-Scholten, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg Ebermast: Das finanzielle Risiko liegt beim Landwirt Marktsituation 11. Juni 2015 Dr. Albert Hortmann-Scholten Fachbereichsleiter 3.1 Betriebswirtschaft, Markt, Unternehmensberatung Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg Vorlagen Nr.: 1 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Schlachtschweine Stückzahlen in Deutschland + 15 Mio. Schweine in 15 Jahren Vorlagen Nr.: 2 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Vereinigungspreis für Schlachtschweine Vorlagen Nr.: 3 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Vollkostenkalkulation in der Nordwestdeutschen Schweinemast (Ferkelzukauf, netto) Vollkostenkalkulation Schweinemast Intensivgebiete pro Mastschwein Stand: Juni 2015 Futterkosten aktuell 1. Ferkelkosten (29 kg frei Stall) 58,00 2. Futterkosten ca. 23/dt bei 2,9 FVW 59,00 3. Veterinär/Medikamente 2,00 4. Energie/Wasser/Sonstiges (500 €/Mastplatz; 10% AfA, Zinsen, Unterhaltung): 2,8 Umtriebe 5. Gebäudekosten 6. Verzinsung Umlaufkapital 7. Entlohnung (0,25 Akh/Mastschwein*18,50 €/Akh) 7,00 17,58 2,00 4,63 8. Güllenachweiskosten (12,00 €/ x 0,5 m³/MS) 6,25 9. Abluftreinigung 5,00 10. Summe Kosten bez. auf 96 kg SG 11. Summe Kosten je kg SG Vorlagen Nr.: 4 161,46 1,68 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Schweinefleischverbrauch in Deutschland und der EU Vorlagen Nr.: 6 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Deutsche Ausfuhren von Schweinefleisch Vorlagen Nr.: 7 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Deutsche Ausfuhren von Schweinefleisch Vorlagen Nr.: 8 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Schweinefleischeinfuhren nach Deutschland Rund 14 kg/K/J insgesamt werden importiert Vorlagen Nr.: 9 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Alternativen zur Ferkelkastration - sind teuer (ab 01.01.2019 oder früher!) - aktuelles Verfahren Kastration und Narkose - 0,50 – 0,60 €/Tier 2,30 – 6,50 €/Tier Isofloran scheidet wahrscheinlich aus - Immunokastration 3,50 – 4,00 €/Tier - Ebermast i.d.R. Ökonomisch sinnvoll - Aber, Markt ist derzeit begrenzt!!! Vorlagen Nr.: 10 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Entwicklung der Ebermast 2011 - 2015 3 Der Ausbau der Ebermast geht deutlich langsamer voran als geplant. Tiere in Mio. St. 2 2012 2013 2014 1,8 1,7 2 2011 1,7 1,5 2015 1,5 1 0,9 0,8 0,6 0,6 0,5 1 0,4 0,2 0,1 0,1 0,6 ≈ 10 DE in Emstek, Zeven, Perleberg 50 NL 0 Tönnies Westfleisch Vion Quelle: Schätzungen / Firmenangaben Vorlagen Nr.: 11 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Bedeutung der Ebermast in DE in 2014 keine Ebermast 82% 1-30 % Ebermast 4% 31-60 % Ebermast 4% > 61 % Ebermast 9% Anteil um 6 % gestiegen! Quelle: DLG Umfrage Spitzenbetriebe Schwein – 2014 Mast Vorlagen Nr.: 12 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Ökonomie der Ebermast WJ 2014 LWK-Nds Bez.-Stelle EL 2015 + 11 - 0,09 - 0,15 + 0,10 +0,007 + 0,33 + 2,00 € Vorlagen Nr.: 13 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Ferkel + Schlachtschweine Hkl U + Endmastfutter Vorlagen Nr.: 14 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 AutoFOMAbrechnungsmasken Jungeber (Gewichtungsfaktoren je kg Teilstück) Quelle: Unternehmensangaben, IQ-Agrar Vorlagen Nr.: 15 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 AutoFOMAbrechnungsmasken Mastschweine (Gewichtungsfaktoren je kg Teilstück) Vorlagen Nr.: 16 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Aktuelle Maskenwerte von Ebermasken Schlachtdaten-Online Auswertungszeitraum 1.10.14 bis 08. Juni 2015 Eberklass.-Werte S-Schweine ohne Eber Tönnies Westfleisch gesamt 0,994 IP/kg SG SG 95,5 0,991 IP/kg SG SG 95,4 0,980 IP/kg SG SG 96,8 0,993 IP/kg SG SG 96,2 Westfleisch COE Westfleisch PB Westfl Erkenschwick 0,990 IP/kg SG SG 95,6 0,994 IP/kg SG SG 95,7 0,991 IP/kg SG SG 95,9 0,995 IP/kg SG SG 96,1 0,990 IP/kg SG SG 96,3 0,995 IP/kg SG SG 96,1 Vorlagen Nr.: 17 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 SUS: „NL: Bis zu 15 € Abzug für Eber“ Quelle: SUS; 6/14 Schweinezucht und Schweinemast Vorlagen Nr.: 18 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Ebermast: Garantie für Tierwohl – oder Abschied von der Qualität??? Nur der Könner maximiert Tierwohl: - Verzicht auf den chirurgischen Eingriff in der Ferkelerzeugung - Nachbehandlung von „Brüchen“ etc. - aber etwas höhere Tierverluste in der Endmast - z.T. Anstieg der Teilschäden - Unruhe, z. T. Aufreiten der geschlechtsreifen Eber - z.T. Kanibalismusprobleme künftig zunehmend durch den Verzicht auf das Schwanzkupiern Vorlagen Nr.: 19 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Fazit - Die Ebermast rechnet sich derzeit i.d.R. durch > deutlich bessere Futterverwertung > etwas höhere Tageszunahmen > weniger Arbeit und geringere Kosten in der Ferkelerzeugung > keine Preisnachteile bei der Vermarktung - Risiko der Ebermast: Marktakzeptanz - Aber künftig neue Zielkonflickte > höhere Verluste im Maststall > Tierschutzprobleme Problematik „Bioschweinefleisch“ Vorlagen Nr.: 20 Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich 3.1 Ebermast – gibt es einen Kompromiss zwischen Tierschutz und Verbraucherschutz? apl. Prof. Dr. Ulrike Weiler Fachgebiet Verhaltensphysiologie landwirtschaftlicher Nutztiere Institut für Nutztierwissenschaften Universität Hohenheim Forum der Fleischwirtschaft , 11.6.2015 Osnabrück Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Ebermast: Gibt es einen Kompromiss zwischen Tierschutz und Verbraucherschutz? Prof. Dr. Ulrike Weiler, Verhaltensphysiologie landwirtschaftlicher Nutztiere, Universität Hohenheim Die lange Tradition der Eberkastration… ..die eber werde verschnitte, die man essen will in. vij. monaten/ oder under einem jar. dann nenet man sie bürgel und nit mer eber als vorhyn. Félicien Rops (um 1858) aus: Vom Ackerbaw, Erdtwucher vnd Bawleüte Petrus de Crescentijs (1531) Die Gründe für die Eberkastration… • • • • Beeinflussung von Verhalten Steigerung der Futteraufnahme Schlachtkörperzusammensetzung (mehr Fett) Verhinderung von Geschlechtsgeruch Die guten Argumente dagegen… • • • • höheres Wachstumspotential (mehr Fleisch, FVW) geringere N-Ausscheidung „moderne“ Eber stinken nicht mehr? betäubungslose Kastration verstößt gegen Tierschutz Das Spannungsfeld mit dem Verbraucherschutz Geruchsabweichungen bei Ebern • Androstenon: Pheromon, im Hoden gebildet, nur bei Ebern, Geruchsnote: URINARTIG • Skatol: mikrobielles Produkt aus dem Eiweissabbau, entsteht im Dickdarm, Geruchsnote: FÄKALARTIG • Andere Substanzen: immer wieder postuliert, manche identifiziert (z.B. TMA), aber nicht wirklich bedeutsam Unterschiede in der Sensitivität bei den Verbrauchern Intensität der Wahrnehmung sehr stark - mittel schwach keine Skatol 88,5 % 10,7 % 0,8 % Androstenon 43,0 % 33,9 % 23,1 % Substanz Weiler et al., 1997 Variabilität der Ablehnung des Geruchs durch Verbraucher Intensität der Wahrnehmung Bewertung „unangenehm“ sehr stark - mittel schwach Skatol 98,2 % 57,2 % Androstenon 96,3 % 19,5 % nach Weiler et al., 1997 Bewertung von Eberproben mit unterschiedlichem Androstenon- und Skatolgehalt (Weiler et al., 2000) Sauen (1. Buchstabe: Androstenonklasse; n=<0,5; h=>1,0; 2. Buchstabe: Skatolklasse: n=<0,11; h=>0,22 µg/g) schwach Sensitive / Insensitive (D) Sensitive Verbraucher (D) stark bis mittel Sensitive schwach Sensitive bis Insensitive 100 100 80 80 60 mn 40 nn 20 Sauen hn hm nm mm 0 mh -20 nh -40 hh -60 Einstufung nach Geruch Einstufung nach Geruch 60 40 Sauen 20 mm 0 -40 mn nh -60 -80 -100 -100 -120 -20 -120 -20 20 hn -20 -80 0 nn 40 60 80 Einstufung nach Geschmack 100 mh hm nm hh 0 20 40 60 80 Einstufung nach Geschmack 100 Bewertung von Eberproben mit hohem Androstenongehalt Sauen(1. Buchstabe: Androstenonklasse; n=<0,5; h=>1,0; 2. Buchstabe: Skatolklasse: n=<0,11; h=>0,22 µg/g) schwach Sensitive / Insensitive (D) Sensitive Verbraucher (D) stark bis mittel Sensitive schwach Sensitive bis Insensitive 100 100 80 80 60 mn 40 nn 20 Sauen hn hm nm mm 0 mh -20 nh -40 hh -60 Einstufung nach Geruch Einstufung nach Geruch 60 40 Sauen 20 mm 0 -20 -40 -60 -80 -100 -100 -120 -20 -120 -20 20 mn nh -80 0 nn hn 40 60 80 Einstufung nach Geschmack 100 mh hm nm hh 0 20 40 60 80 Einstufung nach Geschmack 100 Bewertung von Eberproben mit hohem Skatolgehalt Sauen(1. Buchstabe: Androstenonklasse; n=<0,5; h=>1,0; 2. Buchstabe: Skatolklasse: n=<0,11; h=>0,22 µg/g) schwach Sensitive / Insensitive (D) Sensitive Verbraucher (D) stark bis mittel Sensitive schwach Sensitive bis Insensitive 100 100 80 80 60 mn 40 nn 20 Sauen hn hm nm mm 0 mh -20 nh -40 hh -60 Einstufung nach Geruch Einstufung nach Geruch 60 40 Sauen 20 mm 0 -40 mn nh -60 -80 -100 -100 -120 -20 -120 -20 20 hn -20 -80 0 nn 40 60 80 Einstufung nach Geschmack 100 mh hm nm hh 0 20 40 60 80 Einstufung nach Geschmack 100 Das Dilemma mit den Fettsäuren… Eber haben… • generell geringerer Fettanteil, auch i.m. • mehr ungesättigte Fettsäuren • weichere Konsistenz Eberfett mit hohem Anteil gesättigter FS: • geringerer Fett-Turnover • mehr Skatol- und Androstenon-Akkumulation Ist Ebermast mehr Tierschutz ? Wirkungsspektrum Hodenhormone + Förderung Proteinansatz (Hemmung Abbau) + Hemmung Futteraufnahme - Bildung gekoppelt an Pheromonbildung (gleiche Vorstufen) - Steuerung der männlichen Fruchtbarkeit und Sexualverhalten - Revieretablierung und Aggression Einflüsse auf die Hodenfunktionen Genetik Sex Umweltreize Alter GnRH ↓ LH Soziale Faktoren LH Androgene Estrogene Androstenon Androstenole Verlauf der Hodensteroidbildung im ersten Lebensjahr 8 120 Testosteron (ng/ml) 7 100 Androstenon (ng/ml) 6 80 5 4 60 3 40 2 20 1 0 0 8 12 16 20 24 28 32 Alter (Wochen) nach Zamartaskia et al., 2004 aus Weiler & Wesoly 2012 Einfluss von Alter und Rangordnung auf die Hodensteroidbildung bei Ebern ng Androstenon/ml ng Testosteron/ml Plasma 85 kg 105 kg N M H N M H nach Giersing et al., 2000 Wirkungsspektrum Hodenhormone + Förderung Proteinansatz (Hemmung Abbau) + Hemmung Futteraufnahme - Bildung gekoppelt an Pheromonbildung (gleiche Vorstufen) - Steuerung der männlichen Fruchtbarkeit und Sexualverhalten - Revieretablierung und Aggression Im Vergleich zu Kastraten haben Eber daher… • 2-3fach mehr Kämpfe von längerer Dauer, vor allem wenn Gruppen instabil • Intensives Sexualverhalten in der Endmast (Aufreiten 810fach häufiger, Dauer verlängert), Risiko Penisbeissen • mehr Schlachtkörperläsionen aufgrund von Kämpfen bei Transport sowie in der Wartebucht (nach Dunshea 2010; Albrecht 2011, Wesoly et al. 2015, Iserhagen 2015) Aufsprungdauer 80 % der Aufsprünge 60 sexuell 40 nicht s. 20 0 <1 sec 1-10 sec 11-60 sec >60 sec nach Hintze et al., 2013 Häufigkeit von Penisverletzungen bei Mastebern (n = 418) % der Tiere Verletzungen pro Penis nach Iserhagen, 2015 Anteil der Schlachtkörper mit Läsionen 70 % Schlachtkörper Eber JS 50 30 10 0 0 1 2 Läsions-Score 3 mod. nach Vanheukelom et al., 2012 Wirkungsspektrum Hodenhormone + Förderung Proteinansatz (Hemmung Abbau) + Hemmung Futteraufnahme - Bildung gekoppelt an Pheromonbildung (gleiche Vorstufen) - Steuerung der männlichen Fruchtbarkeit und Sexualverhalten - Revieretablierung und Aggression Geruchsabweichungen bei Ebern • Androstenon: Pheromon, im Hoden gebildet, nur bei Ebern, Geruchsnote: URINARTIG • Skatol: mikrobielles Produkt aus dem Eiweissabbau, entsteht im Dickdarm, Geruchsnote: FÄKALARTIG • Andere Substanzen: immer wieder postuliert, manche identifiziert (z.B. TMA), aber nicht wirklich bedeutsam Was hat Skatol mit Geschlecht und Verhalten zu tun? Wie Skatol in das Fett kommt… Skatol / Indol TRP TRP Skatol Indol Einflüsse auf Skatolbildung und -einlagerung Fütterung Genetik Umweltreize Soziale Faktoren Alter Geschlecht Skatol / Indol TRP TRP Skatol Indol Skatolbildung bei Ferkeln nach dem Absetzen (alle Geschlechter) Absetzen d 14 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Wochen 7 8 9 Wochen Absetzen d 35 1 2 3 4 5 6 nach Lanthier et al., 2006 Warum bei Ebern mehr Skatol vorkommen kann… Skatol Phase 1 CYP2E1 CYP2A + CYP? Inaktivierung reaktionsfähig Leber Metabolite Phase 2 wasserlöslich SULT1A1 UGT EXKRETION Leber & Niere Warum bei Ebern mehr Skatol vorkommen kann… Skatol Phase 1 Androstenon Testosteron (Rasse!) Inaktivierung reaktionsfähig CYP2E1 CYP2A + CYP? Leber Metabolite Phase 2 wasserlöslich EXKRETION SULT1A1 UGT Leber & Niere Skatolbildung bei Ebern im ersten Lebensjahr ng Skatol/ml Androstenon ● bzw. Testosteron ■ ng/ml nach Zamartaskia et al., 2004 aus Weiler & Wesoly 2012 Gibt es überhaupt einen Kompromiss? Alternativen? • Chirurgische Kastration mit Betäubung (Erholungszeit, Kosten) • Nicht chirurgische Kastration (lokale Injektion verschiedener Substanzen, Tierschutz?) • Immunologische Kastration „Improvac“ (fehlender Verbraucherdialog) • Züchtung auf weniger Geruch (langfristige Lösung, Verhalten und Aggression bleiben?) • Optimierung des Managements (effektiv) und sichere Geruchsdetektion (zwingend für Verbraucherschutz) Optimierung des Managements: mehr Tierwohl, weniger Geruch • ungünstige Haltungsumwelt, Stress • Kampf, Läsionen Skatolwerte steigen • instabile Gruppen (Rangordnung) • Transportdauer • Umgebungswechsel Androstenonwerte steigen Haltungsumwelt: Skatol durch Atemluft oder verschmutzte Haut? X X X Kranial HSF - Proben (OS + TS) Kaudal Kontrolle 2 (rechte Seite) Wesoly, Stefanski & Weiler (Meat Sci. submitted) Einfluss von Stress durch Probenahme auf die Skatolwerte von Börgen (wiederholte Schnittbiopsie unter Narkose) Skatol/Indol (ng/ml) Cortisol (ng/ml) 1,5 1.5 150 1,2 1.2 120 0.9 0,9 90 0.6 0,6 60 0.3 0,3 30 0,0 0.0 0 5 10 15 20 25 30 0 35 day Wesoly, Stefanski & Weiler (Meat Sci. submitted) Einstufung in Läsionsklassen Leicht (1-8 Läsionen) Mittel (8-25 Läsionen) Schwer (über 25 Läsionen) Beziehungen zwischen Läsionen des Schlachtkörpers und Skatolkonzentrationen im Fett (Läsionsklasse: 0 = ohne; 1 = leicht; 2 = mittel und schwer; LS-means) Indol ng/g Fett Skatol Läsionsklasse Wesoly et al., 2015 (Meat Science) Optimierung des Managements: mehr Tierwohl, weniger Geruch • ungünstige Haltungsumwelt, Stress • Kampf, Läsionen Skatolwerte steigen • instabile Gruppen (Rangordnung) • Transportdauer • Umgebungswechsel Androstenonwerte steigen Androstenon im Plasma (ng/ml) Transportdauer stimuliert die Hodenfunktion Transportzeit 60 min Transportzeit 90 min Transportzeit 270 min Transportzeit 300 min Weiler, Jungbluth, Stefanski & Wesoly, 2013 Testosteron im Urin (ng /mg Kreatinin) µg Androstenon/g Fett Betrieb A Grenzwert Skatol: 27,6 vs 14,3 % Schlachthof 2 Grenzwert Androstenon: Schlachthof 1 10,3 vs 19,0 % ng Skatol/g Fett Wesoly, Jungbluth, Stefanski & Weiler, 2015 Hintergrund: Dauer des Transports und der Wartezeit auf dem LKW am Schlachthof Schlachthof Transportdauer Wartezeit LKW I 60 min 480 min II 240 min 202 min A …geschätze Effekte auf Basis von 3 Betrieben (n=168): Transportzeit: • Androstenon (Fett): + 0,09 µg/h (LS-Mean: 0,89 µg/g) + 21,5 ng/h (LS-Mean: 73,8 ng/g) Wartezeit auf LKW: • Skatol (Fett): Jungbluth, Wesoly, Stefanski & Weiler, 2013 µg Androstenon/g Fett Betrieb A Grenzwert Skatol: 27,6 vs 14,3 % Schlachthof 2 Grenzwert Androstenon: Schlachthof 1 10,3 vs 19,0 % ng Skatol/g Fett Wesoly, Jungbluth, Stefanski & Weiler, 2014 Hintergrund: Dauer des Transports und der Wartezeit am Schlachthof Schlachthof Transportdauer Wartezeit LKW I 60 min 480 min II 240 min 202 min A …geschätze Effekte auf Basis von 3 Betrieben (n=168): Transportzeit: • Androstenon (Fett): + 0,09 µg/h (LS-Mean: 0,89 µg/g) + 21,5 ng/h (LS-Mean: 73,8 ng/g) Wartezeit auf LKW: • Skatol (Fett): Jungbluth, Wesoly, Stefanski & Weiler, 2013 Schlussfolgerungen • Die KastraFon von Ebern wird tradiFonell wegen des Geschlechtsgeruches und des Verhaltens durchgeführt • KastraFon ohne Schmerzbehandlung ist aus Tierschutzgründen abzulehnen, aber KastraFonsverzicht per se ist kein Tierschutz, sondern scha‚ neue Tierschutzprobleme • KastraFonsverzicht bedeutet nach wie vor das Risiko von Geschlechtsgeruch. Eine hohe Produktsicherheit und damit Verbraucherschutz sind nach wie vor ohne KastraFon noch nicht gegeben • Stress und veränderte Umgebung beeinflussen die Androstenon-‐ und Skatolwerte im Feb, damit gibt es Einflussmöglichkeiten in der ProdukFon. Allerdings sind damit auch Konflikte zwischen Landwirt und Schlachtunternehmen vorprogrammiert. • AlternaFven zur Ebermast sind zumindest kurzfrisFg erforderlich und sollten offen diskuFert werden Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Schlachtung: Weder Bremse noch Gaspedal Jörg Altemeier, Leiter Bereich Tierschutz und Forschung der Tönnies-Gruppe Unternehmensgruppe Tönnies FARM MANAGEMENT ANIMAL WELFARE MANAGEMENT Ebermast aus Sicht der Tönnies-Gruppe. Jörg Altemeier 11. Juni 2015 Unternehmensgruppe Tönnies Agenda • Ausgangslage und Problemfeld • Entscheidungen und Beweggründe • Umsetzung und Abläufe • Erfahrungen • Forschung und Förderung • Resümee Unternehmensgruppe Tönnies Kennzahlen • Schweineschlachtung 2014 • Masteberschlachtung 2014 17,2 Mio. 1,8 Mio. Unternehmensgruppe Tönnies Ausgangssituation 2009 in Europa Von ca. 100 Mio. männlicher Ferkel im Jahr wurden: • 83 % kastriert • 17 % nicht kastriert (Großbritannien und Irland komplett, Spanien 60 - 90 %, DK 5-10 %) • für Spanien bedeutet das: 13 - 20 Mio. nicht kastrierte männliche Ferkel im Jahr Aus Spanien kamen im ersten Halbjahr 2009 ca. 72.000 t Schweinefleisch nach Deutschland! Unternehmensgruppe Tönnies Alternativen Chirurgische Kastration • ohne Anästhesie/Analgesie • mit Anästhesie/Analgesie: Betäubung komplett oder lokal, Schmerzmittel, Vereisen Nicht-Chirurgische Verfahren • Zucht • Spermatrennung • Ebermast • Impfung gegen Ebergeruch Unternehmensgruppe Tönnies Entscheidung zur Durchführung von eigenen Untersuchungen Ziel: • Völliger Verzicht auf die Kastration • kein Vermarktungsrisiko (Tierschutz contra Verbraucherschutz?) • Objektive Erkennung des Geruches (Geruchsabweichung nicht zwingend Geschmacksabweichung) Fragen: • Haltung (getrenntgeschlechtlich, Mischgruppen) • Fütterung (Überarbeitung der Bedarfsnormen) • Genetik (Unterschiede in den Linien) • Verwertungsmöglichkeiten (Zerlegekalkulation, Verarbeitung) Unternehmensgruppe Tönnies Entscheidung zur Durchführung von eigenen Untersuchungen Unternehmensgruppe Tönnies Erste Versuche: Mast unkastrierter männlicher Ferkel Versuchsdurchführung • Getrennte Kennzeichnung von männlichen unkastrierten Ferkeln und den Kontrollgruppen • Schlachtung der Tiere und getrennte Sortierung im Kühlhaus • Probennahmen für Verkostung und Analytik (Oberschale, Lachs, Bauch und Rückenspeck) • Verkostung im Technikum durch Bratproben • Sensorik und Analytik auch über neutrales Institut • Sonderzerlegung und getrennte Zerlegekalkulation • Vorbereiten der Rohstoffe für Frischfleischprodukte/Verarbeitete Produkte Unternehmensgruppe Tönnies Registrierung - Anmeldung – Kennzeichnung • Registrierung als Masteberbetrieb • Anmeldung der Masteberpartien mit Stückzahl, Täto, VVVO-Nr. • Erfassung der Schlachttiere über Lieferschein und Standarderklärung • Eingabe der angegebenen VVVO-Nr. und Täto in die EDV • Plausibilitätskontrolle von Täto und Stückzahlen • Anmeldung der Masteberpartien in der Schlachttierwartehalle 276 Deutschland 05 Bundesland 7 Reg.bez. BI (11) Kreis (0)00 Gemeinde 0081 Betrieb Z Masteber Unternehmensgruppe Tönnies Schlachtung und Erkennung am Band • stressarme Aufstallung in der Schlachttierwartehalle nur auf einer Seite • Betäubung der Masteber nur über eine Anlage • Vergabe der Schlachtnummer am Tier und Verknüpfung mit der automatischen Hakenerkennung • Erfassung von Tierart, Geschlecht und Kennzeichnung mit dem „M-Stempel“ Unternehmensgruppe Tönnies Konsequente Tierschutzmaßnahmen im eigenen Betrieb Unternehmensgruppe Tönnies Geruchsdetektion in der Schlachtung Nach dem Verwiegen erfolgt die Geruchsdetektion mit einem Heißluftgebläse Alle Masteber werden auf Geruchsabweichungen untersucht! Unternehmensgruppe Tönnies Sortierung zur Sicherung der Produktqualität • aussortieren von geruchsabweichenden Tieren • getrennte Sortierung der Masteber im Kühlhaus • gesonderte Zerlegung und getrennte Zerlegekalkulation Unternehmensgruppe Tönnies Flankierende Maßnahmen • sorgfältige Auswahl der Mitarbeiter für die Geruchsdetektion am Schwein • regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter • externe Schulungen: Dreieckstests, Riechschwellen, Riecherinnerung • regelmäßiger Wechsel der Mitarbeiter • regelmäßige Überprüfung der Ergebnisse mittels Kochproben und Analysen Unternehmensgruppe Tönnies Erfahrungen aus der Schlachtung • • • • • • Ø 3 – 5% geruchsabweichende Masteber in der Schlachtung Betriebs- und Sortierungsabhängigkeit Haltung Teilspaltenböden nicht optimal Entwicklung des Geschlechtsgeruches ist altersabhängig gesunde, gut wachsende Schweine mit hohen Tageszunahmen Genetik Unterschiede in den Herkünften/Linien Stress schonender Umgang bei Haltung, Transport und Schlachtung Verwertungsmöglichkeiten verändertes Teilstückverhältnis und Zerlegekalkulation Unternehmensgruppe Tönnies Erfahrungen aus der Aufzucht • Säugephase – keine Unterschiede in der Säugephase – geringere Arbeitsbelastung – weniger Streptokokkeninfektionen • Aufzuchtphase (Flatdeck) – höhere TZ und bessere Futteraufnahme – getrennt- und gemischtgeschlechtliche Aufstallung – keine höhere Aktivitäten der Eberferkel Unternehmensgruppe Tönnies Erfahrungen aus der Mast Mast • getrennt- und gemischtgeschlechtliche Aufstallung • keine Probleme/ Verluste durch höhere Aktivität • keine zusätzliche Unruhe nach dem Absortieren • Tierverhalten entspricht nicht den Literaturangaben • höhere Tageszunahmen; auch am Mastende Fütterung • Bedarfsgerechte Fütterung sichert hohe Zunahmen und bringt Ruhe in den Stall – Energie und Eiweiß-/ AS- Versorgung – Mineral- und Vitaminversorgung – 10 – 15% bessere Futterverwertung – geringere Futteraufnahme Unternehmensgruppe Tönnies Forschung und Umsetzung • Entwicklung praxisorientierter Fütterungs- und Haltungsempfehlungen mit der neuen Herausforderung Ebermast Fachhochschule Südwestfalen Agravis Erzeugerring Westfalen Zentralverband der Schweineproduktion Unternehmensgruppe Tönnies Förderung und Forschung • Ermittlung des Schlachtkörperwertes von Ebern • Berechnung neuer Schätzfunktionen für die Klassifizierung • Technologische Behandlung von Eberfleisch zur Herstellung von Wurstwaren • Sensorische Akzeptanz von Frischfleisch und Wurstwaren • Neue Ansätze zur Diagnostik von geruchsauffälligem Eberfleisch Max-Rubner-Institut Universität Hohenheim Unternehmensgruppe Tönnies Förderung und Forschung • Etablierung der genomischen Selektion für das Merkmal Ebergeruch in deutschen Zuchtpopulationen (DNA Varianten für die Variation der Skatol und Androstrenonkonzentration im Fleisch von Ebern) Georg-August-Universität Göttingen Universität Bonn Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung Schweinezuchtverband Baden-Würtemberg Besamungsverein Neustadt an der Aisch NH Dyagnostics Unternehmensgruppe Tönnies EU-Tierschutzexperten (DG Sanco) bei Tönnies 30.09.2014 Unternehmensgruppe Tönnies Umsetzung und Weiterentwicklung • Einführung eines Geruchsbonus für Nachkommen geruchsreduzierter Schweinelinien Unternehmensgruppe Tönnies Umsetzung und Weiterentwicklung Unternehmensgruppe Tönnies Umsetzung und Weiterentwicklung Unternehmensgruppe Tönnies Anforderungen … Deshalb fordern wir Sie dazu auf, die Vermarktung von Jungeberfleisch ohne Wenn und Aber in Ihrer Einkaufspolitik umzusetzen. Falls dies in den kommenden Wochen bis zum Start der ITW nicht geschehen sollte, sähe PROVIEH sich gezwungen, an die 2008 begonnenen Kampagnenaktivitäten anzuknüpfen mit entsprechenden Radiospots und Aufklärungsarbeit gegenüber den Medien. Wir müssten die Verbraucher dann umfassend informieren über die übliche Praxis der betäubungslosen Kastration, das Kastratenfleisch in den Regalen des LEH und seine Weigerung, die gangbaren Alternativen umzusetzen, obwohl er in der ITW diese Tierwohlmaßnahme sogar fördert. … Unternehmensgruppe Tönnies Anforderungen Unternehmensgruppe Tönnies Anforderungen 1 Tierschutz bereits bei der Entwicklung serienmäßig hergestellter Stalleinrichtungen verpflichtend prüfen 2 Nicht-kurative Eingriffe bei Nutztieren beenden 3 Sachkunde der Tierhalter verbessern 4 Tierschutz bei Schlachtung von Tieren weiter entwickeln 5 Verbraucherbewusstsein stärken – Initiativen von Wirtschaft und Tierschutzbund zusammenführen 6 Tierschutz auf internationaler und EU-Ebene voranbringen 7 Forschung für mehr Tierwohl stärken 8 Kompetenzkreis Tierwohl 9 Zahl der Versuchstiere begrenzen 10 Mehr Tierschutz auch für Haus- und Begleittiere Unternehmensgruppe Tönnies “Wahrheiten“ rechtliche Situation Kunden national Wissenschaft Kunden international/ Export Verbraucher/ Gesellschaft/ NGO Unternehmensgruppe Tönnies Die Ebermast ist nicht alternativlos. Für unser Unternehmen ist die Ebermast jedoch der richtige Weg! Unternehmensgruppe Tönnies Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Frischfleisch und Schinken vom Eber? Dipl-Ing. Jürgen Benner, Betriebsleiter Bedford GmbH + Co. KG, Osnabrück „Frischfleisch und Schinken vom Eber?“ Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de Wir von Bedford haben den Anspruch unseren Kunden Produktqualität auf höchstem Niveau anzubieten. Höchste Produktqualität bei Fleisch-, Wurst- und Schinkenprodukten kann sich nur über höchste Fleischqualität, also über entsprechende Merkmale bzw. Eigenschaften definieren wie: Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 2 Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 Muskelfaserstruktur Zartheit Safthaltevermögen Fettzusammenstellung Inter- und Intramuskulärer Fettanteil Fleischgeschmacksausprägung Geruch www.bedford.de 3 Wenn wir dazu noch hohe Kontinuität der Produkteigenschaften erreichen wollen, reicht es nicht während und nach der Schlachtung Qualitätsmerkmale zu messen und nach „gut“ und „weniger gut“ zu sortieren. Denn in die Bewertung des Schlachttierkörpers für die Bezahlung des Landwirtes gehen weniger Fleischqualitätsmerkmale ein, sondern hauptsächlich der Magerfleischanteil, anders als beispielsweise in der Schweiz wo zur Beurteilung auch die Körperfettqualität über eine Fettzahl (FZ) ermittelt wird. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 4 Die Maxime kann also nur heißen, zielführend ist nicht, Qualität am Schlachthof zu sortieren, sondern: Qualität zu erzeugen. Aus diesem Grund sind wir vor mehr als 15 Jahren eine Kooperation mit der Raiffeisen-Viehvermarktung Barnstorf-Twistringen eG. in Twistringen (RVV Twistringen) eingegangen. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 5 Zur RVV Twistringen gehören ca. 120 Mastbetriebe die in einem integrierten, straff organisierten Mastregime jährlich 500.000 Schweine vermarktet. Wir haben in den zurückliegenden Jahren eine Reihe von Projekten bearbeitet, angefangen bei Anpaarungsversuchen um bestimmte Rassenmerkmale zu erzeugen bis hin zu diversen Fütterungsversuchen um darüber die Fleisch- und Speckeigenschaften positiv zu beeinflussen. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 6 In den Jahren 2001 bis 2006 wurden eine Reihe von Diplom-Arbeiten erarbeitet. u.a. an der FH-Weihenstephan im FB Landwirtschaft und Umweltsicherung in Triesdorf an der FH Lippe in Lemgo, heute Hochschule OWL in Lemgo Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 7 Mit den Themen: Datenauswertung zur quantitativen und qualitativen Beschaffenheit vom Schinken definierter Genetik und Fütterung. Schlachtkörperzusammensetzung von Schweinen definierter Genetik und Fütterung. Untersuchung zur Teilstückausbeute und Fleischqualität bei Schweinen verschiedener Fütterungsregime in der Mast. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 8 Diese Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit der RVV sind für uns deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Aufgabenstellungen die darauf basierenden Versuche und die wissenschaftlichen Ergebnisse sich ausschließlich an den Fragestellungen zur Qualitätsfindung orientiert haben. Ohne Vorwegnahme eines Ergebnisdrucks oder gar einer Förderung dazu. Auch die statistischen Auswertungen und die daraus abgeleiteten Aussagen waren für uns in Gänze prüfbar. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 9 Was hat das jetzt mit Jungebermast zu tun ? Seitdem bekannt ist, dass zukünftig Kastration der Eber, wenn überhaupt, nur noch nach vorheriger Betäubung erlaubt sein wird, gehen alle Aktivitäten in Richtung Jungebermast. Es werden aufwändige Anstrengungen unternommen um Jungebermast durchzuführen und den Ebergeruch zu eliminieren. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 10 Auf Grund unserer Erfahrungen in Bezug auf Rasse Futterverwertung und Futterzusammensetzung wissen wir, dass bei der heutigen Turbomast so gut wie keine Eigenfettsynthese stattfindet, sondern die zugefütterten Fette direkt eingebaut werden. Um es also trivial auszudrücken: ölige Fütterung erzeugt öligen Speck Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 11 Wir wissen, das der Eber extrem Magerfleisch ansetzt bei geringem Fettansatz von weicher Konsistenz und mit deutlich geringerem intramuskulärem Fettgehalt. Also geht es bei Eberfleisch nicht nur um Ebergeruch sondern auch um Fleischqualität. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 12 Fleischqualität ist ein komplexes Gebilde. Ohne in technologische Erkenntnisse abzuschweifen, ist bekannt, dass je nach Verwendungszweck ob als Frischfleisch Rohschinken Kochschinken oder Rohwurst bestimmte Fettgewebe- und Muskelzusammensetzungen vorliegen müssen um technologische und organoleptische Eigenschaften vorliegen zu haben, die entsprechende Akzeptanz bringen. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 13 Unsere Rohschinken reifen je nach Produkt zwischen 7 und 13 Monaten. Derart lange Produktionszeiträume sind kritisch, wenn Rohstoffqualitäten auf den Markt kommen, ohne dass hinreichende Erkenntnisse über deren Verwendungseigenschaften vorliegen. Deshalb haben wir uns entschlossen frühzeitig Produktionstests zu machen, die uns Aufschluss darüber geben, wie die Eigenschaften derartiger Rohstoffe mit unserem Qualitätsanspruch vereinbar sind. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 14 Ende 2007 haben wir an einer Studie der Pfizer GmbH teilgenommen: „Zur Beurteilung der Wirksamkeit und wirtschaftlichen Auswirkungen der Behandlung von Ebern mit IMPROVAC unter kommerziellen Bedingungen.“ Da die Anwendung von IMPROVAC in der Mast mittlerweile bekannt ist, braucht an dieser Stelle nicht darauf eingegangen werden. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 15 Zum Abschluss der Mast haben wir IMPROVACSchinken zu Kochschinken und Rohschinken verarbeitet und die fertigen Produkte getestet: die Kochschinken nach 2 – 3 Tagen und die Rohschinken nach 7 Monaten (im Jahr 2008) Wir haben seinerzeit zusammen mit den anderen beteiligten Unternehmen eine Geheimhaltungserklärung unterzeichnet, können aber zu unseren Ergebnissen und der Machbarkeit in der Mast mittlerweile Auskunft geben. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 16 Vor der Verarbeitung wurden von allen Schinken Abschnitte genommen und einer Koch- und Bratprobe unterzogen. 3 - 4 % der Proben waren geruchsauffällig. Diese Schinken wurden verworfen und nicht zu Testschinken verarbeitet. Eine Hälfte der Schinken wurde zu geräucherten Kochschinken verarbeitet. An dem anschließenden Verkostungstest waren 10 Personen beteiligt, 4 Frauen und 6 Männer. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 17 Ergebnisse der Tests: Abweichungen beim Geruch konnten nicht festgestellt werden Auffällig war die starke Maserung beim Schinken, besonders in der Unterschale gräuliche Farbe die Oberfläche war nicht so glänzend wie gewöhnlich die Oberfläche war etwas trockener und grobfaseriger Die Kochschinken waren in ihren Eigenschaften vom Normalprodukt derart abweichend, dass eine Verwendung derartiger Schinken zu Kochschinken abgelehnt wurde. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 18 Der andere Teil der IMPROVAC-Schinken wurde zu luftgetrockneten Rohschinken verarbeitet. Mitte Juli 2008 nach 7 Monaten fand die Verkostung statt. Es wurden IMPROVAC-Schinken im Vergleich zu normalen Schinken getestet. Beide Schinkensorten wurden über die gesamte Reifezeit gleich behandelt. 10 Personen im Verhältnis 4 Frauen zu 6 Männern nahmen an den Verkostungen teil. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 19 Alle IMPROVAC-Schinken wurden von allen Testern unabhängig voneinander heraus gefunden. Es gab Abweichungen sowohl im Geruch als auch im Geschmack. Die Aussagen differierten aber in der Abweichungsausprägung von „stark nach Eber“ bis „deutlich Schwein hervorschmeckend". Alle Beteiligten waren sich jedoch einig, dass die Abweichung zum Standard-Produkt nicht akzeptabel ist. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 20 Nachdem mittlerweile einige Mastbetriebe auf Ebermast umgestellt hatten, haben wir ab Juli 2012 Schinken aus der Ebermast getestet. Ziel: Prüfen, wie sich Geruch, Geschmack und Muskelfaserung verhalten Die pH-Werte der angelieferten Eberschinken zeigten keine Auffälligkeiten. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 21 Vor der Verarbeitung wurden Kochproben gemacht. Ergebnis der Kochproben: Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 22 Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 23 Aus 20 Eberschinken wurden je zur Hälfte Roh- und Kochschinken hergestellt. Ergebnis der Verkostung Kochschinken: Hier gab es keine Strukturabweichungen und nur leichte Geschmacksabweichungen. Die bei den Kochversuchen festgestellten Abweichungen waren nicht mehr so deutlich wahrnehmbar. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 24 Ergebnis der Verkostung Rohschinken: Die Geschmacksabweichungen waren hier sehr deutlich. Bei den geräucherten Schinken wurde dies zum Teil durch den Rauch übertönt, war aber immer noch „schmeckbar“. Alle beteiligten Testpersonen waren sich einig: Für Rohschinken können die Eberschinken nicht verarbeitet werden. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 25 Fazit: Wir wissen von vielen Mästern, dass die IMPROVAC-Mast nicht durchführbar ist. Wir wissen, dass die Ebermast eine erhebliche Umstellung des Mastregimes bedeutet, die nur in straff organisierten Masteinheiten durchzuhalten ist. Wir wissen, dass der Kostenvorteil der besseren Futterverwertung die Verluste in der Mast und bei der Schlachtung nur bei optimaler Organisation zu halten ist. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 26 Bei 52 Mio. Schlachttieren pro Jahr in Deutschland fallen 27 Mio. Eber an. Gegenüber der herkömmlichen Mast gibt es: + 0,4 % zusätzliche Ausfälle, d.h. 108.000 Tiere verenden während der Mast und + 0,4 % werden in der Schlachtung wegen Mängel abgewertet, d.h. noch einmal 108.000 Tiere Diese Werte sind bei optimal organisierter Mast erreichbar – der Bundesdurchschnitt wird sicher höher liegen. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 27 Wir glauben nicht, das alle „Stinker“ am Schlachtband aussortierbar sind. Zumindest wird ein zusätzlicher Kostendruck entstehen, der zur Verteuerung führen wird. Die Schweizer sagen mir: „Ohne Kastration geht es nicht.“ Sie betäuben vor der Kastration und die Kosten werden anteilig auf alle Wertschöpfungsstufen verteilt. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 28 Wir glauben, dass Eberfleisch aus Qualitätsgründen nichts in der Bedienungstheke zu suchen hat, auch wenn nur 1 % Stinker = 270.000 Tiere nicht erfasst werden und auf dem Tisch des Verbrauchers landen, wird dies Konsequenzen für den Schweinefleischverzehr haben. Fazit: Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 Die Firma Bedford lehnt es ab Ebermastfleisch für ihre Produkte einzusetzen! www.bedford.de 29 Der Qualitäts- und Geschmacksprofilanspruch, verbunden mit der Forderung nach hoher Kontinuität aller Produkteigenschaften, lässt keine andere Entscheidung zu. Über 9.000 kaufende Einzelhändler national und im angrenzenden europäischen Ausland mit mehreren zehntausend kaufenden Verbrauchern erwarten bei jedem Nachkauf die gleichen Eigenschaften wie zuvor. Wir können keinem Verbraucher erklären, dass er mit Abweichungen leben muss, weil diesmal ein Eber beteiligt war. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benner Ӏ 2015 www.bedford.de 30 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Jürgen Benner Dipl.-Ing. (FH) Betriebsleiter • Prokurist Bedford GmbH + Co. KG Wurst- & Schinkenmanufaktur Traiteur-Platz 1 D-49090 Osnabrück T +49 541 1218-0 [email protected] www.bedford.de Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 Verarbeitungsqualität von Eberfleisch Prof. Ralf Lautenschläger, Prof. Achim Stiebing und Prof. Matthias Upmann, Hochschule Ostwestfalen-Lippe Forum der Fleischwirtschaft 2015 – Osnabrück Verarbeitungseigenschaften von Eberfleisch Ralf Lautenschläger, Achim Stiebing und Matthias Upmann www.hs-owl.de/fb4 email: [email protected] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 1 Inhalt Fleischqualität – Standard Eber versus Börge Wahrnehmung Ebergeruch Androstenon- und Skatolbelastung Verarbeitungseigenschaften Rohstoff • Eber kastrierte bzw. weibliche Tiere • Magerfleisch • Fett Produkteigenschaften Resümee © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 2 Schweinefleischqualität – Standard Fleisch rosa bis rote Farbe große Muskelfülle (Magerfleischanteil) gutes Safthaltevermögen während Lagerung und Verarbeitung zart, saftig, artspezifisch aromatisch (IMF!) keine Aromaabweichungen Fett weißes Fettgewebe feste, kernige Konsistenz hohe Oxidationsstabilität geringer Keimgehalt [nach versch. Literaturangaben] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 3 Eber & Eberfleisch – Parameter Fleisch größere Muskelfülle gröbere Muskelfaserstruktur verminderter intramuskulärer Fettgehalt Rückenspeck dünner 25,7 Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren höher Fettgewebe weicher Eber (n=96) Muskelfleisch 19,7 Fett Börge (n=37) 54,7 22,1 Fett 17,9 60,0 Knochen + Rest [DOBROWOLSKI et al., 1995] Geschmacks- und Geruchsabweichungen wahrscheinlicher sensorische Eigenschaften technologische Eigenschaften [nach versch. Literaturangaben] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 4 Erschwerende Faktoren Schwankungen Androstenon- und Skatolgehalte Intensität des Ebergeruchs abhängig vom unterliegen jahreszeitlichen Schwankungen Herdenmanagement [MEYER et al., 2013] Verbraucher erwarten gleichbleibende Qualität der Produkte © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 5 [SCHWEER, 2013] Erschwerende Faktoren Wahrnehmung Geruch ist ausschlaggebend, weniger der Geschmack [FURNOLS et al., 2008] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 6 Erschwerende Faktoren Wahrnehmung Geruch ist ausschlaggebend, weniger der Geschmack Akzeptanz abhängig von Androstenon- und Skatolgehalt • Skatol entscheidender bei Prüfpersonen mit geringer Androstenon-Sensitivität • Androstenon sensitive Verbraucher zeigen deutlich geringere Akzeptanz • Sensivität von Frauen ist höher Behandlungsverfahren (speziell thermische Bedingungen) beeinflussen die Wahrnehmung bisher kein Schwellenwert festgelegt, der allgemeine Akzeptanz fände [FONT-I-FURNOLS, 2012] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 7 Androstenon und Skatol Vorkommen von Androstenon und Skatol oberhalb diskutierter Grenzwerte n = 709 Eber [MEYER et al., 2013] n = 267 Eber [HÖLSCHER, UPMANN, NOLTE & ZAPP, 2015] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 8 86 68 27 50 10 26 [MEYER et al., 2013] Schlachtkörperqualität [SATTLER et al., 2013] Eber Handelsklassen S oder E möglich © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 9 Fettqualität [SATTLER et al., 2013] Eber Polyenfettsäurengesamt: > 16,6 % Oxidationsstabilität gering gesättigte FS: stets niedrigste Werte weiche Konsistenz © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 10 Rückenspeck [SATTLER et al., 2013] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 11 Androstenon und Skatol Reduktion des Androstenon- und Skatolgehaltes durch Verarbeitung? • • • • • • © Prof. Mischen und Verdünnen Marinieren, Gewürze Pökeln Fermentieren Hitzebehandlung (Temperatur beim Verzehr) Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 12 Erkennung in Fleischerzeugnissen Dreieckstest: Androstenon Produkt • A) Kontrolle (Börge): AN frei; Sk arm • B) Eber: AN im Mittel 0,7 [μg/g Fett] • C) Börge u. Eber: SK im Mittel 0,12 [µg/g Fett] keine Erzeugnisgruppe zum Maskieren geeignet Wiederfindung von AN und SK wird begünstigt durch • Fettgehalt • undurchlässige Wursthüllen • Warmverzehr Leberwurst 120°C © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 13 Anz. Dreiecke richtig erk. Anz. Dreiecke richtig erk. Rohschinken Nußschinken Schinkenspeck Bauchspeck Kochschinken Ober-/Unterschale Formschinken Rohwurst 33% Rind./67% Schw.Fl. 100 % Schweinefl. Brühwurst Leberkäse (gebacken) Brühwurst (undurchl. Darm) Brühwurst (durchl. Darm) Wiener (Warmverkostung) Konserven Wiener (Warmverkostung) Brühwurst 110°C Brühwurst 120°C Kochwurst Leberwurst Leberwurst 110°C * P = 0,05 %; (+) Skatol 45 50 45 18 23* 19 45 50 45 18 23* 18 60 75 28* 34* 60 65 29* 28 60 37* 55 26* 50* 45 22* 55 65 65 51 23 39* 23 27* 60 45 70 42 21 27* 23 18 40 75 50 14 31 19 27 50 50 11 24* 20 50 60 20 37* 27 50 11 24* 65(+) 47* 50 20 (+) 55 Texturunterschiede [KLETTNER und KÜHNE, 1993] Produkte – sensorische Beurteilung Auswertung verfügbarer Studien Produkt [FONT-I-FURNOLS, 2012] Eberfleischprodukte Akzeptanz hoch 6 Studien Warmverzehr (Kanada, England und Irland) Kochschinken 3 (n=5) Kaltverzehr Versuche Rohschinken 1 (n=3) Versuch Bacon (n=9) Akzeptanz gering (AN-abhängig) 3 Studien (Spanien und Schweden) 2 Versuche 2 Versuche Pökeln und Trocknen können Ebergeruch nicht ausreichend maskieren • kein Eberfleisch für Parma- oder Serranoschinken! © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 14 Versuche mit geruchsaktivem Eberfleisch Ziel: • Einfluss verschiedener Herstellungsverfahren auf "Eberaroma“ • Verarbeitungseigenschaften von Eberfleisch Rohmaterial: • Börge vs. geruchsaktive Eber (Duroc; Androstenon 2 bzw. 4 µg/kg Fett; Skatol 0,04 µg/kg Fett) Geprüfte Erzeugnisse • • • • • © Prof. Kochpökelwaren (geräuchert, ungeräuchert) Rohpökelwaren (schimmelgereift, geräuchert) Rohwürste (schimmelgereift, geräuchert) Brühwürste (Frischware, Konserven, Dosenwürstchen) Leberwürste (Frischware (Kunst- und Naturdarm), Konserven) Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 15 Rohwurst 2,50 50 2,25 45 RW-Brät 2,00 RW, geräuchert RW, schimmelgereift 40 1,75 35 1,50 30 1,25 25 1,00 20 0,75 15 0,50 10 0,25 5 0,00 0 K EN EH Androstenon K = Kontrolle K EN EH Skatol EN = Eber niedrig K Skatol/Indol [ng/g Produkt] Androstenon [µg/g Produkt] Androstenon- und Skatolgehalte EN EH Indol EH = Eber hoch Androstenon: deutliche Reduzierung während Reifung, aber nachweisbar Skatol: geringe Reduzierung, teilweise geleichbleibend © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 16 [MÜLLER, STIEBING, DEDERER, 2011; W EILER, 2011] Rohwurst Sensorik 14 RW, geräuchert RW, schimmelgereift sensorische Abweichungen [Anzahl] 12 10 8 6 4 2 0 Kontrolle Eber niedrig Summe Abweichungen Eber hoch Androstenon Skatol Kontrolle Eber niedrig sonstige Abweichungen Eber hoch ungenießbar Summe Abweichungen steigt mit zunehmender AN- und SK-Belastung Schimmelpilzaroma hat maskierenden Effekt © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 17 [MÜLLER, STIEBING, DEDERER, 2011] Leberwurst Sensorik Anzahl Abweichungen Experten 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 Kontrolle Summe Abweichungen Eber niedrig Androstenon Zunahme der Abweichungen mit steigenden AN/SK-Gehalt Verbraucherbewertung: Eber hoch Skatol sonstige Abweichungen Verbraucher • Kontrolle positiv eingestuft • keine Probe als „ungenießbar“ beurteilt © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 18 [MÜLLER, STIEBING, DEDERER, 2011] Projekt „Eber im Verbund“ (2811OEO74) Ziel der Untersuchungen ist daher die Entwicklung eines Konzepts für die Erzeugung, Schlachtung und Verarbeitung ökologisch erzeugter Eber entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Zeitraum 2013-2016; 6 Durchgänge à 33 Eber, 66 Börge, 99 Sauen) Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Referat Ökologischer Land- und Gartenbau (Dr. K. Kempkens) Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Institut für Lebensmitteltechnologie.NRW (Prof. Dr. M. Upmann, Prof. Dr. A. Stiebing, Prof. Dr. J. Zapp) Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften: Fachgebiet Nutztierethologie und Tierhaltung, (Prof. Dr. Ute Knierim) © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 20 Schlachtung und Verarbeitung Bildung Sensorikpanel Etablierung und Validierung chemischer Analyseverfahren Sensorische Detektionsverfahren Tierkörpermonitoring im Schlachthof • Ausprägung AN- und SK-Gehalte • Geruchsdetektion Verarbeitungseignung • bei Fleischzubereitungen und -erzeugnissen • mögliche Geruchsminderungen durch © Prof. o Würzen o Marinieren o Fermentieren o Räuchern o Pökeln o Erhitzen Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 21 Androstenon und Skatol Konzentrationen von Androstenon und Skatol in Eberfett (n = 267) und Geruchsbewertung (sensorisch) 1000 900 Geruchsabweichung 800 3=stark Skatol [ng/g] 700 2=mittel 600 1=gering 500 0=ohne 400 300 200 100 0 0 © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 22 1000 2000 3000 Androstenon [ng/g] 4000 5000 6000 [HÖLSCHER, UPMANN, NOLTE & ZAPP, 2015] Erkennung in Fleischerzeugnissen Wiederfindung des Eberfleisches in Wurst- und Schinkenerzeugnissen Prozentualer Anteil der Prüfer, die verarbeitete Erzeugnisse entsprechend der Intensität der Androstenon- und Skatolbelastung der Rohstoffe richtig zugeordnet haben Produkt Anz. Prüfer richtig erkannt Anteil Prüfer in % Brühwurst Aufschnitt 1 Wiener Würstchen 1 Aufschnitt Knobl. Wiener Würstchen Knobl. Aufschnitt Ingwer Wiener Würstchen Ingwer Rohwurst schnittfest streichfähig © Prof. 8 9 5 7 5 7 75 100 80 86 80 86 AN: <1.000 1.000 - 3.000 >3.000 Kontr. AN: 3.472 3.598 SK: 544 >1.000 Kontr. 6 7 67 100 AN: 1.317 3.598 SK: 241 >1.000 Kochwurst Leberwurst 5 40 Kochpökelware Kochschinken AN: 1508 3.598 SK: >400 >1.000 Kontr. 6 83 AN: 383 SK: 47 Rohpökelware Lachs (NaCl) Nacken (NaCl) Lachs (NaCl+NPS; 1:1) Nacken (NaCl+NPS; 1:1) 8 8 8 8 87 87 50 38 AN: SK: AN: SK: Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 23 Kontr. [HÖLSCHER und UPMANN, 2015] 359 341 359 341 423 1.317 1.508 3.598 178 241 >400 >1.000 383 3.472 3.621 47 544 493 3.472 3.621 5.801 544 493 453 5.801 453 Rohschinken: Eber, Börge Eber Börge © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 24 Marinieren – Einfluss auf Sensorik Rohstoff • AN- und SK-Gehalt 3472 544 E↑ 178 423 E↓ [TEGELER und UPMANN, 2015] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 25 Marinierter Bauch – Sensorik Schweinebauch + Ingwer-Marinade mit 21 % Ingwer E↓ E↑ B © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 26 [TEGELER und UPMANN, 2015] Marinierter Bauch – Sensorik Schweinebauch + Rosmarin-Marinade mit 22 % Rosmarin E↓ E↑ B © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 27 [TEGELER und UPMANN, 2015] Marinieren versch. Fleischteilstücke 3598 3472 1508 1001 544 Lachs / Nacken / Bauch 401 Barbecue- und Kräuter-Knoblauch-Marinade maskierende Wirkung auf Ebergeruch möglich unterschiedliche Wahrnehmung der Probanden maskierende Wirkung nicht ausreichend für hochbelastetes Fleisch 423 178 E↑ E→ E↓ E↑↑ Ablehnung durch Verbraucher kann nicht ausgeschlossen werden! [TEGELER und UPMANN, 2015] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 28 Fleisch geimpfter Eber (Improvac®) Material Schlachttermin Juli 2011 • je 5 Hinterviertel von geimpften und weiblichen Tieren Schlachttermin Juli 2012 • Oberschalen, Unterschalen, Schulter, Leber, Backe, Bauch, Deckelfett, Rückenspeck von vielen Tieren (geimpft und weiblich) Schlachttermin Juni 2013 • je 30 Unterschalen von geimpften und weiblichen Tieren (gleicher Mäster) Verarbeitung Erzeugnisse • • • • • © Prof. Kochschinken Rohschinken Rohwurst (Salami) Kochwurst (Leberwurst) Brühwurst (Wiener, Lyoner) Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 29 Untersuchungsparameter • • • • • Zusammensetzung pH-Wert Farbe / Festigkeit Trocknungs- / Erhitzungsverluste Oxidationsstabilität / Sensorik [STIEBING, 2014] I-Eber Kontrolle Fleisch geimpfter Eber (Improvac®) Ergebnis kein merklicher Unterschied zur marktüblichen Schweinefleischqualität weiblicher Tiere oder Börge [STIEBING, 2014] © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 30 Resümee I Verarbeitungseigenschaften Eberfleisch „geruchsneutrales“ Eberfleisch und -fettgewebe: • Magerfleisch: o technologische Eigenschaften prinzipiell vergleichbar mit Börgen o heißt: mit praxisüblicher Fleischqualität • Fettqualität o schlechter als die entsprechender weiblicher Tiere und Börge geringere Speckdicke geringere Festigkeit mangelnde Oxidationsstabilität Ergebnisse Festigkeit bei Rohwurst Schimmelgereifte Rohwurst wasserdampfdurchlässige Därme nach (Hoch-)Erhitzung „Verschnitt“ Marinieren © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 31 z.T. geringer geringere Wahrnehmung geringere Wahrnehmung z.T. intensivere Wahrnehmung kein sinnvolles Konzept maskierende Wirkung nicht ausreichend für hochbelastetes Fleisch Resümee II MARRO et al. (2015, pers. Mitteilung): • Brüh- und Kochwurst – nur mäßige Reduktion der Geruchskomponenten • Rohwurst – teilweise sogar Erhöhung des Androstenongehaltes • Verarbeitungsverfahren – keine Gewährleistung für „Ausschaltung“ der Geruchskomponenten Sensorik Unbefriedigende Korrelation Analytik / Sensorik Wahrnehmung/Akzeptanz • sensitive Personen: • unempfindliche Personen: geringe Konzentrationen Bewertung teilweise positiver als Kontrolle Maskierung durch Rauch und Gewürze möglich Geruchsminderung durch Verarbeitungsverfahren nicht ausreichend! Ablehnung durch Verbraucher kann nicht ausgeschlossen werden! © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Ralf Lautenschläger Hochschule Ostwestfalen-Lippe Fachbereich Life Science Technologies Labor Fleischtechnologie Tel. +49 5261-702 5291 Fax. +49 5261-702 85291 E-Mail: [email protected] www.hs-owl.de © Prof. Dr. Lautenschläger FoFLW 2015/ 33 Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 FORUM DER FLEISCHWIRTSCHAFT Osnabrück, 10./11. Juni 2015 Wir danken allen Teilnehmern, Referenten und Partner und freuen uns, wenn wir Sie zum dritten Forum der Fleischwirtschaft in 2016 wieder begrüßen dürfen. VERANSTALTER
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