Niedrigzinsen zerstören Altersvorsorge von Millionen von

Niedrigzinsen zerstören Altersvorsorge von Millionen von Bürgern
20.04.2016 21:11 Uhr
Zum Artikel "Zinstief kostet Sparer Milliarden" (Ausgabe vom 18. April):
Deutsche Sparer haben in den vergangenen fünf Jahren aufgrund der Niedrigzinsen 125 Milliarden Euro an
Zinseinnahmen verloren. Da die Erfahrung lehrt, dass Geld nicht so einfach verschwindet, sondern nur den Besitzer
wechselt, muss man nicht lange nachfragen, wo diese Milliarden sind. Die Bundesrepublik Deutschland hat rund 2,2
Billionen Euro Staatsschulden, eine Zahl mit zwölf Nullen, die auf einem Taschenrechner nur in Potenzschreibweise
eingegeben werden kann, und diese erhöhen sich derzeit pro Sekunde um rund 1600 Euro. In den vergangenen fünf
Jahren hat der Staat aufgrund der niedrigen Zinsen mehr als 100 Milliarden an fälligen Schuldzinsen eingespart. Schuld
an allem, wenn man denn fragt, hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Chef Mario Draghi. Jetzt könnte man
natürlich argumentieren, dass die EZB eine unabhängige Bank ist, mit der Aufgabe Preisstabilität zu gewährleisten.
Wenn man aber das politische Gezerre der europäischen Staatschefs um den Chefposten dieser Bank verfolgt, kann
von einer wahren Unabhängigkeit keine Rede sein. Keine der Regierungen hat bisher das Vorgehen der Europäischen
Zentralbank massiv kritisiert oder gar versucht, Änderungen in der Geldpolitik zu erzwingen. Und das aus gutem Grund:
Sie leben alle gut damit, weil der Schuldenstand aller europäischen Staaten insgesamt rund zehn Billionen Euro beträgt.
Um nicht ständig von für den Normalbürger utopischen Zahlen reden zu müssen, nutzt man die Prozentangabe vom BIP.
Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Gesamtwert aller Güter, das heißt Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines
Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden an und betrug in Deutschland, Ende 2015, drei Billionen Euro. Unsere
Staatsverschuldung beträgt derzeit 72 Prozent vom BIP. Diese Zahl ist überschaubar, wenig besorgniserregend und nur
wenige wissen, was gemeint ist. Wäre es nicht sinnvoller und wahrheitsfördernder, wie allgemein üblich, die Schulden im
Verhältnis zu den Einnahmen darzustellen?
Alle diese finanzpolitischen Klimmzüge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die überaus einseitige
Vorteilsnahme der Bundesregierung grob fahrlässig die Planungssicherheit bezüglich Alters- und Daseinsvorsorge von
Millionen von Bundesbürgern zerstört.
Kuno Tischer
Kösching
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