Erfahrungsbericht 13/14 - Universität Heidelberg

ERASMUS-Erfahrungsbericht
Die Vorbereitungen für das Erasmus-Semester stellten mich vor keine Schwierigkeiten. Die
Vorgaben der Gastuniversität waren nachvollziehbar und leicht verständlich. Im Vorfeld
muss man sich online einige Kursangebote auswählen und provisorisch als Lernziel
ausgeben. Die Angebote waren die des vorigen Semesters und von den von mir
gewünschten Kursen blieb schlussendlich kaum etwas übrig.
Ich kam in der sogenannten Kennenlernwoche in Prag an.
In dieser Woche war bemerkbar, dass das Erasmus Programm sehr ausgereift ist, die
Organisation dort war gelungen. Es gab eine E-Mail mit allen wichtigen Anlaufstellen und
Terminen. Den Start in das Semester erlebte ich in einem großen Vorlesungsraum in dem
eine knapp einstündige Einführungsveranstaltung stattfand. Obwohl es nur die
Erasmusstudenten der Philosophischen Fakultät waren, war der Vorlesungssaal sehr gut
besucht und wir wurden zur Anmeldung und Studentenkartenausgabe in ein anderes
Gebäude geschickt. Leider nahm dieses Verfahren bei der Vielzahl der Studierenden einen
ganzen Tag in Anspruch. Es ist eine gute Empfehlung, dieses Anmeldeverfahren nicht an
diesem Tag in Anspruch zu nehmen sondern am Folgetag um die Wartezeit zu verkürzen.
Das Semesterende wurde von ähnlichen Wartezeiten begleitet. Da das Semester für die
meisten zur gleichen Zeit endet und die Endbescheinigung nur 7 Tage abweichen soll vom
angegeben Termin, kam es zu längeren Wartezeiten und die Mitarbeiterin konnte nicht auf
bestehende Restfragen eingehen.
Mit der Einschreibung und der Passwortausgabe konnte ich mich nun auch elektronisch in
die Kurse einschreiben, die schon in der nächsten Woche beginnen sollten.
Dieser Zeitraum zwischen der Wahl der Kurse und damit dem Zeitplan und dem Beginn der
Vorlesung war ungewohnt kurzfristig.
Es gibt ein breites Angebot an Erasmuskursen, die auch hauptsächlich von
Erasmusstudenten belegt werden. Meine Auswahl war im Nachhinein eine eher
unglückliche. Einige Kurse, beispielsweise am germanistischen Institut, waren sehr
interessant.
Schwierigkeiten hatte ich mit einem ECES-Kurs. Dies ist ein Zusatzangebot. Dieses ist für
nordamerikanische Studenten ausgelegt, an dem auch eine geringe Anzahl von
Erasmusstudenten teilnehmen kann. Dieser Kurs wurde von sehr jungen USAmerikanischen Studenten besucht und erinnerte mich im Unterrichtsaufbau eher an meine
Schulzeit.
Die Vorlesungszeit fand von Ende September bis Weihnachten statt, die Zeit zwischen
Weihnachten und dem Ende des Semesters Mitte Februar sind für Hausarbeiten und
Prüfungen vorgesehen.
Einige Probleme hatte ich mit der Bibliothek der Fakultät. Die Bedienung des Systems
überstieg meine Fähigkeiten und ich musste auf die Nationalbibliothek, die Bibliothek des
Goethe-Instituts,
die
heimische
Universitätsbibliothek
und
die
kleineren
Institutsbibliotheken ausweichen. Es ist schade, leider konnte mir bei der Bedienung nicht
einmal mein Buddy zur Seite stehen.
Die Unterkunft:
Wichtig war es im Vorfeld eine Unterkunft zu finden. Es war für mich schnell klar, dass ich
das Angebot der Karls-Universität in Anspruch nehmen würde und für knapp 130 Euro im
Monat ein Zimmer in einem Studentenwohnheim miete. Das Studentenwohnheim lag in
Hostivar. Dieser Stadtteil ist mit der Tram knapp 40 Minuten von der Fakultät und damit
dem Stadtzentrum entfernt. Die Zimmer sind mit 12 qm recht klein und müssen mit einem
Zimmernachbarn geteilt werden. Das Studentenwohnheim war ähnlich straff
durchorganisiert wie das Erasmusprogramm. Es gab keine offenen Fragen und die
Mitarbeiter waren zwar nicht immer freundlich aber immer kompetent. Die Zimmer und die
gesamte Anlage sind zwar nicht auf dem neusten Stand aber sehr gepflegt. Fünf Minuten
Fußweg entfernt ist ein Bahnhof. Dessen Dieselloks bringen euch in Minuten zum
Hauptbahnhof oder nach Holesovice. Es ist leicht, in dem Wohnheim mit anderen Menschen
in Kontakt zu kommen. Da das Zimmer sehr klein war und mir darin schnell die Decke auf
den Kopf fiel, gab es einen großen Anreiz den größten Teil des Tages außerhalb zu
verbringen.
Der Alltag:
Es ist empfehlenswert sich im Vorfeld im Buddy-Programm anzumelden. Mein Buddy war
eine gleichaltrige Deutschlehrerin, mit der ich mich sehr gut angefreundet habe, die mir aber
zugegebenermaßen kaum bei Alltagsproblemen half, da ich diese auch nicht hatte.
Zusätzlich hatte ich noch eine Tandempartnerin, mit der ich mich ebenfalls regelmäßig traf
und meine Sprachkenntnisse verbessern konnte. Am wichtigsten war mir dort die
Theatergruppe des germanistischen Instituts. Wir waren 10 Menschen, eine Mischung aus
Erasmusstudenten, dort lebenden Deutschen und Tschechen und übten ein Stück ein. Wir
trafen uns regelmäßig einmal die Woche und betraten im Dezember die Bühne des GoetheInstituts. Diese Personen waren mir während des Aufenthalts am meisten ans Herz
gewachsen und wir bildeten eine Gemeinschaft, die außerhalb der Proben ebenfalls viel
miteinander unternahm.
Die Freizeitangebote des Erasmusclubs dort sind ebenfalls empfehlenswert. Es gab einmal
die Woche einen Filmabend an dem, mit englischen Untertiteln, tschechische Filme
vorgeführt wurden. Es wurden auch viele Exkursionen und Städtetrips organisiert, die
empfehlenswert sind. Ich habe diese Angebote für einige Wanderungen und Tagesausflüge
in Anspruch genommen. Die Kosten sind minimal, da der öffentliche Nah- und Fernverkehr
preislich nicht mit Deutschland vergleichbar ist.
Durch Universitätskurse kam ich zu zwei Veranstaltungen, die eine war ein Theaterstück,
welches gemeinsam besucht wurde, das andere war ein Ausflug nach Ústí nad Labem.
Dort besuchten wir das noch nicht öffentlich zugängliche Museum der Geschichte und
Kultur der Deutschen in den böhmischen Ländern.
Das Prager Kulturleben ist das reichhaltige Kulturleben einer Hauptstadt. Das Angebot ist
sehr vielfältig. Erwähnenswert sind hier die unabhängigen Kinos wie Aero oder BioOko, die
regelmäßig themenspezifische Festivals organisieren und diese mit viel Liebe zum Detail
durchführen. Für Musikkonzerte gibt es ebenfalls eine Vielzahl kleinerer Veranstaltungsorte
und die Eintrittspreise lagen selten über 250 Kronen. Das Theaterangebot soll ebenfalls
nicht unterschlagen werden. Einige Theater bieten für ihre Stücke englische Übertitelungen
an. Wer es sich zutraut, den Stücken auf Tschechisch zu folgen, sollte dies unbedingt
wahrnehmen.
Wer deutsche Bücher vermissen sollte, ist gut in der Bibliothek des Goethe-Instituts
aufgehoben, die Halbjahresgebühr ist sehr gering, die Auswahl der Bücher ist jedoch
vielfältig. Einmal wöchentlich findet auch ein deutscher Stammtisch statt. Dieser wird vom
germanistischen Institut veranstaltet und es können sich Personen treffen die entweder
Muttersprachler sind oder die deutsche Sprache lernen wollen.
Die Finanzen:
Das Erasmusgeld deckte die monatliche Miete ab. Übrig blieben dann noch ca. 60 Euro. Ein
Teil des Geldes floss noch in eine 3 Monatskarte für den Nahverkehr die bei knapp 40 Euro
liegt. Die Preise sind aber insgesamt moderat. Der Mittagstisch ist oftmals für nicht mehr
als 100 Kronen zu haben. Obwohl ich keine großen Ersparnisse hatte, musste ich mir um
meine Finanzen kaum Gedanken machen, Wenn man die Abende nicht in irischen
Touristenpubs verbringt, sollte es keine größeren Probleme geben. Ein Haarschnitt kostet
mit 100 Kronen so viel wie vier Bier.
Fazit:
Es war eine angenehme Zeit in Prag. Die Kurse werden mir größtenteils nicht lange im
Gedächtnis bleiben, auch wenn es viele anregende Veranstaltungen gab. Kontakte zu
anderen Erasmusstudenten hatte ich weniger, da ich auch Anschluss an Prager Tschechen
und Prager Deutsche fand. Die Stadt gefällt mir so gut, dass ich im Moment alle paar
Wochen hinreise um einige Tage dort zu verbringen und freue mich nun die Stadt auch im
Frühling kennenzulernen.