Portugal Universidade de Coimbra Im Rahmen des Erasmus+ Programms verbrachte ich das WS 2015 / 2016 in Coimbra, Portugal. Die drittälteste Universitätsstadt Europas, nach Bologna und Krakau, liegt etwa 100 km südlich von Porto und 200 km nördlich von Lissabon an den Ufern des Rio Mondego. der 40km entfernt in den Atlantische Ozean mündet. Ein Fünftel der 110.000 Einwohner Coimbras sind Studenten, darunter viele internationale Studierende, was die Stadt sehr jung und lebendig macht. Anmeldung und Einschreibeverfahren Nach dem ich von der Uni Freiburg die Zusage für meinen Platz in Coimbra erhalten hatte, bekam ich einige Wochen später eine Email von der Uni Coimbra mit Zugangsdaten für eine Internetplatform, auf der ich eine Online-‐Bewerbung ausfüllen sollte. Nach der Eingabe einiger persönlicher Daten und dem Hochladen eines Passfotos und des Learning Agreements (kein transcript of records nötig) waren die Formalien erstmal erledigt. Danach werdet ihr wahrscheinlich längerer Zeit nichts hören, was aber kein Grund zur Verunsicherung ist. Mit der Online-‐Bewerbung und der Zusage in Freiburg ist man in der Regel im System der Uni Coimbra drin. Weitere Schritte erfolgen dann erst vor Ort. Man sollte beachten, dass man beim Erasmus Büro (Casa da Lusofonia) auf der Homepage einen Termin ausmachen muss, um bestimmte Dokumente wie bspw. die Aufenthaltsbestätigung oder eine Studienbescheinigung zu bekommen, sonst wird man nicht bedient. Bei diesen Gruppenterminen werden auch alle weiteren nötigen Verwaltungsschritte von der Erasmuskoordinatorin erklärt (zuständig für alle Fachbereiche, nicht nur für Jura). Unter anderem wird man zur Loja do Cidadao (Rathaus) gehen müssen und eine Registrierung in Coimbra sowie eine NIF (Steuernummer) beantragen müssen. Der genaue Ablauf wird aber vor Ort erklärt. Im International Office kann man sich dann bei der Koordinatorin Silvia Dragi in Kurse einschreiben. Man sollte hierfür zu Anfang der Sprechstunde kommen, da die Schlange der Erasmusstudenten sehr lang sein wird. Ansonsten sollte man sich darauf einstellen, dass Frau Dragi ungern Englisch spricht und kooperativer ist, wenn man wenigstens versucht, portugiesisch zu sprechen. Ansonsten ist die Änderung von Vorlesungen aber überhaupt kein Problem. Vorbereitung auf das Auslandsstudium & Sprache Da ich bereits während der Schulzeit ein Jahr in Brasilien gelebt habe, konnte ich schon vor meiner Entscheidung, nach Portugal zu gehen, portugiesisch sprechen. Zur Auffrischung belegte ich zusätzlich im Sommersemester 2015 einen Portugiesisch-‐ Sprachkurs an der Uni in Freiburg (Kosten ca. 85 Euro), der mit einer kleinen schriftlichen Prüfung und einem Referat abgeschlossen wird. Leider wird nur brasilianisches Portugiesisch als Sprachkurs angeboten. Zum Reinkommen ist es dennoch empfehlenswert, da sich zumindest der Wortschatz des brasilianischen und portugiesischen Portugiesisch (fast) deckt. Grammatik und vor allem Aussprache sind allerdings sehr verschieden. Portugiese benutzen grammatikalisch komplexeren Figuren wie zB den Konjunktiv auch in der Alltagssprache und sprechen viel schneller 1 und undeutlicher, zudem gibt es andere Aussprachregeln für bestimmte Konsonanten und Laute. Man sollte sich darauf einstellen, dass man mit einem „brasilianischen Akzent“ sehr gut verstanden wird, aber andersherum am Anfang nicht unbedingt alles und jeden versteht. In Coimbra wird Mitte August ein zweiwöchiger Intensivkurs angeboten, der für diejenigen, die noch gar kein Portugiesisch sprechen, empfehlenswert ist. Er ist zwar sehr anstrengend (jeden Tag von 9-‐16 Uhr) und relativ teuer, aber vor allem auch hilfreich, um direkt am Anfang andere Erasmusstudenten kennenzulernen. Während des Semesters gibt es kostenlose Sprachkurse für Erasmusstudenten auf drei verschiedenen Niveaus (A1, A2 und B1; im zweiten Semester dann A2, B1 und B2). Die Anmeldung hierfür war in den letzten Jahren sehr kompliziert, eine Vereinfachung des Verfahrens wurde aber angekündigt und müsste mittlerweile online laufen. Informieren kann man sich hierzu in der Faculdade de Letras, im Sprachbüro. Der Kurs ist sehr hilfreich, da man neben der Sprache, die man für die Vorlesungen braucht, auch viel über die Kultur Portugals lernt und andere Erasmusstudenten trifft. In den „höheren“ Kursen sollte man damit rechnen, dass sich hierfür viele Italiener und Spanier anmelden, die einem aufgrund der Ähnlichkeit der Sprachen teilweise einen Wissensvorspruch voraus haben, der sich aber nach ein paar Wochen ausgleicht. Der Kurs besteht aus zweimal zwei Stunden pro Woche Unterricht mit einer Anwesenheitspflicht von 75 Prozent (idR 6 Fehltermine = 12 Stunden), vier kleinen Tests während dem Semester oder einer Klausur am Ende (Januar). Wenn man regelmäßig seine Hausaufgaben macht und sich im Alltag Mühe gibt, Portugiesisch zu reden oder zumindest zu verstehen, sind diese Prüfungen auch ohne großen Lernaufwand machbar und sehr hilfreich. Außerdem gibt der Kurs 6 ECTS Punkte,die man sich ins LA schreiben kann. Ansonsten ist es sehr gut möglich, in Coimbra zu leben, ohne Portugiesisch zu sprechen, da das Englisch der meisten Portugiesen sehr gut ist. Als kleines Land wird in Portugal fast nichts im Fernsehen und Kino synchronisiert, sodass Portugiesen schon sehr früh auf das Erlernen von Englisch angewiesen sind. In vielen Cafés und Restaurants wird man selbstverständlich auf Englisch bedient, was auch dadurch verstärkt wird, dass Coimbra ein beliebtes Touristenziel in Portugal ist und überdurchschnittlich viele internationale Studenten in der Stadt leben. Ich rate aber trotzdem jedem, die Sprache zu lernen. Es gibt kaum einen einfacheren Weg, eine neue Sprache zu erlernen, als sie vor Ort mit Muttersprachlerinnen auszuprobieren. Es wäre schade, dass aus seinem Auslandsaufenthalt nicht mitzunehmen. Außerdem hat man größere Möglichkeit, von Portugiesen ernst genommen zu werden, wenn man wenigstens einfache Dinge auf Portugiesisch sagen kann und versteht. Zudem sind alle Vorlesungen auf Portugiesisch. Gleichzeitig muss man sich aber auch nicht sorgen, wenn man die Sprache nicht perfekt beherrscht und vieles nicht versteht, da die meisten Portugiesen mit Ausländern sogar lieber Englisch sprechen. Man sollte sich davon aber andererseits auch nicht entmutigen lassen und es weiter auf Portugiesisch versuchen, selbst wenn auf Englisch geantwortet wird. Oft sind es die Einheimischen einfach nicht gewohnt und wollen einem einen Gefallen tun. Man kann zusammengefasst mit ein bisschen Mühe viel lernen, muss sich aber auch nicht überanstrengen, da man mit Englisch sehr gut durchkommt. Zur Vorbereitung auf das Auslandssemester ist es außerdem empfehlenswert, der „ESN Coimbra“ -‐ Facebookgruppe beizutreten. Ende August / Anfang September werden hierüber erste Treffen und Parties organisiert und teilweise bekommt man hilfreiche 2 Informationen zur Wohnungssuche. Auch später werden Ausflüge und weitere Veranstaltungen von ESN hierüber bekannt gegeben. Um finanzielle Probleme zu vermeiden, sollte man vorher auch eine EC-‐Karte besorgen, mit der man kostenfrei im Ausland abheben kann, da eine Kontoeröffnung in Coimbra nicht ganz einfach ist (dazu später mehr). Belegte Veranstaltungen In Coimbra besucht man als Erasmusstudent in der Regel wie in Freiburg in erster Linie Vorlesungen, die in Jura keine Anwesenheitspflicht haben. Außerdem gibt es sogenannte „aulas practicas“, die ähnlich AGs aus Kleingruppen bestehen, in denen Fälle gelöst werden und den theoretischen Stoff der Vorlesungen begleiten. Hierfür ist als Erasmusstudent ebenfalls keine Anmeldung erforderlich. Prüfungen finden normalerweise am Ende des Semesters (Mitte/Ende Januar; Mitte/Ende Juni) statt und umfassen den Stoff des gesamten Semesters. Es gibt auch die Möglichkeit, mehrere kleine Klausuren während des Semesters abzulegen, allerdings ist dann eine Anwesenheit von mindestens 75 Prozent erforderlich. Ob eine Teilnahme von Erasmusstudenten an diesem Prüfungssystem möglich ist, weiß ich allerdings nicht. Die meisten Professoren bieten zudem mündliche Prüfungen auf Portugiesisch, in Ausnahmefällen auch auf Englisch an. Zu Vorbereitung auf die Prüfungen ist der Kauf von Lehrbüchern nicht nötig. In den Copyshops rund um die Fakultät gibt es von Studenten geschriebene Zusammenfassungen des Lernstoffs für ca. 10 Euro, die in den meisten Fächern ausreichen. Die Schriftlichen Prüfungen sind damit gut machbar, allerdings muss man die Prüfungstermine beachten, die sehr nah beieinander liegen können, sodass man schon gleichzeitig für mehrere Klausuren lernen muss. Die Termine werden im Internet ab Oktober / November auf der Plattform „inforestudante“ (Zugangsdaten bekommt man schon vor Ankunft für die Online-‐Bewerbung) veröffentlicht. Dabei werden auch die Einschreibungsfristen für die Prüfungen bekannt gegeben (online). Mündliche Prüfungen finden meist erst nach den schriftlichen Terminen statt. Ansonsten jeden Professor nach den ersten Wochen ansprechen und nach mündlicher Prüfung fragen, Termine können dann teilweise sehr flexibel vereinbar werden, was den Prüfungsstress am Ende des Semesters entzerren kann. Direito Constitucional I, Prof. Loreiro: Verfassungsrecht ist leider zu Beginn eine sehr verwirrende Vorlesung, da der Professor sehr undeutliche spricht und als Powerpoint-‐Folien nur die Gliederung der Veranstaltung benutzt. Prof. Loreiro ist allerdings sehr nett und vor allem sehr interessiert an Erasmusstudenten und hilfreich bei Fragen und Problemen. Er fragt idR immer nach und erklärt das Gesagte gegebenenfalls noch mal auf deutsch, was er seit seinem Studium in Freiburg fließend spricht. Während der Vorlesung schweift er leider viel ab und springt in seinen Erklärungen im Stoff hin und her, sodass die Veranstaltung zur Prüfungsvorbereitung eher weniger zu empfehlen ist. Ich habe die „normale“ schriftliche Vorlesungsabschlussklausur auf portugiesisch mitgeschrieben. Der Stoff besteht hauptsächlich aus 3 Verfassungsgeschichte und –theorie und ist damit sehr theoretisch, deshalb sollte man mit diesem Fach nicht zu spät anfangen. Sehr hilfreich ist insbesondere in diesem Fach der Besuch einer „Aula pratica“ (Kleingruppen, ähnlich AG), die in unserem Jahr sogar extra für Erasmusstudenten auf Englisch angeboten wurde. Prof. Loreiro hatte außerdem netterweise angeboten, dass Erasmus-‐Studenten als Prüfungsleistung auch eine Hausarbeit auf Deutsch mit portugiesischer Übersetzung schreiben könnten und/oder mündliche Prüfung am Ende des Semesters, unter Umständen teilweise auch auf Englisch/Deutsch. Direito da Uniao Europeia, Prof. Machado: In Europarecht arbeitet Prof. Machado mit vielen Powerpointfolien, weshalb seiner Vorlesungen mit am besten zu folgen ist. Der Hörsaal ist meist voll mit internationalen Studierende, insofern ist auch dieser Professor sehr gut auf Erasmusstudenten vorbereitet. Europarecht ist sehr gut mit deutschen Materialien lernbar oder mit den Folien aus Machados Vorlesung. Die Zusammenfassung aus dem Copyshop ist in diesem Fach nicht zu empfehlen, da sie sehr umständlich formuliert und zu umfangreicht ist. Direito Internacional Publico I, Prof. Almeida: Auch Prof. Almeida hält seine Vorlesung ohne Hilfsmittel und hat eine relativ leise Stimme. Da die Vorlesung sehr gut besucht ist, sollte man deswegen am besten frühzeitig kommen und in der Mitte in der Nähe des Rednerpults Platz nehmen, um Prof. Almeida gut zu hören. Die Veranstaltung ist gut struktuiert, am Anfang der Stunde werden Themen wiederholt und Prof. Almeida diktiert auch ab und zu, insofern ist der Besuch der Veranstaltung zur Prüfungsvorbereitung hilfreich. Die Zusammenfassung im Copyshop entspricht zudem ziemlich genau dem was Almeida sagt, sodass man sie sich auch schon vor der eigentlichen Prüfungsvorbereitung kaufen könnte, um der Vorlesung besser folgen zu können. Italiano I : Außerdem habe ich neben dem Portugiesisch-‐Sprachkurs noch einen Italienisch-‐ Sprachkurs an der Falcudade de Letras besucht. Da es sich um eine andere Fakultät als die rechtswissenschaftliche Fakultät handelt, ist die Einschreibung ein wenig komplizierter: Man muss zunächst den zuständigen Erasmuskoordinator des bestimmten Studienfachs (in meinem Fall Italienisch) und, gegebenenfalls auch den Dozenten der Veranstaltung persönlich ansprechen (Sprechstunden bzw. Email im Internet) und fragen, ob man den Kurs besuchen kann. Anschließend muss man das LA bei der Casa da Lusofonia und nicht im International Office der Jurafakultät unterschreiben lassen. In Sprachkursen trifft man in der Regel viele andere Erasmusstudenten. Der Unterricht findet auf Portugiesisch statt, allerdings ist bei A1-‐Niveau alles noch relativ selbst erklärend. Mein Kurs bestand aus vier Stunden pro Woche ohne Anwesenheitspflicht, 4 einer schriftliche Prüfung und einer mündlichen im Januar, die beide gut machbar waren. Der Kurs machte mir besonders viel Spaß. Ich sah im Auslandssemester eine gute Chance, die vermehrte Zeit zu nutzen, um eine neue Sprache zu lernen. Es gibt auch die Möglichkeit, Sprachkurse im sog. „Centro de Linguas“ zu belegen. Die Anmeldefrist läuft Anfang des Semesters aus, man sollte sich also frühzeitig informieren. Der Kurs kostet allerdings 75 Euro pro Semester und gibt nur 3 ECTS Punkte Portugiesisch III, (s.o.) Unterschiede zum deutschen Jurastudium / Studium in Freiburg Wie in Freiburg sind die Vorlesungen der Erstsemester noch relativ voll, und die der höheren ähnlich schlecht besucht. Ich empfand die Vorlesungen teilweise als sehr theoretisch und wenig praxisorientiert. Das Lösen von Fällen stand wenig im Vordergrund, sondern eher die theoretische Grundlage des Rechtsgebiets. Auch die Klausuren waren dementsprechend anders gestaltet: Statt einen großen Fall zu lösen, bestehen die Prüfungen hauptsächlich aus Wissensabfrage. Als Eigenleistung muss man ab und zu gewisse Fallgestaltungen kommentieren aber nicht gutachterlich lösen. Auch der Studienaufbau ist anders: Strafrecht und Kriminologie kommt erst in höheren Semestern, internationales öffentliches Recht dagegen bereits im ersten Semester. Die Veranstaltungen bestehen meist aus Teil I im Wintersemester und Teil II im Sommersemester, sodass man eher in Studienjahren als in Semestern rechnet. Umsetzung der eigenen Studienplanung / Anrechnung großer Öff Um die Anrechnung des großen Öffs zu erreichen, habe ich nur öffentlich-‐rechtliche Kurse belegt. Die Anrechnung habe ich noch nicht bestätigt bekommen, allerdings errechne wurden die von mir belegten öffentlich-‐rechtlichen Fächer, in den letzten Jahren regelmäßig anerkannt. Verwaltungsstellen / Studenteninitiativen Die Hauptanlaufstelle für Fragen und Probleme rund um das Studium ist das International Office der juristischen Fakultät. Leider sind die Sprechstunden sehr voll, sodass man einiges an Zeit und Geduld mitbringen sollte. Was die Freizeitgestaltung angeht, ist die Organisation „ESN“ in Coimbra sehr gut aufgestellt. Portugiesische Studenten (oft ehemalige Erasmusstudenten) organisieren auf ehrenamtlicher Basis jede Menge Einführungs-‐ und Kennenlernenveranstaltungen wie beispielsweise einen Welcome Month im September, mit tägliche Aktionen, Parties, Dinners etc. Außerdem bieten sie Trips nach Lissabon, Algarve, Aveiro, Porto, Alentejo, Braga und und vielen weiteren sehenswürdigen Orten an, ohne viel Geld dafür zu verlangen. Im Rahmen des „Social Erasmus“ wurde jeden Montag ein Charity-‐Filmabend veranstaltet, an dem Filme aus unterschiedlichen Ländern gezeigt wurden und der Erlös an soziale Projekte in Coimbra ging. 5 Die Truppe ist eventuell nach „portugiesischer Manier“ manchmal etwas unorganisiert, bietet aber gerade am Anfang eine gute Möglichkeit, andere Erasmusstudenten kennenzulernen. Freizeitgestaltung An der Uni habe ich die Portugiesen nicht so aktiv erlebt. Außerhalb der Uni sind die sogenannten „Republicas“ zu erwähnen. Sie sind Studentenverbindungen, allerdings sind sie in keiner Weise vergleichbar mit deutschen Verbindungen. Sie organisieren Konzerte und Proteste, politische Aktionen und Partys und sind in der Regel eher linkspolitisch angehaucht. Der AAC bietet kostengünstig viele Sportkurse an. Man sollte am besten vor Ort vorbeischauen, um sich zu informieren, da die Internetseite nicht mehr ganz aktuelle ist. Dort gibt es auch die Möglichkeit, an Radioprojekten teilzunehmen oder in der Theatergruppe o.ä. mitzumachen. Wenn man musikalisch ist und man die melancholische Musik macht, sollte man sich nach Fado-‐Gruppen umhören. Diese Musikart kommt traditionell aus Coimbra und wird noch von vielen Studenten gespielt. Am Rio Mondego kann man sehr gut joggen oder spazieren oder sich in die Sonne legen. Für Laufen oder Radfahren ist Coimbra ansonsten nicht so gut geeignet, da es sehr hügelig ist. Trotzdem gibt es einen Lauftreff jeden Mittwoch Abend, der ab 21 Uhr durch die Innenstadt läuft. In Uninähe gibt es viele Cafés mit Espresso für 40 ct oder den berühmten „Pasteis de nata“ für 70 ct, die man in der Sonne genießen kann. Restaurants befinden sich vor allem in der „Baixa“ (untere Altstadt). Wenn man ein bisschen von den Hauptstraßen und – plätzen mit den sehr touristsichen Ecken weg geht, findet man sehr typische urige und preiswerte Restaurants mit traditionellem portugiesischen Essen. Zu empfehlen ist beispielsweise „Zé Manuel“ (findet man auch in jedem Stadtführer) : Ein sehr kleines gefließtes Restaurant mit Zetteln an der Wand, auf der man Botschaften an den Restaurantbesitzer oder weitere Gäste hinterlassen kann. Hier sollte man am besten vorher reservieren oder direkt zu Öffnungszeiten kommen. Auch das Nachtleben hat einiges zu bieten in Coimbra. Zwar gibt es nicht unzählige Bars und Clubs (man kennt sie eher nach 1-‐2 Wochen alle). Allerdings ist in der Studentenstadt zumindest unter der Woche immer viel los und die Preise für Getränke sind unschlagbar billig. Die meisten Bars befinden sich rund um den „Praca da Republica“, solange es warm genug ist, steht man meistens vor der Bar auf der Straße als drinnen. Dort genießt man dann meistens ein kleines eiskaltes Bier („Fino“) oder einen Caipirinha und zu späteren Stunde trinken Portugiesen auch sehr gerne Shots. Etwas außerhalb von Coimbra befinden sich zwei große Einkaufszentrum (Forum und Dolce Vita) mit einem riesigen Angebot an Geschäften und einem Kino, sowie einer Bowling-‐Bahn. Am Wochenende und in den Semesterferien ist leider nicht so viel los, da viele Portugiesen dann nach Hause zu ihren Eltern fahren. Deswegen kann man die Wochenenden gut für Ausflüge in die Umgebung nutzen. Zu dem Strandort Figueira da Foz kommt man mit der Bahn in ca. 45 Minuten für 7 Euro (Hin und Zurück). Von der Organisation „Erasmus Coimbra Adventure Riders“ werden auch Surfcamps nach Peniche organisiert, einem weltweit bekannten Surferort. Außerdem bieten sie Ausflüge zum Kajak-‐Fahren auf dem Rio Mondego an. Am besten kann man sich hierüber auf Facebook informieren (Erasmus Coimbra Adventure Rider). 6 Anreisetipps Spätestens in der ersten Semesterwoche sollte man anreisen. Zwar beginnt das Semester erst Mitte/ Ende September, allerdings kommen die Portugiesen erst kurz vor Vorlesungsbeginn wieder, sodass die Wohnungssuche immer schwieriger wird. Ich bin mit Easyjet von Basel nach Porto geflogen und habe von dort den Bus genommen. Man erreicht den Busbahnhof innerhalb von 45 Minuten mit der Metro-‐ Linie E bis zur Haltestelle „Bolhao“ und läuft dann 10 Minuten in die „Rua Alexandre Herculano“. Der Bus braucht dann weitere 1,5 Stunden und kostet für Jugendliche 10 Euro. Man erreicht Coimbra von Porto auch mit dem Zug vom Bahnhof Campanha, den man ebenfalls mit der Metro erreicht. Der Zug ist allerdings etwas teurer (13 Euro= und der Bahnhof für Fernzüge befindet sich etwas außerhalb von Coimbra, sodass man in „Coimbra-‐B“ noch einen Regionalzug oder ein Taxi zu „Coimbra-‐A“ nehmen muss. Von anderen Flughäfen , zb Frankfurt-‐Hahn fliegt Ryanair nach Porto. Diese Fluglinien sind sehr billig, allerdings sollte man sich rechtzeitig über Kosten für Gepäck informieren, sodass es ggf billiger sein könnte, mit einer teureren Airline zu fliegen, die keine Extrakosten für die Gepäckabgabe erhebt. Man bucht sich am besten vor Ankunft ein Hostel. Ich war im NS Hostel direkt am Praca da Republica, was von der Lage her sehr zu empfehlen ist, da man so direkt die ersten Abende am Praca verbringen kann. Zimmersuche Zimmer findet man am besten vor Ort über Schilder an den Wohnungstüren selbst oder Zettel mit Telefonnummern der Vermieter, die in Coimbra an nahezu jeder Laterne hängen. Man kann dann einfach anklopfen oder anrufen. Gerade für die Zimmersuche sind Portugiesischkenntnisse deshalb hilfreich. Es empfiehlt sich nicht das erstbeste Zimmer zu nehmen, sondern einige anzuschauen, um vergleichen zu können. Ab und zu verlangen die Vermieter den Abschluss eines Mietvertrags, der ist in der Regel aber ohne Probleme jederzeit kündbar. Die Miete wird meist bar bezahlt oder monatlich überwiesen. Ein gerechtfertigter Mietpreis liegt zwischen 150-‐250 Euro für Standardzimmer: Sie sind sehr einfach möbiliert, schlecht isoliert und haben in der Regel keine Heizung, eine einfache Küche und Bad. Billiger sind geteilte Zimmer, teurer (zT bis 300 Euro) sind Wohnungen etwas außerhalb des Stadtzentrums mit besserer Ausstattung. In den billigeren Wohnungen kann es vor allem im Winter nachts kalt und feucht werden. Mit Decke oder Schlafsack bzw Standheizern, die man im Supermarkt für 10 Euro bekommt, hält man diese Zeit aber auch relativ gut aus. Es gibt sog. Erasmushäuser (Blue house), in denen nur Erasmusstudenten wohnen und häufig Parties gefeiert werden. Die Univermittlung von Zimmern ist nicht zu empfehlen ( oft werden hier zu teure Wohnungen in schlechter Qualität angeboten). Empfehlenswerte Wohnlagen befinden sich rund um den Praca da Republica, oder um den Praca do Commercio, da man so am nähsten an den Bars und Kneipen dran ist. Wer lieber in der Nähe der Fakultät wohnen möchte und sich die 125 Treppenstufen mehrmals pro Woche oder Tag sparen möchte, sollte auf dem Hügel in der Altstadt suchen. 7 Kontoeröffnung Eine Kontoeröffnung ist grundsätzlich mit einer Steuernummer (NIF) möglich. Im ESN-‐ Büro wird bei den Einführungsveranstaltungen auch auf diese Möglichkeit bei der Bank Santander (Vorstellung bei Begrüßungsrunde in Casa da Lusofonia) hingewiesen. Allerdings dauert es relativ lange den Bankvertrag abzuschließen und die Karte etc. zu beantragen. Es ist deshalb viel einfach, vor Beginn des Auslandsaufenthalts eine EC-‐ Karte zu besorgen, mit der man auch im Ausland gebührenfrei abheben kann. Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland eher niedriger in Portugal. Miete, Essen und Trinken gehen und öffentliche Verkehrsmittel sind deutlich billiger. Lebensmittel sind aber fast genauso teuer, höchstens Obst und Gemüse ist teilweise billiger. Supermärkte sind leider sehr schlecht zu erreichen, da es nur einige wenige außerhalb des Stadtzentrums gibt. Gemüse und Obst, sowie Milch, Butter, Brot etc. kann man ganz gut in den „Mini-‐Markets“ in der Stadt kaufen. Handy, Internet und Post Bei der Einführungsveranstaltung von ESN werden Handy-‐Prepaid-‐Karten von NOS für 8 Euro im Monat angeboten. Bestimmte Apps (Whatsapp, Facebook, Instagram etc) sind damit komplett frei, außerdem bekommt man 200 Freiminuten und 200 Frei-‐SMS. Das Netz ist eigentlich immer gut und die Karten sind an vielen Kiosken überall in der Stadt aufladbar. Man kann damit allerdings nicht ins Ausland telefonieren. Die deutsche SIM-‐Karte könnte man deshalb mitnehmen und für Notfälle ein geringes Guthaben bereit halten. Das WLAN ist in fast in allen Wohnungen sehr gut, in der Uni leider eher schlecht. Allerdings gibt es viele freie WLANs in Cafés oder in kleinen Lernräumen. Post zu erhalten, ist eher schwierig, da viele Wohnungen in der Altstadt keinen Briefkasten oder Klingel haben, sodass schnell etwas verloren geht. Auch das Zurückschicken von Sachen am Ende des Jahren empfiehlt sich nicht, da es fast teurer ist als Zusatzgepäck zu buchen. 8
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