Als die Bomben fielen

Datum: 07.05.2015
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Themen-Nr.: 540.003
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LINN: Heinrich Kohler Erinnerungen eines
Zeitzeugen an die Bombardierung des Strickhofs
Als die Bomben fielen
Heinrich Kohler aus Linn skizziert die Situation, als die Bomben fielen
Landwirt Kohler vor seinem Bauernhaus
Bilder: hle
Am Sonntagmorgen, 4. März 1945,
entluden sechs US-Bomber ihre Last
über dem zürcherischen Strickhof
beim Irchel. Der Ur-Linner Heinrich
Kohler hat das hautnah miterlebt.
musste ich wegen Grippe das Bett Ebenso die vorgeschriebene Verdunhüten. Plötzlich hörte ich Detonatio- kelung, welche offenbar die Deutnen, es war um 9 Uhr. Es handelte schen von uns verlangt hatten, um so
Hans Lenzi
krater mal inspiziert; zum nahen auch noch, dass im nahen Düben-
sich um Spreng- und Brandbomben. gegnerischen Flugzeugen keine OriSpäter habe ich den einen Bomben- entierungshilfe zu liefern. Ich weiss
Und wurde damit zu einem Haus, welches Totalschaden erlitten dorf am Kriegsende viele ausländiwichtigen Zeitzeugen. Der hatte, zog es mich jedoch nie. Man sche Maschinen geparkt waren, und
89-Jährige weiss noch viele hörte, dort sei Nazi-Material zum verschiedentlich beobachteten wir,
Details. Traumatisiert war er Vorschein gekommen», entsinnt sich wie flügellahmes Fluggerät über unLandwirt Kohler. «Panik ist bei uns sere Köpfe hinweg zog.»
zu keinem Zeitpunkt.
«Ja, ich mag mich noch gut an dieses auf dem Strickhof nie ausgebrochen.
Militärisch interessiert
Ereignis erinnern. Eigentlich fuhr Wir waren ja an Sirenenalarm und
ich übers Wochenende immer nach überfliegende Militärmaschinen ge- Heinrich Kohler war damals 18,5
Hause nach Linn, aber an jenem Tag wohnt, nahmen das recht locker. Jahre alt und in Ausbildung zum
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Landwirt. Nach dem Ereignis sei auf
dem Strickhof alles so weiter gelaufen wie immer: Keine Notfallübungen, nichts. Die rund zwanzig Bomben hätten im nahen Wald Richtung
Zoologischer Garten eine lange
Schneise geöffnet, und es wären
Tote und Verletzte zu beklagen gewe-
sen. «Ich hörte nie Flabfeuer, aber
gleich nach dem Bombenwurf
herrschte grosses Chaos: Luftschutz-
truppen und Feuerwehren näherten
sich der Unfallstelle mit Karacho»,
vergegenwärtigt sich Kohler. «Tage
später besuchte mich auf Wunsch
meiner Mutter mein Götti; er wollte
sich vergewissern, dass mir auch ja
nichts passiert ist.» Selber hat der
spätere Oberleutnant bei der Artillerie gedient und gegen 1000 Diensttage auf dem Konto: «Für uns Bauern war der Militärdienst oft so etwas
wie Ferien. Zu Hause schauten damals noch die Eltern und die Dienstleute - während des Krieges beschäf-
tigten wir auch internierte Polen für den 20 Hektaren grossen Hof.»
Heute ist das meiste Land verpachtet, der sympathische Landwirt bewirtschaftet selber nur noch seinen
Baumgarten.
Traumberuf Tierarzt
Ist Heinrich Kohler als Farmer immer
zufrieden gewesen? «Ja, meistens, obwohl mein Traumberuf der eines Veterinärs gewesen wäre. Von uns zwei
Brüdern musste aber einer den Betrieb übernehmen, weshalb nur der
Altere studieren durfte; er promovierte als Chemiker. Als ehemaliger
Bezirksschüler war ich aber immer an
vielem interessiert und neugierig, be-
sonders Geografie, Naturkunde und
Sprachen sagen mir zu.» Weiterhin
fühlt sich der unverheiratete Kohler
im Chriesidorf Linn wohl und geniesst dort seinen Lebensabend.
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